andern Saiten aber geht die durch den Sänger erregte Schallwelle wirkungslos vorüber. Dieses durch gleichgestimmte Töne hervorgerufene
Mitklingen nennt man Resonanz (s. d.). Die gleichgestimmte Welle aber muß, um die Saite in Schwingungen zu versetzen, einen
Teil der Energie ihrer Bewegung an sie abtreten; sie geht daher jenseit der Saite geschwächt weiter. Denken
wir uns nun eine Harfe aus lauter gleichgestimmten Saiten aufgestellt und diesseits eine gleichgestimmte Schallwelle erregt,
so muß dieselbe jenseits geschwächt anlangen, weil ihre Energie zum großen Teil von den Saiten aufgenommen oder absorbiert
worden ist.
Eine anders gestimmte Tonwelle dagegen geht durch die Harfe ungestört durch und schreitet jenseits ohne
erheblichen Verlust weiter. Eine Bunsensche Flamme, in welcher glühende Natriummoleküle schweben, ist einer solchen Harfe
vergleichbar; sie muß daher diejenige Lichtgattung D, welche sie selbst ausstrahlt, schwächen oder sogar auslöschen, während
sie für alle andern Strahlenarten durchsichtig ist. Wir begreifen hiermit den Vorgang der Absorption des Lichts
und erkennen zugleich das wichtige Gesetz, »daß jeder Körper gerade diejenigen Strahlengattungen absorbiert, welche er selbst
auszusenden im stande ist, oder daß das Absorptionsvermögen eines Körpers für eine bestimmte Strahlenart seinem Emissionsvermögen
für dieselbe proportional ist«.
Vermöge der schwingenden Bewegung, welche innerhalb eines jeden Moleküls durch das absorbierte Licht angeregt
wird, senden die Moleküle nun selbst Strahlen aus, welche, wenn sie zu den sichtbaren Strahlen gehören, als Fluoreszenzlicht
wahrgenommen werden, und zwar erklingen die Moleküle mit dem ihnen vermöge ihrer chemischen Zusammensetzung eigentümlichen
Farbenton. Da aber innerhalb der Moleküle fester und flüssiger Körper die Schwingungen nicht so ungehindert stattfinden können
wie innerhalb der völlig freien Moleküle der Gase, so liegt der durch Fluoreszenz ausgesandte Farbenton stets tiefer als der
Ton, auf welchen das Molekül abgestimmt ist, und welchen es im gasförmigen Zustand aussenden würde, d. h.
die hellste Stelle im Spektrum des Fluorenszenzlichts ist stets weniger brechbar als die dunkelste Stelle
im Absorptionsspektrum.
Wie innerhalb eines Moleküls die Atome unter dem Einfluß der chemischen Anziehungskraft, so können innerhalb eines festen
Körpers die ganzen Moleküle unter dem Einfluß der Zusammenhangskraft (Kohäsion) um ihre Gleichgewichtslagen schwingen. Werden
sichtbare Schwingungen dieser Art durch Bestrahlung wachgerufen, so sagt man: der Körper phosphoresziert. Phosphoreszenz durch
Bestrahlung wird daher nur an festen Körpern beobachtet. Da diese Schwingungen nicht von dem innern Bau,
sondern nur von der gegenseitigen Gruppierung der Moleküle bedingt sind, so hängt die Farbe des Phosphoreszenzlichts nicht
von der chemischen Zusammensetzung, sondern von der physikalischen Beschaffenheit des phosphoreszierenden Körpers ab. Das Schwefelcalcium
z. B. kann je nach der Art seiner Zubereitung rot, orange, gelb, grün,
blau und violett phosphoreszieren. Da die gegenseitige Lage und der Zusammenhang der Moleküle durch Erwärmen geändert werden,
so ändert sich die Phosphoreszenzfarbe auch mit der Temperatur.
Das Phosphoreszenzlicht einer und derselben Probe von Schwefelstrontium durchläuft beim Erwärmen von -20° auf 200°
alle Farbentöne vom Violett bis zum Orange. Die Schwingungen der Moleküle,
auf welchen die Phosphoreszenz beruht, begegnen einem
geringern Widerstand als die Schwingungen der Atome innerhalb des Moleküls, welche die Fluoreszenz verursachen; daher dauern
jene, einmal angeregt, längere Zeit fort, wogegen diese unmittelbar nach Aufhören der Bestrahlung erlöschen.
Wird ein Körper erwärmt, so werden sowohl die Moleküle selbst als die Atome innerhalb der Moleküle in
Schwingung versetzt. Da die Schwingungen der Moleküle von ihrer chemischen Beschaffenheit unabhängig sind, so erfolgen sie
für alle festen Körper bei der nämlichen Temperatur in gleicher Weise. Bei niedriger Temperatur senden die Körper nur unsichtbare
ultrarote Strahlen aus; mit steigender Temperatur wächst nicht nur die Stärke der Ausstrahlung, sondern zu den bereits vorhandenen
kommen immer stärker brechbare Strahlenarten hinzu. Ist die Temperatur so weit gestiegen, daß sichtbare Strahlen auftreten,
so sagt man: der Körper glüht (vgl. Wärmestrahlung).
(Ausbiß), im Bergbau derjenige Teil des Flözes (s. d.), welcher sich am Endpunkt desselben
befindet.
Selten »beißt« ein Flöz nach allen Seiten in der Tiefe aus, in der Regel erreicht es an irgend einem Punkt (oder
mehreren) die Erdoberfläche (»hebt sich zu Tage heraus«).
Bei Fossilien der letztern Art pflegen am Ausstrich Mächtigkeit wie Qualität
ziemlich gering zu sein.
(spr. ahst'n), Jane, engl. Romanschriftstellerin, geb. 16. Dez. 1775 zu Steventon
in Hampshire, wo ihr Vater Pfarrer war, lebte nach dessen Tod in Southampton und später in Winchester, wo sie 24. Juli 1817 starb.
In der bürgerlich-ländlichen Umgebung, in welcher sie lebte, war von innerm Beruf getrieben, die dichterische
Darstellerin des englischen Mittelstandes geworden, dessen still gemütliches, wenig von Leidenschaften erregtes Dahinleben
sie mit einer Meisterschaft schildert, die selbst einen Walter Scott zur höchsten Anerkennung zwang.
Ihr zuerst veröffentlichter Roman war »Sense and sensibility« (1811); ihm folgten (bis 1816): »Pride and
prejudice«, »Mansfield Park« und »Emma«;
sodann nach dem Tode der Verfasserin: »Northanger Abbey«, ihr frühstes Werk, und »Persuasion«,
ihr letztes, bei dem der Tod sie überraschte.
Eine Gesamtausgabe ihrer Werke erschien zuletzt London 1882 in 6 Bänden.
Vgl.
Austen-Leigh, A memoir of Jane Austen (2. Aufl., Lond. 1871);
Tytler, Jane Austen and her works (das. 1880);
»Letters
of Jane Austen« (hrsg. von Lord Brabourne, das. 1884, 2 Bde.).
(griech. Notos), der stürmische, nebel-, auch gewitterbringende Südwind, auf dem Turm der Winde zu Athen dargestellt
als Jüngling mit umgestürzter Urne und mit zur einen Seite emporgehobenem Mantel.
(tschech. Slavkov), Stadt in Mähren, Bezirkshauptmannschaft Wischau, an der Littawa und der im Bau befindlichen
mährischen Transversalbahn gelegen, mit Bezirksgericht, Schloß des Fürsten Kaunitz, schöner Kirche, Dampfmühle, Spiritusfabrik,
Tuchweberei und (1880) 3487 Einw. -
Das Städtchen, im 12. Jahrh. von den Tempelherren gegründet, ist geschichtlich denkwürdig durch die
sogen. Dreikaiserschlacht, 2. Dez. (Alexander I., Franz I. und Napoleon I. waren in Person zugegen), und den darauf folgenden Waffenstillstand
vom 6. Dez. 1805. Die
mehr
Österreicher und Russen, gegen 84,000 Mann stark, hatten Ende November ihre feste Stellung bei Olschan verlassen u. sich gegen
Brünn in Bewegung gesetzt, um Napoleon, der etwa 70,000 Mann hatte, anzugreifen. Sie glaubten, er sei schwächer und suche
einer Schlacht auszuweichen. Ihr Plan war, die rechte Flanke des Feindes zu umgehen, ihn nach N. zurückzuwerfen
und ihm so die Verbindung mit Wien und mit Böhmen abzuschneiden. Napoleon durchschaute diesen Plan und beschloß, seinen Hauptangriff
auf die infolge der Ausführung dieses Plans etwas entblößten Höhen von Pratze, den Schlüssel der Aufstellung der Verbündeten,
zu richten.
Während diese den rechten Flügel Napoleons unter Davoût angriffen, blutige Gefechte lieferten, aber ihr
Ziel nicht erreichen konnten, ließ Napoleon um die Mittagsstunde die Höhen von Pratze, wo der Oberfeldherr Kutusow selbst stand,
durch Soult nehmen, zwang auch den rechten Flügel der Verbündeten, wo glänzende Reitergefechte stattfanden, zum Rückzug
und warf nun gegen Mittag seine siegreichen Truppen den mit Davoût ringenden Feinden in den Rücken. Damit
war die Schlacht entschieden, der Rückzug der Verbündeten war allgemein und artete bald in wilde Flucht aus.
Auf einem zwischen zwei Teichen sich hinziehenden schmalen Damm drängte sich alles zusammen; viele wagten sich auf die dünne
Eisdecke der Teiche und ertranken, da diese zusammenbrach. Die Österreicher berechneten ihren Verlust
auf 6000, die Russen auf 21,000 Mann, die Franzosen auf 800 Tote und 6000 Verwundete; die letztern rühmten sich, 180 Kanonen
und das ganze Gepäck erbeutet zu haben. Napoleon verlegte 3. Dez. sein Hauptquartier nach dem Schloß Austerlitz, hatte 4. Dez. bei
Nasiedlowitz eine Zusammenkunft mit Kaiser Franz, schloß 6. Dez. zu Austerlitz einen Waffenstillstand, dessen erste Bedingung der sofortige
Abzug der Russen war, und beendigte 26. Dez. den Feldzug durch den Frieden von Preßburg.
^[Abb.:
Kärtchen zur Schlacht bei Austerlitz (2. Dezember 1805).]