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vorbereitet, konkrete Gestalt angenommen, während die für Rom und [* 2] Paris, [* 3] welche gleichzeitig an eine Weltausstellung für 1889 denken, bisher gemachten Anregungen noch keinen festen Boden gewonnen haben und die mehrfach und wiederholt ventilierte Frage einer in Berlin [* 4] zu veranstaltenden Weltausstellung sich einer Unterstützung seitens der maßgebenden Kreise [* 5] nicht erfreuen konnte. Bei den entscheidenden Erwägungen ist der Kostenpunkt nicht ohne Einfluß gewesen, denn während kleinere, in engere Rahmen gefaßte Ausstellungen fast durchweg neben der Erreichung des eigentlichen Zwecks noch gute pekuniäre Erfolge aufwiesen, sind die letztern bei den großen Ausstellungen durchweg ausgeblieben.
Die Pariser Ausstellung von 1867 kostete bei 23 Mill. Fr. 10 Mill. Fr. Subvention, die Wiener bei 19,250,000 Fl. 10 Mill. Fl. Nur die im fünften Weltteil 1879-80 zu Sydney [* 6] und 1880-81 zu Melbourne [* 7] durch die Kolonialregierungen von Neusüdwales, resp. Victoria [* 8] veranstalteten Ausstellungen schlossen mit guten Bilanzen ab. Diese beiden Ausstellungen sind übrigens für die Erweiterung des deutschen Absatzgebiets ganz besonders förderlich gewesen. Nachstehende Tabelle gibt einen Einblick in die Frequenz der bisher veranstalteten Weltausstellungen, wobei freilich weder die wirkliche Zahl der einzelnen Individuen noch auch das Verhältnis der Einheimischen zu den Fremden festgestellt werden kann:
Ort | Jahr | Zahl der Besucher | Prozentsatz der Besucher zur Bevölkerung |
---|---|---|---|
London | 1851 | 6170000 | 22½ |
New York | 1853 | 600000 | 2¼ |
Paris | 1855 | 4533464 | 12½ |
London | 1862 | 6211103 | 21½ |
Paris | 1867 | 9300000 | 24½ |
Wien | 1873 | 7254687 | 19¾ |
Philadelphia | 1876 | 10164489 | 22¼ |
Paris | 1878 | 16158719 | 43 |
Sydney | 1879-80 | 1045898 | 150 |
Melbourne | 1880-81 | 1309496 | 152½ |
Die Signatur der der neuesten Zeit ist die Beschränkung auf räumlich oder sachlich begrenzte Gebiete. Entweder waren es einzelne Staaten oder auch Provinzen, welche die innerhalb ihrer Grenzen [* 9] entwickelte gewerbliche Thätigkeit durch Ausstellungen zum Ausdruck brachten, oder es ward eine besondere Richtung menschlichen Schaffens, wie sich eine solche bei allen Kulturvölkern der Erde gegenwärtig geltend macht, zu einem überaus lehrreichen Vergleich zusammengestellt. Allen diesen Ausstellungen ist das Bestreben gemein, dem vorschwebenden Gedanken einen möglichst vollendeten künstlerischen Ausdruck zu geben.
Die Ausstellungen seit 1879.
Von den innerhalb der Jahre 1879-85 veranstalteten nationalen oder lokalen Ausstellungen sind namentlich folgende nennenswert. Für Deutschland [* 10] 1879 die Berliner [* 11] Gewerbeausstellung, welche einen sehr guten pekuniären Erfolg (Reingewinn 500,000 Mk.) erzielte und dadurch von unberechenbarem Wert wurde, daß sie das seit der Ausstellung von Philadelphia [* 12] erschütterte deutsche Selbstvertrauen wieder kräftigen half; dann die beiden Kunstgewerbeausstellungen zu Leipzig [* 13] und München, [* 14] welche den Fortschritt Deutschlands [* 15] in den von ihnen angezeigten Richtungen deutlich bekundeten; 1880 die Ausstellung zu Düsseldorf, [* 16] deren Schwerpunkt [* 17] in den Produkten des Kohlen- und Eisenbergbaues sowie den zu der Förderung und Bearbeitung der betreffenden Mineralprodukte nötigen Maschinen lag, und die auch in finanzieller Hinsicht äußerst befriedigend mit einem Überschuß von 500,000 Mk. abschloß; 1881 die allgemeine deutsche Patent- und Musterausstellung zu Frankfurt [* 18] a. M. mit einer Anzahl Spezialausstellungen, welche, wie ihre Vorgänger, aus der thatkräftigen Initiative der Bürgerschaft hervorgegangen, leider den Erwartungen nicht entsprach und mit einer Unterbilanz von 400,000 Mk. abschloß, wogegen die zu Stuttgart [* 19] inszenierte württembergische Landes- und Gewerbeausstellung, welche die Produkte des schwäbischen Kunstfleißes zum erstenmal in Einem Raum versammelte, einen Überschuß von 300,000 Mk. erzielte.
Für das Königreich und die Provinz Sachsen [* 20] geplant war die Ausstellung desselben Jahrs in Halle [* 21] ausstellungen S., die indes noch über den Charakter einer Provinzialausstellung hinausging, trotz vortrefflicher Leistungen aber mit einem Defizit von 100,000 Mk. abschloß. Dagegen gestaltete sich 1882 die bayrische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung in Nürnberg [* 22] zu einem großartigen Erfolg und zwar auch in finanzieller Hinsicht, so daß ein reiner Überschuß von 405,000 Mk. dem Programm gemäß an das bayrische Gewerbemuseum überwiesen werden konnte.
Einen großartigen Erfolg hatte auch die in Berlin 1883 abgehaltene allgemeine deutsche Ausstellung auf dem Gebiet der Hygieine und des Rettungswesens zu verzeichnen. Schon im Vorjahr fast bis zur Eröffnung fertiggestellt, ward dieselbe durch einen Brand völlig vernichtet, konnte aber dank der Freigebigkeit des deutschen Kaisers, der Stadt Berlin u. a. in größerm Maßstab [* 23] und besserer Anordnung schon nach Jahresfrist wirklich eröffnet werden. Von den Ausstellungen des Auslandes sind an dieser Stelle zu erwähnen die belgische zu Brüssel [* 24] 1880, welche ihren Glanzpunkt in der großartigen Montan- und Metallindustrie des Königreichs hatte;
1881 die deutsch-brasilische Ausstellung zu Portalegre, welche leider durch Einäscherung der Gebäude ein bedauerliches Ende fand;
1883 die österreichisch-ungarische Ausstellung in Triest, [* 25] welche zwar vorzüglich beschickt, aber durch politische und elementare Ereignisse derartig beeinträchtigt wurde, daß die äußern Erfolge in keiner Weise befriedigten;
endlich 1883 die schweizerische Landesausstellung in Zürich, [* 26] die größte und erfolgreichste, welche die Republik je veranstaltet hatte.
Aus dem Jahr 1884 sind erwähnenswert: die italienische Ausstellung in Turin, [* 27] die Ausstellung argentinischer Produkte in Bremen, [* 28] von der dortigen Geographischen Gesellschaft veranstaltet, die Ausstellung der Produkte Mexikos durch den Zentralverein für Handelsgeographie in Berlin, die sehr reichhaltige Ausstellung österreichischer Produkte in Steyr u. a.
Internationale Ausstellungen fanden in nicht geringer Zahl statt; was aber fast alle derartigen Ausstellungen dieser Periode von ihren Vorgängern besonders unterscheidet, das ist die Konzentrierung auf bestimmte Gebiete, wodurch sie intensiv gewannen, was sie extensiv aufgaben. Das erste hervorragende Beispiel dieser Art Ausstellungen gab die 1880 eröffnete internationale Fischereiausstellung zu Berlin, welche ungemein reich beschickt war, indem sich außer den meisten europäischen Staaten auch die amerikanische Union, China, [* 29] Japan u. a. beteiligten. Ganz besonders wertvoll war auch die bei dieser Gelegenheit gesammelte Litteratur über Fischerei [* 30] von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, welche in solcher Vollständigkeit noch nie beisammen gewesen war. Zwei Jahre später wurde dieser in Berlin so gelungene Versuch in Edinburg, [* 31] freilich in kleinerm Maßstab, 1883 aber in großartigerer Weise in London [* 32] wiederholt. Spanien [* 33] veranstaltete 1883 in ¶
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Madrid [* 35] eine internationale Ausstellung von Erzeugnissen des Bergbaues, der Hüttenindustrie, der Stein-, Thon- und Glasfabrikation, [* 36] Frankreich 1882 eine solche in Bordeaux [* 37] für Weine und Spirituosen; andre Spezialausstellungen wurden in London, Nürnberg, Berlin u. a. O. in der Folge abgehalten. Allgemeine internationale waren die zu Moskau [* 38] (1882), zu Amsterdam [* 39] (1883), zu Nizza [* 40] und Kalkutta [* 41] (1883-84), von welchen die erste nach vielfacher Vertagung damals endlich eröffnet wurde und einen guten Beweis für die Erstarkung der russischen Industrie lieferte, die zu Kalkutta aber von Deutschland aus fast gar nicht beschickt wurde und die zu Amsterdam das früher Dagewesene vielfach wiederholte, aber in ihrem kolonialen Teil einen berechtigten Anspruch auf Originalität machen konnte.
Obwohl den internationalen ja den Ausstellungen überhaupt von vielen Seiten ihre Berechtigung für unsre Zeit abgesprochen worden ist, so läßt sich doch der Wert, den eine vergleichende Zusammenstellung der Produkte verschiedener Länder und die damit verbundene Selbstschätzung für den Produzenten haben kann, nicht in Abrede stellen, während solche Ausstellungen auch dem Kaufmann für die Anknüpfung vorteilhafter Verbindungen vortreffliche Fingerzeige zu geben im stande sind.
Vgl. Exner, Der Aussteller und die Ausstellungen (2. Aufl., Weim. 1872).