enthalten. Die für sie bestimmten
Kapellen hatten einen abgesonderten Platz, der nur durch eine kleine Öffnung mit der übrigen
Kirche zusammenhing; das
Abendmahl wurde denselben am Werkeltag in ihrer »verordneten«
Kapelle gereicht. Das
Heiraten war den
Sondersiechen ganz untersagt, und
Pippin schon hatte den Aussatz 757 als Ehescheidungsgrund aufgestellt mit
der Erlaubnis zur Wiederverheiratung für den gesunden Teil. Diese letztern Angaben deuten darauf hin, daß man schon vor
alters an die Kontagiosität und an die
Erblichkeit des Aussatzes glaubte.
Während aber letztere nicht bezweifelt werden kann, sieht man gegenwärtig die
Krankheit nicht mehr als ansteckend an. Sie
wird übrigens häufiger ererbt, als daß sie spontan entsteht. Daniellsen und Boeck nehmen nach Untersuchungen,
welche dieselben an 213 Individuen im St. Jürgenhospital zu
Bergen
[* 2] angestellt, an, daß die
Krankheit bei 185 ererbt und nur
bei 28 spontan entstanden sei. Im J. 1882 hat die Untersuchung der Lepraknoten durch
Hansen und Neißer stäbchenförmige
Bakterien in denselben ergeben, welche mutmaßlich als die nächsten Vermittler des
Kontagiums anzusehen sind und dem Aussatz seine
Stellung unter den Infektionskrankheiten anweisen. Das
Alter, in welchem der Aussatz gewöhnlich zuerst ausbricht, ist das zweite
Lebensjahrzehnt; er zeigt sich dann am meisten zwischen 20-30
Jahren. Nach dem 60. Jahr ist die
Krankheit
von den genannten Forschern niemals beobachtet worden.
Die Behandlung des Aussatzes bezog sich neben den prophylaktischen bereits genannten Maßregeln der
Isolierung und Verhinderung
der
Fortpflanzung und erblichen
Übertragung von jeher hauptsächlich auf die
Diät, auf
Hautpflege durch
Bäder, die mit allerlei
Zusätzen von aromatischen und andern
Stoffen versetzt wurden, auf
Einreibungen und Überschläge von erweichenden
und zerteilenden
Mitteln, auf
Verbände der
Geschwüre mit balsamischen, reizenden
Salben.
Innerlich wurden die verschiedensten
Mittel gereicht, aber, wie es scheint, mit sehr geringem Erfolg. Der Volksglaube hoffte
alles von der
Wirkung übernatürlicher
Mittel, so namentlich von einem unmittelbaren Eingreifen
Gottes, wie zahlreiche
Legenden bezeugen, und von dem
Blut unschuldiger
Kinder: höchste Reinheit sollte höchste Unreinheit heilen. Die bekannteste
hierher gehörige
Legende ist der
»ArmeHeinrich«
Hartmanns vonAue. Neuere Schriftsteller rühmen als
Mittel gegen den den
Gebrauch
von
Jodkalium bei guter, kräftiger
Nahrung.
Über die norwegische Spedalskhed vgl. Daniellsen und Boeck,
Traité de la Spédalskhed ou Elephantiasis des
Grecs (mit
Atlas,
[* 5] Par. 1847); die historischen Abhandlungen in
Virchows
»Archiv«, Bd. 18-22: »Zur
Geschichte des Aussatzes und der
Spitäler, besonders in
Deutschland«,
[* 6] und
Virchow, Krankhafte
Geschwülste, Bd. 2 (Berl. 1864).
des
Windes, das Umgehen des
Windes in der
Richtung des
Laufs der
Sonne,
[* 7] also auf der nördlichen
Halbkugel von O. nach
S., W., N., auf der südlichen von O. nach
N., W., S.
Beim Vorüberziehen barometrischer
Depressionen haben
alle
Orte, die in den Wirkungskreis derselben fallen und auf der äquatorialen Seite der
Bahn des Wirbelzentrums liegen,
Ausschießen, wogegen
an der polaren Seite dieser
BahnKrimpen (s. d.) herrscht. Die Zentrumsbahnen der meisten barometrischen
Depressionen, welche die
Winde
[* 8] Mitteleuropas beeinflussen, verlaufen nördlich davon, weshalb bei uns auch das Ausschießen
der
Winde viel häufiger als das
Krimpen vorkommt. Hierauf gründet sich
Doves Drehungsgesetz, welches somit nur beschränkte
Gültigkeit hat, jedoch für beide gemäßigte
Zonen zutrifft.
Vgl. die einzelnen
Artikel.
- Bei den
Tieren steht nur ein kleiner Teil der zum Ausschlag gezählten Hautaffektionen mit innern
Krankheiten im Kausalnexus (skrofulöse
Exantheme).
Die wichtigsten Ausschlagskrankheiten der
Haustiere werden durch tierische (Räude oder
Krätze) oder pflanzlicheParasiten
(Flechten)
[* 12] verursacht. Sonst entsteht Ausschlag bei
Tieren durch mangelhafte
Hautpflege oder durch längere Einwirkung einer höhern
Temperatur der
Atmosphäre. Für die Beurteilung des Ausschlags ist einmal die spezielle
Ursache, dann aber besonders der
Grad
der entzündlichen Veränderungen in der
Haut
[* 13] maßgebend. Zur Behandlung ist auf sorgfältige
Reinigung der
Haut durch
Waschen mit ½-1 Proz. Pottaschelösung und Abreibung der
Haut mit kaltem
Wasser oder
Spiritus
[* 14]
Gewicht zu legen. Daneben ist das
Bestreichen der wunden Hautstellen mit mildem
Fett oder
Glycerin am Platz. In vielen
Fällen kann der Erfolg einer solchen Behandlung
durch das Abscheren des Deckhaars wesentlich gefördert werden.
Bei den
Pflanzen nennt man Ausschlag krankhafte
Erscheinungen, bei welchen auf der Oberfläche, zumeist
der
Blätter und
Stengel,
[* 15]
Flecke von rötlicher, gelber, schwarzer oder weißer
Farbe in Form von
Pusteln,
Blasen,
Schorf oder Staubmasse
erscheinen und daher an die Hautausschläge des menschlichen und tierischen
Körpers entfernt erinnern. Von sehr vielen
Gewächsen mit grünen Blättern, Kräutern sowohl als Holzpflanzen, sind solche Ausschlagskrankheiten bekannt;
eine jede hat ihre besondere Form, manchen
Pflanzen sind auch mehrere
Formen zugleich eigen.
Ausschlag - Ausschuß
* 16 Seite 2.129.
Pflanzenteile, die mit
Exanthemen behaftet sind, behalten dieselben dauernd, und wo solche irgend reichlich auftreten, macht
sich auch ein allgemeiner Krankheitszustand an ihnen bemerklich, indem die betreffenden Pflanzenteile
mehr oder weniger gelb werden, abfallen oder absterben.
Alle Ausschläge werden verursacht durch
Schmarotzerpilze, welche im
Innern der betreffenden Pflanzenteile vegetieren und, indem sie von deren Säften zehren, die
Ursache des allgemeinen Krankheitszustandes
dieser Teile werden. Die
Exantheme selbst aber sind die durch die
Oberhaut der
Pflanzen hervorwachsenden
Fortpflanzungsorgane¶
mehr
dieser kleinen Pilze.
[* 17] Wenn die hier gebildeten Sporen auf gesunde Pflanzen der gleichen Art gelangen, so können sie daselbst
keimen und zu einer abermaligen Pilzentwickelung mit den gleichen Krankheitssymptomen Veranlassung geben.