neuer
Pflanzen enthaltenden
Organe selbständig ab und zwar meist in einer
Weise, welche eine weite Verbreitung der
Samen
[* 2] sichert.
Da die
Samen in den
Früchten enthalten sind, so müssen diese selbst sich von der
Pflanze ablösen oder sich öffnen, um die
Samen zu entlassen. Die
Früchte mit nur einemSamen fallen in der
Regel als ein
Ganzes ab; mehrsamige
Früchte
können sich auch ablösen, zerfallen aber in ebenso viele Teile, als
Samen vorhanden sind. Meistens bleibt in diesem
Fall
die
Frucht mit der
Pflanze in
Verbindung und öffnet sich, um die
Samen freizulassen, indem sie die
Ausbildung einer
Kapsel annimmt.
Hierbei bleibt in der
Regel die eigentliche Fruchtwand stehen, und es bilden sich in derselben enge
Spalten, durch welche die
Samen einzeln und allmählich austreten. Offenbar wird dadurch die weitere Verbreitung der
Samen begünstigt, indem sie bald
bei dieser, bald bei jener Luftströmung austreten. Dies ist besonders wichtig bei samenreichen
Kapseln,
[* 3] deren plötzliche und vollständige Öffnung zu großer Vergeudung der
Samen führen würde. Wenn derartige
Kapseln mit Längsspalten
sich öffnen, so werden dieselben nur im obern Teil der aufrechten
Kapsel ausgebildet, so daß diese wie ein
oben offener
Becher
[* 4] die losen
Samenin sich hält.
Ähnliches gilt von deroben mit Deckel aufreißenden und in noch viel höherm
Grad von der mit kleinen
Löchern sich öffnenden streubüchsenförmigen
Kapsel, wie sie beim
Mohn vorkommt. Die
Samen sind durch ihre Rundung und Trockenheit,
welche Leichtigkeit bedingt, zu weiter Verbreitung geeignet; befördert wird letztere aber häufig noch durch besondere höchst
wirksame
Apparate. Diese Flugapparate gewähren den
Winden
[* 5] vermehrte Angriffspunkte, sie stellen bald dünne,
häutige Ausbreitungen der
Schale dar, welche den
Rand der
Frucht flügelartig umziehen, wie bei den
Ulmen,
Birken etc.; bald
sind es schirmartig ausgebreitete lange Haarstrahlen, welche am Ende der Früchtchen als eine sie an
Größe meist vielfach
übertreffende sogen.Haar- oder
Federkrone befestigt sind, oder auch relativ große Haarschopfbildungen,
wie an den
Samen der
Weiden und
Pappeln, bei der
GattungEpilobium etc. In andern
Fällen werden Haftorgane gebildet, vermittelst
deren sich die Teile den an den
Pflanzen vorüberstreifenden rauhen Gegenständen, wie der
Wolle und den
Haaren derTiere, den
Kleidern der
Menschen etc., äußerst fest anhängen und somit oft erst in sehr weiter
Ferne von dem Standort
der
Pflanze wieder abgesetzt werden.
Hierher gehören die mit widerhakigen
Borsten bekleideten
Früchte des
Klebkrauts
(Galium Aparine), der Haftdolde (Caucalis daucoides),
die Fruchtgehäuse der
Spitzklette
(Xanthium Strumarium), die
Fruchtstände der
Kletten
(Lappa), deren Hüllblätter
in eine umgebogene starre
Spitze endigen, etc. Bei vielen
Gewächsen erfolgt die Verbreitung der
Samen auch durch die Gewässer,
indem dieselben durch deren Strömungen fortgetrieben werden. Viele Uferpflanzen werden auf diese
Weise dem
Lauf der
Flüsse
[* 6] entlang verbreitet; manche
Alpenpflanzen steigen mit den Gebirgsströmen bis in die
Ebene herab, und die
Samen des Eriocaulon werden sogar von
Amerika
[* 7] durch den
Golfstrom an die Westküste
Europas geworfen.
Moses schon kannte die
Krankheit sehr genau. In
Griechenland und in
Italien
[* 20] zu
CicerosZeiten scheint sie häufig
vorgekommen zu sein.
Später, im 7. und 8. Jahrh., war sie unter dem deutschen Völkerstamm der
Langobarden sehr verbreitet,
und in
Bremen
[* 21] wurden schon im 9. und in
Würzburg
[* 22] im 11. Jahrh.
Hospitäler für Leprose gegründet. Die allgemeinere
Verbreitung des Aussatzes in
Europa im
Mittelalter darf mit
Recht den
Kreuzzügen zugeschrieben werden. Sie erreichte ihren Höhepunkt
im 13. Jahrh. und verschwand mit dem
Schluß des 16. Jahrh. fast ganz aus der
Reihe der chronischen
Volkskrankheiten in Mitteleuropa.
Der Aussatz ist vielfach mit andern
Krankheiten der
Haut
[* 23] zusammengeworfen worden, namentlich mit der
Radesyge
in
Norwegen, dem
Pellagra und dem Scarlievo in
Italien, mit syphilitischen, lupösen und skrofulösen
Hautkrankheiten
[* 24] sowie mit
der eigentlichen
Elefantiasis. In neuerer Zeit ist die Kenntnis des Aussatzes durch drei norwegische
Ärzte, Daniellsen, Boeck
und Armauer
Hansen, und ganz vorzugsweise durch die
Studien von
Virchow gefördert worden. Der Aussatz ist durchaus
keine auf die
Haut beschränkte
Krankheit, obschon an dieser die krankhaften Veränderungen am augenfälligsten sind, sondern
betrifft auch die
Nerven
[* 25] und andre
Gewebe
[* 26] und kommt selbst an den innern
Organen des
Körpers vor.
Der Aussatz ist eine allgemeine Erkrankung des
Organismus, wobei bedeutende Veränderungen der
Haut am meisten
in die
Augen fallen. Die mangelhafte
Hautpflege in früherer Zeit und in der niedern Volksklasse trug natürlich viel dazu
bei, die Hauterkrankung nur noch auffälliger zu machen. Man unterscheidet zwei Hauptformen des Aussatzes: die knotige und
die glatte oder anästhetische Form. Die knotige Form hat zuweilen einen schnellen, in der
Regel aber
einen langsamen Verlauf, die mittlere Dauer ist etwa 9½ Jahre. Sie
¶
mehr
beginnt in einem Vorläuferstadium mit Mattigkeit, Neigung zum Schlaf, Frösteln, Appetitlosigkeit; unter herumziehenden Schmerzen
entstehen kleine, rundliche, braunrote Flecke auf der Haut, welche anfangs auf Fingerdruck verschwinden, um nach einiger Zeit
wiederzukehren. Nach einigen Jahren werden die Flecke konstant und mehr bräunlich, der Kranke fühlt sich dann wieder etwas
besser. Gewöhnlich erscheinen diese Flecke zuerst in der Augenbrauengegend und auf den Handrücken, schwellen
dann an und bilden einzeln stehende, rundliche, harte Knoten, welche über die Haut hervorragen.
Dabei entstehen meist fieberhafte Erscheinungen mit allgemeiner Abgeschlagenheit. Die Knoten wachsen, breiten sich über Gesicht,
[* 28] Arme und Beine und einen großen Teil des Körpers aus, auf dem sie überall sich finden können mit Ausnahme
des behaarten Kopfes, der Fußsohle und der Handfläche. Zuletzt erweichen diese Knoten, brechen auf und bilden, am meisten
um die Gelenke herum, Geschwüre, welche eine übelriechende Flüssigkeit absondern, die sich zu einer braunen, dicken Kruste
eindickt.
Endlich sind auch die Nerven und Unterleibsgefäße mit knotiger Masse erfüllt. Zuletzt
finden wässerige Ergießungen in die Hirnhöhlen statt, und die Patienten sterben unter Erscheinungen von Bewußtlosigkeit.
Einen stets langsamern Verlauf nimmt die glatte oder anästhetische Form, deren mittlere Dauer auf 18½ Jahre berechnet wird.
Es gehen derselben die gleichen allgemeinen Vorläufererscheinungen voraus, aber anstatt der rotbraunen Flecke schießen in
plötzlichen Ausbrüchen große Blasen, besonders an Armen und Beinen, auf.
Die Blasen bersten und hinterlassen oberflächliche Geschwüre und diese runde, weiße, in der Haut etwas vertiefte Narben. Jetzt
folgt eine größere oder kleinere Pause, in der der Kranke sich wohl befindet, bis sich an irgend einem Teil des Körpers
eine übermäßige schmerzhafte Empfindlichkeit der Haut einstellt, begleitet von Schlaflosigkeit, Unwohlsein
und Abmagerung. Diese Schmerzhaftigkeit kann lange Zeit dauern; wenn sie verschwindet, ist aber auch das Gefühl mit erloschen.
Diese Gefühllosigkeit dehnt sich aus und wird zuletzt so vollkommen, daß der Kranke sich an den gefühllosen Stellen brennen
kann, ohne es zu spüren. Wenn das Gesicht gefühllos wird, können die Lippen und die Augenlider nicht
geschlossen werden; die Lider stülpen sich nach außen um, die Hornhaut trübt sich, und es entsteht Blindheit. Ergreift die
Gefühllosigkeit die Geschlechtsorgane, so erlischt der Geschlechtstrieb, was bei der knotigen Form nicht beobachtet wird, wenn
auch Knoten an diesen Teilen sich bilden.
Verbreitet sich die Anästhesie auf die Extremitäten, so vermindert sich auch die Bewegungsfähigkeit, Finger und Zehen stehen
krumm und unbeweglich. Endlich entstehen nach einem höhern Grad von Unbeweglichkeit brandige Geschwüre auf der Fußsohle,
die Knochen
[* 33] werden brandig, und einzelne Glieder
[* 34] fallen ab. Dabei waltet gewöhnlich
sehr heftiges Fieber
ob, dem die Leidenden erliegen. Diese letztere Form des Aussatzes hat man als verstümmelnden Aussatz (Lepra articulorum s. mutilans)
bezeichnet, weil die Glieder in den Gelenken gleichsam abgesetzt werden.
Die Verstümmelung ist die Folge von Entzündungen, welche in den gefühllosen Teilen vor sich gehen. Zuweilen verlieren die
Kranken Hände und Füße, Nase und Augen, so daß gewissermaßen nur Kopf, Rumpf und rohe Stümpfe von den Extremitäten übrigbleiben.
ÄrztlicheBeschreibungen des Aussatzes mangeln aus früherer Zeit bis zum 16. Jahrh. fast vollkommen;
meist müssen die Mitteilungen darüber den Chronikschreibern und Dichtern entnommen werden. Von hohem Interesse ist ein
von Virchow aufgefundenes Bild des ältern Holbein
[* 35] in der Pinakothek zu München,
[* 36] welches die heil. Elisabeth darstellt, wie sie,
von der Wartburg heruntersteigend, die Aussätzigen speist und tränkt. VierPersonen tragen hier deutliche Zeichen des Aussatzes
an sich.
Von alters her hat man an die Ansteckungsfähigkeit des Aussatzes geglaubt und deshalb schon früh die
Absonderung der Aussätzigen von Staats wegen angeordnet, welche daher auch vorzugsweise Sondersieche hießen. Diese Annahme
der Kontagiosität des Aussatzes veranlaßte deshalb auch schon sehr bald die Einrichtung von Aussatzspitälern (Léproseries,
Maladreries, Meselleries, Lazzaretti, Sondersiechenhäusern), meist an abgelegenen Teilen der Städte oder außerhalb derselben
vor den Thoren. Im nördlichen Deutschland waren sie fast alle dem heil. Georg geweiht und wurden daher
St. Georgs- oder St. Jürgenspitäler genannt.
Ihre Zahl war eine sehr bedeutende. Die meisten deutschen Leproserien werden im 13. und 14. Jahrh.
zum erstenmal erwähnt, die ältesten fallen in die Zeit der letzten Kreuzzüge, an denen die Deutschen
fast gar keinen Anteil nahmen. Außer diesen größern Anstalten gab es noch vereinzelte »Feldhütten« zur Unterbringung einzelner,
den Landgemeinden angehöriger Siechen. Ob ein Mensch aussätzig war oder nicht, wurde von vereidigten »Beschauern« entschieden;
in Holland besaßen einzelne Kapellen ein Privilegium dafür, das viel Geld eintrug.
Wer für aussätzig erklärt wurde, erhielt ein schriftliches Zeugnis und eine besondere Kleidung, gewöhnlich
ein schwarzes Gewand mit bestimmten Abzeichen nebst einem Hut
[* 37] mit breitem weißen Bande. Dazu trugen die Leprosen eine hölzerne
Klapper, um ihre Annäherung zu erkennen zu geben, und einen Stock, womit sie die Gegenstände, die sie begehrten, berührten.
Waffen
[* 38] zu tragen, war ihnen verboten. In Frankreich wurden sie für bürgerlich tot erklärt, durften öffentliche
Orte gar nicht besuchen, nicht erben, noch etwas erwerben, so daß die armen Leidenden oft, zur Verzweiflung getrieben,
sich gegen die Bewohner der Städte empörten, dafür aber mit den härtesten Strafen, selbst Todesstrafen, belegt wurden.
Dagegen war den Aussätzigen gestattet, zu betteln und in der Welt herumzuziehen. In den Leproserien waren sehr komplizierte
Hausordnungen eingeführt, die im ganzen allenthalben viel Übereinstimmendes hatten und nur in einzelnen unwesentlichen
Punkten voneinander abwichen. Die Frauen und Männer waren getrennt, bei Strafe des Verlustes ihrer Pfründe sollten die Aufgenommenen
keusch leben, jede Gemeinschaft zwischen Sonnenuntergang und -Aufgang sollte aufhören, kein Siecher durfte ohne Gefährten
aus dem Haus gehen oder gar über Nacht aus dem Haus bleiben, mit einer gesunden oder siechen Frau sprechen etc. Auch sollten
sich die Kranken aller lärmenden Vergnügungen
¶