mehr
ein ausgiebiges
Terrain, aus welchem immer neue
Funde
(Trier,
[* 2]
Saalburg bei
Homburg
[* 3] v. d. H.)
an das
Licht
[* 4] kommen. Neuerdings geht man auch in Süddeutschland, namentlich in
Bayern
[* 5]
(Augsburg),
[* 6] eifrig den
Spuren der
Römer
[* 7] nach. Über die Ausgrabungen auf klassischem
Boden vgl. im allgemeinen K. L.
Stark,
Systematik und Geschichte
der
Archäologie
der
Kunst (Leipz. 1880).
Die neuere Zeit hat auch den Ausgrabungen prähistorischer Gegenstände allgemeines Interesse zugewandt, und namentlich durch die Aufdeckung und Untersuchung alter Wohnplätze (Pfahlbauten, [* 8] Höhlen etc.), Gräber, Küchenabfälle, Befestigungen, Monumente und Plätze gewerblicher Thätigkeit ist die Urgeschichte der Menschheit ungemein gefördert worden. Die Auffindung prähistorischer Gegenstände ist vielfach Sache des Zufalls. Doch hat man oft mit großem Erfolg Lokalitäten untersucht, an welche sich alte Volkstraditionen knüpfen.
Nicht selten weist die volkstümliche Benennung eines Ackerstücks, wie z. B. »Heidenacker«, »Heidenkirchhof«, »Hünenkirchhof«, »Wendenkirchhof«, darauf hin, daß an dieser Stelle ein alter Begräbnisplatz vorhanden sei. Ebenso leben in vielen Fällen auch die Hügelgräber und Steinmonumente als alte Gräber der Vorfahren unter der Bezeichnung »Heidenköppel«, »Hünenhügel«, »Hünengräber«, »Lauschhügel«, »Lausehügel«, »Wachthügel«, »Hünenbetten«, »Riesenbetten« in der Erinnerung des Volks fort.
Alte Befestigungen, Schanzen, schreibt das Volk gern jenen feindlichen Völkern zu, welche zuletzt im Land gehaust haben; doch reicht in manchen Gegenden die Volkserinnerung auch weiter und bezeichnet sie dann allgemein als heidnische mit der Benennung »Heidenschanzen« oder, wenn sie irgend welchen alten Feinden angehören sollen, mit dem Namen »Hunnen-«, »Avaren-«, »Hussiten-«, »Schweden-«, »Russen-« oder »Moskowiterschanzen«. Auch beim Ackern aufgefundene Thonscherben, deren Alter der Kundige mit Sicherheit annähernd zu beurteilen weiß, geben Berechtigung zu Nachgrabungen.
Die wichtigsten Fundstücke, welche die Prähistorie zu verwerten weiß, sind Schädel, Skelette, Waffen [* 9] (aus Stein, Bronze, [* 10] Eisen), [* 11] Geräte, namentlich Thonwaren, [* 12] Schmuckgegenstände, Knochen [* 13] von Tieren etc. Oft gestatten scheinbar geringfügige Fundstücke, sei es hinsichtlich ihres Materials, sei es mit Bezug auf die Bearbeitung, die wichtigsten Schlüsse, und die prähistorischen Ausgrabungen erfordern daher ebensoviel Vorsicht wie Sachkenntnis, wenn nicht manche wertvolle Andeutung, die sie dem Kundigen geben, verloren gehen soll.
Auch die Behandlung der aufgefundenen Gegenstände bereitet oft große Schwierigkeiten und muß mit der größten Behutsamkeit erfolgen. Gefäße sind namentlich unmittelbar nach dem Ausgraben sehr zerbrechlich und werden erst allmählich beim Austrocknen wieder fest. Letzteres aber darf nicht beschleunigt werden, weil besonders Gegenstände aus sehr nassem Boden bei schnellem Trocknen Risse bekommen und völlig zerstört werden. Mit großem Erfolg hat man die prähistorischen Funde auf Karten eingetragen, um die lokale Verbreitung gewisser Verhältnisse, die Herkunft auswärtiger Kunstprodukte, Handelsstraßen etc. aufzudecken, und namentlich für Westdeutschland sind diese kartographischen Arbeiten (durch v. Tröltsch u. a.) in neuester Zeit wesentlich gefördert worden.
Die ältesten menschlichen
Spuren, Feuersteininstrumente und bearbeitete Renntierknochen, fanden sich in Oberschwaben bei
Engisheim und
Munzingen. In dieselbe Zeit fallen die Höhlengräber und Höhlenwohnungen an dem
Rhône.
Die Reste der neuern
Steinzeit
[* 14] sind viel häufiger. Hierher gehören die
Dolmen im
Süden und an der Nordseeküste, in der
Schweiz,
[* 15] in den
Vogesen, an der
Mosel. Niederlassungsgebiete dieser neolithischen
Periode sind die Gegenden um
Kochem,
Bonn,
[* 16]
Luxemburg,
[* 17] Heilbronn,
[* 18] Basel,
[* 19] die
Wetterau sowie ein Teil der
Schweizer
Seen.
Geringer an Zahl sind die
Denkmäler der alemannisch-fränkischen Zeit;
sie beschränken sich auf
Gräber, Auffüllungen zum
Schutz gegen
Überschwemmungen der
Flüsse
[* 20] und Aufschüttungen am Meeresufer.
Sobald derartige
Karten über ganze
Länder ausgedehnt sein werden, wird man durch sie ein vollständiges
Bild der Ausbreitung
vorgeschicht
lichen
Handels und vorgeschicht
licher
Industrie erhalten.