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20 Mill. kostete, mögen im ganzen wohl 80-100 Mill. (88 Mill. läßt das »Theatrum europaeum« allein die polnischen Kriege kosten) für Krieg, Feste, Kunst und Liebe verschwendet worden sein. Flemming soll 16 Mill. Thlr. hinterlassen haben, wovon die Witwe die Hälfte zurückgeben mußte. Augusts Prachtliebe verschönerte zwar Dresden, [* 2] aber während 1719 bei der Vermählung seines Sohns in Dresden 4 Mill. vergeudet wurden, herrschten Teurung im Land und Hungersnot im Erzgebirge.
Für die Wissenschaften that August wenig, auch die Kunst diente nur seiner Prachtliebe. Die Natur des Riesen (er zerbrach das stärkste Hufeisen, [* 3] drehte dicke Eisenstangen wie Draht [* 4] zusammen und hielt einen Trompeter auf der flachen Hand [* 5] zum Fenster hinaus) unterlag endlich unausgesetzten Anstrengungen. Ein alter Schade am linken Schenkel brach zu Anfang 1733 in Warschau [* 6] von neuem auf. Der Brand kam dazu, und August starb nach 38jähriger Regierung über Sachsen [* 7] und 36jähriger über Polen. Sachsen erhielt von seinem Fürsten nur das Herz in silberner Kapsel. Der Leichnam wurde in Krakau [* 8] beigesetzt. Von seiner rechtmäßigen Gemahlin hatte August nur den Kurprinzen gleichen Namens.
Vgl. Förster, Die Höfe und Kabinette Europas im 18. Jahrhundert, Bd. 3 (Potsd. 1839);
Jarochowski, Geschichte Augusts II. (polnisch, Pos. 1856-74, 2 Bde.).
8) Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen, als König von Polen August III., des vorigen Sohn, geb. zu Dresden, ward unter Aufsicht seiner Mutter und seiner streng evangelischen Großmutter Anna Sophia von Dänemark [* 9] evangelisch erzogen, trat aber in Bologna insgeheim und in Wien [* 10] öffentlich zum Katholizismus über, worauf er sich mit der ältesten Tochter Kaiser Josephs I., Erzherzogin Maria Josepha, vermählte. Er lebte als eifriger Jäger meist auf dem Schloß Hubertusburg. Im J. 1733 folgte er seinem Vater als Kurfürst von Sachsen. Um auch in Polen folgen zu können, erkannte er den russischen Kaisertitel und die Pragmatische Sanktion Karls VI. an und gab Kurland [* 11] und Livland Rußland preis.
Auch der Papst Clemens XIII. leistete August Vorschub, die Pforte dagegen, Frankreich und die Mehrzahl der Polen waren für König Stanislaus Leszczynski, der heimlich nach Warschau gekommen und vom Primas Potocki als König ausgerufen worden war. Als aber Stanislaus vor einem russischen Heer nach Danzig [* 12] geflohen war, erwählte die sächsische Partei August zum König. Am wurde derselbe zu Krakau von Lipski, dem Bischof von Krakau, feierlich gekrönt. Nach dem Ende des polnischen Erbfolgekriegs erlangte August auf dem Pazifikationsreichstag zu Warschau (Juni 1736) die Anerkennung von seiten der Nation.
Obwohl von stattlichem Äußern, war August doch steif, indolent und arbeitsscheu.
Nur für die
Künste,
Musik und
Malerei, zeigte
er
Interesse, brachte die
Italienische
Oper in
Dresden zu hoher
Blüte
[* 13] und erwarb kostbare
Antiken und Gemälde. Die
Regierung
überließ er ganz seinen Günstlingen, erst dem
Grafen
Sulkowski, seit 1738 dem
Grafen
Brühl. Dieser belastete
Sachsen mit
Schulden
und verkaufte in
Polen die Staatsämter an den Meistbietenden; dabei war er ganz abhängig von Rußland. August und sein
Minister
schienen sich nur als untergeordnete
Geschäftsträger des
Petersburger
Hofs zu betrachten.
Da A. lieber in
Dresden als in
Warschau lebte, war
Polen fast 30 Jahre ohne
Regierung und geriet in völlige
Anarchie.
Später nahm
August gegen sein gegebenes
Wort nach
Karls VI.
Tod am
Kriege gegen
Maria Theresia teil. Seine
Truppen, mit den
Bayern
[* 14] vereinigt, eroberten
Prag.
[* 15] Im Mai 1744 trat er jedoch zu
Österreich
[* 16] über. Am
schloß er einen Subsidienvertrag mit
England und 18. Mai ein
Bündnis mit
Maria Theresia, wonach er derselben 30,000 Mann
Hilfstruppen stellte; mit dem österreichischen
Heer vereinigt, erlitten diese jedoch bei Hohe
nfriedberg eine gänzliche
Niederlage.
Friedrich II. griff nun
Sachsen an,
Fürst
Leopold von
Dessau
[* 17] schlug das sächsische
Heer bei
Kesselsdorf abermals, und die
Preußen
[* 18] besetzten
Sachsen, welches beträchtliche
Kriegssteuern erlegen mußte. Durch den
Frieden zu
Dresden erhielt August
Sachsen zurück,
trat aber den
Fürstenberger Oderzoll an
Preußen ab und zahlte 1 Mill. Thlr. Dem neuen
Bündnis
Sachsens
mit Rußland und
Österreich kam
Friedrich II. 1756 zuvor. August verließ
Dresden 10. Sept. und begab sich ins
Lager
[* 19] bei
Pirna,
[* 20] wo 17,000
Mann sächsische
Truppen versammelt waren. Nach deren Gefangennahme (16. Okt.) flüchtete August auf den
Königstein und später nach
Polen.
Sachsen wurde durch den Siebenjährigen
Krieg eine Schuldenlast von beinahe 40 Mill. Thlr. aufgebürdet.
Nach dem
Hubertusburger
Frieden kehrte von
Warschau nach
Dresden zurück und starb bald darauf an einem
Schlagfluß.
Von 15
Kindern überlebten ihn 5
Söhne und 5 Töchter, die den
Titel königliche
Prinzen und Prinzessinnen von
Polen und
Litauen führten. Als
Kurfürst von
Sachsen folgte ihm sein Sohn
Friedrich
Christian, als König von
Polen
Stanislaus
Poniatowski.
[Sachsen-Gotha.]
9) August Emil Leopold, Herzog von Sachsen-Gotha, Sohn Herzog Ernsts II. und Amaliens von Meiningen, [* 21] ein durch Geist und Charakter ausgezeichneter Fürst, geb. 1788 bis 1793 in Genf [* 22] gebildet, vermählte sich 1797 mit Luise Charlotte von Mecklenburg-Schwerin und nach deren 1801 bei Geburt einer Tochter erfolgtem Tod 1802 mit Karoline Amalie von Hessen-Kassel, welche Ehe jedoch kinderlos blieb. Nachdem er seinem Vater gefolgt war, führte er sein Land durch alle Stürme und Gefahren einer verhängnisvollen Zeit glücklich hindurch und erwarb sich Achtung bei Freund und Feind.
Den Kaiser Napoleon I., den er als Helden bewunderte, bewog August durch die Klugheit seines Betragens zur Schonung seines Landes und zum Erlaß der zuerkannten Kriegssteuer. Auch nach Wiederherstellung der alten Ordnung fand Augusts verständiges Benehmen gerechte Anerkennung. Er starb Zur Freigebigkeit, ja zur Verschwendung geneigt, opferte August seinen abenteuerlichen Einfällen manches; aber im ganzen führte er eine geordnete, gerechte und milde Regierung und förderte die Wohlfahrt des Volks.
Reichtum an Kenntnissen, lebhafte Phantasie, tiefes Gemüt und schlagfertiger Witz machten seinen Umgang anziehend. Seine Briefe sind originell und reich an überraschenden Gedanken und Wendungen. Er schriftstellerte auch. Unvollendet ist das ungedruckte Werk »Panedone« (»Die All-Lust«),
mehr Märchen als Roman. Gedruckt ist nur: »Kyllenikon, oder: Auch ich war in Arkadien«, eine Reihe geistreicher idyllischer Gemälde in Prosa, mit Liedern durchflochten. Seine »Emilianischen Briefe«, in denen er sich selbst und seine Neigungen, Gefühle und Verhältnisse zum Mittelpunkt der Dichtung machte, blieben ebenfalls unvollendet. Die »Vierzehn Briefe eines Kartäusers« sind nur Übersetzung eines französischen Originals. Mit Jean Paul stand er in Briefwechsel, Goethe galt ihm als ¶
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ein Pedant. Er war ein großer Kunstfreund, besaß eine der vorzüglichsten Kapellen und hat selbst Klaviersachen und vortreffliche Lieder komponiert.
Vgl. Eichstädt, Memoria Augusti, ducis Saxoniae, principis Gothanorum etc. (2. Aufl., Erf. 1823).
[Württemberg.]
10) August Friedrich Eberhard, Prinz von Württemberg, preuß. General, zweiter Sohn des Prinzen Paul von Württemberg, [* 24] geb. trat 1829 in württembergische, 1830 als Rittmeister bei der Garde du Korps in preußische Kriegsdienste, ward 1838 Oberst, führte 1840-44 das Gardekürassierregiment und, nachdem er 1850 zum Generalleutnant befördert worden, 1854-56 die 7. Division, erhielt 1856 das Kommando der Gardekavallerie und wurde 1858 zum kommandierenden General des Gardekorps ernannt, das er während der Feldzüge von 1866 und 1870/71 befehligte. Im J. 1866 war das Gardekorps der Armee des Kronprinzen zugeteilt. Es siegte 28. Juni bei Soor und stürmte am folgenden Tag Königinhof. Am Sieg bei Königgrätz [* 25] hatte dasselbe hervorragenden Anteil, indem es durch die Erstürmung von Chlum die Entscheidung herbeiführte. Im J. 1870 gehörte das Gardekorps zuerst zur Armee des Prinzen Friedrich Karl; in der Schlacht bei Gravelotte verursachte August durch einen voreiligen Angriff auf St.-Privat dem Korps ungeheure Verluste. Er befehligte dann das der 4. (Maas-) Armee zugeteilte Korps unter dem Kronprinzen von Sachsen bei Sedan [* 26] und vor Paris. [* 27] Im J. 1873 ward er zum Generalobersten der Kavallerie ernannt und erhielt 1882 den erbetenen Abschied als Gardekommandeur. Er starb in Zehdenick bei Berlin. [* 28]