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Hedwig, der kaum 13jährigen Tochter Joachim Ernsts von Anhalt. Aber schon ward er in Moritzburg vom Schlage gerührt und starb in Dresden an demselben Tag.
Vgl. Joh. Falke, Geschichte des Kurfürsten von Sachsen in volkswirtschaftlicher Beziehung (Leipz. 1868).
7) Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen, als König von Polen August II. (während August I. sonst Siegmund [s. d. 2] genannt wird), wegen seiner Körperkraft der Starke genannt, zweiter Sohn Johann Georgs III., Kurfürsten von Sachsen, und der dänischen Prinzessin Anna Sophia, geb. zu Dresden, machte nach längern Reisen 1689-91 den Krieg am Rhein gegen Frankreich mit, wo sein Vater mit dem Kurfürsten von Bayern die Reichsarmee kommandierte. Nach seines Vaters Tod 1691 begab sich August nach Wien, wo er sich mit dem nachherigen Kaiser Joseph I. befreundete, der später seine Politik beeinflußte. Im J. 1693 vermählte er sich mit Christine Eberhardine, Prinzessin von Brandenburg-Kulmbach, und 1694 gelangte er nach seines Bruders Johann Georg IV. Tod zur Kurwürde. Er trat der großen Allianz gegen Frankreich bei und befehligte ein kaiserliches Heer in Ungarn gegen die Türken, aber mit so wenig Geschick und Erfolg, daß er 1696 den Oberbefehl niederlegte.
Seine Eitelkeit trieb ihn, nach Sobieskis Tod als Bewerber um den polnischen Thron aufzutreten und zu diesem Zweck in Baden bei Wien zur katholischen Kirche überzutreten. Zwar wählte die Majorität des polnischen Reichstags den Prinzen von Conti, indes die von Flemming bestochene Minorität proklamierte ihn dennoch als König, und August ward 15. Sept. mit großer Pracht in Krakau gekrönt. Schweden und Frankreich aber erkannten August nicht als König von Polen an. In Sachsen suchte August trotz seiner feierlichen Erklärungen, daß sein Glaubenswechsel ein rein persönlicher sei und die Gewissensfreiheit nicht angetastet werden solle, den Katholizismus wieder zur Herrschaft zu bringen, was aber an der protestantischen Gesinnung der Bevölkerung scheiterte.
Augusts Gemahlin Christine Eberhardine wies alle Bekehrungsversuche ab und zog sich nach Pretzsch bei Wittenberg zurück, wo sie starb. Die unseligste Folge der Erwerbung Polens war Augusts Beteiligung an dem Nordischen Krieg im Bund mit Rußland und Dänemark. Trotz der Weigerung der Polen, an Schweden den Krieg zu erklären, schloß August als Kurfürst von Sachsen 1699 mit Rußland ein Bündnis und fiel in Livland ein. Doch wurden seine Truppen bei Kliszow geschlagen und August durch eine polnische General-Konföderation des Throns entsetzt.
Der Einbruch Karls XII. in Sachsen nötigte ihn, im Frieden von Altranstädt auf die polnische Krone zu verzichten und Patkul auszuliefern. Trotz des unglücklichen Ausgangs dieses Kriegs, welcher Sachsen einen Verlust von 80,000 Menschen und 90 Mill. Thlr. zufügte, stürzte sich August dennoch in neue, weitaussehende Unternehmungen. Er schickte dem Kaiser 9000 Mann unter Schulenburg nach den Niederlanden zu Hilfe (1708), nahm selbst als Volontär unter dem Prinzen Eugen an der Eroberung von Lille teil und dachte, während Karl XII. in Rußland kämpfte, an die Wiedergewinnung der polnischen Krone. Er verband sich zu diesem Zweck mit dem dänischen König Friedrich IV. und erließ auf die Nachricht von Karls Niederlage bei Poltawa ein Manifest worin er die Erneuerung des Kriegs zu rechtfertigen suchte, zugleich aber versicherte, die deutschen Provinzen Schwedens nicht beunruhigen zu wollen.
Den Gegnern in Polen wurden drei Monate Frist gewährt. Der Papst sprach von seinem Eid los und entband die Polen von ihrem Stanislaus Leszczynski geschwornen Eide der Treue. Am zog in Thorn ein, wo er mit Peter d. Gr. eine Unterredung hatte; dann ging er nach Marienburg, um sich mit dem König von Preußen zu verständigen. Karls XII. Weigerung, das zwischen Joseph I. und den Seemächten geschlossene Haager Konzert anzuerkennen, dehnte den Krieg auch auf Schwedens deutsche Länder aus. August griff mit 20,000 Sachsen, Russen und Polen Pommern an und belagerte mit den Dänen Stralsund, mußte sich jedoch 1712 vor General Steenbock nach Mecklenburg zurückziehen. Stettin wurde von den Sachsen und Russen erobert. Der brandenburgische Sequestrationsvertrag zu Schwedt schien die Ruhe in Norddeutschland wiederhergestellt zu haben, und August glaubte sich schon sicher im Besitz Polens, als Karl XII. unerwartet zu Stralsund erschien und der Krieg wieder begann.
Inzwischen hatte sich in Polen die Partei Stanislaus' sehr verstärkt und zu Tarnogrod eine neue Konföderation geschlossen, der sogar die Kronarmee beitrat, da man August im begründeten Verdacht hatte, daß er nach einer absoluten Herrschaft in Polen strebe. Der nun in Polen ausbrechende Bürgerkrieg (Oktober 1715) wurde endlich dadurch beendet, daß August 1717 versprach, in Polen nie mehr als 17,000 Mann Truppen zu halten, über welche überdies nicht er, sondern der Reichstag die Verfügung haben sollte.
Mit Schweden wurde im Dezember 1719 zu Stockholm ein Waffenstillstand geschlossen, wonach beide Teile ihren Ansprüchen entsagten, den Frieden von Oliva bestätigten, Schweden August als König von Polen anerkannte, wogegen Stanislaus den Königstitel fortführen und August ihm 1 Mill. Thlr. zahlen sollte, endlich beide Teile zusammen der immer drohender anwachsenden russischen Macht Schranken setzen sollten; derselbe wurde erst nach zehn Jahren in einen förmlichen Frieden umgewandelt.
Die innige Verbindung Augusts mit Österreich beunruhigte jedoch Rußland, und die Polen fürchteten, August wolle den Thron in seinem Haus erblich machen. Wirklich knüpfte August zu diesem Zweck mit allen Nachbarmächten Verhandlungen an; Österreich und Preußen bot er sogar eine Teilung Polens an. Um den Klerus zu gewinnen, ließ er den Jesuiten gegen die Dissidenten völlig freie Hand. August mußte indes das Wahlrecht der Polen förmlich anerkennen; ja, 1732 verlangten sie vom Kaiser als Garanten der polnischen Verfassung zu ihrem Schutz kaiserliche Hilfsvölker.
Ebenso mißlang Augusts Plan, seinem Sohn Moritz, dem Marschall von Sachsen, das Herzogtum Kurland zu verschaffen; er selbst mußte 1726 zu Grodno dessen einstimmig erfolgte Wahl vernichten und Moritz förmlich ächten. Die trotz solcher Demütigungen glänzende Stellung, die in den europäischen Verhältnissen einnahm, kostete Sachsen schwere Opfer. Dazu verschlangen Augusts Günstlinge und Mätressen, ein Flemming, Vitzthum, eine Aurora v. Königsmark, die Gräfin Esterle, die Türkin Fatime (Frau Spiegel), die Fürstin Lubomirska u. v. august, sowie deren Kinder (man hat August 352 Kinder zugeschrieben, darunter den Grafen Moritz von Sachsen, den Chevalier Georg von Sachsen, den Grafen Rutowski, die Gräfin Orselska), ungeheure Summen. Wenn die Gräfin Cosel allein dem König
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20 Mill. kostete, mögen im ganzen wohl 80-100 Mill. (88 Mill. läßt das »Theatrum europaeum« allein die polnischen Kriege kosten) für Krieg, Feste, Kunst und Liebe verschwendet worden sein. Flemming soll 16 Mill. Thlr. hinterlassen haben, wovon die Witwe die Hälfte zurückgeben mußte. Augusts Prachtliebe verschönerte zwar Dresden, aber während 1719 bei der Vermählung seines Sohns in Dresden 4 Mill. vergeudet wurden, herrschten Teurung im Land und Hungersnot im Erzgebirge.
Für die Wissenschaften that August wenig, auch die Kunst diente nur seiner Prachtliebe. Die Natur des Riesen (er zerbrach das stärkste Hufeisen, drehte dicke Eisenstangen wie Draht zusammen und hielt einen Trompeter auf der flachen Hand zum Fenster hinaus) unterlag endlich unausgesetzten Anstrengungen. Ein alter Schade am linken Schenkel brach zu Anfang 1733 in Warschau von neuem auf. Der Brand kam dazu, und August starb nach 38jähriger Regierung über Sachsen und 36jähriger über Polen. Sachsen erhielt von seinem Fürsten nur das Herz in silberner Kapsel. Der Leichnam wurde in Krakau beigesetzt. Von seiner rechtmäßigen Gemahlin hatte August nur den Kurprinzen gleichen Namens.
Vgl. Förster, Die Höfe und Kabinette Europas im 18. Jahrhundert, Bd. 3 (Potsd. 1839);
Jarochowski, Geschichte Augusts II. (polnisch, Pos. 1856-74, 2 Bde.).
8) Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen, als König von Polen August III., des vorigen Sohn, geb. zu Dresden, ward unter Aufsicht seiner Mutter und seiner streng evangelischen Großmutter Anna Sophia von Dänemark evangelisch erzogen, trat aber in Bologna insgeheim und in Wien öffentlich zum Katholizismus über, worauf er sich mit der ältesten Tochter Kaiser Josephs I., Erzherzogin Maria Josepha, vermählte. Er lebte als eifriger Jäger meist auf dem Schloß Hubertusburg. Im J. 1733 folgte er seinem Vater als Kurfürst von Sachsen. Um auch in Polen folgen zu können, erkannte er den russischen Kaisertitel und die Pragmatische Sanktion Karls VI. an und gab Kurland und Livland Rußland preis.
Auch der Papst Clemens XIII. leistete August Vorschub, die Pforte dagegen, Frankreich und die Mehrzahl der Polen waren für König Stanislaus Leszczynski, der heimlich nach Warschau gekommen und vom Primas Potocki als König ausgerufen worden war. Als aber Stanislaus vor einem russischen Heer nach Danzig geflohen war, erwählte die sächsische Partei August zum König. Am wurde derselbe zu Krakau von Lipski, dem Bischof von Krakau, feierlich gekrönt. Nach dem Ende des polnischen Erbfolgekriegs erlangte August auf dem Pazifikationsreichstag zu Warschau (Juni 1736) die Anerkennung von seiten der Nation.
Obwohl von stattlichem Äußern, war August doch steif, indolent und arbeitsscheu. Nur für die Künste, Musik und Malerei, zeigte er Interesse, brachte die Italienische Oper in Dresden zu hoher Blüte und erwarb kostbare Antiken und Gemälde. Die Regierung überließ er ganz seinen Günstlingen, erst dem Grafen Sulkowski, seit 1738 dem Grafen Brühl. Dieser belastete Sachsen mit Schulden und verkaufte in Polen die Staatsämter an den Meistbietenden; dabei war er ganz abhängig von Rußland. August und sein Minister schienen sich nur als untergeordnete Geschäftsträger des Petersburger Hofs zu betrachten.
Da A. lieber in Dresden als in Warschau lebte, war Polen fast 30 Jahre ohne Regierung und geriet in völlige Anarchie. Später nahm August gegen sein gegebenes Wort nach Karls VI. Tod am Kriege gegen Maria Theresia teil. Seine Truppen, mit den Bayern vereinigt, eroberten Prag. Im Mai 1744 trat er jedoch zu Österreich über. Am schloß er einen Subsidienvertrag mit England und 18. Mai ein Bündnis mit Maria Theresia, wonach er derselben 30,000 Mann Hilfstruppen stellte; mit dem österreichischen Heer vereinigt, erlitten diese jedoch bei Hohenfriedberg eine gänzliche Niederlage. Friedrich II. griff nun Sachsen an, Fürst Leopold von Dessau schlug das sächsische Heer bei Kesselsdorf abermals, und die Preußen besetzten Sachsen, welches beträchtliche Kriegssteuern erlegen mußte. Durch den Frieden zu Dresden erhielt August Sachsen zurück, trat aber den Fürstenberger Oderzoll an Preußen ab und zahlte 1 Mill. Thlr. Dem neuen Bündnis Sachsens mit Rußland und Österreich kam Friedrich II. 1756 zuvor. August verließ Dresden 10. Sept. und begab sich ins Lager bei Pirna, wo 17,000 Mann sächsische Truppen versammelt waren. Nach deren Gefangennahme (16. Okt.) flüchtete August auf den Königstein und später nach Polen. Sachsen wurde durch den Siebenjährigen Krieg eine Schuldenlast von beinahe 40 Mill. Thlr. aufgebürdet. Nach dem Hubertusburger Frieden kehrte von Warschau nach Dresden zurück und starb bald darauf an einem Schlagfluß. Von 15 Kindern überlebten ihn 5 Söhne und 5 Töchter, die den Titel königliche Prinzen und Prinzessinnen von Polen und Litauen führten. Als Kurfürst von Sachsen folgte ihm sein Sohn Friedrich Christian, als König von Polen Stanislaus Poniatowski.
[Sachsen-Gotha.]
9) August Emil Leopold, Herzog von Sachsen-Gotha, Sohn Herzog Ernsts II. und Amaliens von Meiningen, ein durch Geist und Charakter ausgezeichneter Fürst, geb. 1788 bis 1793 in Genf gebildet, vermählte sich 1797 mit Luise Charlotte von Mecklenburg-Schwerin und nach deren 1801 bei Geburt einer Tochter erfolgtem Tod 1802 mit Karoline Amalie von Hessen-Kassel, welche Ehe jedoch kinderlos blieb. Nachdem er seinem Vater gefolgt war, führte er sein Land durch alle Stürme und Gefahren einer verhängnisvollen Zeit glücklich hindurch und erwarb sich Achtung bei Freund und Feind.
Den Kaiser Napoleon I., den er als Helden bewunderte, bewog August durch die Klugheit seines Betragens zur Schonung seines Landes und zum Erlaß der zuerkannten Kriegssteuer. Auch nach Wiederherstellung der alten Ordnung fand Augusts verständiges Benehmen gerechte Anerkennung. Er starb Zur Freigebigkeit, ja zur Verschwendung geneigt, opferte August seinen abenteuerlichen Einfällen manches; aber im ganzen führte er eine geordnete, gerechte und milde Regierung und förderte die Wohlfahrt des Volks.
Reichtum an Kenntnissen, lebhafte Phantasie, tiefes Gemüt und schlagfertiger Witz machten seinen Umgang anziehend. Seine Briefe sind originell und reich an überraschenden Gedanken und Wendungen. Er schriftstellerte auch. Unvollendet ist das ungedruckte Werk »Panedone« (»Die All-Lust«),
mehr Märchen als Roman. Gedruckt ist nur: »Kyllenikon, oder: Auch ich war in Arkadien«, eine Reihe geistreicher idyllischer Gemälde in Prosa, mit Liedern durchflochten. Seine »Emilianischen Briefe«, in denen er sich selbst und seine Neigungen, Gefühle und Verhältnisse zum Mittelpunkt der Dichtung machte, blieben ebenfalls unvollendet. Die »Vierzehn Briefe eines Kartäusers« sind nur Übersetzung eines französischen Originals. Mit Jean Paul stand er in Briefwechsel, Goethe galt ihm als
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ein Pedant. Er war ein großer Kunstfreund, besaß eine der vorzüglichsten Kapellen und hat selbst Klaviersachen und vortreffliche Lieder komponiert.
Vgl. Eichstädt, Memoria Augusti, ducis Saxoniae, principis Gothanorum etc. (2. Aufl., Erf. 1823).
[Württemberg.]
10) August Friedrich Eberhard, Prinz von Württemberg, preuß. General, zweiter Sohn des Prinzen Paul von Württemberg, geb. trat 1829 in württembergische, 1830 als Rittmeister bei der Garde du Korps in preußische Kriegsdienste, ward 1838 Oberst, führte 1840-44 das Gardekürassierregiment und, nachdem er 1850 zum Generalleutnant befördert worden, 1854-56 die 7. Division, erhielt 1856 das Kommando der Gardekavallerie und wurde 1858 zum kommandierenden General des Gardekorps ernannt, das er während der Feldzüge von 1866 und 1870/71 befehligte. Im J. 1866 war das Gardekorps der Armee des Kronprinzen zugeteilt. Es siegte 28. Juni bei Soor und stürmte am folgenden Tag Königinhof. Am Sieg bei Königgrätz hatte dasselbe hervorragenden Anteil, indem es durch die Erstürmung von Chlum die Entscheidung herbeiführte. Im J. 1870 gehörte das Gardekorps zuerst zur Armee des Prinzen Friedrich Karl; in der Schlacht bei Gravelotte verursachte August durch einen voreiligen Angriff auf St.-Privat dem Korps ungeheure Verluste. Er befehligte dann das der 4. (Maas-) Armee zugeteilte Korps unter dem Kronprinzen von Sachsen bei Sedan und vor Paris. Im J. 1873 ward er zum Generalobersten der Kavallerie ernannt und erhielt 1882 den erbetenen Abschied als Gardekommandeur. Er starb in Zehdenick bei Berlin.