(TetraoL.), Vogelgattung aus der
Ordnung der
Scharrvögel, der
Familie der
Waldhühner (Tetraonidae) und der
Unterfamilie der eigentlichen
Waldhühner (Tetraoninae), gedrungen und sehr kräftig gebaute
Vögel
[* 9] mit kurzem
Hals, kleinem
Kopf, kurzem, dickem, amGrund breitem, nach der
Spitze zu komprimiertem, stark gewölbtem
Schnabel, mittellangen,
abgerundeten
Flügeln, breitem
Schwanz, niedrigen, starken
Füßen mit befiedertem
Lauf, langen
Zehen, die am
Rand mit stummelartigen
Federrudimenten gefranst sind, ohne
Sporn.
Das Auerhuhn
(Urhuhn,
Waldhuhn, T. UrogallusL.) ist 1-1,1 m lang, 1,4 m breit und in der Feistzeit
6-7,5 kg schwer, an
Scheitel und
Kehle schwärzlich, der Hinterhals dunkel aschgrau, schwarz gewässert, Vorderhals schwärzlich
aschgrau gewässert, der
Rücken schwärzlich, fein aschgrau und rostbraun überpudert;
Oberflügel schwarzbraun, stark rostbraun
gewässert, Schwanzfedern schwarz, mit wenigen weißen
Flecken;
die
Brust glänzend stahlgrün, der übrige Unterkörper schwarz
und weiß gefleckt. Am Hinterkopf und an der
Kehle sind die
Federn merklich verlängert;
das
Auge
[* 10] ist braun,
die nackte
Braue und eine nackte
Stelle um dasselbe lackrot, der
Schnabel hornweiß.
Die Auerhenne ist um ein Drittel kleiner,
ohne
Bart und Augenfleck, an
Kopf und Oberhals schwärzlich, rostgelb und schwarzbraun gestreift, auf dem übrigen Oberkörper
schwarzbraun, rostgelb und rost-graugelb gemischt; die Steuerfedern sind rostrot-schwarz gebändert,
Kehle und Flügelbug
rostrotgelb, Oberbrust rostrot,
Bauch
[* 11] rostgelblich unterbrochen, schwarz und weiß gebändert. Das Auerhuhn lebt polygamisch als
Standvogel in den Wäldern
Skandinaviens und Rußlands bis 69° nördl.
Br., auch in Nordasien, einzeln und nirgends häufig
in allen
Hoch- undMittelgebirgenDeutschlands,
[* 12] südlicher auch in
Anatolien,
Akarnanien, auf
Euböa und in
Spanien.
[* 13] Es bevorzugt Bergwälder mit feuchtem, stellenweise moorigem
Grund, lebt am liebsten in gemischten Beständen (ausnahmsweise
in Laubwald), in Dickichten mit fließenden
Bächen und
Quellen.
SeinFlug ist rauschend und nach Art der
Feldhühner niedrig, schwerfällig und nicht anhaltend. Am
Tag hält
sich das Auergeflügel an der
Erde, des
Nachts in den Astzweigen hoher
Bäume auf. Bei tiefem
Schnee
[* 14] und strenger
Kälte schläft
es auch im
Schnee in einer selbstgegrabenen, 1,5-2 m langen
Höhle. Es ist sehr scheu und bemerkt mit seinem scharfen
Gesicht
[* 15] und
Gehör
[* 16] die geringsteGefahr. Die
Nahrung des Auergeflügels besteht aus Nadelholzsamen, Bucheckern,
Waldbeeren,
Insekten,
[* 17]
Würmern,
Schnecken,
[* 18] auch
Knospen
[* 19] und Blättern, im Frühjahr fast ausschließlich aus
Fichtennadeln, in
Buchenwäldern aus Buchenknospen. Es wird schädlich durch das Ausscharren der Holzsaaten und durch das Abknacken der
Nadel-
und Laubknospen.
Die Begattungszeit
(Balz) des Auerwilds währt von Ende März bis Ende April. Die
Hähne, welche bis dahin
vereinzelt im
Wald stehen, suchen dann gegen
Abend gewisse
Orte (Balzplätze) auf, schwingen sich auf
Bäumen ein, auf welchen
sie übernachten wollen, und lassen dabei bisweilen, wenn die
Witterung gut ist, Balzlaute hören. Sobald der
Morgen dämmert,
stimmt der
Hahn
[* 20] seinen Balzgesang an, welcher mit einem erst langsamen, dann sich schnell wiederholenden
Knappen
(Triller) beginnt.
Die einzelnen
Laute dieses
Knappens sind bei windstillem
Wetter
[* 21] etwa auf 200-300
Schritt hörbar und haben
Ähnlichkeit
[* 22] mit dem
Knacken beim Aufziehen eines Gewehrhahns. Hierauf folgt ein
Ton, welcher wie Klock klingt (der Hauptschlag) und der
sich mit dem
Laut beim Auskorken einer
Flasche
[* 23] vergleichen läßt. Den
Schluß bildet das
Schleifen, ähnlich dem leichten Wetzen
einer
Sense. Während dieses Balzgesangs läßt der
Hahn die
Flügel hängen, schlägt mit dem
Schwanz (dem
Stoß) ein
Rad, sträubt
die
Federn und trippelt umher.
Sobald es
Tag geworden, reitet oder steht der
Hahn ab, d. h. streicht von dem
Baum auf die
Erde, um dort
die
Hühner,
[* 24] welche ihn mit ihrem Lockruf »kack kack« begrüßen, zu treten.
Bisweilen balzt auch der
Hahn auf dem
Boden.
Finden sich mehrere
Hähne auf dem Balzplatz, so kämpft der stärkere die schwächern
ab. Da der
Hahn während des
Schleifens taub zu sein scheint, weil sich beim Aufsperren des
Schnabels zur
Hervorbringung desselben der Fortsatz des
Unterkiefers vor den Gehörgang schiebt, und da er dabei mit hoch gehobenem
Kopf
nicht nach unten äugt, so benutzt der
Jäger den kurzen Zeitraum des
Schleifens, um den Auerhahn anzuspringen,
d. h. sich ihm mit 2-3 weiten
Schritten möglichst gedeckt zu nähern.
Bis zum nächsten
Schleifen muß der
Schütze völlig bewegungslos verharren, da der Auerhahn dann sehr scharf äugt und hört.
Hat sich der
Jäger durch wiederholtes Anspringen bis auf Schußweite genähert, so gibt er seinen
Schuß mit schwachem Hasenschrot
während des
Schleifens ab, weil der
Hahn in diesem Liebestaumel oft selbst einen Fehlschuß nicht beachtet
und ruhig stehen bleibt. Die Schießzeit für die Auerhähne dauert nach dem Wildschongesetz für
Preußen
[* 25] von Anfang
September
bis Ende Mai, für
Hennen von Anfang
September bis Ende
Januar.
In der dritten oder viertenWoche der
Balz streichen die
Hähne nach ihren gewohnten, oft weit entfernten
Standorten zurück, und die
Hennen schreiten nunmehr zum Nestbau. Die
Henne legt 10 bis 12 gelbe, braun gefleckte
Eier
[* 26] (s. Tafel
»Eier II«,
[* 1]
Fig. 3), welche sie vier
Wochen lang in einer flachen, wenig versteckten, oft an Wegen liegenden
Grube bebrütet, ohne sich dabei durch die
Annäherung von
Menschen stören zu lassen. Sie gestattet, daß man sie aufhebt und
zu ihrem
Schutz das
Nest mit einer
Einfriedigung versieht.
Das
Fleisch der alten
Hähne ist
hart und zäh, das der
Hennen und jungen
Hähne sehr schmackhaft. In der Gefangenschaft halten
sich Auerhühner sehr schlecht; man kann die
Eier von einer Truthenne ausbrüten lassen, die Hühnchen aber sind sehr schwer
aufzuziehen und sterben in der
Regel bei der zweiten
Mauser. Über das
Birkhuhn (T. tetrix) s. d.