Das danach benannte
Departement im nordöstlichen
Frankreich, aus der niedern
Champagne und Teilen von
Bourgogne gebildet, grenzt
im N. an das
DepartementMarne, im O. an
Obermarne, im
S. an
Côte d'Or, im
SW. an
Yonne und im
NW. an
Seine-et-Marne und hat einen
Flächenraum von 6001 qkm (109 QM.). Der
Boden, welcher sich von
SW. nach
NO. abdacht, ist im allgemeinen
ziemlich eben; doch teilt sich das
Departement in zwei Teile von sehr verschiedener
Beschaffenheit. Der nordwestliche gehört
zur sogen.
Champagne pouilleuse, wo der Kreidefels nur mit einer dünnen
SchichtErde bedeckt ist und hauptsächlich Viehweiden
darbietet; der südöstliche dagegen umfaßt reiche und fruchtbare
Thäler, deren
Wände sich auch trefflich
zum Weinbau eignen.
Hauptflüsse sind die Aube und Seine; auch der obere
Lauf der
Vannes, die der
Yonne zufließt, gehört dem
Departement an. Aube
und Seine sind schiffbar, daneben hat das
Departement noch den Seitenkanal der Seine.
KleinerSeen und
Teiche
zählt man über 100. Das
Klima
[* 2] ist feucht, aber angenehm. Das
Departement zählt (1881) 255,326 Einw., welche hauptsächlich
Landwirtschaft betreiben. Der in kleine
Grundstücke zerteilte
Boden liefert
Getreide,
[* 3]
Hanf, Ölfrüchte, guten
Wein und
Futter
für das zahlreiche Vieh.
(spr. obär),DanielFrançoisEsprit, franz. Opernkomponist, geb. zu
Caen in der
Normandie, wohin seine Eltern von
Paris
[* 19] aus eine
Reise gemacht hatten, wurde von seinem
Vater, einem wohlhabenden
Kunsthändler in
Paris, für den Handelsstand bestimmt. Aus Liebhaberei trieb er nebenbei
Musik, und die
Kompositionen, in denen
er sich versuchte
(Romanzen, Cellokonzerte für den Cellisten Lamare,
Trios, auch eine
Operette etc.), wurden
beifällig aufgenommen.
Ein
Umschlag in den Verhältnissen des
Vaters nötigte ihn endlich, die
Musik zu seinem Lebensberuf zu machen. Er unterzog sich
sorgfältigen
Studien am
Konservatorium unter
Cherubinis Leitung, komponierte nach deren Beendigung zuerst eine
Messe (aus der
einzelne
Stücke später in die
»Stumme« übergingen) und brachte dann mehrere kleine
Opern auf die
Bühne,
die indessen nicht ansprachen. Erst mit der komischen
Oper »La bergère châtelaine« (1820), wozu ihm
Feydeau den
Text geliefert
und
Rossini, der damals alles bezauberte, zum
Muster gedient hatte,
fing er an zu gefallen.
Vom größten Vorteil für Auber wurde seine
Verbindung mit
Scribe, der ihm die
Texte schrieb und nach Art
und
Richtung des
Talents ganz zu ihm paßte. Es folgten zunächst die
Opern: »Emma«, »Léocadie«,
»Leicester«
[* 20] u. a., die ebenfalls
Glück machten, aber nicht viel über
Frankreich hinaus bekannt wurden. Die erste
Oper, die auch in
Deutschland
[* 21] (besonders durch Vermittelung der
HenrietteSontag) Aubers
Namen allbeliebt machte, war »Der
Schnee«
[* 22] (1823).
Noch größern Erfolg
hatte im folgenden Jahr sein
»Maurer und
Schlosser«. Nach Ausführung einiger andern
Opern, wie: »Fiorilla« (1826),
»Die
Braut«
(1827) etc., die sich durch ansprechende
Partien auszeichnen, aber im ganzen der
Kraft
[* 23] ermangeln, trat
Auber 1828 mit seinem Hauptwerk: »Die
Stumme von
Portici«, hervor, welche einen Triumphzug durch die
Welt machte und Auber an die
Spitze der neuen
Richtung der französischen großen
Oper stellte. Auch die nächste Leistung Aubers; die reizende komische
Oper
»Fra Diavolo« (1829), wurde ein Lieblingsstück des
Publikums. In seinen zahlreichen spätern Werken
hat Auber diese
Höhe nicht wieder erreicht; die
Routine nahm überhand, das
Streben nach
Effekt mit oft raffinierter Anwendung
äußerlicher
Mittel trat in den
Vordergrund.
»Le
[* 24] premier jour de bonheur« (1868) und
»Rêves d'amour« (1869), die indessen trotz vieler reizender Einzelheiten doch nur einen Achtungserfolg zu erzielen
vermochten. Auber starb in
Paris, nachdem er ein Jahr zuvor von der Leitung des
Konservatoriums, um das er sich namhafte
Verdienste erworben hatte, zurückgetreten war. Er hat im ganzen über 40
Opern hinterlassen. Um Auber richtig
zu würdigen, muß man ihn als das, was er ist: als
Franzosen, der
nur fürFranzosen schrieb, auffassen.
Ganz und gar das
Kind der modernen
PariserKultur, schuf er diejenige Opernform, welche dem Scribeschen Lust- und Intrigenspiel
und somit dem hauptstädtischen
Leben und
Geschmack entsprach, und in welcher der
Ausdruck einfacher, natürlicher
Empfindung hinter dem eleganten Konversationston zurücktreten mußte.
Daher darf man Tiefe in seiner
Musik nicht suchen; sie
ist im Gegenteil oft genug oberflächlich und leichtfertig, aber stets angenehm unterhaltend, voll anmutiger Koketterie,
geistreich und geschmackvoll, pikant, selbst fein frivol, kurz, der echtesteAusdruck des modernen französischen
Lebens. Begreiflich ist es, daß diesem leichten
Genre (als dessen gelungenste
¶
mehr
Produktionen wohl »Maurer und Schlosser« und »Fra Diavolo« zu bezeichnen sind) die Spielgewandtheit der französischen Opernsängerinnen
ebenso unentbehrlich ist wie der OperRossinis die Virtuosität italienischen Gesangs. Unter Aubers großen und ernsten Opern
steht die »Stumme von Portici« ganz isoliert. Mit diesem kühnen und großartig konzipierten Werk trat der Tondichter
aus dem leichtfertigen Pariser Genußleben hinaus auf den heißen Boden einer politisch aufgeregten Zeit und wußte bedeutsame
Situationen durch ebenso bedeutsame Musik aufs glücklichste zu illustrieren. In Aubers Testament fand sich ein Preis von 5000 Frank
ausgesetzt, der alljährlich für die beste komische Oper verteilt werden soll.