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Serpentin; beim Vorgebirge Kolias, unweit Phaleron, grub man die feinste Töpfererde. Ein zu architektonischem Gebrauch vorzüglich geeigneter Kalkstein von blauer Farbe brach bei Eleusis; den größten Schatz aber barg das neuerdings oft genannte Lauriongebirge (s. d.) in seinen Silber- und Bleigruben, deren alte Schlacken gegenwärtig mit großem Gewinn von neuem verschmolzen werden. Die Bewohner Attikas zeichneten sich durch schlankere Gestalt, feinere Sinne und größere Beweglichkeit vor andern Stämmen Griechenlands aus.
Die Bodenkultur ward mit größter Sorgfalt und Kunst gepflegt; doch konnte das kleine Land die unverhältnismäßig starke Bevölkerung (17,000 Menschen auf 1 QM.) nur mit Beihilfe einer Einfuhr von fast 1 Mill. Medimnen (à 51,5 Lit.) ernähren. Von besonderer Vortrefflichkeit waren Attikas Baumfrüchte, namentlich die Oliven und Feigen. Der attische Wein war nicht vorzüglich, desto köstlicher der Honig vom Hymettos. Das Tierreich lieferte besonders Wolle und Käse.
Die Zucht von Ziegen und Schafen war im Hochland bedeutend; Pferde wurden in Attika wenig, Esel und Maultiere in großer Anzahl gehalten. Reichen Gewinn gewährte die Fischerei entlang der buchtigen Küste des Landes. Unter dem Geflügel werden Rebhühner und Frankoline gerühmt. Eber- und Bärenjagden wurden auf dem Parnes abgehalten, und auf die Erlegung eines Wolfs war noch in den Solonischen Gesetzen ein Preis von 5 Drachmen gesetzt. Die tiefen Buchten und Ankerplätze weckten frühzeitig die Bewohner Attikas und der nahen Inseln zu Schiffahrt und Handel; der Hafen des Piräeus, der Athens Handelsschiffe wie seine starke Seemacht barg, war einer der belebtesten Seeplätze der Alten Welt. Auch die Industrie Attikas war ansehnlich, namentlich in Wollenstoffen, kunstreich bemalten Thongefäßen und Metallwaren, obschon die Gewerbe nur von armen Bürgern, fremden Ansässigen (Metöken) und Sklaven betrieben wurden.
Das alte Attika zerfiel in Demen, d. h. Gemeinden mit abgesonderten Gebieten. Ihre Zahl war wechselnd und betrug in römischer Zeit über 170; von etwa 160 sind uns die Namen erhalten. Meist entsprachen den Demen zusammengebaute Dorfschaften, doch nicht immer, da einzelne Demen im Gebirge über große Räume sich ausbreiteten (vgl. Athen, Geschichte). Jeder Bürger war zugleich Mitglied eines Demos und in dessen Listen eingetragen, obgleich es nicht nötig war, in dem Demos, zu dem man gehörte, zu wohnen.
Mehrere Demen, die nicht durchweg räumlich zusammenlagen, bildeten eine Phyle (Stamm), deren es anfänglich 4, seit Kleisthenes (um 510) bis 307 v. Chr. 10, später 12, zuletzt 13 gab. Die ältern 10 Phylen sind: Erechtheis, Ägeis, Pandionis, Leontis, Akamantis, Öneis, Kekropis, Hippothoontis, Äantis und Antiochis. Zu diesen kamen später die 2 Phylen Antigonis und Demetrias (nachher Ptolemais und Attalis genannt), endlich als 13. Phyle Hadrianis, welche die Inseln Attikas umfaßte. Hauptstadt war Athen. Nennenswerte andre Städte waren: Eleusis, Rhamnus mit dem Tempel der Nemesis, das schlachtenberühmte Marathon, Alopeke, der Geburtsort des Sokrates. Von den Inseln an Attikas Küste sind die bedeutendsten: Salamis, dem Piräeus gegenüber, die Patroklosinsel (jetzt Gaidaronisi), an der Südspitze, Belbina (jetzt Hagios Georgios), am Eingang des Saronischen Meerbusens, und Helena (jetzt Makronisi), an der Südostküste.
Die ältere Geschichte von s. unter Athen. Im heutigen Königreich Griechenland bildet Attika mit Böotien einen Nomos, welcher auf 6426 qkm (nach neuerer Berechnung 6306 qkm = 116 QM.) (1879) 185,364 (1870 erst 136,804) Einw. zählt. Das Land ist gegenwärtig weniger fruchtbar als im Altertum, teils wegen Mangels guter Bebauung, teils wegen der Zerstörung der Wälder, infolge deren dem Boden die nötige Feuchtigkeit fehlt und die kleinen Flüsse noch weniger Wasser enthalten als ehemals.
Dazu kommt, daß bei den Landbauern in Attika die landwirtschaftlichen Verbesserungen und Erfindungen der Neuzeit trotz der Ackerbauschule bei Athen noch wenig Eingang gesunden haben. Das Klima aber ist noch heute gemäßigt und gesund, und die Oliven, Feigen und der Honig Attikas sind noch so vorzüglich wie ehedem.
Vgl. Bursian, Geographie von Griechenland, Bd. 1 (Leipz. 1862);
die von der Association littéraire Parnasse herausgegebene »Description physique d'Attique« (Athen 1884 ff.);
Curtius, Erläuternder Text der sieben Karten zur Topographie von Athen (Gotha 1868);
Curtius u. Kaupert, Karten von Attika (aufgenommen von Offizieren des preußischen Generalstabs, Berl. 1881 ff.).