befindet sich jede
Pflanzenzelle in direktem Gasaustausch mit ihrer Umgebung; die
Spaltöffnungen und die mit ihnen in
Verbindung
stehenden
Luftgänge im Innern vieler
Pflanzen dienen nur der Durchlüftung. Am lebhaftesten atmen junge Keimpflanzen, austreibende
Knospen
[* 2] und sich öffnende
Blüten, überhaupt energisch wachsende Pflanzenteile. Die mit jeder
Oxydation verbundene Wärmeentwickelung
läßt sich auch an lebhaft atmenden
Pflanzen nachweisen; die Temperatursteigerung beträgt z. B. bei
100-200 zusammengeschichteten keimenden
Erbsen 1,5° C., im Blütenkolben der
Aroideen je nach Umständen 4-15°. Auch die
Phosphoreszenz
[* 3] mancher
Pilze,
[* 4] wie der Rhizomorphen, des
Agaricus olearius, steht zur Atmung derselben in Beziehung, da dieselben
in einem sauerstofffreien
Raum sofort aufhören zu leuchten.
(Respirationsorgane), die zur
Atmung (s. d.) dienenden Vorrichtungen. Bei manchen niedern
Tieren erfolgt
ohne besondere Atmungsorgane die
Aufnahme des für das
Leben notwendigen
Sauerstoffs durch die gesamte äußere
Haut
[* 5] oder auch durch die
Haut des
Darmkanals (sogen.
Darmatmung); gewöhnlich sind jedoch gewisseBezirke im
Körper vorhanden, in
denen sich der Gasaustausch zwischen den tierischen Säften und dem umgebenden
Mittel
(Wasser oder
Luft) leichter vollzieht
als anderwärts.
Man nennt sie
Kiemen, wenn
sie den in
Wasser gelösten
Sauerstoff aufnehmen (nur bei
Tieren, die in
Wasser oder feuchter
Luft leben),
Lungen oder
Tracheen,
[* 6] wenn sie
Luft atmen.
Tracheen finden sich nur bei
Gliederfüßlern und verzweigen sich
überall im
Körper direkt in den einzelnen vom
Blut umspülten
Organen;
Lungen kommen fast ausschließlich bei
Wirbeltieren vor
und bestehen aus einer Ausbreitung von äußerst dünnwandigen
Blutgefäßen an einer einzigen
Stelle des
Körpers in der Art,
daß derSauerstoff möglichst leichten Zutritt zu ihnen hat. Meist sind noch besondere Vorkehrungen zum
Schutz der zart gebauten Atmungsorgane getroffen (z. B. Kiemendeckel mancher
Fische),
[* 7] oder letztere liegen in eignen Höhlungen; außerdem
wird in mannigfachster
Weise für Erneuerung der Atemluft, resp. des Atemwassers gesorgt. Vgl. die einschlägigen
Artikel.
der höchste
Europas, besteht aus einem
einzigen ungeheuern, aber flachen
Kegel, dessen
Umfang an der
Basis 180 km und dessen Flächeninhalt gegen 1200 qkm
(ca. 22 QM.)
beträgt. Seine
Basis ist nahezu kreisförmig, wenig elliptisch. Seine höchste
Höhe beträgt nach
Sartorius
v.
Waltershausen 3318 m, nach den Messungen des italienischen
Generalstabs 3313 m. Der
Berg erhebt sich ganz isoliert; er hängt
mit den sizilischen Bergketten gar nicht zusammen und bildet eine schwach gewölbte
Fläche von etwa 37 km
Durchmesser, auf welche ein
Buckel aufgesetzt ist.
Eine Schlucht, worin westlich und südlich der
Simeto, nördlich der
Alcantara fließt, grenzt dieselbe gegen die Umgebung
scharf ab, und nur im
NW. stellt die
Wasserscheide zwischen beiden als flacher
Rücken von 850 m
Höhe die
Verbindung mit den
ältern
Gebirgen der
Insel her. Die Seiten des außerordentlich flachen
Kegels haben eine sehr sanfte
Böschung
von 2-5°, die nach
oben wächst, aber selbst im Waldgürtel 6-8° nicht übersteigt. Die Kegelspitze selbst ist durch eine
fast ebene
Fläche abgeschnitten, den
Piano del
Lago (so genannt, weil ehemals hier sich die Schmelzwasser in
einer
Vertiefung seeartig gesammelt haben sollen), an dessen nördlichem
Rande die
Casa inglese in 2966 m
Höhe und nahe dabei südöstlich
als
Torre del Filosofo bezeichnete und mit
Empedokles in Beziehung gebrachte Trümmer eines römischen (Hadrianischen) Bauwerks
stehen.
Aus dieser flachen
Region des
Bergs erhebt sich erst der ebenfalls elliptische, nur noch wenig über 300 m
hohe Zentralkegel mit einer
Böschung von 20-30°, welcher der tiefen
Asche und
Schlacken wegen, die ihn bedecken und zum Teil
bilden, sehr schwer zu ersteigen ist. Durch einen Einsturz des östlichen Kegelmantels, wohl durch eine seitliche
Eruption
und
Explosion hervorgerufen, ist die
Valle del Bove, diese viel umstrittene charakteristische
Bildung des
Ätna, entstanden, ein gewaltiges Kesselthal, das seinen Ursprung am Gipfelplateau selbst nimmt.
Ausbrüche aus dem Zentralkegel und seinem
Krater
[* 10] sind selten, meist lassen nur verstärkter
Rauch und
Aschenregen die erhöhte
Thätigkeit im Innern erkennen. Die
Eruptionen sind meist seitliche, die Lavamassen durchbrechen den aus
losem
Material aufgebauten
Mantel des
Bergs, noch ehe sie bis zum Gipfel emporgestiegen sind; es bilden sich radiale
Spalten
und am untern Ende des
Risses ein oder mehrere Kraterkegel, welchen nun die
Lava entströmt. So sind die sogen.
Lateral- oder
Schmarotzerkegel entstanden, welche den
Berg rings umgeben, am dichtesten an der Südseite und in dem
Gürtel
[* 11] von 1000 bis 2000 m
Höhe.
Die (übrigens durch Zerstörung und
Neubildung sehr veränderliche) Zahl dieser Lavakegel beträgt gegenwärtig 972, die
natürlich von sehr verschiedener
Größe sind. Die
MontiRossi oberhalb Nicolosi, welche bei dem furchtbaren
Ausbruch von 1669 entstanden,
sind die bekanntesten und gehören zu den größten, sie haben 200 m relative
Höhe. In der
Valle del Bove
ist die
Struktur des
Bergs zum Teil zu erkennen; mehrere
Hundert regelmäßige
Schichten von dunkler
Lava wechseln mit
Lagern von
Tuff und
Konglomerat, die eine mittlere
Mächtigkeit von 2 m haben, sich gleichmäßig nach der Mitte des
Bergs hin erheben und von unzähligen
Gängen und
Adern von
Lava durchsetzt sind, welche, wo das sie vormals bedeckende und umgebende
Gestein zersetzt und weggewaschen ist, wie
Mauern hervorragen. Der Ätna ist trotz seiner
Höhe und seines Schneereichtums infolge
seiner eigentümlichen geologischen Bauart in seinen obern und mittlern Abhängen überaus quellenarm.
Der
Berg gleicht einem riesigen
Filter, der das
Wasser bis zu den tiefern
Tuffen und thonigen
Massen hindurchläßt, wo dann starke
Quellen hervorbrechen, die höchsten in 400 m
Höhe.
Seine isolierte
Lage und regelmäßige konische Gestalt machen den Ätna vorzüglich geeignet, den bedeutenden Einfluß erkennen
zu lassen, welchen der Höhenunterschied auf das
Klima
[* 12] und infolge davon auf die
Vegetation äußert. Nirgends
vielleicht in
Europa
[* 13] sind die Vegetationsgürtel so scharf gegeneinander abgegrenzt wie am Ätna. Es lassen sich drei
Gürtel
unterscheiden: die angebaute (regione colta), die Waldregion (r. nemorosa) und die wüste
Region (r. deserta). Die angebaute
Region reicht bis 1000 m empor und ist ihrer
Fruchtbarkeit wegen außerordentlich dichtbevölkert, auf 770 qkm
wohnen 250,000
Menschen. Hier kommen
Dattelpalmen und
Bananen,
Zuckerrohr und
Agrumen vor; namentlich letztere werden in ungeheurer
Fülle gebaut. Auch Baumwollbau wird getrieben.
Oliven,
Feigen,
Mandeln und andre
Früchte der subtropischen
Zone gedeihen inFülle;
der meiste
Raum ist aber dem
Weinstock gewährt, der
¶
mehr
noch in 1100 m Höhe fortkommt. Die Umzäunungen sind gebildet von Opuntien (OpuntiaFicus indica), deren Früchte drei Monate
im Jahr die Bevölkerung
[* 15] vorwiegend nähren; sie dienen auch dazu, die Lavaströme allmählich wieder der Kultur zugänglich
zu machen. Getreidebau ist weniger ausgedehnt und namentlich an den untern Gehängen unbedeutend. Die
angebaute Region verbreitert sich beständig auf Kosten des Waldgürtels, welcher, häufig von dunkeln Lavaströmen durchbrochen
und mit Aschenfeldern wechselnd, sich zwischen 1000 und 2000 m Höhe ausdehnt.
Nur Weinpflanzungen und Roggenfelder kommen hier noch vor, und die Verwüstung der Wälder ist namentlich im 19. Jahrh. rapid
fortgeschritten. Es folgen im allgemeinen aufeinander: Kastanien (900 bis 1300 m), darauf Kastanien und
Eichen, dann Lariciokiefern, Birken, Ahorne und Buchen, welche von 1900 m an in Zwergformen übergehen. Die Eichenwälder sind
am Südhang fast ganz verschwunden, die Kastanienwälder sehr zusammengeschrumpft; von der Produktionskraft der Natur auf
diesem Boden zeugen aber die Überreste der gewaltigen Stämme des Castagno di cento cavalli und des Castagno
della nave.
Unterholz und niedere grüne Pflanzen fehlen in diesen Wäldern fast völlig, nur Adlerfarn findet sich in ungeheurer Menge.
Bei 2000 m beginnt die Regione deserta, eine einsame Wüste von Lavaströmen und schwarzen Aschenfeldern, auf denen niedriges,
rasenartiges Gestrüpp sich verbreitet und im Sommer noch dürftig umherirrende Schafherden nährt. AlpinePflanzen sucht man vergebens, und die für die höhern Regionen des Ätna charakteristische Pflanzenarmut erreicht hier ihr Maximum:
von 2000 m an sind nur noch 50 Pflanzenarten nachgewiesen, bei 2500 m nur noch 11, bei 3000 m ist es nur
noch eine.
Gewöhnlich besteigt man den von Catania aus. Man rastet des Nachts in dem sogen. EnglischenHaus, einem von Mario Gemmellaro,
dem hochverdienten Ätnaforscher, mit Unterstützung englischer Offiziere 1811 errichteten Gebäude, nur noch 370 m unter
dem Krater. Hier beginnt der Aschenkegel, der von Eis
[* 16] und Schnee
[* 17] vollkommen frei ist, eine Wirkung der heißen
vulkanischen Dünste, welche aus allen seinen Poren dringen. Von dem obersten, wenige Schritte breiten Rande des Kraters erblickt
man tief unten den eigentlichen Schlund.
Der Riesenberg selbst verändert im Lauf desJahrs einigemal sein Kleid. Im März trägt er noch das Wintergewand, während
um ihn herum all Ebenen und Hügel im schönsten Frühlingsschmuck prangen. Erst im Juli und August erscheint
der Berg mit seiner Sommertracht angethan. Der Wald prangt in frischem Grün, aber der Blumengürtel um den Fuß des Riesen ist
verdorrt unter den sengenden Strahlen der Sonne,
[* 21] denen nur die immergrünen Bäume und Sträucher mit ihren
harten, glänzenden Blättern sowie die saftreichen Opuntien und Agaven Trotz bieten.
Die
zunächst unter dem Aschenkegel liegende kahle Region bedeckt Eis, das hier vielleicht schon seit Jahrtausenden ruht, nicht
schmilzt und wegen seiner außerordentlichen Dauerhaftigkeit einen bedeutenden Ausfuhrartikel nach Italien,
[* 22] Griechenland,
[* 23] der
Türkei
[* 24] und Afrika
[* 25] bildet; es wird vom Bischof von Catania für eine namhafte Summe (meist an Marseiller
Kaufleute) verpachtet. Die Lavaströme des Ätna verhalten sich hinsichtlich ihrer Mächtigkeit zu denen des Vesuvs wie gewaltige
Ströme zu unbedeutenden Flüssen. Schon aus weiter Ferne erkennt man die jüngern, und bei Catania, namentlich längs des Gestades,
gleichen sie einem unabsehbaren Meer mit erstarrten Wellen.
[* 26]
Der Ätna gehört erst mit Beginn der geologischen Gegenwart zu den jüngsten Bildungen der InselSizilien; er begann seinen Kegel
zuerst unterseeisch in einer weiten Bucht aufzubauen, welche tief in die Ostseite Siziliens eindrang. Sein absolutes Alter ist
zu nur 50,000 Jahren geschätzt worden, und da im Mittel der letzten drei Jahrhunderte auf ungefähr je
zehn Jahre ein Ausbruch kommt, so würden also ca. 5000 Ausbrüche diesen gewaltigen Kegel, dessen Volumen man zu 2,08 geogr.
Kubikmeilen berechnet hat, und der den Vesuv
[* 27] um das 20fache übertrifft, aufgebaut haben.
Die ältesten, von Diodor historisch beglaubigten Ausbrüche mögen etwa ein Jahrtausend vor unsre Zeitrechnung
hinausreichen. Der älteste, gut bezeugte fällt in das Jahr 693 v. Chr., und in griechischer und römischer Zeit sind wir
überhaupt weit besser über die Eruptionen unterrichtet als in der ersten Hälfte des Mittelalters. Erst seit dem 12. Jahrh.
haben wir wieder bessere Berichte. Einer der gewaltigsten Ausbrüche war der vom an welchem
Tag zugleich ein Erdbeben
[* 28] Sizilien und Kalabrien erschütterte; weitere namhafte Ausbrüche fanden 1329, 1536, 1537 statt; das 17. Jahrh.
war aber an furchtbaren Ausbrüchen reicher als irgend ein andres, von 1603 bis 1620 war der Berg fast
in beständiger Thätigkeit, und 1669 erfolgte die bedeutendste und zerstörendste aller bisher vorgekommenen Eruptionen.
Erbeben der Erde, unterirdischer Donner, schwarze Rauch- und Aschenwolken aus dem Zentralkrater kündigten dieselbe seit den
ersten Tagen des März an, und diese Erscheinungen steigerten sich von Tag zu Tag, bis 11. März sich ein Spalt
mit mehreren Schlünden bildete, auf deren einem dieMontiRossi aufgetürmt wurden, welche gewaltige Lavamassen auszuspeien
begannen. Diese vernichteten zunächst das Dorf Guardia, dann die Stadt Malpasso, die 8000 Einw. hatte, sowie zahlreiche andre
Städte und Dörfer und wälzten sich gegen Catania. Am 26. März stürzte unter furchtbarem Erdbeben der Gipfel
des Ätna zusammen.
Seit 2. April war die Lava schon bis an die Mauern von Catania gekommen und um dieselben herum ins Meer geflossen; am 30. April durchbrach
sie die Mauern und drang in die Stadt ein, deren westliche und südliche Teile zerstört wurden. Ein Teil des Hafens wurde
ausgefüllt, die Küste weit vorgeschoben. Erst im Juli, nach 3½monatlicher Thätigkeit, erlosch der Vulkan. Ein Lavastrom
von 15 m Mächtigkeit, 50 qkm bedeckend und von einem Volumen von 980 Mill. cbm, war zurückgeblieben; zwölf Städte und Dörfer
waren ganz oder teilweise durch die Lava, sechs andre durch die Erdbeben zerstört. Im 18. Jahrh. sind
namhafte Ausbrüche die von 1763, 1787 und 1792, im 19. die von 1809, 1819, 1852 und namentlich 1865, der letzte fand 1879 statt.
Gut bezeugt und in Einzelheiten geschildert sind uns 98 von sehr verschiedener Dauer,
¶