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(zwischen 7° nördlicher und 3° 30' südl.
Br. und von 29° 20' bis 12° 20' westl. L. v. Gr.)
für dergleichen
Berichte. Das Gebiet des Atlantischen
Ozeans zeichnet sich aus durch die symmetrische Verteilung der Windverhältnisse.
Ein Windstillengürtel (Äquatorialkalmen) im Juli zwischen 10 und 15° nördl.
Br., im
Januar zwischen dem
Äquator
und 5° nördl.
Br. trennt die
Regionen der regelmäßigen Nordost- und Südostpassate. Der Nordostpassat wird im N. durch
den Kalmengürtel des
Krebses abgegrenzt, welcher im
Winter in etwa 30°, im
Sommer noch nördlicher liegt, ein
Gürtel
[* 2] hohen
Luftdrucks, auf dessen Nordseite die vorherrschend westlichen
Winde
[* 3] der gemäßigten
Zone wehen.
Diese letztern haben, namentlich im Sommer, im W. eine südwestliche, im O. eine nordwestliche Richtung, während der Passatwind auf der Ostseite mehr nördlich, auf der Westseite des Ozeans mehr östlich gerichtet ist. Man erhält so im großen und ganzen das Bild eines Windkreislaufs, in dessen Zentrum die Azorengruppe liegt, übereinstimmend mit dem Kreislauf [* 4] der Meeresströme dieses Ozeans. Südlich vom Äquator weht der Südostpassat mit noch größerer Stärke [* 5] und Regelmäßigkeit als der Passat im N. Im O. ist er von Kapstadt, [* 6] im W. von Rio de Janeiro [* 7] ab bemerkbar. Im nördlichen Sommer, wenn der Kalmengürtel nach N. gewandert ist, weht dieser Passat als Südwind über den Äquator fort und nimmt unter dem Einfluß des afrikanischen Kontinents im O. sogar eine südwestliche Richtung an. Man nennt ihn dann Südwestmonsun.
Südlich von dem Windstillengürtel des Steinbocks sind wieder westliche Winde vorherrschend und zwar im westlichen Teil des Ozeans Nordwestwinde, die im südlichen Sommer an der Ostküste Amerikas sogar nördlich und nordöstlich werden, im östlichen Teil Südwestwinde, so daß sich auch auf der südlichen Hemisphäre ein gewisser Kreislauf des Windes, dem der nördlichen Halbkugel entgegengesetzt gerichtet, den hier herrschenden Meeresströmungen [* 8] entsprechend ausprägt.
Diesen
Wind- u. Stromverhältnissen entsprechend, läuft der
Kurs derjenigen Segelschiffe, welche den Atlantischen
Ozean von N. nach S. zu passieren haben, im allgemeinen im nördlichen Atlantischen
Ozean auf der östlichen Seite und jenseit
des
Äquators, nahe der brasilischen
Küste entlang, bis sich auf der
Breite
[* 9] von
Rio de Janeiro der Weg um das
Kap
Horn von dem
um das
Kap der
Guten Hoffnung abzweigt. Die nordwärts segelnden
Schiffe
[* 10] dagegen suchen, vor dem Südostpassat
laufend, die westliche Seite der
Region des Nordostpassats auf und verfolgen, wenn nach
Europa
[* 11] bestimmt, den letzten Teil ihres
Wegs mit
Hilfe der westlichen
Winde des nördlichen Atlantischen
Ozeans.
Verkehrsverhältnisse des Atlantischen
Ozeans.
Da das nördliche
Becken des Atlantischen
Ozeans im O. von den bedeutendsten Industriestaaten
Europas, im
W. von dem großen nordamerikanischen
Kontinent begrenzt wird, welcher als
Folge wie als
Ursache eines unablässig in gewaltigen
Dimensionen ihm zufließenden Menschenstroms seine jährlich wachsende
Überproduktion von
Nahrungsmitteln und
Rohstoffen der
Alten Welt zuzuführen bestrebt ist, so hat sich hier ein
Verkehr entwickelt, dem der keines andern Meeresraums
gleichzustellen ist. Am deutlichsten läßt sich die Lebhaftigkeit des Handelsverkehrs aus den bestehenden Dampferlinien
erkennen: 9 englische, 4 deutsche und je 1 französische, holländische und belgische Dampferlinie vermitteln den Eilverkehr
zwischen
Europa und
Nordamerika.
[* 12]
Nach Westindien [* 13] und Mittelamerika gehen 3 englische, 2 deutsche, je 1 französische und spanische Linie, nach Südamerika [* 14] 5 englische, 3 deutsche, 2 französische, 1 italienische. Dazu kommen noch 4 Dampferlinien der Union und 2 Brasiliens. Auf der afrikanischen Seite ist der Verkehr allerdings viel geringer, hier sind es nur die immer noch wirtschaftlich verhältnismäßig wenig bedeutenden Besitzungen europäischer Staaten, welche überhaupt den Verkehr fördern; daher läuft hier nur je eine englische, französische, deutsche und portugiesische Dampferlinie nach der eigentlichen Westküste, während noch drei andre englische das britische Südafrika [* 15] (Kapstadt) aufsuchen.
Welche hervorragende
Stellung der Atlantische
Ozean aber als Verkehrsvermittler unter allen
Meeren einnimmt, das erhellt aus
der Betrachtung der Zahl der
Schiffe, welche an seinen
Küsten ihre Heimatshäfen haben. Von dem Schiffspark
aller seefahrenden
Völker der
Erde, den man auf 142,500
Schiffe mit 20,400,000
Ton. berechnet hat, entfallen auf die atlantischen
Staaten nicht weniger als 61,700
Schiffe mit 14,559,600 T., also nahe
an drei
Viertel des gesamten
Tonnengehalts.
Europa allein besaß 1880 in seinen an der
Nordsee und den
Küsten des Atlantischen
Ozeans gelegenen Häfen
nicht weniger als 28,768
Schiffe mit einem
Gehalt von 10,088,197 T. Sollten die
Hoffnungen, welche man auf den
Panamakanal setzt,
sich erfüllen und diese Wasserstraße auch den größten
Dampfern die Durchfahrt vom Atlantischen
zum
Stillen
Meer ermöglichen, so müßte sich naturgemäß der direkte
Handel zwischen diesen beiden
Meeren bedeutend erhöhen und die
Schmälerung, welche die Durchstechung der
Landenge von
Suez dem atlantischen
Verkehr brachte, auf
Kosten des
Mittelmeers
[* 16] u.
Indischen
Ozeans mehr als ausgeglichen werden. Vgl.
Dampfschiffahrt.
Wurden aber durch Errichtung schneller Postdampferlinien die Entfernungen von der Alten zur Neuen Welt in überraschender Weise abgekürzt, so genügte den immer engern Beziehungen, in welche beide Erdteile zu einander traten, bald auch diese Art der Verbindung nicht mehr. An die Stelle des Gedankenaustausches von Tagen und Wochen mußte der von Minuten und Stunden treten. Das geschah durch den unterseeischen Telegraphen. [* 17] Seitdem 1866 das erste Kabel von Valentia in Irland nach Heart's Content in Neufundland vollendet wurde, ist man unablässig thätig gewesen, diese Verbindung zu vervollkommnen.
Jetzt ist die telegraphische Verbindung Europas mit dem nördlichen Amerika [* 18] durch sieben selbständige Kabel der zu einer einzigen Gesellschaft verschmolzenen amerikanischen und englischen Gesellschaften gesichert. Dazu kommt das französische Kabel Brest-New York; Deutschland [* 19] hat sich seit 1882 durch sein direktes Kabel Greestiel ^[richtig wohl: Greetsiel]-(Emden-) Valentia-New York von dem guten Willen der Engländer frei gemacht. Zur Verbindung Europas mit Südamerika wurde 1874 die wichtige submarine Linie vollendet, welche von Lissabon [* 20] über Madeira [* 21] und die Kapverdischen Inseln nach Pernambuco [* 22] in Brasilien [* 23] führt. Die ganze Ostküste von Südamerika ist von Kabeln besäumt, die in Verbindung mit den durch zahlreiche kleine Stränge aneinander geketteten westindischen Inseln stehen, welche wiederum mit Mittelamerika und den Vereinigten Staaten [* 24] verbunden sind. So ist die telegraphische Verbindung der atlantischen Küsten des Westens mit Europa überall hergestellt.
Vgl. »Atlas [* 25] des Atlantischen Ozeans«, 36 Karten, die physikalischen Verhältnisse und die Verkehrsstraßen darstellend (hrsg. von der deutschen Seewarte, Hamb. 1882);
Sir W. Tomson, Voyage of the Challenger.
The Atlantic (Lond. 1877, 2 Bde.); Findlay, ¶
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North Atlantic Ocean. Memoir etc. (14. Ausg.) und »South Atlantic Ocean. Sailing directory« (9. Ausg., das. 1883).