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eigentliche Fortsetzung des Äquatorialstroms bezeichnet werden, sie fließt mit gesteigerter Geschwindigkeit nach dem Karibischen Meer zu, in welches sie bei der Insel Trinidad als karibische Strömung eintritt. Zwischen beiden Äquatorialströmen (etwa 4-8° nördl. Br.) findet sich, nach O. gerichtet, der Guinea- oder Äquatorialgegenstrom, von höherer Temperatur und oft gleicher Geschwindigkeit wie der Äquatorialstrom. Derselbe macht sich von W. her um so eher bemerklich, je weiter der Nordostpassat und mit ihm der nördliche Äquatorialstrom nach N. rückt. Im Sommer beginnt er daher schon in 45°, im Winter erst in ca. 25° westl. L. v. Gr. Der Guineastrom erreicht die afrikanische Küste etwa bei Sierra Leone und der Küste von Liberia, [* 2] nimmt dann eine südöstliche Richtung und größere Geschwindigkeit an und erreicht sein Ende in etwa 2° nördl. Br. vor der Bucht von Biafra. In der Nähe vom Kap Palmas hat der Guineastrom den Charakter einer lokalen Küstenströmung und weist stellenweise Geschwindigkeiten auf bis zu 100 Seemeilen in 24 Stunden. Die Geschwindigkeiten dieser äquatorialen Strömungen im offenen Ozean lassen sich aus folgender Zusammenstellung entnehmen:
Ungefähre Geschwindigkeit in Seemeilen pro 24 Stunden.
(1 km pro 24 Stunden = 0,0215 m pro Sekunde.)
Nördl. Äquatorialstrom | Südl. Äquatorialstrom | Äquatorialgegenstrom | |
---|---|---|---|
Östlich vom Meridian von Greenwich | - | 12-17 | 14-26.5, im Sommer am stärksten |
0-25° westl. Länge | - | 12-26 | |
25-45° westl. Länge | 10-15 | 25-16 | 3-10, je nach den Jahreszeiten |
45-60° westl. Länge | 16-21 | 25-62 | - |
Das Stromsystem des südlichen Atlantischen Ozeans setzt sich zusammen aus folgenden Strömungen:
1) Der brasilische Küstenstrom scheint, wie aus den Wassertemperaturen zu schließen, über den La Plata hinaus der Küste zu folgen. Von dort lenken die Westwinde immer mehr Wasser nach O. ab.
2) Die kalte Kap Horn-Strömung, welche, nach NO. fließend, sich mit dem von NW. herkommenden warmen Wasser unter dem Einfluß der vorherrschenden Westwinde zu einer östlichen Drift vereinigt. Das Zusammenströmen polaren und äquatorialen Wassers gibt Anlaß zu den zwischen 45 und 55° südl. Br. sowie 25 und 40° westl. L. häufig beobachteten schroffen Temperaturabgrenzungen an der Meeresoberfläche. Man hat dort wiederholt Temperaturunterschiede an der Oberfläche von 10° innerhalb 20 Seemeilen Entfernung angetroffen.
3) Die westafrikanische Strömung. Östlich von der Kap Horn-Strömung ziehen vom Südlichen Eismeer her kalte Gewässer nach N. (antarktische Drift), welche später dem Lauf der afrikanischen Küste folgen. Diese Strömung geht dann in den südlichen Äquatorialstrom über und läßt in der Nähe des Äquators als kalter Strom die Grenzen [* 3] des sehr warmen Guineastroms um so schärfer hervortreten.
Das Stromsystem des nördlichen Atlantischen Ozeans bildet noch deutlicher als das des südlichen einen geschlossenen Kreislauf. [* 4] Der aus den Äquatorialströmen hervorgehende Golfstrom (s. d.) und die mit ihm zusammenhängende östliche Drift sind an sich kräftiger und auch bei weitem genauer erforscht als die Verhältnisse des südlichen Atlantischen Ozeans. Für diese östliche Drift kann Kap Finisterre als Scheidepunkt gelten, denn es läßt sich ein Oststrom an der Nordküste und ein Südstrom an der Westküste der Iberischen Halbinsel verfolgen.
Der erstere umkreist die Bucht von Viscaya und tritt aus derselben als Rennellströmung nach NW. aus. Die starken Gezeitenströmungen vor dem englischen Kanal [* 5] lassen diesen Strom als sehr unsicher erscheinen. Der Südstrom an der Küste Portugals ist namentlich bei Nordwinden stark ausgeprägt, er geht in den nordafrikanischen Südstrom über, welcher den größten Teil des Jahrs bis zu 15° nördl. Br. zu verfolgen ist. Ein Zusammenhang desselben mit der Guineaströmung ist zweifelhaft.
Auf der Ostseite des nördlichen Atlantischen Ozeans allein tritt ein polarer Strom auf: der Labradorstrom, welcher seinen Ursprung aus der Davisstraße (nicht von Ostgrönland) herleitet und südlich von Neufundland im rechten Winkel [* 6] auf den hier östlich gerichteten Golfstrom stößt. Ein weiteres Südwärtsfließen dieses Polarstroms als Unterstrom wird gefolgert aus dem Eintritt tief gehender Eisberge in den Golfstrom. Dieselben werden aber schnell von dem warmen Wasser aufgezehrt, und der Strom läßt sich nicht weiter nachweisen. Wie weit er alleinige Ursache des zwischen dem Festland und dem Golfstrom beobachteten kalten Wassers ist, wird noch näher festzustellen sein (vgl. Golfstrom).
Zu den bemerkenswerten Eigentümlichkeiten des Atlantischen Ozeans gehört die Sargassosee, welche sich inmitten des nordatlantischen Stromsystems in dem ruhigen und warmen Gebiet zwischen 25 und 35° nördl. Br. von den Bahamainseln bis zu den Azoren hinüber erstreckt. Über diesen Meeresteil herrschen überall während eines Teils des Jahrs, teilweise das ganze Jahr hindurch, Stillen und leichte Winde. [* 7] Hier trifft man, bald zerstreut und ganz vereinzelt, bald dicht aneinander in Feldern oder langen Streifen, schwimmendes Seegras (s. Sargassum).
Die Farbe des Sargassotangs ist gelblichgrün bis braun und kontrastiert anmutig landschaftlich belebend gegen den hier wunderbar blauen Ozean. Nirgends bieten diese Tange der Schiffahrt irgend welche Hindernisse, dagegen bergen sie ein reiches Tierleben. Wenn man die Pflanze aus dem Wasser fischt, so hat man ein formloses, dichtes Gewirr von Tang, dessen untere Zweige stark von kalkiger Inkrustation überzogen sind, und in welchen es von sehr kleinen Krabben, Muscheln [* 8] und andern Seegeschöpfchen wimmelt.
Die Erdbebenregion des Atlantischen Ozeans in der Nähe des Äquators ist ein merkwürdiges Rätsel. Namentlich zwischen 18. und 21 westl. L. v. Gr., unmittelbar südlich vom Äquator, sind von einer großen Anzahl von Schiffen Anzeichen vulkanischer Thätigkeit, Rauchwolken über dem Wasser (Krusenstern 1806), entfärbtes Wasser, Brandung, Erschütterungen wie bei einer Grundberührung, beobachtet worden; jedoch hat die Durchforschung dieser Gegend in Bezug auf Tiefen und Wassertemperatur niemals einen Anhalt [* 9] gegeben für Zurückführung dieser Berichte auf einen wirklich dort vorhandenen Herd vulkanischer Erscheinungen.
Weiter nördlich, bis 28° nördl. Br. und 58 westl. L. v. Gr., sind solche Erscheinungen ebenfalls berichtet. Ein großer Teil dieser Meldungen mag bedeutend übertrieben sein oder auf Täuschung beruhen; jedoch wird man sie in ihrer Gesamtheit so weit acceptieren müssen, daß man ihr Vorhandensein in der Nähe der vulkanischen Insel St. Paul als bestehend anzunehmen hat. Das neueste englische Werk über den südlichen Atlantischen Ozean (Findlay 1883) gibt unter »Vulkanischer Region« nicht weniger als 30 geographische Positionen an ¶
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(zwischen 7° nördlicher und 3° 30' südl. Br. und von 29° 20' bis 12° 20' westl. L. v. Gr.) für dergleichen Berichte. Das Gebiet des Atlantischen Ozeans zeichnet sich aus durch die symmetrische Verteilung der Windverhältnisse. Ein Windstillengürtel (Äquatorialkalmen) im Juli zwischen 10 und 15° nördl. Br., im Januar zwischen dem Äquator und 5° nördl. Br. trennt die Regionen der regelmäßigen Nordost- und Südostpassate. Der Nordostpassat wird im N. durch den Kalmengürtel des Krebses abgegrenzt, welcher im Winter in etwa 30°, im Sommer noch nördlicher liegt, ein Gürtel [* 11] hohen Luftdrucks, auf dessen Nordseite die vorherrschend westlichen Winde der gemäßigten Zone wehen.
Diese letztern haben, namentlich im Sommer, im W. eine südwestliche, im O. eine nordwestliche Richtung, während der Passatwind auf der Ostseite mehr nördlich, auf der Westseite des Ozeans mehr östlich gerichtet ist. Man erhält so im großen und ganzen das Bild eines Windkreislaufs, in dessen Zentrum die Azorengruppe liegt, übereinstimmend mit dem Kreislauf der Meeresströme dieses Ozeans. Südlich vom Äquator weht der Südostpassat mit noch größerer Stärke [* 12] und Regelmäßigkeit als der Passat im N. Im O. ist er von Kapstadt, [* 13] im W. von Rio de Janeiro [* 14] ab bemerkbar. Im nördlichen Sommer, wenn der Kalmengürtel nach N. gewandert ist, weht dieser Passat als Südwind über den Äquator fort und nimmt unter dem Einfluß des afrikanischen Kontinents im O. sogar eine südwestliche Richtung an. Man nennt ihn dann Südwestmonsun.
Südlich von dem Windstillengürtel des Steinbocks sind wieder westliche Winde vorherrschend und zwar im westlichen Teil des Ozeans Nordwestwinde, die im südlichen Sommer an der Ostküste Amerikas sogar nördlich und nordöstlich werden, im östlichen Teil Südwestwinde, so daß sich auch auf der südlichen Hemisphäre ein gewisser Kreislauf des Windes, dem der nördlichen Halbkugel entgegengesetzt gerichtet, den hier herrschenden Meeresströmungen [* 15] entsprechend ausprägt.
Diesen Wind- u. Stromverhältnissen entsprechend, läuft der Kurs derjenigen Segelschiffe, welche den Atlantischen Ozean von N. nach S. zu passieren haben, im allgemeinen im nördlichen Atlantischen Ozean auf der östlichen Seite und jenseit des Äquators, nahe der brasilischen Küste entlang, bis sich auf der Breite [* 16] von Rio de Janeiro der Weg um das Kap Horn von dem um das Kap der Guten Hoffnung abzweigt. Die nordwärts segelnden Schiffe [* 17] dagegen suchen, vor dem Südostpassat laufend, die westliche Seite der Region des Nordostpassats auf und verfolgen, wenn nach Europa [* 18] bestimmt, den letzten Teil ihres Wegs mit Hilfe der westlichen Winde des nördlichen Atlantischen Ozeans.
Verkehrsverhältnisse des Atlantischen Ozeans.
Da das nördliche Becken des Atlantischen Ozeans im O. von den bedeutendsten Industriestaaten Europas, im W. von dem großen nordamerikanischen Kontinent begrenzt wird, welcher als Folge wie als Ursache eines unablässig in gewaltigen Dimensionen ihm zufließenden Menschenstroms seine jährlich wachsende Überproduktion von Nahrungsmitteln und Rohstoffen der Alten Welt zuzuführen bestrebt ist, so hat sich hier ein Verkehr entwickelt, dem der keines andern Meeresraums gleichzustellen ist. Am deutlichsten läßt sich die Lebhaftigkeit des Handelsverkehrs aus den bestehenden Dampferlinien erkennen: 9 englische, 4 deutsche und je 1 französische, holländische und belgische Dampferlinie vermitteln den Eilverkehr zwischen Europa und Nordamerika. [* 19]
Nach Westindien [* 20] und Mittelamerika gehen 3 englische, 2 deutsche, je 1 französische und spanische Linie, nach Südamerika [* 21] 5 englische, 3 deutsche, 2 französische, 1 italienische. Dazu kommen noch 4 Dampferlinien der Union und 2 Brasiliens. Auf der afrikanischen Seite ist der Verkehr allerdings viel geringer, hier sind es nur die immer noch wirtschaftlich verhältnismäßig wenig bedeutenden Besitzungen europäischer Staaten, welche überhaupt den Verkehr fördern; daher läuft hier nur je eine englische, französische, deutsche und portugiesische Dampferlinie nach der eigentlichen Westküste, während noch drei andre englische das britische Südafrika [* 22] (Kapstadt) aufsuchen.
Welche hervorragende Stellung der Atlantische Ozean aber als Verkehrsvermittler unter allen Meeren einnimmt, das erhellt aus der Betrachtung der Zahl der Schiffe, welche an seinen Küsten ihre Heimatshäfen haben. Von dem Schiffspark aller seefahrenden Völker der Erde, den man auf 142,500 Schiffe mit 20,400,000 Ton. berechnet hat, entfallen auf die atlantischen Staaten nicht weniger als 61,700 Schiffe mit 14,559,600 T., also nahe an drei Viertel des gesamten Tonnengehalts.
Europa allein besaß 1880 in seinen an der Nordsee und den Küsten des Atlantischen Ozeans gelegenen Häfen nicht weniger als 28,768 Schiffe mit einem Gehalt von 10,088,197 T. Sollten die Hoffnungen, welche man auf den Panamakanal setzt, sich erfüllen und diese Wasserstraße auch den größten Dampfern die Durchfahrt vom Atlantischen zum Stillen Meer ermöglichen, so müßte sich naturgemäß der direkte Handel zwischen diesen beiden Meeren bedeutend erhöhen und die Schmälerung, welche die Durchstechung der Landenge von Suez dem atlantischen Verkehr brachte, auf Kosten des Mittelmeers [* 23] u. Indischen Ozeans mehr als ausgeglichen werden. Vgl. Dampfschiffahrt.
Wurden aber durch Errichtung schneller Postdampferlinien die Entfernungen von der Alten zur Neuen Welt in überraschender Weise abgekürzt, so genügte den immer engern Beziehungen, in welche beide Erdteile zu einander traten, bald auch diese Art der Verbindung nicht mehr. An die Stelle des Gedankenaustausches von Tagen und Wochen mußte der von Minuten und Stunden treten. Das geschah durch den unterseeischen Telegraphen. [* 24] Seitdem 1866 das erste Kabel von Valentia in Irland nach Heart's Content in Neufundland vollendet wurde, ist man unablässig thätig gewesen, diese Verbindung zu vervollkommnen.
Jetzt ist die telegraphische Verbindung Europas mit dem nördlichen Amerika [* 25] durch sieben selbständige Kabel der zu einer einzigen Gesellschaft verschmolzenen amerikanischen und englischen Gesellschaften gesichert. Dazu kommt das französische Kabel Brest-New York; Deutschland [* 26] hat sich seit 1882 durch sein direktes Kabel Greestiel ^[richtig wohl: Greetsiel]-(Emden-) Valentia-New York von dem guten Willen der Engländer frei gemacht. Zur Verbindung Europas mit Südamerika wurde 1874 die wichtige submarine Linie vollendet, welche von Lissabon [* 27] über Madeira [* 28] und die Kapverdischen Inseln nach Pernambuco [* 29] in Brasilien [* 30] führt. Die ganze Ostküste von Südamerika ist von Kabeln besäumt, die in Verbindung mit den durch zahlreiche kleine Stränge aneinander geketteten westindischen Inseln stehen, welche wiederum mit Mittelamerika und den Vereinigten Staaten [* 31] verbunden sind. So ist die telegraphische Verbindung der atlantischen Küsten des Westens mit Europa überall hergestellt.
Vgl. »Atlas [* 32] des Atlantischen Ozeans«, 36 Karten, die physikalischen Verhältnisse und die Verkehrsstraßen darstellend (hrsg. von der deutschen Seewarte, Hamb. 1882);
Sir W. Tomson, Voyage of the Challenger.