Operationen schmerzlos ausgeführt werden können. Mißbräuchlich wird Äthyläther als Berauschungsmittel getrunken
(namentlich in Irland). Äthyläther scheint bereits Raymund Lullius im 13. Jahrh. bekannt gewesen
zu sein. Valerius Cordus stellte ihn 1540 aus Alkohol und Schwefelsäure dar und nannte ihn Oleum vitrioli dulce. Später erhielt
er den Namen Schwefeläther, aber V. Rose wies 1800 nach, daß er keinen Schwefel enthält. Zu Anfang dieses
Jahrhunderts gab Boullay die jetzt gebräuchliche Darstellungsmethode an. Später beschäftigte die Ätherbildungstheorie die
Chemiker lange Zeit, und erst Williamsons Arbeiten führten zu den heute gültigen Anschauungen.
(Bromäthyl, Bromäther) C2H5Br ^[C{2}H{5}Br], chem. Verbindung, entsteht direkt aus Äthylen C2H4
^[C{2}H{4}] und Bromwasserstoff BrH und wird dargestellt durch Übergießen von Phosphor mit Alkohol und Zutröpfeln von Brom,
worauf man destilliert, das Äthylbromür aus dem Destillat mit Wasser fällt, mit Chlorcalcium trocknet und rektifiziert. Äthylbromür ist eine
farblose, ätherartig riechende Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,42, siedet bei 38,7,°
ist entzündlich, wenig löslich in Wasser, mischbar mit Alkohol und Äther und dient zur Darstellung von
Anilinfarben, wurde auch als schlafmachendes Arzneimittel empfohlen.
(Chloräthyl, Chlorwasserstoffäther, Salzäther) C2H5Cl ^[C{2}H{5}Cl], chem. Verbindung, entsteht
bei Einwirkung von Salzsäure oder Chlor auf Alkohol, wird dargestellt durch Einleiten von Chlorwasserstoff in Alkohol und Destillation.
Die Dämpfe werden mit warmem Wasser gewaschen, dann mit Chlorcalcium getrocknet und mittels einer Kältemischung
verdichtet. Man erhält Äthylchlorür auch als Nebenprodukt bei der Chloralbereitung. Es ist eine farblose, ätherartig
riechende, süßlich gewürzhaft schmeckende Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,92, siedet bei 12,5,°
ist wenig löslich in Wasser, mischbar mit Alkohol und Äther, leicht entzündlich, gibt mit Chlor Substitutionsprodukte,
deren letztes Glied Anderthalbchlorkohlenstoff C2Cl6 ^[C{2}Cl{6}] ist. Es wird in der Teerfarbenindustrie benutzt. Eine
zwischen 110 und 130° siedende Mischung dieser Substitutionsprodukte ist der Aransche Äther (Aether anaestheticus), welcher
ätherartig aromatisch riecht, süßlich brennend schmeckt und als örtlich wirkendes anästhetisches Mittel benutzt wurde.
(Elayl, ölbildendes Gas, schweres Kohlenwasserstoffgas) C2H4 ^[C{2}H{4}] entsteht,
wenn man ein Gemisch von Schwefelwasserstoff und Schwefelkohlenstoffdampf über rotglühendes Eisen oder Kupfer leitet, wobei
der Schwefel sich mit dem Metall und der Kohlenstoff mit dem Wasserstoff verbindet; ferner bei trockner Destillation von Steinkohlen,
Fetten, Harzen (es findet sich daher im Leuchtgas), oder wenn man Alkohol- oder Ätherdämpfe durch ein rotglühendes
Rohr leitet, auch beim Erhitzen von Alkohol mit konzentrierter Schwefelsäure oder Chlorzink.
Zur Darstellung von reinem Äthylen leitet man Alkoholdämpfe in Schwefelsäure, welche bei 165° siedet, und sorgt dafür, daß
die Temperatur nie über 170° steige. Der Alkohol C2H6O ^[C{2}H{6}O] wird dann in Äthylen C2H4
^[C{2}H{4}] und Wasser H2O ^[H{2}O] zerlegt, und die Schwefelsäure bleibt unverändert. Äthylen bildet ein farbloses Gas vom
spez. Gew. 0,978 und ist von eigentümlichem Geruch; es kann nicht eingeatmet werden und wirkt höchst nachteilig auf den
Organismus. Es löst sich wenig in Wasser, leichter in Alkohol, ist auch in Äther, Terpentinöl und fetten
Ölen löslich und wird durch sehr starken Druck und Kälte zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtet, die bei 1° einen Druck
von 42,5
Atmosphären ausübt.
Das Äthylen ist leicht entzündlich und brennt mit hell leuchtender Flamme. Mit Sauerstoff oder Luft vermischt, explodiert es bei
Annäherung einer Flamme oder durch den elektrischen Funken mit außerordentlicher Heftigkeit. Bei Rotglut
zersetzt es sich in Methan (leichtes Kohlenwasserstoffgas) CH4 ^[CH{4}] und Kohlenstoff, welcher sich bei hoher Temperatur
in äußerst harten Krusten (Retortengraphit) absetzt. Dieselbe Zersetzung findet beim Anzünden des Gases statt, und die Flamme
des Äthylens ist deshalb brennendes Grubengas, in welchem sich Kohle in glühendem Zustand befindet.
Dadurch wird die Flamme leuchtend. An einem kalten Gegenstand, den man in die Flamme hält, lagert sich dieser Kohlenstoff ab,
weil die Temperatur so sehr erniedrigt wird, daß er nicht mehr zu verbrennen vermag. Das Leuchtgas verdankt seinem Gehalt an
Äthylen und einigen ähnlichen Kohlenwasserstoffen seine Leuchtkraft. 2 Volumen Chlorgas und 1 Volumen Äthylen verbrennen,
wenn man das Gemisch anzündet, mit dunkelroter Flamme zu Chlorwasserstoff, während der gesamte Kohlenstoff des Äthylens rußförmig
abgeschieden wird.
Mit dem gleichen Volumen Chlorgas gemengt, bildet Äthylen eine ölartige Flüssigkeit (daher ölbildendes Gas), das so gebildete
Äthylenchlorid C2H4Cl2 ^[C{2}H{4}Cl{2}] riecht und schmeckt chloroformähnlich süßlich, siedet
bei 85° und wird namentlich gegen Gelenkrheumatismus benutzt. Rauchende Schwefelsäure absorbiert das Äthylen und bildet mit demselben
Äthionsäure; verdünnt man die so erhaltene Flüssigkeit mit Wasser und destilliert, so geht Alkohol über. Dieser Prozeß
wurde als Basis einer neuen Methode der Spiritusfabrikation aus Steinkohlengas (Mineralspiritus) empfohlen.
Das aus den Elementen leicht darstellbare Äthylen gibt Gelegenheit, organische Körper ohne Mithilfe organisierter Wesen zusammenzusetzen.
So gibt es mit Chromsäure Essigsäure, mit übermangansaurem Kali Kohlensäure, Ameisensäure und Oxalsäure.
(Jodäthyl) C2H5J ^[C{2}H{5}J], chem. Verbindung, entsteht direkt aus Äthylen C2H4
^[C{2}H{4}] und Jodwasserstoff JH, auch bei Einwirkung von Jodwasserstoff auf Alkohol. Zur Darstellung von Äthyljodür löst man Jod in
absolutem Alkohol, trägt vorsichtig Phosphor in kleinen Portionen ein, erwärmt und destilliert. Das Destillat färbt man mit
Jod, versetzt es mit Wasser bis zur Ausscheidung des Äthyljodürs, schüttelt letzteres mit Wasser, trocknet
es mit Chlorcalcium und rektifiziert. Äthyljodür ist eine farblose, ätherisch riechende Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,97, siedet
bei 71°, ist in Wasser kaum löslich, mischbar mit Alkohol und Äther, schwer entzündlich und zersetzt sich an der Luft, besonders
schnell am Licht unter Bräunung. Es dient zur Darstellung vieler chemischer Präparate und in der Teerfarbenindustrie.
(Ätherschwefelsäure, Schwefelweinsäure) C2H6SO4 ^[C{2}H{6}SO{4}], chem. Verbindung,
entsteht beim Vermischen gleicher Teile konzentrierter Schwefelsäure und Alkohol. Man sättigt die Mischung mit kohlensaurem
Baryt, filtriert vom ausgeschiedenen schwefelsauren Baryt und verdampft die Lösung des äthylschwefelsauren Baryts zur
Kristallisation. Durch Zersetzung des Salzes mit Schwefelsäure erhält man freie Äthylschwefelsäure. Sie bildet eine sirupdicke Flüssigkeit
vom spez. Gew. 1,315, ist löslich in
mehr
Wasser und Alkohol, zersetzt sich beim Erhitzen mit Alkohol in Äther und Schwefelsäure, mit Wasser in Alkohol und Schwefelsäure,
bildet in Wasser leicht lösliche, gut kristallisierende Salze, von denen das Natronsalz als abführendes Mittel benutzt wird.
Erhitzt man Äthylschwefelsäure mit dem Salz einer andern Säure, so erhält man den zusammengesetzten Äthyläther der
letztern und schwefelsaures Salz. Deshalb dient die in der Technik zur Darstellung von Äthern.