Sprache
[* 2] und Litteratur. Die äthiopische Sprache, auch
Geezsprache genannt, zur südlichen
Gruppe der semitischen
Sprachen gehörig, ist nahe mit dem
Arabischen, am nächsten mit der
Sprache der himjaritischen
Inschriften Südarabiens verwandt,
von wo aus sie in vorgeschichtlicher Zeit nach
Abessinien gelangte. Hier wurde sie die herrschende
Sprache, begann aber
vom 14. Jahrh. ab durch die Einführung des jüngern amharischen
Dialekts als Hofsprache zu schwinden und lebt jetzt nur noch
als
Kirchensprache fort.
Sie ist für die vergleichende Erforschung der semitischen
Sprachen durch die Bewahrung mancher altertümlicher
Wörter und
Formen von großer Bedeutung; doch enthält sie auch viele
Neubildungen und fremde
Elemente, z. B. die griechischen
Monatsnamen. Die
Schrift stammt von der himjaritischen ab, die ihrerseits auf die phönikische oder das sogen.
semitische Uralphabet zurückgeht, läuft aber von links nach rechts wie die europäischen
Alphabete und ist eine reine Silbenschrift.
Unter den ältern Kennern des
Äthiopischen ist
Ludolf (17. Jahrh.), unter den neuern
Dillmann (s. d.) hervorzuheben,
der unter anderm eine
Grammatik, ein
Wörterbuch und eine
Chrestomathie des
Äthiopischen lieferte.
Die ziemlich reiche äthiopische Litteratur gehört ausschließlich der christlichen Zeit an, deren Beginn in das 4. Jahrh.
fällt; ihre beiden ältesten, sicher datierbaren
Denkmäler sind zwei in
Axum gefundene
Inschriften aus
dem 5. oder 6. Jahrh.
Schon sehr früh wurde die ganze
Bibel
[* 3] ins
Äthiopische übersetzt. Von dieser Übersetzung wurde das
Neue Testament neuerdings von
Platt herausgegeben (Lond. 1830); eine Gesamtausgabe des Alten
Testaments hat
Dillmann begonnen
(Leipz. 1855 ff.), der auch das
»BuchHenoch«, die
»Ascensio Isaiae vatis«, das
»Buch der
Jubiläen« und andre
äthiopische
Texte, zum Teil mit Übersetzung, herausgegeben hat.
Diese und andre theologische Werke, darunter noch der
»Hirt des
Hermas« (äthiop. u. lat.
von d'Abbadie, Leipz. 1860),
die
»Apokalypse des
Esra«, die
Schrift »Synaxar« (Sammlung), welche hauptsächlich
Biographien der abessinischen
Heiligen enthält, u. a., sind teils als alte Übersetzungen apokryphischer
Schriften, deren griechische
Originale nicht mehr erhalten sind, teils für die Geschichte des
Christentums in
Abessinien von
Interesse. Die nichttheologische
Litteratur in äthiopischer
Sprache ist unbedeutend. Am wichtigsten sind die erst teilweise herausgegebenen
Chroniken: »Keber
za Negeste« (eine Geschichte des einst mächtigen
Reichs von
Axum) und »Tarek Negushti« u. a. Die
äthiopische Übersetzung eines alten medizinischen Werks, des
»Physiologus«, gab
Hommel (Leipz. 1877),
die
Kunst der Athleten, d. h.
Ringer und Wettkämpfer, oft identifiziert mit
Gymnastik, doch im strengen
Sinn das handwerksmäßige, auf Geldgewinn durch Wettkämpfe abzielende Betreiben der gymnastischen
Kunst. Bezog sich demnach
die zuerst bei den Griechen aufgekommene
Athletik auf das ganze Gebiet der
Gymnastik (s. d.), so geht doch aus der gegebenen
Definition
hervor, daß die bei letzterer maßgebende Rücksicht auf die gleichmäßige
Ausbildung des ganzenKörpers
bei ihr zurücktrat und dem
Streben nach Virtuosität in einer oder einzelnen Leistungen Platz machte.
Insofern zeigt die Athletik die
Ausartung der
Gymnastik, aus der sie ursprünglich hervorgegangen, und mit der sie noch jahrhundertelang
zusammen bestand, von den Einsichtigen ebenso getadelt und gering geschätzt, wie die
Gymnastik gepriesen. Nicht mit
Unrecht; denn während die letztere
Körper und
Geist in gleicher
Weise belebte und stärkte, erstickte, wie
Platon sagt, die
Athletik die Wißbegierde, machte stumpfsinnig und war, da sie oft schon im Knabenalter betrieben wurde, der
Entwickelung der Gestalt
und dem gleichmäßigen Wachstum nachteilig.
Die der Athletik vorzugsweise eignen
Kämpfe, Pygme
[* 11] (s. d.) und
Pankration (s. d.), erforderten eine gewaltige
Muskelkraft und Körperschwere; beides wurde durch eine strenge, vom
Aleipten (s. d.) angeordnete
Diät und durch langes
Schlafen
erreicht. Die
Masse von Lebensmitteln, welche die Athleten ihrem
Körper zuführten, war enorm, so daß von dem Athleten Astydamas
erzählt wird, er habe einst ein für neun
Personen hergerichtetes opulentes
Mahl ganz allein verspeist.
Dem entsprechend waren auch die Leistungen, welche von ihnen vielfach erzählt werden. Polydamas aus
Thessalien soll einen
Löwen
[* 12] mit bloßen
Händen erwürgt haben; derselbe, wie auch ein gewisser Keras aus
Argos, soll den stärksten
Stier so lange
an einer Hinterklaue festgehalten haben, bis derselbe sich schließlich mit
Gewalt losriß und die
Klaue
[* 13] in der
Hand
[* 14] des Athleten zurückließ. Trotz dieser außerordentlichen Körperkraft aber waren die Athleten
Krankheiten leicht
unterworfen; ihre gewaltige Fleischmasse machte ihnen die
Hitze unerträglich, und wegen jeglichen Mangels an
Fett waren sie
nicht minder empfindlich gegen die
Kälte.
Die
Lehrer der Athleten hießen
Gymnasten. Nachdem sie bei diesen die nötige Geschicklichkeit erlangt,
ihre
Muskeln
[* 15] durch schwere Kraftübungen gestärkt hatten, zogen sie zu den Wettkämpfen bei den
Spielen der
Nation wie der
einzelnen
Staaten und erwarben sich dadurch oft erhebliche
Summen. Hatte jemand bis zum 35. Jahr, in welchem man
den Gipfel der
Kraft
[* 16] erlangt zu haben glaubte, keinen
Sieg errungen, so verließ er seinen
Beruf, um
Lehrer der Athletik oder
Gymnastik
zu werden, wozu sich auch vielfach ausgediente Athleten wandten.
Trotz der Verkehrtheiten, welche die Athletik dem unbefangenen
Blick zeigte, war dieselbe bei der großen
Menge der Griechen hoch
angesehen; glaubte man doch in ihr die Fortführung einer altehrwürdigen
Tradition und in ihren
Jüngern die rühmlichen Nachfolger
eines
Herakles
[* 17] und
Theseus zu sehen. Bemerkenswert jedoch ist, daß
Sparta, eben weil es vorzugsweise die kriegerische Tüchtigkeit
in seinen
Söhnen auszubilden suchte, in richtiger Beurteilung der Athletik derselben in seine Palästren
und Gymnasien keinen Eingang gewährte und demnach in den spezifisch athletischen
Kämpfen, der
Pygme und dem
Pankration, keine
Olympiasieger aufzuweisen hatte. Von den Griechen kam die Athletik nach
Rom, wo nach
Livius die ersten Athleten 186
v. Chr. auftraten.
Zur Zeit der
Kaiser, unter denen die Athleten viele Vorrechte genossen und förmliche
Zünfte bildeten,
gehörten ihre
Vorstellungen zu den üblichsten Volksbelustigungen, bis das zur Macht gelangende
Christentum der Athletik im
Altertum
ein Ende machte. Ein Überbleibsel der alten Athletik scheint in
England das jetzt noch eifrig
¶
mehr
geübte Boxen (s. d.) zu sein. Sonst kommen eigentliche Athleten nur noch einzeln
auf Volksfesten, Messen und Jahrmärkten vor, wo sie sich meist in Ringkämpfen produzieren. Auch das Heben und Tragen schwerer
Gewichte etc. gehört zum Handwerk solcher Athleten. - Bei der Schwierigkeit, die von der Gymnastik zu trennen, lassen
sich auch nicht viele Bildwerke aus dem griechisch-römischen Altertum, welche Athleten darstellen, mit Sicherheit nachweisen.
Eine Ausnahme macht das in den Caracalla-Thermen zu Rom gefundene, jetzt im Lateran daselbst befindliche Mosaik, welches unzweifelhaft
Athleten mit massigen, stark aufgedunsenen Körperformen darstellt. Atheletenstatuen ^[richtig: Athletenstatuen] scheinen
auch zu sein: der Apoxyomenos (s. d.), der Ringer mit dem Ölfläschchen (in Dresden
[* 19] und im PalazzoPitti
zu Florenz),
[* 20] der Diskoswerfer
[* 21] (s. d.), der Faustkämpfer in Dresden und die Ringergruppe in Florenz.