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einen der edelsten Männer der ganzen griechischen Geschichte.
Verfassungsreformen.
Solon, schon 604 durch die Wiedergewinnung des an Megara verlornen Salamis populär geworden, gab dem Staat 594 als Archon eine neue Verfassung. Nachdem er die Geldverhältnisse durch die sogen. Seisachtheia (»Entlastung«, Aufhebung der Schuldknechtschaft und Ermäßigung der Hypothekenschulden um 27 Proz.) geordnet, gab er seine Verfassung, welche Rechte und Pflichten nach dem Vermögen der Bürger in Grundbesitz festsetzte (Timokratie), so jedermann die Möglichkeit eröffnete, zu den höchsten Ämtern aufzusteigen, und doch den bestehenden Zustand, das Übergewicht des Adels, nicht mit einemmal beseitigte. Er teilte zu diesem Zweck das Volk in vier Klassen: die Pentakosiomedimnen, welche wenigstens 500 Scheffel (oder entsprechend viel Wein und Öl) jährlich bezogen;
die Hippeis, 300-500;
die Zeugiten, 300-150;
die Theten. Die drei ersten Klassen leisteten den Kriegsdienst als Schwerbewaffnete und zahlten Steuern;
die erste Klasse hatte als besondere Leistung die Kriegsschiffe zu bauen und auszurüsten;
die vierte Klasse war steuerfrei und diente nur leichtbewaffnet, später als Schiffsbemannung.
Das Archontat blieb der ersten Klasse vorbehalten, die andern Ämter waren auch der zweiten und dritten Klasse zugänglich. Neben den Archonten stand der Rat (Bule), der, aus 400 über 30 Jahre alten Bürgern der ersten drei Klassen bestehend, die Verwaltung, Finanzen, Gesetzgebung zu überwachen hatte; die Mitglieder jeder der vier Phylen bildeten als »Prytanen« einen regierenden Ausschuß. Zur Volksversammlung (Ekklesia) hatten alle Bürger Zutritt; es fanden jährlich vier Versammlungen statt, der Geschäftskreis derselben umfaßte Wahl der Beamten, Rechenschaftsabnahme, die wichtigsten politischen Entscheidungen.
Dem alten Blutgericht des Areopags gab Solon eine zensorische Aufsichtsgewalt über Staatswesen und Sitte. In den gewöhnlichen Streitsachen entschied die Heliäa, das aus 5000 jährlich durchs Los gewählten Mitgliedern bestehende Geschwornengericht. Neben den Bürgern waren noch da die Metöken (Beisassen), Fremde, welche gegen eine Kopfsteuer im Land wohnten, aber vor Gericht einen Vertreter (Prostates) brauchten, meist Gewerbsleute und Kaufleute, und endlich Sklaven (in der Blütezeit etwa 500,000 Seelen im ganzen).
Die Solonische Verfassung bildet den Ausgangspunkt für die gesetzliche Entwickelung des athenischen Staatswesens. Zunächst aber folgten noch Unruhen, welche besonders durch die Unzufriedenheit der sich verkürzt glaubenden Geschlechter hervorgerufen wurden. Dadurch erhielt der tapfere und listige Peisistratos Gelegenheit, mit Hilfe der Diakrier sich der Tyrannis zu bemächtigen, welche er nach zweimaliger Vertreibung 538-527 dauernd behauptete; jedoch war seine Regierung sehr wohlthätig.
Zunächst schuf sie Ruhe und Ordnung, überhaupt aber herrschte er mit Milde und Mäßigung und hatte das gemeine Beste im Auge; [* 2] besonders war er auch bemüht, geistige Bildung in Athen [* 3] zu verbreiten. Er achtete die rechtlichen Formen und erlaubte sich in dieser Beziehung keine Eingriffe in die Solonische Verfassung. In seinem Sinn herrschten nach seinem Tod (527) seine Söhne Hippias und Hipparchos gemeinschaftlich fort bis 514. In diesem Jahr wurde Hipparchos, der jüngere der beiden Brüder, von Harmodios und Aristogeiton aus Privatrache ermordet. Seitdem neigte sich Hippias zum Argwohn und zur Grausamkeit; er glaubte sich furchtbar machen zu müssen, um sicher zu sein. Daher verlor er bald jede feste Stütze in Athen. Die in Verbannung lebenden Alkmäoniden gewannen das delphische Orakel für sich, und dieses bewog die Spartaner zu einem Heereszug gegen Athen. So gelang es 510, Hippias zu vertreiben, welcher in Persien [* 4] Aufnahme fand.
Der Alkmäonide Kleisthenes bildete nun die Solonische Verfassung im demokratischen Sinn um, indem er die vier alten Phylen auflöste und das Volk, welches er durch Aufnahme von Metöken vermehrte, in 10 neue Phylen einteilte, welche in 100, späterhin in 174 Demen zerfielen, die geographisch getrennt waren. So wurde nicht bloß der Zusammenhang der alten Geschlechter gelöst, sondern auch das niedere Volk dem Einfluß der großen Grundbesitzer entzogen. Der Rat bestand fortan aus 500 Mitgliedern, 50 aus jeder Phyle, und zerfiel demnach in 10 Abteilungen (Prytanien), die abwechselnd je den zehnten Teil des Jahrs die Staatsverwaltung leiteten.
Demgemäß wurde die Zahl der jährlichen Volksversammlungen auf 10 erhöht. Auch wurde bestimmt, daß die Ämter durchs Los besetzt werden sollten, welches unter den vorhandenen Bewerbern zu entscheiden hatte; doch behielten in dieser Beziehung die drei ersten Klassen ihre Vorrechte. Endlich führte Kleisthenes das sogen. Scherbengericht (Ostrakismos, s. d.) ein, durch welches Bürger auf zehn Jahre verbannt werden konnten, die durch ihre Macht oder durch ihre politischen Bestrebungen dem Staatswohl gefährlich wurden.
Als der Spartanerkönig Kleomenes erkannte, daß der Sturz der Tyrannis in Athen die Einführung der Demokratie und eine große Machtentwickelung der Stadt zur Folge hatte, machte er einen Versuch, nach Vertreibung des Kleisthenes eine aristokratische Regierung unter Isagoras einzusetzen. Indes der Versuch mißlang, und ein Heereszug der Peloponnesier unter den Königen Demaratos und Kleomenes 507 scheiterte durch die Zwietracht seiner Führer und den Widerspruch der Korinther. Die gleichzeitig von Norden [* 5] her in Attika eingefallenen Böotier und Chalkidier wurden von den Athenern zurückgeschlagen. Das Gebiet von Chalkis wurde von 4000 athenischen Kleruchen besetzt. Athens Macht stieg seitdem immer mehr, und in gleichem Verhältnis entwickelte sich in dem verjüngten Staate das Bewußtsein seiner Kraft. [* 6]
Begründung der athenischen Macht.
Bald genug bekam Athen Gelegenheit, seine Kraft zu gebrauchen und zu zeigen. Durch den Zusammenstoß der Griechen in Kleinasien mit der persischen Macht kam auch den europäischen Griechen die Gefahr nahe, von der asiatischen Großmacht angegriffen zu werden. Daher unterstützten die Athener die gegen Persien sich erhebenden Ionier (499) mit 20 Schiffen, zogen aber dadurch (nach der Niederschlagung des ionischen Aufstandes) die Perser nach Europa [* 7] herüber. In der hierdurch hervorgerufenen großen Gefahr bewährten die Athener eine hingebende Vaterlandsliebe, eine Begeisterung und eine Tapferkeit und Tüchtigkeit, die sie den Spartanern ebenbürtig zur Seite stellten und sie ermutigten, nach dem höchsten Ziel, der Herrschaft über ganz Hellas, zu ringen. Den ersten Perserkrieg (490) bestand Athen fast allein und errang unter Miltiades den glänzenden Sieg von Marathon. Nach Miltiades' Tod traten Themistokles und Aristeides an die Spitze des Staates. Ersterer erbaute den neuen Hafen Piräeus und betrieb den Bau einer großen ¶
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Flotte, um Athen gegen einen neuen Angriff der Perser widerstandsfähig zu machen. Da die Umgestaltung Athens zu einer Seemacht das Anwachsen der handel- und gewerbtreibenden Bevölkerung [* 9] zur Folge haben und den festen Grundbesitz in Macht und Ansehen schädigen mußte, widersetzte sich Aristeides dem Vorschlag des Themistokles und wurde daher 483 auf des Themistokles Betrieb durch eine Entscheidung des Scherbengerichts verbannt. Der Ertrag der Silbergruben des Bergs Laurion, der bisher zur Unterstützung ärmerer Bürger verwendet worden war, wurde jetzt auf Antrag des Themistokles für die Begründung und Unterhaltung der Kriegsflotte bestimmt.
Diese Maßregel, welche den Grund zur Größe Athens als Seemacht legte, rettete zugleich die Freiheit Griechenlands und damit die selbständige Entwickelung der occidentalischen Welt im zweiten Perserkrieg (480), in welchem die Athener, nachdem sie ihre Stadt der Zerstörung durch die Perser preisgegeben, bei Salamis, Platää und Mykale das meiste zu den glänzenden Siegen [* 10] über die Barbaren beitrugen. Auf Aristeides' Antrag ward das athenische Volk für seine edle Hingebung dadurch belohnt, daß nun auch die vierte Klasse zu den öffentlichen Ämtern und Würden zugelassen wurde.
Zwar suchten die eifersüchtigen Spartaner der Entwickelung Athens Hindernisse zu bereiten, aber nachdem die Gewandtheit des Themistokles trotz der spartanischen Intrigen der wieder aufgebauten Stadt eine Ringmauer verschafft und sie dadurch widerstandsfähig gemacht (478), nachdem auch der Übermut und Verrat des Pausanias die Spartaner um die Hegemonie in der Fortführung des Perserkriegs gebracht hatte (476), trat Athen an die Spitze der aufstrebenden Griechenwelt und gründete unter Aristeides' Leitung den Bund der Seestaaten (Symmachie), dessen Mitglieder zur Stellung von Schiffen und Truppen und zur Zahlung von Geldbeiträgen für den gemeinschaftlichen Krieg gegen die Perser sich verpflichteten.
Mittelpunkt war Delos, wo die Bundeskasse sich befand. Doch ward der Charakter des Bundes bald wesentlich dadurch verändert, daß die kleinern Staaten die Stellung ihrer Quoten an Schiffen und Truppen Athen überließen und bloß Geld zahlten, während mehrere größere Inseln, wie Naxos (466) und Thasos (463), einen Versuch, abzufallen, mit völliger Unterwerfung büßen mußten. Die Athener wurden so aus Bundesgenossen Herren und verfügten nach Gutdünken über die Geldmittel des Bundes, namentlich seit die Bundeskasse 460 nach Athen verlegt worden war.
Den Perserkrieg führten die Athener eine Zeitlang mit Kraft und Erfolg fort; besonders war es Kimon, seit Aristeides' Tod (468) Führer der konservativen Partei in Athen, welcher im Innern Erhaltung des Bestehenden, nach außen ein enges Bündnis mit Sparta anriet, um die ganze Kraft Griechenlands gegen die Perser wenden zu können. Er erfocht auch 466 einen großen Doppelsieg zu Wasser und zu Lande über die Perser am Eurymedon. Aber als die Spartaner im dritten Messenischen Krieg das ihnen auf Kimons Rat zugesandte athenische Hilfskorps zurückschickten und so das athenische Volk schwer beleidigten, wurde Kimon 461 verbannt, und ein völliger Umschwung in der Politik Athens trat ein.
Der Mann, der jetzt den herrschenden Einfluß erlangte, Perikles, wollte im Innern durch Vollendung der Demokratie alle Kräfte des Volks entfesseln und zu den höchsten Leistungen befähigen, zugleich aber im Kampf mit Sparta die Hegemonie über Griechenland [* 11] erringen. Das Bündnis mit Sparta wurde gelöst und ein neues mit dessen Todfeind Argos geschlossen. Auf Antrag des Ephialtes wurde 460 der Areopag seiner wichtigsten Rechte der Oberaufsicht über die Staatsverwaltung, des sittenrichterlichen Amtes und der Rechtspflege, beraubt und auf den Blutbann beschränkt.
Die oberste Aufsicht über die Staatsverwaltung erhielten sieben Nomophylakes (Gesetzeswächter), die Gerichte die Heliäa, und da deren Geschäfte erheblich vermehrt wurden, zahlte man den Geschwornen fortan Sold; diesem Heliastikon folgte bald das Theorikon (Theatergeld). Mit der Vernichtung der Macht des Areopags wurde der letzte aristokratische Rest der Verfassung beseitigt. Der Schwerpunkt [* 12] des Staates lag jetzt in der Volksversammlung, die in ihren Beschlüssen durch nichts mehr beschränkt war und die fortan sehr oft zusammentrat.
Indem Perikles durch die Macht seiner Beredsamkeit das Volk, den Demos, beherrschte und leitete, regierte er mit fast monarchischer Gewalt das Staatswesen, aber zum Heil desselben, da er nie den schlechten Neigungen und Leidenschaften des Volks schmeichelte oder nachgab, sondern es für die Größe des Vaterlandes, für ideale Ziele, für Künste und Wissenschaften begeisterte. Freilich dauerte diese segensreiche Wirkung auch nur so lange, als er lebte. Seitdem auch für den Kriegsdienst und für die Teilnahme an der Volksversammlung ein Sold (Ekklesiastikon) bezahlt wurde, machten die Athener aus den öffentlichen Angelegenheiten ein Geschäft, und Eigennutz, Streitsucht, Parteigeist nahmen immer mehr überhand und vergifteten das staatliche Leben.
Neben diesen innern Reformen, welche die Hebung [* 13] der untern Stände und die Beteiligung aller am politischen Leben zum Zweck hatten, ging in jener Zeit eine lebhafte kriegerische Thätigkeit her. Im J. 460 ward von der Krieg gegen Persien wieder aufgenommen. Ägypten [* 14] war unter Inaros, dem Satrapen des benachbarten Libyen, gegen Persien ausgestanden. Athen schickte eine große, prächtige Flotte zur Unterstützung des Aufstandes. Einige Jahre fochten die Athener glücklich.
Zuletzt aber wurden sie auf der Nilinsel Prosopitis von Megabyzos eingeschlossen und aufgerieben (455). Noch ehe dies geschah, hatte die mit Argos geschlossene Verbindung in einen Krieg mit den peloponnesischen Seestaaten Korinth, [* 15] Epidauros und Ägina verwickelt. Im J. 458 fielen die Athener in den Peloponnes ein, wurden zwar bei Halieis geschlagen, siegten aber zweimal zur See und schlossen Ägina ein. Um dies zu entsetzen, rückten die Korinther in Megaris ein und bedrohten das von seiner streitbaren Mannschaft fast ganz entblößte Attika. Da zog Myronides an der Spitze der Greise und Jünglinge gegen sie und schlug sie zweimal bei Megara.
Allerdings erlitten die Athener 457 wieder eine Niederlage, als sie sich den Spartanern bei Tanagra entgegenstellten, die von einem Feldzug zu gunsten von Doris gegen Phokis durch Böotien nach dem Peloponnes zurückkehren wollten. Allein die Spartaner zogen nach Hause, ohne den Sieg zu benutzen, und Myronides schlug (456) die Thebaner bei Önophyta, worauf Böotien, in dessen Städten die Aristokraten gestürmt und demokratische Regierungen eingesetzt wurden, Phokis und das opuntische Lokris sich dem Athenischen Bund anschlössen. In demselben Jahr wurden die langen Mauern nach dem Piräeus und Phaleron vollendet, durch welche Athen eine sichere Verbindung mit der See erhielt, und Ägina unterworfen. 455 wurde durch die Ansiedelung der flüchtigen ¶