Ort, die
Stelle, an welcher ein Himmelskörper zu einer bestimmten Zeit beobachtet wird, bestimmt durch
Rektaszension und
Deklination (seltener durch
Länge und
Breite).
[* 12] Wegen des Einflusses der
Refraktion und der
Aberration
[* 13] erscheint
uns ein
Gestirn nicht an seinem wahren, sondern an dem sogen. gebrochenen
Ort. Bringt man den Einfluß
der
Refraktion in
Abrechnung, so ergibt sich der scheinbare oder apparente
Ort; wird aber auch noch die
Aberration abgerechnet,
so ergibt sich der wahre
Ort. Die wahren
Orte der
Sterne sind wegen der
Nutation (s. d.) noch kleinen Schwankungen ausgesetzt;
nach
Abrechnung derselben ergeben sich die mittlernOrte.
Aber auch diese sind noch langsamen Veränderungen unterworfen infolge der
Präzession (s. d.), und wenn man behufs Bestimmung
der Eigenbewegung die mittlern
Orte eines
Sterns für verschiedene
Zeiten miteinander vergleichen will, so muß man sie unter
Berücksichtigung der
Präzession auf denselben Zeitpunkt reduzieren. Der astronomische
Ort eines
Sterns ist aber auch
verschieden je nach dem Standpunkt des Beobachters, und man unterscheidet in dieser Hinsicht den geozentrischen und den heliozentrischen
Ort eines
Gestirns, je nachdem der Beobachter im
Erd- oder im Sonnenmittelpunkt gedacht wird; für die
Fixsterne
[* 14] sind beide nur
unmerklich verschieden.
[* 16] (griech.), die
Lehre
[* 17] von der Bestimmung der Helligkeit der
Sterne, deren theoretische
Grundlagen von
Lambert in seiner »Photometria« geliefert wurden; doch stieß die praktische
Bestimmung der Sternhelligkeiten bis auf die neueste Zeit auf unüberwindliche Schwierigkeiten.
JohnHerschel konstruierte
zwar einen
Apparat, den er Astrometer nannte;
allein derselbe zeigte in seiner Anwendung so beträchtliche Mängel, daß
er sich nie einbürgerte; auch
AragosVorschläge erwiesen sich als unausführbar.
Erst
Steinheil gab in seinem Prismenphotometer ein
Instrument, das auf Erweiterung der
Sterne zu Lichtflächen und Vergleichung
der Helligkeit der letztern basiert und den Anforderungen der
Praxis genügte. Ein weit vorzüglicheres
Instrument konstruierte
indes später
Zöllner. Dieses Astrophotometer gewährt eine Vergleichung der
Sterne mit einem künstlichen
Lichtpunkt von konstanter Helligkeit, die aber nach Belieben durch eine Polarisationsvorrichtung in meßbarem
Verhältnis
verändert werden kann.
ZöllnersApparat hat bereits wichtige Ergebnisse geliefert und der praktischen
Photometrie
[* 18] des
Himmels
eine hohe Wichtigkeit verliehen.
(griech.), die
Lehre von der physischen
Beschaffenheit der Himmelskörper, von der
Natur ihrer Oberfläche,
ihrer Umhüllung etc. In früherer Zeit wurden
Fragen, die hierher gehören, meist nur von einzelnen
Liebhabern der
Astronomie
[* 19] ausdauernd untersucht, und nur gelegentlich wurde ihnen seitens eines Astronomen von
FachAufmerksamkeit
gewidmet. Seitdem aber
Photometrie und
Photographie in ihrer Anwendung auf die Himmelskörper, vornehmlich aber die
Spektralanalyse
[* 20] in den letzten Jahrzehnten so gewaltige Fortschritte gemacht haben, hat sich die
Notwendigkeit ergeben, derartige Untersuchungen
und
Beobachtungen in systematischer
Weise anzustellen, und da hierzu die Ausführung physikalischer und chemischer
Arbeiten erforderlich ist, für welche an den
Sternwarten,
[* 21] die für andre Forschungen bestimmt sind, Gelegenheit
und Einrichtungen fehlen, so hat man selbst eigne
Sternwarten für Astrophysik, astrophysikalische Observatorien, gegründet, so bei
Potsdam
[* 22] und in
Meudon bei
Paris.
[* 23]
(spr. -trük),Jean,
Doktor und
Professor derMedizin in
Paris, geb. 1684, gest. 1766, ließ 1753 zu
Brüssel
[* 24] die »Conjectures sur les mémoires originaux, dont il paroit que
Moyse s'est servi pour composer le livre de la
Genèse« erscheinen, wodurch er, den Unterschied einer elohistischen und einer
jehovistischen
Quelle
[* 25] erkennend, zum Begründer der neuern
Kritik des
Pentateuchs geworden ist.
(lat.), Flutmündungen, offene, hohle, negative
Deltas, die Mündungen großer
Ströme, welche nicht durch
Alluvialmassen (Deltabildungen) versperrt sind, sondern sich als offene Weitungen darstellen. Ästuarien sind seltener
als geschlossene Deltamündungen, sie finden sich in der
Elbe,
Weser,
Themse, am Ob,
Jenissei, Lorenzstrom
etc.; am groß-
artigsten aber sind die 20 Meilen breiten Mündungen des Amazonenstroms (s. Kärtchen), vor denen zwar die InselMarajo und viele
kleinere Inseln liegen, die aber nicht aus Alluvionen des Stroms gebildet, sondern durch Einbrüche des Meers vom Land getrennt
sind. Es liegt nahe, die Bildung der Ästuarien mit der Ebbe und Flut in Verbindung zu bringen, und in der That
zeigen alle Flüsse,
[* 27] welche sich ins Mittelmeer ergießen, wo die Flutbewegung eine nur geringe ist, sehr ausgedehnte Deltabildungen.
Am Amazonenstrom
[* 28] anderseits ist die Flutbewegung eine so starke, daß sie noch über 500 engl.
Meilen von der Mündung entfernt in Seitenströmen wahrgenommen werden kann.
An der Nordsee dagegen, wo keine starke Flutbewegung herrscht, mündet der Rhein mit großartigen Deltabildungen, die Elbe und
die Themse aber mit Ästuarien. Es ist mithin nicht einfach die An- oder Abwesenheit von Ebbe und Flut, welche über die Natur der Mündung
entscheidet, sondern es kommen dabei in Betracht die Menge und die Art des Erosionsmaterials, welches
die Ströme mitbringen, das Verhältnis der Stromkraft des Stroms zu der Flutbewegung des Meers, die An- oder Abwesenheit von
Küstenströmungen in der Gegend der Mündung, die herrschenden Windrichtungen, säkulare Hebungen und Senkungen etc. Vgl.
Delta.
[* 29]