mehr
bildet. Man kann dann jede Zahl bis zu 40,000 durch ein Wort darstellen, indem die Seitenzahl die drei ersten Ziffern, die Ordnungszahl des Worts auf der Seite aber die beiden letzten gibt. Auf diese Art reichen sechs Wörter aus, um die Elemente einer Kometenbahn und auch eine die Richtigkeit kontrollierende Zahl zu telegraphieren. In ähnlicher Weise lassen sich auch andre Mitteilungen nach diesem immer noch in der Entwickelung begriffenen System telegraphieren, dessen Vorzug nicht allein in der Kürze, sondern auch in der größern Sicherheit besteht, weil ein fehlerhaftes Zahlzeichen die ganze Mitteilung unbrauchbar macht, ein Wort aber trotz eines falschen Buchstaben immer noch zu entziffern ist.
In ihrem gegenwärtigen Entwickelungsstadium und bei dem dermaligen Zustand der Naturwissenschaften tritt die Astronomie [* 2] täglich mehr und mehr in Berührung mit gewissen kosmogonischen Fragen nach der Art und Weise der Entstehung und des Untergangs des Planetensystems, ja ganzer Fixsternsysteme. Das meiste ist hier zur Zeit noch dunkel, aber die ersten Schritte sind bereits geschehen, und es ist in der von Wright und Kant (1750 und 1755) und ein Menschenalter später von Laplace (1796) entwickelten Theorie der Weltenbildung ein fester Grund gelegt worden, auf dem die Zukunft fortbauen wird. Wie der mathematische Teil der Astronomie sich als eine »Mechanik des Himmels« zusammenfassen läßt, so gestaltet sich die gesamte Astronomie mehr und mehr als eine »allgemeine Physik des Himmels«, von der die Mechanik einen wichtigen Teil bildet. Das oberste Prinzip dieser Physik des Himmels ist das Gesetz von der Erhaltung und Umwandlung der Kraft, [* 3] die fruchtbarste Entdeckung aller Zeiten.
Entsprechend den Fortschritten, welche die astronomische
Beobachtungskunst sowie der Instrumentenbau gemacht haben, hat auch
die Anzahl von glänzend ausgerüsteten
Sternwarten
[* 4] ebenfalls in neuester Zeit beträchtlich zugenommen, und besonders haben
auch Privatleute sich durch
Ausstattung von solchen ausschließlich der Himmelsforschung gewidmeten Anstalten große
Verdienste
erworben; es seien in dieser Hinsicht bloß genannt v.
Sina, v.
Senftenberg, v.
Bülow, v. Konkoly, Bischoffsheim
in
Europa,
[* 5] Lick in
Amerika.
[* 6]
In der Neuzeit hat man auch mehrfach
Sternwarten an hoch gelegenen
Punkten errichtet, wo die Reinheit und
Durchsichtigkeit der
Luft
Beobachtungen gestattet, die anderwärts nicht möglich sind. Das großartigste
Beispiel bildet die
von Lick gestiftete
Sternwarte
[* 7] auf dem
Mount
Hamilton (über 1200 m ü. M.) in
Kalifornien. Unter den Astronomen und astronomischen
Physikern des gegenwärtigen
Jahrhunderts glänzen Deutsche
[* 8] in erster
Reihe, dann
Engländer,
Franzosen und Amerikaner sowie
Italiener.
Wir nennen hier von den Deutschen: Argelander, d'Arrest, Bessel, Bruhns, Clausen, Encke, Förster, Gauß, Klinkerfues, Joseph und Karl v. Littrow, Mädler, Olbers, Peters, Rümker, Schmidt, Schönfeld, Schumacher, Fr. W. und O. Struve, Vogel, Weiß, Winnecke, Zach, Zech, Zöllner;
von den Engländern und Amerikanern: Bond, Burnham, Carrington, Gould, William und John Herschel, Hind, Holden, Huggins, Langley, Lassell, Newcomb, Rosse, South, Watson;
die Franzosen Arago, Delaunay, Foucault, Lamont, Leverrier, Trouvelot;
die Italiener Secchi, Schiaparelli, Tacchini, de Vico. - Über Astronomische Instrumente s. den besondern Artikel.
[Litteratur.]
Von ältern klassischen Werken über Astronomie nennen wir: »Ptolemaei Almagestum«, deutsch von Bode (Berl. 1795);
Kopernikus, De revolutionibus orbium coelestium libri VI (Nürnb. 1543; neueste Ausg., Berl. 1873);
Galilei, Systema cosmicum (Bolog. 1656);
Tycho Brahe, Astronomiae instauratae mechanica (Nürnb. 1601);
Derselbe, Astronomiae instauratae progymnasmata (Uranienb. 1602, 2 Bde.; Frankf. 1616);
Kepler, Astronomia nova (Heidelb. 1609);
Newton, Philosophiae naturalis principia mathematica (Lond. 1687; deutsch von Wolfers, Berl. 1872).
Wissenschaftliche neuere Darstellungen: Lalande, Traité d'astronomie (3. Aufl., Par. 1792, 3 Bde.), Auszug daraus: »Abrégé d'astronomie« (deutsch nach der 2. Ausg. als Handbuch, Leipz. 1775);
Gauß, Theoria motus corporum coelestium (Hamb. 1809);
Laplace, Mécanique céleste (Par. 1799-1825, 5 Bde.; neue Ausg., das. 1878-82);
Derselbe, Exposition du système du monde (das. 1796; neue Ausg., das. 1883), allgemeine Darstellung der in der »Mécanique céleste« auf analytischem Wege gefundenen Resultate;
Delambre, Astronomie théorique et pratique (Par. 1814, 3 Bde.);
J. J. ^[Josef Johann] v. Littrow, Theoretische und praktische Astronomie (Wien [* 10] 1821-26, 3 Bde.);
Brünnow, Lehrbuch der sphärischen Astronomie (4. Aufl., Berl. 1881);
Klein, Handbuch der allgemeinen Himmelsbeschreibung (Braunschw. 1871, 2 Bde.).
Auch Friedrich Theodor v. Schubert, Biot, Bohnenberger, Piazzi, Santini schrieben geschätzte Lehrbücher.
Populäre Darstellungen: J. ^[John] Herschel, Outlines of astronomy (11. Aufl., Lond. 1871);
Airy, Tracts on physical astronomy (4. Aufl., das. 1858; deutsch von K. L. v. Littrow, Stuttg. 1839);
Bode, Anleitung zur Kenntnis des gestirnten Himmels (1806; 11. Ausg. von Bremiker, Berl. 1858);
J. J. ^[Josef Johann] v. Littrow, Die Wunder des Himmels (7. Aufl., das. 1884);
Mädler, Der Wunderbau des Weltalls (8. Aufl., Straßb. 1884);
Valentiner, Astronomische Bilder (Leipz. 1881);
Gyldén, Grundlehren der Astronomie (das. 1877);
Newcomb, Populäre Astronomie (deutsch von Engelmann, das. 1881);
v. Konkoly,
Praktische Anleitung zur
Anstellung
astronomischer
Beobachtungen (Braunschw. 1883). -
Astronomische Wörterbücher: Klein,
Populäre astronomische
Encyklopädie (Berl.
1871);
Drechsler, Illustriertes
Lexikon der Astronomie (Leipz. 1881), und Gretschel,
Lexikon der (in
»Meyers Fachlexika«, das. 1881).
- Die wichtigsten astronomischen
Zeitschriften sind die von
Schumacher gegründeten, von
Peters und
Krüger fortgesetzten
»Astronomischen
Nachrichten«
(Kiel)
[* 11] und die »Vierteljahrsschrift der
Deutschen
Astronomischen
Gesellschaft«
(Leipzig).
[* 12]
Über die Geschichte der Astronomie vgl. außer den ältern Werken von Weidler (Wittenb. 1741), Bailly (1771 bis 1782): Delambre, Histoire de l'astronomie ancienne, celle du moyen-âge et moderne (Par. 1817 s., 5 Bde.);
Derselbe, Histoire de l'astronomie du XVIII. siècle (hrsg. von Mathieu, das. 1827);
Fr. Schubert, Geschichte der Astronomie (Petersb. 1804);
Schaubach, Geschichte der griechischen Astronomie bis auf Eratosthenes (Götting. 1802);
Ideler, Untersuchungen über den Ursprung und die Bedeutung der Sternnamen (Berl. 1809);
W. Whewell, Geschichte der induktiven Wissenschaften (aus dem Englischen mit Anmerkungen von J. J. ^[Josef Johann] v. Littrow, Stuttg. 1840);
History of physical astronomy (Lond. 1852);
Höfer, Histoire de l'astronomie (Par. 1873);
Mädler, Geschichte der Himmelskunde (Braunschw. 1872, 2 Bde.);
Wolf, Geschichte der Astronomie (Münch. 1877). Vgl. auch ¶
mehr
Scheibel, Astronomische Bibliographie (Breslau [* 14] 1785).