verdankt, lebte um 600
v. Chr. Er soll aus
Phrygien stammen und als Sklave mehreren
Herren gedient haben, bis ihn der Samier
Iadmon freiließ. Angeblich kam er dann an den
Hof
[* 2] des
KönigsKrösos, dessen Vertrauen er in solchem
Maß gewann, daß er ihn
zu mehreren Gesandtschaften benutzte; auf einer derselben nach
Delphi wurde von den dortigen
Priestern
wegen
Gotteslästerung ermordet. Was von seiner Häßlichkeit und Eulenspiegelhaftigkeit gemeldet wird, ist auf Rechnung späterer
Erfindungen zu schreiben.
SeinName ward in der Folgezeit gleichsam
Gattungsname für die Fabeldichtung überhaupt. Äsopos'
Fabeln erhielten sich in prosaischer
Form lange nur durch
Tradition im
Munde des
Volks; eine Sammlung derselben soll zuerst
Demetrios Phalereus
um 300
v. Chr. veranstaltet haben. Die verschiedenen auf uns gekommenen Sammlungen Äsopischer
Fabeln sind teils späte prosaische
Auflösungen der Bearbeitung des
Babrios (s. d.) in Choliamben, teils
Produkte der Rhetorenschulen aus verschiedener Zeit und
von verschiedenem Wert.
Ausgaben besorgten deFuria
(Flor. 1810, 2 Bde.),
Korais (Par. 1810),
Schneider (Bresl.
1812),
Halm
(»Kritische Zusammenstellung aller bis jetzt bekannten Äsopischen
Fabeln«, 2. Aufl., Leipz. 1860). Eine Übersetzung
veröffentlichte Binder (Stuttg. 1869).
Flecken im russ.
GouvernementJekaterinoslaw, an einem
Arm des
Don, unweit dessen Mündung in das
Asowsche Meer, war
früher eine wichtige
Festung
[* 5] und eine blühende Handelsstadt, ist aber infolge der Versandung des
Hafens
in
Verfall geraten. Es zählt (1881) 18,738 Einw., welche vornehmlich
Fischsalzerei treiben. Die verfallenen Festungswerke liegen getrennt von der Stadt auf einer Anhöhe. Etwa 15 km nördlich
lag einst die griechische
KolonieTanais, die wahrscheinlich erst im 3. Jahrh.
v. Chr. entstanden ist und im 4. Jahrh.
n. Chr. von den
Hunnen zerstört wurde.
Von den
Chasaren wurde später eine neue Stadt an der Stätte des heutigen Asow erbaut, welche von einem
Fürsten der Polowzer,
Azuf, im 11. Jahrh. ihren
Namen erhielt, aber von den Genuesen, die hier zwei
Jahrhunderte später eine
Faktorei anlegten,
Tana genannt wurde. Von diesen kam Asow 1392 unter die Herrschaft
Tamerlans und gehörte dann zu einem aus den
Küstenländern des
AsowschenMeers und der
Krim
[* 6] gebildeten Chanat, bis es 1471 von
Mohammed II. der türkischen Herrschaft unterworfen
wurde.
Seitdem war es jahrhundertelang der Zankapfel zwischen
Russen und
Türken. Nachdem dieKosaken schon 1572 und
dann 1637-42 vorübergehend den Platz besetzt hatten, erfolgte seine
Einnahme 1696 durch
Peter I. von Rußland. Doch schon 1712 wurde
Asow an die
Türken wieder abgetreten; dann unter der
KaiserinAnna durch
FeldmarschallMünnich 1736 nach sechsmonatlicher Belagerung
wiedererobert, ward es im
BelgraderFrieden 1739 nur unter der
Bedingung behauptet, daß alle Festungswerke
und Handelsgebäude geschleift wurden.
Meer (die
PalusMaeotis der Alten), nach der im nordöstlichsten
Winkel
[* 7] gelegenen Stadt
Asow benannt, ist ein
Busen des
SchwarzenMeers und mit diesem durch die
Straße von
Jenikale oder
Kertsch (den Kimmerischen
Bosporus
[* 8] der Alten) verbunden.
Es ist im W. vom
GouvernementTaurien
(Krim), im N. vom
GouvernementJekaterinoslaw, im
NO. und O. vom
Lande
der
Donischen und Tschernomorischen
Kosaken begrenzt, dehnt sich etwa 150 km von S. nach N. und nahe an 445 km von O. nach
W. aus und hat einen Flächeninhalt von 37,603,9 qkm (683 QM.),
wovon 107,9 qkm auf die
Inseln entfallen. Es nimmt aus dem südlichen Rußland den ansehnlichen, fischreichen
Don und die kleinern
Flüsse
[* 9] Mys, Jelantschik, Kalmüs, Berda, Molotschnaja, aus der
Krim den Salghyr und aus
Asien
[* 10] den
Kuban, die Beisug,
Jeja u. a.
auf.
Unter den
Meerbusen ist vorzüglich merkwürdig dasFaule Meer (Siwaschsee, s. d.), in welches man durch
die
Meerenge von
Genitschi gelangt. Der Fischreichtum des
AsowschenMeers ist sehr groß, so daß jährlich bedeutende
QuantitätenLeim,
Kaviar, getrocknete und gesalzene
Fische
[* 11] aus demselben zur Ausfuhr kommen. Seine größte Tiefe beträgt nur 16
m und sinkt
auf der
Reede vonTaganrog auf 3½ m herab. Diese Seichtigkeit, verbunden mit dem Umstand, daß es vom
November bis April meist mit
Eis
[* 12] bedeckt und stets von heftigen
Stürmen heimgesucht ist, setzt der
Schiffahrt und dem
Handel
große
Gefahren und Beschränkungen entgegen.
Seine Zentralpunkte sind die Häfen von
Berdjansk,
Mariupol und besondersTaganrog (s. die einzelnen
Artikel).
Leider macht sich bei letzterm
Hafen eine auffallende Abnahme des
Meers bemerklich, so daß größere
Schiffe
[* 13] jetzt bis 30 km
vom Land entfernt ankern müssen. Den höchsten Wasserstand erreicht das
Meer im Mai nach der Schneeschmelze. Oft ist die
Höhe des Wasserstandes von der Windrichtung abhängig. Genaue Messungen haben ergeben, daß das
Niveau des
AsowschenMeers bei der
Meerenge von
Kertsch um 1,45 m höher liegt als das des
SchwarzenMeers. Im
Mittelalter hatten
Venezianer, Genuesen und Pisaner bedeutende Niederlassungen an den
Küsten des
AsowschenMeers gegründet, unter denen
Tana (s.
Asow) die größte Handelsberühmtheit erlangte. Während des
Krimkriegs wurde im Mai 1855 von den Westmächten
eine Expedition unter
Lyons und
Canrobert nach
Kertsch und dem
AsowschenMeer unternommen, die von seiten der
Russen keinen bedeutenden
Widerstand fand, so daß nicht nur die auf dem
AsowschenMeer befindlichen Kriegsdampfer und zahlreiche Handelsfahrzeuge, sondern
auch mehrere Küstenplätze zerstört wurden.
Steppen, die dürren, unfruchtbaren, höchstens als Viehweiden zu benutzenden
Ebenen am untern
Manytsch (s. d.)
und
Don bis an das
Asowsche Meer. Der
Boden, offenbar früher Meeresgrund, unter dessen Oberfläche sandige Kalksteinschichten
liegen, ist Thonsand mit dürftiger
Vegetation, von tief einschneidenden, träge dahinschleichenden
Bächen durchschnitten.
Dem
Ackerbau fast ganz unzugänglich, bieten sie kaum den
Herden der
Donischen Kosaken, von denen sie spärlich
bevölkert sind, einige
Nahrung. Dagegen ist die
Fischerei
[* 14] im
Don, der an vielen
Gattungen nutzbarer
Fische, besonders an
Stören,
reich ist, sehr einträglich.