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nach Tatsienlu. Im Juli 1879 besuchte J. H. Riley von der China [* 2] Inland Mission mit Mollmann den Ngomischan, einen der höchsten Berge im westlichen Setschuan und berühmt wegen seiner buddhistischen Tempel. [* 3] Im äußersten Nordwesten reiste 1879 G. F. Easton, gleichfalls von der China Inland Mission.
Sowenig auch von Korea, diesem »verschlossenen Land«, zu berichten ist, von welchem bisher nur die Küsten und auch diese nicht einmal vollständig aufgenommen sind, so ist das wenige, was geschehen ist, doch erfreulich. Es sind Japaner, denen wir diese Erweiterung unsrer Kenntnis zu danken haben, seit 1879 eine japanische Gesandtschaft an den Hof [* 4] von Söul geschickt wurde, um wegen der Eröffnung zweier Häfen zu verhandeln. Die Folge war die Eröffnung der beiden koreanischen Häfen Genzanschin und Ningseng, letzterer nur wenige Meilen von der Hauptstadt Söul entfernt.
Ähnliche Handelsverträge haben die nordamerikanische Union und Deutschland [* 5] abgeschlossen, so daß nunmehr die Erforschung auch dieser merkwürdigen Halbinsel schnelle Fortschritte machen dürfte, da Japan, England, die Vereinigten Staaten [* 6] und auch Frankreich dieselbe in Angriff genommen haben. Bis zur Possjetbucht an der Nordgrenze Koreas drang übrigens der russische Oberst Barabasch jüngst von der Ussurimündung durch noch unbekannte Teile der Mandschurei vor. Ernst Oppert unternahm 1866-69 drei Fahrten nach Korea. 1882 besorgten Hoskyn und Carpenter Aufnahmen an der West- und Südküste, und Hall [* 7] besuchte die Hauptstadt Söul.
Von Reisenden auf Formosa nennen wir Bernard, Scheetelig, Brooker, aus den letzten Jahren den Photographen Thomson (1872), Ibis (1875), Corner (1876) und Steere. Auch Hainan fängt an, besucht und einigermaßen bekannt zu werden, wo Swinhoe schon 1868 und später Stuhlmann sich einige Zeit aufhielten und neuerdings Carpenter 1881 die Aufnahme der Westküste besorgte. Auch die Liukiuinseln sind in ihrem nördlichen Teil von Döderlein untersucht worden.
Was Japan betrifft, so waren uns die landwirtschaftlichen und gewerblichen wie die Handelsinteressen und politischen Zustände desselben früher nur unvollkommen bekannt, obgleich L. Pagès schon 1859 die Summe von 672 Aufsätzen und Werken über dieses Land verzeichnen konnte. Wie erwähnt, erschlossen die Amerikaner 1854 das Reich; Österreich [* 8] sandte Expeditionen 1857 (die Novara) und 1868, Preußen [* 9] 1859. Deutsche, [* 10] Engländer und Amerikaner wetteiferten, uns Nachrichten zu liefern, so daß wir über Japan demnächst besser als über jedes andre Reich in Ostasien unterrichtet sein können.
Die epochemachenden Arbeiten v. Scherzers und seiner Mitarbeiter begreifen den ganzen Osten Asiens; Japans Flora und Fauna haben Hofmann und Siebold beschrieben, welch letzterer 1859 wieder auf drei Jahre nach Japan sich begab. Die Periode der Pionierreisen, wo es sich noch um Entdeckungen handeln konnte, geht hier bald zu Ende, und es beginnt die umfassende, systematische Erforschung des Landes, die topographische und geologische Aufnahme durch eigens dazu bestellte, meistens von Deutschen geleitete Institute und Kommissionen. Im Auftrag des Ministers des Innern begann Naumann 1879 die Aufnahme Japans, welche die Topographie, die Geologie [* 11] und die agronomischen Verhältnisse berücksichtigen soll.
Gleichzeitig sollten die Erz- und Kohlenlagerstätten etc. untersucht werden. Inzwischen sind Europäer und Japaner nicht müßig gewesen, das Inselreich zu bereisen, aufzunehmen und geographisch wie auch naturwissenschaftlich zu erforschen. Wir nennen hier: Rein 1874-75, Marshall, Knipping 1875 ff., v. Drasche 1876, Wojeikow 1876, Lyman 1876 ff., Kempermann, Gebauer, Wenjukow 1878 f., Wada, Wagener, Woolley, Guppy, Satow, Otto Schütt, Scheube 1881, Siebold den jüngern 1882.
Die Erforschung Hinterindiens, dessen Inneres den Europäern völlig verschlossen und so gut wie unbekannt war, hat eigentlich erst in den letzten Dezennien erhebliche Fortschritte gemacht. Crawfurd that seit 1821 teils als Gouverneur in Singapur, [* 12] teils als britischer Gesandter in Siam, Kochinchina und Birma viel für Erweiterung der Kenntnis des Landes, ebenso Pallegoix, der seit 1830 viele Jahre als Missionär in Siam wirkte, das 1850 auch von Bowring besucht und beschrieben wurde.
Mac Leod forschte 1837 zwischen Saluen und Mekhong; Heathcote besorgte zum Teil mit Yule und Rennie die Aufnahme des Irawadi, wo seit 1856 auch der Naturforscher Brandts mit Erfolg thätig war. Außerdem haben der Naturforscher Henri Mouhot (1859 bis 1861), Freiherr v. Richthofen (1861-62), Ad. Bastian (1861-64) Hinterindien [* 13] bereist; insbesondere letzterm verdanken wir eine eingehende Schilderung des Landes und Volks und seiner Geschichte in einem sechsbändigen Werk und in vielen Spezialarbeiten.
Kambodscha ist durch die französischen Eroberungen bekannt geworden. Auch das Innere von Lao wie von Birma wurde mehrfach betreten; die französische Mekhongexpedition durchzog 1866-1867 das Laogebiet seiner ganzen Länge nach. Die vielen Versuche der Engländer, von ihrem Besitz in Birma über Bhamo am Irawadi einen Handelsweg nach dem südlichen China sich zu öffnen, besprachen Bowers und Sladen, die beiden 1868 dorthin gesandten englischen Beamten, in »Bhamo expedition« (deutsch von Merzdorf, 1871), welches Werk eine Fülle neuer geographischer und statistischer Nachrichten enthält.
Der Versuch Coopers (1870), von Birma am Irawadi hinauf nach Jünnan zu gelangen, blieb ohne Erfolg. Zu nennen sind noch: Dupuis' Erforschung des Songkaflusses in Tongking [* 14] (1870 ff.) und sein Versuch, auf ihm Handel mit Jünnan anzuknüpfen, was 1873 zu der Einmischung Frankreichs und zu dem Tode des berühmten Reisenden Garnier führte;
die Reisen des Arztes Morice in Französisch-Kochinchina (1871-76), die des Botanikers Strettel im nördlichen Birma (1873-74), des russischen Anthropologen Miklucho-Maclay auf der so wenig bekannten Halbinsel Malakka (1874-1875), wo 1875 ff. auch der Engländer D. Daly und 1879 Hervey wichtige Aufnahmen machten.
Letztere durchkreuzten die Halbinsel von W. nach O., während H. S. Deane die Ertragsfähigkeit einzelner Distrikte untersuchte. Wichtig ist auch besonders die Reise des französischen Arztes Harmand im Gebiet des Mekhong (1875-77), da es ihm zuerst gelang, die Wasserscheide zwischen diesem Strom und dem Chinesischen Meer zu überschreiten und von W. her die anamitische Hauptstadt Huë zu erreichen. Ein andrer Franzose, Dutreuil de Rhins, hat sich durch Aufnahmen in der Umgebung dieser Stadt verdient gemacht. Dieser Eifer in der nähern Erforschung Hinterindiens ist namentlich von seiten der Franzosen in den letzten Jahren besonders gesteigert worden. Eine ganze Reihe französischer Reisenden, Blanc Aymonier, Boulangier, Villeroi d'Angis mit Courtin Gautier, Delaporte, Neïs, Septans u. a., haben von Kochinchina aus nach Siam, Kambodscha und ¶
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Anam Expeditionen unternommen, die neben dem wissenschaftlichen offenbar auch ein politisches Interesse verfolgten und die baldige Annexion weiterer Gebiete Hinterindiens erwarten ließen, welche die französische Regierung in Tongking soeben (1884) vollendet hat. Aber auch im westlichen Hinterindien waren neben englischen Forschern Franzosen thätig, wie Marche und Deloncle auf der Halbinsel Malakka, zu deren Durchstechung an der schmälsten Stelle (Isthmus von Kra) ein Plan entworfen wurde, der sich jedoch bei näherer Untersuchung wenig empfahl. Garanger untersuchte 1882 die wirtschaftlichen Verhältnisse in Oberbirma; Karl Bock [* 16] forschte als Zoolog im nördlichen Siam, und auch ganz im NW. ist durch den Punditen A-a 1879-80 ein Erfolg erzielt, indem er einen noch unbekannten Teil des obern Irawadi bis in sein Quellgebiet (26° 8') aufnahm und es mehr als wahrscheinlich machte, daß der Sangpo Tibets mit dem Irawadi nicht in Verbindung stehe, viel weniger mit seinem Oberlauf identisch sei.
Ostindien.
In Ostindien, wo die Engländer vor hundert Jahren (1758) den Grund zu ihrer Herrschaft legten, hat sich der regste Eifer für die Erforschung des Landes mit der Bildung der »Asiatischen Gesellschaft von Bengalen« (gegründet 1784) entwickelt, welcher Zweiginstitute in allen Gouvernementshauptstädten folgten. Die Publikationen dieser Gesellschaft besprechen jede einzelne Erscheinung des Landes. Über ganz Indien oder größere Teile desselben verbreiten sich unter andern: v. Orlich und Buchanan, der den Süden, Hamilton, welcher Hindostan beschreibt; Elphinstone, Mills, Wilson, Wheeler, dann Neumann fassen die Geschichte Indiens zusammen.
Die Administration Englands stellen dar: v. Orlich, Prichard, West und Townsend, dann die »Annals of Indian Administration« (17 Bde.);
seine Produkte und Handelsverhältnisse v. Scherzer.
Die Flora fand in Whigt, Drury, Hooker ihre Bearbeiter, die Fauna in Blyth, Hodgson, Horsfield, Moore. Ein Sammelwerk von großer Genauigkeit ist E. Balfours »Cyclopaedia of India and of East and South Asia; products of the mineral, vegetable and animal kingdoms« (Madras [* 17] 1857-58). Die außerordentlich schwierigen und genauen Arbeiten der Landesvermessungskommission, die 1788 ihre Arbeiten begann und noch immer thätig ist, stehen an Interesse den eigentlichen Forschungs- und Entdeckungsreisen oft nur wenig nach.
Eine eigne Kommission wurde für die geologische Aufnahme des Landes gebildet und der Österreicher Stoliczka für sie gewonnen; der archäologischen Kommission für Ausgrabung und Beschreibung der Altertümer (1863 bis 1867) stand General Cunningham vor. Wissenschaftliche Reisen machten unter andern: Moorcroft 1812 ff. am Indus und in Kaschmir, [* 18] 1821-42 Csoma in Kaschmir und Lahor, Wood 1835-36, der den Indus befuhr, v. Hügel 1835-36, v. Orlich 1842 ff. in Hindostan. Im Himalaja forschten Waugh seit 1844, die Botaniker Hooker und Thomson 1847 bis 1851. Zu Beobachtungen über Erdmagnetismus wurden 1854 die drei Brüder v. Schlagintweit von der Ostindischen Kompanie nach Indien gesandt; sie erstreckten ihre Untersuchungen über alle Zweige der physikalischen Geographie, der Geologie und Ethnographie, [* 19] zu denen sie auf ihren dreijährigen Reisen durch alle Teile Indiens, des Himalaja und sogar nördlich desselben die Materialien sammelten.
Seitdem finden eigentliche Forschungsreisende in Indien fast nur noch an den Grenzen [* 20] ein Feld für ihre Thätigkeit, namentlich in den Gebirgslandschaften. So hat Godwin Austen 1860 ff. im westlichen Himalaja bis nach Tibet hinein Aufnahmen besorgt; Lejean bereiste 1866 das Indusgebiet bis Kaschmir; verschiedene Punditen haben Nepal und Ladak sowie das südliche Tibet durchzogen, Blanford, Dechy und Harman den Sikkim-Himalaja besucht, und Woodthorpe machte mit Harman 1877 ff. an der Grenze von Assam Aufnahmen, wo auch der unermüdliche Bastian 1882 die Sitten und Gebräuche der Bergvölker studierte.
Ujfalvy bereiste zu ethnologischen und anthropologischen Zwecken 1881-82 den westlichen Teil des Himalaja bis zu den Indusquellen, der afghanische Missionär Munschi Synd Schah 1882 und der Feldmesser Mc. Naïr 1883 das unbekannte Kafiristan. Den Himalaja erstieg der kühne englische Bergsteiger Graham in mehreren seiner Gipfel, und jener sowie Kaschmir, Hindostan und Ceylon [* 21] wurden gleichzeitig von Emil Riebeck durchzogen, Ceylon auch von dem Naturforscher E. Häckel.
Die asiatischen Inseln.
Wie die Engländer, so sind auch die Niederländer in Erweiterung wie in Erforschung ihres Kolonialbesitzes unermüdlich thätig gewesen. Das Niederländische [* 22] Institut für Sprache, [* 23] Land- und Völkerkunde des niederländischen Indien hat seit 1853 in regelmäßigen Veröffentlichungen eine vielfältige Thätigkeit bekundet. Ein wertvolles Werk über den Indischen Archipel lieferte 1820 Crawfurd, der eine Reihe von Jahren dort gewirkt hatte. F. Junghuhn hat namentlich Java geographisch und geologisch gründlich untersucht; der Botaniker H. Zollinger steht an Fleiß und Gründlichkeit seiner Arbeiten hinter ihm nicht zurück.
Ebenso sind Rosenbergs Reisen und Forschungen auf den Sundainseln und Molukken 1840-66 hervorzuheben. Seit 1857 ist auch F. Jagor aus Berlin [* 24] in Ostasien, namentlich auf den Inseln, für Geologie und Naturwissenschaften thätig gewesen. Der Naturforscher Asien [* 25] R. Wallace hat seit 1854 Borneo, Celebes und andre Inseln mit ausgezeichnetem Erfolg besucht, Bernstein [* 26] 1855 die Molukken, v. Richthofen 1860 Java, Semper (Zoolog) 1858 ff., Asien B. Meyer 1870-71 Celebes und die Philippinen, Beccari 1865 ff. Borneo, Montano 1879 ff. Borneo und die Philippinen.
Eine große holländische Expedition (Schouw, Santwoort, Veth u. a.) erforschte 1877-79 das unbekannte Innere von Sumatra, wo seit 1879 auch B. Hagen [* 27] thätig ist und den Tobahsee besuchte. Geht aus diesen Mitteilungen schon hervor, daß die Philippinen in den letzten Dezennien als Reiseziel besonders hervortreten, so gilt das noch mehr von den letzten Jahren, wo sie von Marche 1879 ff., von Schadenberg und Roth 1881 (Manila), von Landau [* 28] und Hans Meyer (Luzon) 1882 erforscht wurden.
Neuerdings ist auch die Erforschung des noch sehr wenig gekannten Innern von Borneo durch verschiedene Reisen erheblich gefördert worden (Bock, Tromp u. Hager 1879 ff. und Grabowski 1881 von S., Gerlach 1881 von W. her; F. Witti 1881 ff. und Hoskyn im N., wo eine englische Gesellschaft, die North Borneo Company, ein Gebiet erworben hat, um das Innere dem europäischen Handel und Verkehr zu erschließen). Zu ethnographischen Zwecken weilte Asien Bastian 1879 auf Sumatra und Java, während nicht lange vor ihm D. Charnay die mächtigen Tempelbauten der letztern Insel untersucht und in ihnen manche Übereinstimmung mit mittelamerikanischen Denkmälern gefunden hat. ¶