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Übersicht der Sprachen Asiens.
A. | Nordasiaten. |
I. | Jukagirisch. |
II. | Korjakisch, Tschuktschisch. |
III. | Sprachen von Kamtschatka und Kurilen (Aino). |
IV. | Jenissei-Ostjakisch und Kottisch. |
B. | Südasiaten. |
I. | Drawida-Sprachen: |
Tamil, Telugu, Tulu, Kanari, Malayalam, Toda, Gond | |
II. | Singhalesisch (Elu). |
III. | Malaiisch-polynesische Gruppe. |
C. | Mittel- oder Hochasiaten. |
I. | Ural-altaische Sprachen. |
a) Samojedische Gruppe: Jurakisch, Tawgy, Ostjakisch-Samojedisch, Jenisseisch, Kamassinisch. | |
b) Finnische Gruppe: Ostjakisch, Wogulisch. | |
c) Tatarische Gruppe: 1) Jakutisch; 2) Türkisch; 3) Nogaisch, Kumükisch; 4) Tschagataisch, Uigurisch, Turkmenisch; 5) Kirgisisch. | |
d) Mongolische Gruppe: 1) Ostmongolisch; 2) Westmongolisch ( Kalmückisch); 3) Nordmongolisch ( Burätisch). | |
e) Tungusische Gruppe: 1) Mandschu; 2) Lamutisch; 3) Tschapogirisch, Orotongisch. | |
II. | Japanisch. |
III. | Koreanisch. |
IV. | Einsilbige Sprachen. |
a) Tibetisch. | |
b) Himalajasystem ( Khyen, Zabaing, Singpho, Mischmi, Abor, Miri, Garo, Bodo etc.). | |
c) Birmanisch, Rakhaing. | |
d) Siamesisch (Thai), Schian, Khamti, Talaing, Karen, Khassia. | |
e) Anamitisch. | |
f) Sprache der Sifan, Miaotse, Lolo und andrer Stämme Südchinas. | |
g) Chinesisch: 1) Kuanhoa (Dialekt von Peking und Nanking); 2) Fukian; 3) Kuangtung. | |
D. | Kaukasier. |
I. | Kaukasische Sprachen. |
a) Georgisch, Lasisch, Mingrelisch, Suanisch. | |
b) Lesghisch, Awarisch, Kasikumükisch. | |
c) Kistisch (Tusch). | |
d) Tscherkessisch, Abchasisch. | |
II. | Semitische Sprachen. |
a) Nördliche Gruppe. | |
b) Südliche Gruppe. | |
III. | Indogermanische Sprachen. |
a) Indische Gruppe: Altindisch (Pâli, Prâkrit); Neuindisch (Bengali, Assami, Oriya, Nepali, Kaschmiri, Sindhi, Pandschabi, Hindostani, Gudscharati, Marathi). | |
b) Iranische Gruppe: 1) Altpersisch, Pehlewi, Parsi, Neupersisch mit seinen Dialekten, Kurdisch (Kurmandschi, Zaza), Belutschi; 2) Zend, Afghanisch; 3) Armenisch; 4) Ossetisch. |
Ethnographisch betrachtet, gehört die große, aber äußerst verschiedenartige Bevölkerung [* 2] Asiens drei verschiedenen Rassen an: der kaukasischen, mongolischen und malaiischen. Es hält ungemein schwer, zu bestimmen, wieviel Menschen jeder dieser drei Rassen zugehören. Es mögen zu berechnen sein:
1) Kaukasier im asiatischen Rußland und in der Türkei, [* 3] Araber, ein Teil der Perser, Afghanen, Belutschen, Ostindier und Sibirier: 1/10 aller Bewohner;
2) Mongolen (Nord- und Mittelasiaten) in China, [* 4] im asiatischen Rußland und der Türkei, eingewanderte Stämme in Persien, [* 5] Afghanistan, [* 6] Belutschistan, Vorder- und Hinterindien, [* 7] Japan: 7/10;
3) Malaien (Südasiaten) in Japan, Vorder- und Hinterindien und auf den hinterindischen Inseln: 2/10. Europäer sind nirgends zahlreich in Asien; [* 8]
selbst in den Hauptsitzen europäischer Herrschaft sind auffallend wenige ansässig.
Mit Einschluß der Garnisonen gab es (1881) in Britisch-Indien nur 142,612 Europäer und 62,085 Mischlinge, in Niederländisch-Indien (1883) 43,787. In Sibirien ist nur der schmale Kulturstreifen im S. verhältnismäßig dicht mit Europäern und ihren Nachkommen besetzt, hier und im russischen Zentralasien [* 9] wohnen gegen 6 Mill. Europäer.
Die Erläuterung der einzelnen Gruppen ergibt folgendes: Die Nordasiaten, welche zur Gruppe der Arktiker oder Hyperboreer gehören, sind mit wenigen Ausnahmen im Aussterben begriffen. Die Jukagiren am äußersten Nordrand Asiens zählen noch etwa 1000 Seelen, die Tschuktschen [* 1] (Fig. 1) im äußersten nordöstlichen Winkel [* 10] etwa 7000, die Kamtschadalen [* 1] (Fig. 2) im südlichen Teil der Halbinsel Kamtschatka kaum 2000, die Jenissei-Ostjaken, zwischen den Städten Jenisseisk und Turuchansk, kaum 1000 Individuen. Die Kotten sind ausgestorben. Die Aino [* 1] (Fig. 3) auf der Insel Sachalin, auf Jeso und den Kurilen sind zu ca. 60,000 Einwohnern zu veranschlagen. Überreste der Aino auf dem Festland südlich vom untern Amur sind die Giljaken [* 1] (Fig. 4). Von den uralaltaischen Völkern sind die Samojeden [* 1] (Fig. 5) aus ihren ursprünglichen Sitzen an der sajanischen Gebirgskette an die Küsten des Eismeers gedrängt worden, ihre Trümmer zählen jetzt nur 16,000 Seelen; die finnischen Ostjaken (23,000) führen in Tobolsk und Tomsk [* 1] (Fig. 6) als Nomaden, Fischer und Jäger, die Wogulen (7000) im nördlichen Ural als Jäger ein ärmliches Leben. Die Tataren [* 1] (Fig. 7) sprechen türkisch und gehören dem türkischen Stamm an; sie bewohnen den Südwesten Sibiriens und füllen das ganze Innere Asiens zwischen dem Kaspisee und der Wüste Gobi aus. Die meisten von ihnen sind Mohammedaner, die übrigen (meist am Südrand Sibiriens) hängen dem Schamanenkult an. Die Kirgisen [* 1] (Fig. 8) sind ohne Zweifel der am weitesten verbreitete und thatkräftigste Zweig der Tataren; den Kern dieses Volks bilden die sogen. »Kirgisen der drei Horden« oder, wie sie selbst sich nennen und auch bei den Geschichtschreibern Mittelasiens genannt werden, die Kasak.
Man begegnet den echten Kirgisen in den Hochthälern des Kuenlün, des Thianschan und Alatau wie in den Steppenniederungen Sibiriens und Turkistans; die Regelung ihrer staatlichen Verhältnisse hat die Russen Jahrzehnte hindurch beschäftigt. Ihre Zahl erreicht im ganzen sicher 3 Mill., sie sind insgesamt Nomaden. Die Mongolen sind fast ohne Ausnahme viehzüchtende Nomaden und zeigen wenig Sinn für Ackerbau. Der Religion nach sind sie sämtlich Buddhisten. Die Buräten [* 1] (Fig. 9) wohnen um den Baikalsee, die Kalmücken [* 1] (Fig. 10) im Altai und ein andrer Stamm zwischen Wolga, Don, Kaukasus und dem Kaspisee, die übrigen Mongolen in China. Die Tungusen [* 1] (Fig. 11) bewohnen vereinzelt als Jäger ein bedeutendes Terrain der Wälder Ostsibiriens; angesiedelt leben sie im Amurgebiet, wo neben den kurilischen Giljaken die Ghelganen oder Golden [* 1] (Fig. 12) sitzen, und in der chinesischen Mandschurei und als Soldaten zerstreut durch das ganze chinesische Reich. Die Japaner [* 1] (Fig. 13, 14) sind ein seßhaftes, überaus arbeitsames Volk, das Ackerbau wie Industrie zu hoher Blüte [* 11] gebracht hat und sich einer einsichtsvollen Regierung erfreut; ihre Sprache [* 12] ist mehrsilbig und schließt sich an das Mandschu und Mongolische an. Die Koreaner [* 1] (Fig. 15) haben erst in der allerneuesten Zeit durch Verträge mit Japan, den Vereinigten Staaten [* 13] und Deutschland [* 14] ihr Land Fremden geöffnet. Die Tibeter zeichnet blinder Gehorsam gegen ihre Priester, die Lamas, aus und volle ¶
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Gläubigkeit an die übernatürliche Herkunft des Dalai-Lama, der zugleich Herr des Landes ist. Im Himalaja hat sich eine große Zahl von Resten der ältern vorarischen Bewohner erhalten. Die Kopfzahl der einzelnen Stämme ist nicht groß; im O. stehen sie auf der niedrigsten Stufe der Kultur, günstiger sind ihre Verhältnisse, aber auch größer die Mischung des Bluts im W. des Gebirges. In Hinterindien hat sich ebenfalls noch eine große Zahl von Dialekten erhalten. Thai ist die Sprache der Schan oder Lao [* 15] (Fig. 16) wie der Siamesen, zusammen ca. 3 Mill. Die Birmanen sind zerstreut in der britischen Provinz und in dem noch unabhängigen Gebiet; die Kambodscher, Tongkingesen, Kochinchinesen und Anamiten bewohnen den Osten und Südosten der Halbinsel, die Malaien die Südspitze. Reste der frühern Bewohner Chinas sind in den Sifan, Miaotse etc. erhalten. Die gegenwärtigen Chinesen [* 15] (Fig. 17) zeigen in ihren physischen und intellektuellen Eigenschaften, im Charakter und in der Beschäftigung große Verschiedenheiten, je nachdem sie das nördliche, mittlere oder südliche China bewohnen.
Sie sind aber sämtlich Ackerbauer, die nördlichen, mehr rot gefärbten, stärker gebauten Chinesen betreiben daneben noch ansehnliche Viehzucht. [* 16] Die blaßgelben Bewohner des mittlern China sind schmächtiger, aber am geschicktesten von allen, während die südlichsten, am wenigsten starken Bewohner als die rohesten erscheinen. Unter den Südasiaten sind die Bewohner der Inseln im O. Asiens zu sondern in einen Papua- oder Negritostamm, der das Innere der westlichen Inseln bewohnt und den afrikanischen Negern vergleichbar ist [* 15] (Fig. 18). Die malaiischen Sprachen zerfallen in die tagalische (auf Formosa, den Marianeninseln und Philippinen) und in die malaio-javanische Gruppe. Die Malaien sind heiter, aber leicht erregt, friedlich und arbeitsam. Sie bewohnen die Philippinen als Tagalen und Bisaya, die Halbinsel Malakka (Malaien im engsten Sinn), die Insel Java unter verschiedenen Bezeichnungen, als Sundanesen [* 15] (Fig. 19) den westlichen, als Javaner [* 15] (Fig. 20) den östlichen Teil, an welche sich unmittelbar die Bewohner von Bali [* 15] (Fig. 21) anschließen, als Batta Sumatra [* 15] (Fig. 22), als Dajaken Borneo [* 15] (Fig. 23), als Makassaren und Buginesen Celebes [* 15] (Fig. 24).
Die Kaukasier zerfallen ihrer Sprache nach in eine kaukasische, eine semitische und eine indogermanische Gruppe. Die Kaukasusvölker unterscheiden sich scharf von den im N. von ihnen wohnenden Stämmen und schließen sich an die südlichern Glieder [* 17] der mittelländischen Rasse an, mit denen sie aber sprachlich nicht zusammenhängen. Von den vier oben aufgeführten Abteilungen enthält die erste die jüngsten, erst später von SO. eingewanderten Stämme, unter welchen die Georgier [* 15] (Fig. 25) im S. des Kaukasus den Grundstock der Abteilung bilden und mit den sprachlich zugehörigen Imerethiern 700,000 Köpfe stark sind; die türkischen Lasen sind Nachkommen der alten Kolchier.
Die drei andern Abteilungen im nördlichen Kaukasus sind als die ältere Bevölkerung zu betrachten, sie umfassen die 400,000 Seelen starke lesghische Gruppe, die 140,000 Seelen starken Kisten, von den Russen Tschetschenzen genannt, und die 490,000 Seelen zählenden Adighe- und Asegavölker, deren größter Teil in neuester Zeit auf türkischen Boden übergesiedelt ist. Sie sind allgemeiner unter ihrem türkischen Namen als Tscherkessen (Cirkassier) oder nach ihrem Wohnplatz, der Kabarda, als Kabardiner [* 15] (Fig. 26, 27) bekannt.
Im Innern Vorderasiens bis zum Halysfluß herrschte vor alters die altphrygische Sprache, welche nach den glaubwürdigsten Nachrichten eine Tochter der armenischen war. Die Nordküste der Halbinsel war großenteils mit eingewanderten thrakischen Stämmen besetzt. Eine noch größere Mannigfaltigkeit der Mundarten scheint in den gebirgigen Südländern der Halbinsel (Pisidien, Pamphylien und Kilikien) stattgefunden zu haben. Von der semitischen Gruppe haben wir in Asien heute nur noch die Araber [* 15] (Fig. 28) und die Juden [* 15] (Fig. 29). Ehedem aber gab es im westlichen Asien zwischen Halys und Tigris zwar nur eine Sprache, die semitische, aber doch eine ganze Reihe von Völkern und Dialekten.
Der semitische Sprachstamm [* 18] teilt sich im allgemeinen in drei Hauptzweige: den aramäischen, kanaanitischen und arabischen, von denen allein der arabische, dieser aber in großer Verbreitung, jetzt noch gesprochen wird. Das Aramäische ward im Altertum in Syrien, Babylonien und Mesopotamien gesprochen und zerfiel hauptsächlich in das Syrische (Westaramäische) und Chaldäische (Ostaramäische); außerdem besitzen wir noch Dokumente in den Dialekten der Samaritaner, Sabier und Palmyrener, welche ebenfalls zum aramäischen Zweige gehören. Zu dem Kanaanitischen in Palästina [* 19] und Phönikien gehört das Hebräische des Alten Testaments nebst den wenigen Überbleibseln des Phönikischen und Punischen, sodann das Neuhebräische oder Talmudische und Rabbinische, welches aber schon wieder mit Aramäischem gemischt ist.
Die asiatischen Indogermanen umfassen neben den beiden Hauptgruppen der Arier, den Indern und Iraniern, noch mehr oder weniger bedeutende Bruchstücke des slawischen und germanischen Stammes. Die indische Familie fand, als sie aus ihren Ursitzen, den Südostabhängen der Pamirhochthäler, nach Indien vordrang, dort die Drawida vor, welche sie nun in die unzugänglichen Gebirgsgegenden zurückdrängte, wo wir sie mit ihren eignen Sprachen unter verschiedenen Namen (Tamulen, Telugu, Kanaresen u. a.) heute noch finden; in Ceylon [* 20] gehören zu ihnen die Wedda [* 15] (Fig. 30), wie ihr mit indischen Elementen durchsetztes Idiom, das Elu, beweist. Ihre Stelle nahmen die in zahlreiche Kasten zerfallenden Hindu [* 15] (Fig. 31, 32) ein. Den Grundstock der iranischen Familie bildeten im Altertum die Meder und Perser, heute fallen in ihren Bereich die ansässigen, Ackerbau und Handel treibenden Tadschik [* 15] (Fig. 33), die Parsi, die Kurden, Belutschen [* 15] (Fig. 34), die Afghanen, Armenier u. a. Endlich ist der indogermanische Stamm noch vertreten durch slawische Bestandteile, wie die Kosaken [* 15] (Fig. 35) im asiatischen Rußland, und durch andre Familien (germanische, keltische) in den von Europäern kolonisierten Gebieten.
Religionen, Kultur, Staaten.
Die Stifter sämtlicher höherer und jetzt noch bestehender Religionen: Zoroaster, Moses, Buddha, Christus und Mohammed, gehören Asien und zwar der subtropischen Zone dieses Erdteils an. Versprengte Reste der Anhänger Zoroasters, Gebern oder Parsi, haben sich noch in den westlichen Küstenländern Vorderindiens und in einzelnen kleinen Kolonien bei Baku am Kaspischen Meer erhalten Elemente des alten Sabäismus, mit mohammedanischen, teilweise auch christlichen Ideen versetzt, finden wir bei den Jeziden im obern Tigrisgebiet und unter Sabiern in seinem Mündungsland, Anklänge an den altsyrischen Götterdienst unter den Hirtenvölkern der Drusen [* 21] und Ansarier in den Gebirgen Nordsyriens. Der Brahmanismus ¶