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Die Bemühungen der türkischen Regierung, durch europäische, besonders österreichische, Bergbeamte den Berg- und Hüttenbetrieb zu heben, trugen bei dem Gleichmut der Türken wenig Früchte. Im Kaukasus werden neben Erdöl [* 2] in so reichlich fließenden Quellen, daß die Dampfer auf dem Kaspischen Meer mit Petroleum geheizt werden, Steinkohle, Kupfer [* 3] und Eisen [* 4] gewonnen. Steinsalz liefert das Innere Kleinasiens und Armeniens. Alaun [* 5] wird aus Syrien, Kleinasien und Armenien (Saglik) ausgeführt.
Persien [* 6] verfertigt im W. trefflichen Stahl aus den Eisenerzen des Elburz, betreibt außerdem noch Steinsalz- und Alaungruben. Indiens Steinkohlenfelder bedecken 88,700 qkm, auch ist es reich an Eisen; der indische Stahl gehört zu den besten Stahlsorten, die man kennt. Gold [* 7] wird am Südwestabhang der Nilgiri gegraben. Auf Kupfer hat im südwestlichen Bengalen und in Radschputana ein vielversprechender Bergbau [* 8] begonnen. Der Eisenbahnbetrieb hat auf den Abbau der Kohlenfelder in Bengalen und den Zentralprovinzen südlich von der Narbada einen günstigen Einfluß geäußert.
Die Diamantengruben Südindiens leiden unter der Konkurrenz Brasiliens und der Diamantenfelder in Südafrika. [* 9] Ceylon [* 10] ist reich an Edelsteinen. Die hinterindischen Meridiangebirge und der Archipel waren schon im Altertum als Goldchersones berühmt. Siam ist reich an Goldlagern, aber bergmännischer Betrieb fehlt noch. Auch auf Sumatra liegen Goldschätze noch ungehoben, ebenso auf Borneo, Celebes und andern Inseln des Archipels. Für den Zinnbergbau sind wichtig Bangka und die Halbinsel Malakka.
Auch Kupfer-, Blei-, Eisen-, Zink-, Antimon- und Arsenikerze finden sich hier in den hinterindischen Meridiangebirgen. China [* 11] hat in seinen 18 Provinzen Steinkohlenfelder von über 500,000 qkm Ausdehnung; [* 12] Steinkohle wird hier schon seit Jahrhunderten zur Feuerung benutzt. Man gräbt Gold, Silber, Quecksilber, Kupfer, Eisen, Blei, [* 13] Zinn, Zink, Wismut, Antimon und Kobalt; Diamanten, Saphire, Topase, Granate, Amethyste, Berylle, Opale und andre Edelsteine [* 14] versteht man zu schleifen.
Porzellanerde verarbeitet man in solcher Menge, daß nicht nur der eigne Verbrauch gedeckt, sondern noch viel gebranntes Geschirr ausgeführt wird. Japan hat Gold-, Silber- und besonders Kupferminen und große Kohlenbecken, welche bei besserm Betrieb bedeutende Mengen in den Handel liefern werden. Die russischen Besitzungen in Asien [* 15] enthalten unermeßliche Reichtümer; leider hat sich der Bergbau bisher fast ausschließlich auf die Ausbeutung der schon abnehmenden edlen Metalle beschränkt. Im Ural ward unter Peter d. Gr. die erste Eisenschmelzerei 1699 gegründet.
Eisen und Kupfer blieben lange Zeit die wichtigsten Metalle; 1751 ward auch auf Gold gebaut, und die Beresowschen Goldgruben bei Jekaterinburg lieferten allein 1755-1804: 5348 kg Gold. Der Goldreichtum im Ural steigerte sich, als 1814 die großen Goldseifen entdeckt und ausgebeutet wurden, welche sich an der Ostseite des Gebirges von der obern Saswa bis zum Uralfluß fortziehen. Ein zweiter wichtiger Bergwerksdistrikt ist der Altai, dessen Haupterzlagerstätten silberhaltig sind.
Die Silberbergwerke des Altai wurden 1743 zuerst in Betrieb gesetzt. Im eigentlichen Sibirien sind goldführende Seifenlager an der ganzen Südgrenze bis zum Amur anzutreffen. Sehr erzreich ist in Ostsibirien das Nertschinskische Gebirge, wo die Silbergewinnung [* 16] schon 1704 begann. Die Abnahme gegen früher ist zwar bedeutend, doch wurden 1881 noch gewonnen an Gold 135 Pud, Silber hingegen nur im Altaigebiet 463 Pud, Blei ebenda 41,000, Kupfer 21,000 Pud. Die gesamte Ausbeute Sibiriens an Gold vom Anbeginn bis heute wird auf 1,2 Mill. kg veranschlagt; Platin, zuerst 1823 entdeckt, wird im Ural ausgebeutet.
Trotz der riesigen Reichtümer des Altaigebiets an Eisen und Steinkohlen wurden 1881 doch nur 800,000 Pud Steinkohlen und nur 10,000 Pud Eisen gewonnen. Zu diesen Bergwerksprodukten kommen noch 1 Mill. Pud Kochsalz und mehr als 100,000 Pud Glaubersalz. Die schönen Arbeiten der sibirischen Steinindustrie zieren die öffentlichen Gebäude in Petersburg [* 17] und Moskau. [* 18] In Turkistan finden sich Waschgold, Steinkohlen und Salz in [* 19] Menge. In Tibet gewinnt man noch heute Gold und Silber, außerdem Quecksilber, Blei, Kupfer, Eisen, Bernstein, [* 20] Türkise, Jaspis, Achate, Lasure, Salz, Salpeter und Borax. [* 21]
Klima.
Asien vereinigt die verschiedensten Klimate;
Luft, Wetter, [* 22] Boden, Flora und Fauna wechseln in großen und kleinen Zügen ab. In Sibirien, am Rande des Nördlichen Eismeers, herrscht beständiger Winter;
im hohen und rauhen Innerasien mit seiner austrocknenden scharfen Luft halten hohe Schneegebirge die wasserspendenden Südwinde ab;
in Arabiens Wüsten glüht der Sand wie in der Sahara Afrikas;
warm, zeitweise äußerst regenreich ist die Luft Vorderindiens, heißfeucht die Atmosphäre Hinterindiens.
Der größern Hebung [* 23] Asiens entspricht, daß das Klima [* 24] im Durchschnitt kälter ist als in Europa [* 25] und Afrika [* 26] unter gleichen Breitengraden; der größere Teil Asiens hat ein scharf ausgesprochenes Kontinentalklima mit den Gegensätzen größter Winterkälte und sehr heißer Sommer. Eine gründlichere Kenntnis von Wind und Wetter, Klima und den übrigen Vorgängen im Luftmeer haben wir den meteorologischen Stationen zu danken, die jetzt im ganzen russischen und englischen Asien eingerichtet sind. In China machen die Zollbeamten in den Häfen Beobachtungen; aus Japan verdanken wir den dort residierenden Konsuln und neuerrichteten Lehranstalten Beobachtungen.
Mit 63° nördl. Br. beginnt in Sibirien das eigentliche arktische Klima; alle höhere Vegetation erstirbt, während in Norwegen, [* 27] Schweden und Finnland unter jenem Breitengrad noch Korn, Hafer, [* 28] Lein und Hanf gedeihen. Nördlich jener Grenze ist der Himmel [* 29] im Sommer mit Nebel bedeckt; nur von Juni bis September sind die Flüsse [* 30] ohne Eiskruste. Die scharfe Luft macht alles Lehen erstarren, die Bäume werden zwergartiges Gestrüpp, zartere einjährige Gewächse finden sich kaum mehr vor; am äußersten Nordrand gedeihen nur Flechten, [* 31] Moose [* 32] und Riedgräser.
Noch greller tritt der Unterschied des europäischen und asiatischen Klimas zwischen 62 und 50° hervor. Unter gleicher Breite [* 33] mit Prag [* 34] und Mainz [* 35] liegt längs des Südrandes von Sibirien ein schmaler sehr fruchtbarer und gut bebauter Landstrich, welcher Getreide [* 36] in Fülle hervorbringt, aber keine edlen Obstsorten, keine Trauben. Etwas milder ist das Klima gegen Astrachan hin, wo Feuchtigkeit statt Kälte herrscht, wie in den am Nordfuß des westlichen Kuenlün gelegenen Ländern; aber dafür ist die fiebererzeugende Luft der Gesundheit nicht immer günstig. Alle Hochländer Asiens (und es nehmen selbst Iran und Armenien bei ihrer hohen Lage daran teil), ebenso das Tiefland bis zu den südlichen und östlichen Randgebirgen zeigen das niedrige kontinentale Klima mit seinen Extremen der Wärme [* 37] im Sommer und der Kälte im Winter. ¶
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Hierzu kommen auf den weiten Hochebenen die großen täglichen Schwankungen zwischen der heißen Tageszeit und den durch die Ausstrahlung abgekühlten Nächten. Schnee [* 39] fällt in jedem Winter auf allen Gebirgen Asiens. In den Steppen Zentralasiens sind Schneestürme Menschen und Vieh sehr gefährlich; auf der nur 150-200 m hohen Wüste Usturt, unter gleicher Breite mit Venedig, [* 40] gingen 1839 Tausende von Lasttieren und ein großer Teil der Mannschaft der Perowskischen Expedition nach Chiwa zu Grunde.
Ebenso verderblich wurden jene Schneestürme 1842 den Engländern auf ihrem Rückzug aus Kabul (Afghanistan) [* 41] über die Chaiberpässe nach Peschawar (Indien). Auch die südliche Mandschurei, ein großer Teil der Mongolei, Korea, ein Teil Japans, das nördliche China und Turkistan oder die östlich vom Aral- und Kaspisee gelegenen Länder, sodann die höhern Gegenden von Persien und Afghanistan, die Kaukasusländer und der südliche Teil Astrachans, Kleinasien und Armenien sind kälter als die entsprechende Zone im mittlern und südlichen Europa und in Nordafrika.
In den Alpenländern dieser Erdstrecken herrschen Alpenklima und Alpenvegetation, aber die Hochthäler kennzeichnen sehr kalte Winter und glühende Sommer; Mannigfaltigkeit der Vegetation ist nur, wo Bewässerung möglich gemacht wurde. Von 35° nördl. Br. an bis 11° südl. Br. liegt der asiatische Kontinent mit seinen Inseln in der subtropischen und tropischen Zone. Dahin gehören das südliche China und Japan nebst ihren Inseln, ganz Indien und das dazu gehörige Inselmeer, die südlichen Teile von Afghanistan und Iran, Arabien und das osmanische in seinem südlichen Teil.
In den Grenzgebirgsketten und Alpenländern, welche in diese Zone fallen, herrscht auf den höchsten Spitzen immer noch der ewige Winter, in den Hochthälern alpines Klima, in den Thälern subtropischer Sommer, die größten Kontraste oft dicht nebeneinander. Die an diese Gebirgsmauern gelagerten Landstriche genießen von ihnen erfrischende Kühlung; die weiten an die See hingestreckten Flachländer dagegen werden von den Monsunen in der Regenzeit erquickt.
Der Niederschlag der tropischen Sommerregen hält mit europäischen Verhältnissen keinen Vergleich aus; zu Tscherrapundschi im Khassiagebirge im östlichen Assam (Vorderindien), in 1256 m Höhe, beträgt derselbe die ungeheure Menge von 14,198 mm oder 524,5 Par. Zoll, in Mahabaleschwar, der regenreichsten Gegend des Dekhan, 6453 mm oder 238,4 Zoll. Das südasiatische Klima ist deshalb an vielen Orten warmfeucht; in Japan z. B. ist die Luft so feucht, daß nur die Hälfte aller Tage hell ist.
Pflanzen- und Tierwelt.
Beide vereinigen ebenso wie das Klima Asiens in sich die Gegensätze der Mannigfaltigkeit und Einförmigkeit. Jene wird erzeugt durch die Erhebung von Ländermassen in der Richtung der Parallelkreise hoch über das Meeresniveau. Länder, die einer und derselben klimatischen Zone angehören, zerfallen dadurch in Beziehung auf ihre Produkte in mehrere Striche. Umgekehrt entsteht Einförmigkeit durch die große Übereinstimmung, welche ausgedehnte Länderstriche, die durch mehrere klimatische Zonen reichen, in ihrer ganzen Bodenbeschaffenheit miteinander besitzen. In Bezug auf die Tierwelt ward in neuerer Zeit die Zugehörigkeit des nördlichen und zentralen Asien hinab bis zum Himalaja zu Europa hinauf bis Skandinaviern und hinüber bis Grönland erwiesen. - Den ausgedehnten Gürtel [* 42] der arktisch-alpinen Flora und Fauna kennzeichnen graugrüne Torfmoose, roter Widerthon (Polytrichum) und blendend weiße Renntierflechten; sie bedecken in trostloser Einförmigkeit den Boden der schwammigen, nur im Winterfrost festen, seenreichen sibirischen Tundra, die auf ewigem Eis [* 43] ruht.
Nur hier und da bringt ein kleiner Fleck mit Riedgräsern einige Mannigfaltigkeit in ihr gleichförmiges Kolorit. Wo die Sonne [* 44] während des kurzen, vom Juni bis Mitte August reichenden Sommers mit seiner Temperatur von 28° R. (gegen -30° im Winter) den Felsboden erwärmt, da kriechen die krautartige und die Polarweide (Salix herbacea und polaris) durch das Moos, lockt der kurze Sommer ausdauernde Kräuter mit großen, schönen Blüten hervor: Ranunkeln, Sieversien, Mohne, Saxifragen u. a.;
aber nur unter den Kruciferen [* 45] gibt es einjährige Pflanzen. In wärmern, feuchten Strichen erhebt sich das blaue Polemonium zu Fußgröße;
Zwergbirken, Zwergerlen, Zwergzedern (Pinus daūrica), in deren Zone selbst die nordischen Beerensträucher reichen, erscheinen in den südlichen Teilen der Tundra.
Die Baumgrenze liegt östlich vom Ural unter 67° nördl. Br., am Jenissei unter 69½, an der Lena unter 71 und an der Küste des Tschuktschenlands unter 64° nördl. Br. Entsprechend einförmig ist auch die Tierwelt; fast ganze Klassen fehlen. Am größten ist die Menge der Fische [* 46] und Seevögel an der Küste, die auch die Heimat des Eisbären ist.
Im südlich sich anschließenden Gürtel der europäisch-sibirischen Flora sind die nördlichen Waldungen gebildet aus der Zirbelkiefer (Pinus Cembra), der sibirischen Lärche (Larix sibirica) und der sich hinzugesellenden Weißbirke. Dichte Nadelwälder, zusammengesetzt aus Lärchen, Zirbeln, sibirischen Fichten (Abies obovata), Weißtannen und südlicher von Kiefern (Pinus sylvestris), bedecken bis gegen den Gebirgsfuß hin große Flächen. Moos und Flechten halten den Boden feucht.
Erlen, Weiden und Pappeln treten vornehmlich an den Flüssen auf; das Unterholz besteht aus Spiräen, Vogelbeeren (auf Kamtschatka außer der gewöhnlichen noch Pirus sorbifolia), auch Rosen; sie machen am Nordufer des Amur den Wald beinahe undurchdringlich. Diese Wälder sind die Standorte für zahlreiche Pelztiere. Hier hausen braune und schwarze Bären, Wölfe, verschiedene Füchse, der Zobel, das Hermelin, der Nerz und die Fischotter, [* 47] der fast ausgerottete Biber, Eichhörnchen, Ziesel, das sibirische Murmeltier und der Pfeifhase, auf den Gebirgen im O. das wilde Renntier, südlicher auch das Elen. [* 48]
Dazu kommen zahlreiche Waldhühner, der Auerhahn, das Birk- und Haselhuhn; in den Flüssen eine Fülle von Fischen, vornehmlich zur Wanderungszeit die in vielen Arten vertretenen Geschlechter der Salme und der Störe. Auf den Weiden schwärmen zahllose lästige Mückenvölker, Bremsen [* 49] und Bremen. [* 50] Der südsibirischen Flora im Altai und in Daurien ist eine Menge schön blühender Sträucher eigen, viele gegenwärtig eine Zierde unsrer Gärten: der Zwergapfel (Pirus baccata), die Strauchrobinien (Robinia Caraghana u. a.), Jelängerjelieberarten (Lonicera tatarica, coerulea), Clematis integrifolia sind sämtlich vom Altai bei uns eingeführt worden. Reich ist diese Flora besonders an Orchideen. [* 51] Die großblätterigen Rhabarber und Herakleen (Heracleum dauricum) unsrer Gärten geben ein anschauliches Bild von der Entwickelung der Kräuterwiesen in beiden Gebirgen. Getreidebau, Bau von Kartoffeln und Küchenkräutern gehen durch ganz Südsibirien, selbst in Kamtschatka wird noch Gerste [* 52] gebaut; in der sibirischen Tiefebene gilt das zehnte Korn als schlechte Ernte. [* 53] Das ¶