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das kristallinische Gebirge und aus ihm hervorgegangenes Schuttland mit Gold [* 2] und Diamanten. Ausgedehnt sind Kohlenlager von unbestimmtem Alter. Von hohem Interesse sind auf diesen Inseln Reihenvulkane; sie bilden einen Vulkangürtel, welcher von Barren Island [* 3] im Bengalischen Meerbusen über die Großen und Kleinen Sundainseln, die Molukken, die Philippinen, die japanischen Inseln und die Kurilen bis nach Kamtschatka reicht. Überall finden wir hier noch gegenwärtig vulkanische Thätigkeit, nur daß die hinterindischen Vulkane [* 4] mehr Schlammströme ergießen und Aschenregen niederfallen lassen, als Lavaströme entsenden. Von der submarinen Thätigkeit ist die der Korallen [* 5] in den Atollen der Malediven und an den Küsten des Indischen Ozeans wichtig.
Über China, [* 6] namentlich die Ostprovinzen, hat v. Richthofen unsre Kenntnis sehr erweitert; hier ist von großer Ausdehnung [* 7] das Steinkohlengebirge mit so mächtigen Lagern, daß sich in Schansi Pennsylvaniens Reichtum wieder vorfindet. Die Kohlenfelder reichen bis nordwestlich von Peking, [* 8] wo sie unmittelbar auf dem kristallinischen Gebirge des nordchinesischen Randgebirges aufruhen. Löß setzt das Hügelland zusammen, das sich zum Meer abstuft, und begünstigt den Feldbau. Den Reichtum des Landes an edlen Metallen und andern Produkten aus dem Mineralreich zu erschließen, ist noch der Zukunft vorbehalten. Von Formosa und Japan kennt man ebenfalls die große Ausdehnung des kristallinischen Grundgebirges und der Steinkohlenformation; die höchsten Piks der japanischen Inseln gehören aber zu der Ostasien umgürtenden Vulkanreihe.
Dem Amurland, Nordostsibirien und allen den Gebirgen, welche die Plateaus Innerasiens von den Tiefebenen Sibiriens und Turkistans trennen, fehlen marine Bildungen, welche älter wären als die des erzführenden Kohlenkalksteins, der das Kohlengebirge vielfach begleitet. Im Thianschan herrschen azoische und paläozoische Formationen herauf bis zum Bergkalk, daneben in großer Verbreitung Granit und Syenit. Im Amurland bis zu den Umgebungen des Baikalsees setzt kristallinisches Gebirge in ungemein großer Ausdehnung, Übergangs- und Steinkohlengebirge mit Porphyr und Melaphyr die Gebirge und Plateaus zusammen.
Den Amur begleiten Glimmerschiefergebirge, weiterhin Grauwackegesteine; Sandsteine mit Steinkohlen füllen die andern von Gebirgszügen nicht eingenommenen Räume. Thermen treten oft hoch oben im Gebirge auf. Goldwäschereien werden in den verschiedensten Gegenden getrieben. Das Nertschinskische Gebirge ist mit einer großen Mannigfaltigkeit an Erzen ausgestattet. Die Gesteine [* 9] und Lagerungsverhältnisse des Altai sind nach v. Cotta im allgemeinen die Mitteleuropas, und besonders merkwürdig ist, daß sogar die Hauptkohlenablagerung derselben geologischen Periode anzugehören scheint wie in Nordamerika [* 10] und Mitteleuropa. Auffallend sind hier die Lagerungsverhältnisse zwischen Granit und Grauwackegebirge, die Humboldt auf seiner Thalfahrt nach dem Irtisch im Durchbruch desselben unterhalb Buchtarminsk sah, wo auf lange Strecken hin der Granit über dem Thonschiefer der Übergangsgebirge (Grauwackegebirge) gelagert war.
Über das Innere von Asien [* 11] oder Zentralasien [* 12] sind wir in den letzten Jahren eingehender unterrichtet worden; ein Querschnitt im Meridian von Kaschgar (Ostturkistan) zeigt folgende Verhältnisse. Ist das Längenthal des Indus überschritten, das hier den Nordfuß des Himalaja bildet, so ist auf 60 geogr. Meilen Breite [* 13] Syenitgneis Vertreter der silurischen Formation; dann wechselt schwarzer Schiefer mit Sandstein, und paläozoische Chloritgesteine füllen mit dunklem Schiefer und rotem Sandstein den Raum bis zum Kuenlün.
Dieses Gebirge von uraltem Bestand enthält in seiner obersten Schicht Syenitgneis, dann folgt Glimmerschiefer nebst chloritischen und quarzigen Schichtmassen, in denen Gänge von Nephrit auftreten. Am Nordfuß stößt man auf Mergel der Kreideformation; [* 14] diese sind unterlagert von rotem Sandstein. Ist die von zahlreichen Flußbetten durchfurchte Ebene gequert, so treten wieder Schichten auf von mergeligem Thon und Sand; dann folgen als Glieder [* 15] der Thianschankette Triasschichten, höher hinauf ausschließlich paläozoische Formationen.
In der östlichen Mongolei ist die Ebene sandig und kieselig; Einschnitte entblößen horizontale Schichten von Kalksandstein. Noch zu Ende der Kreideperiode war Zentralasien von Meer bedeckt; seine Wasser standen in Verbindung mit dem großen Tertiärmeer, das sich damals von Osteuropa über die aralo-kaspische Niederung bis zum Nördlichen Eismeer hin erstreckte. Den Rückzug der Wasser nach W. über die Dsungarei bewirkten die Hebungserscheinungen, die der Hauptperiode der vulkanischen Thätigkeit folgten. Es beginnt jetzt ein Abschließen des innern Kerns von von der äußern Umgebung; die Ablagerungen der Flüsse [* 16] füllten allmählich die Untiefen aus, das Klima [* 17] wurde trockner, der Boden bedeckte sich mit einer Kiessteppe, zuweilen trat fliegender Sand an ihre Stelle. Dies ist die Gobi, auch Schamo (»Sandmeer«) genannt; an Umfang übersteigt diese Fläche das Mittelmeer zwischen Europa, [* 18] Afrika [* 19] und Asien.
Nutzbare Mineralien.
Die Schätze Asiens an edlen Metallen und Steinen haben schon im Altertum in fast sprichwörtlicher Berühmtheit gestanden. Gold wurde zu allen Zeiten bei den asiatischen Nationen gewonnen. Im persischen Zeitalter waren Fundgruben die vom Hindukusch sich abzweigenden Gebirgszüge am Nordrand von Chorasan (Baktrien) sowie die Gebirge am Südrand Sibiriens. In Vorderasien enthielt das Gebirge Tmolos Gold, das durch die Flüsse Paktolos und Mäander [* 20] fortgespült und aus ihrem Sand gewaschen wurde.
Die kaukasischen Gebirge lieferten Silber und Gold; die Fabel vom Goldenen Vlies spielt in jenen Gegenden und weist auch auf Goldwäschen im Phasis hin. Nicht minder bemerkenswert ist der Reichtum des asiatischen Altertums an Silber. Die Tribute sämtlicher den Persern dienstbarer Völker, mit alleiniger Ausnahme der Inder und Äthiopier, wurden nach Herodot in Silber bezahlt. Am berühmtesten durch seinen Silberreichtum war der westliche Teil des Kaukasus oder das Land der Chalyber, dessen schon der Sänger der Iliade gedenkt.
Die Bewohner dieses Landes betrieben fortdauernd Bergbau, [* 21] und auch im Mittelalter legten die Genuesen hier Gruben an. Nicht weniger ausgebreitet als der Gebrauch der edlen Metalle war stets im Orient der Geschmack an Edelsteinen; er reicht weit über die persischen Zeiten hinauf. Die gewöhnlichsten Edelsteine [* 22] waren: Karneol, Onyx, Sardonyx, Smaragd [* 23] und Saphir;
viele der edelsten Sorten, namentlich auch Diamanten, gelangten aus Indien nach Vorderasien.
Alt und noch immer wichtig ist der Betrieb der Kupfer-, Blei- und Silberbergwerke Kleinasiens. ¶
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Die Bemühungen der türkischen Regierung, durch europäische, besonders österreichische, Bergbeamte den Berg- und Hüttenbetrieb zu heben, trugen bei dem Gleichmut der Türken wenig Früchte. Im Kaukasus werden neben Erdöl [* 25] in so reichlich fließenden Quellen, daß die Dampfer auf dem Kaspischen Meer mit Petroleum geheizt werden, Steinkohle, Kupfer [* 26] und Eisen [* 27] gewonnen. Steinsalz liefert das Innere Kleinasiens und Armeniens. Alaun [* 28] wird aus Syrien, Kleinasien und Armenien (Saglik) ausgeführt.
Persien [* 29] verfertigt im W. trefflichen Stahl aus den Eisenerzen des Elburz, betreibt außerdem noch Steinsalz- und Alaungruben. Indiens Steinkohlenfelder bedecken 88,700 qkm, auch ist es reich an Eisen; der indische Stahl gehört zu den besten Stahlsorten, die man kennt. Gold wird am Südwestabhang der Nilgiri gegraben. Auf Kupfer hat im südwestlichen Bengalen und in Radschputana ein vielversprechender Bergbau begonnen. Der Eisenbahnbetrieb hat auf den Abbau der Kohlenfelder in Bengalen und den Zentralprovinzen südlich von der Narbada einen günstigen Einfluß geäußert.
Die Diamantengruben Südindiens leiden unter der Konkurrenz Brasiliens und der Diamantenfelder in Südafrika. [* 30] Ceylon [* 31] ist reich an Edelsteinen. Die hinterindischen Meridiangebirge und der Archipel waren schon im Altertum als Goldchersones berühmt. Siam ist reich an Goldlagern, aber bergmännischer Betrieb fehlt noch. Auch auf Sumatra liegen Goldschätze noch ungehoben, ebenso auf Borneo, Celebes und andern Inseln des Archipels. Für den Zinnbergbau sind wichtig Bangka und die Halbinsel Malakka.
Auch Kupfer-, Blei-, Eisen-, Zink-, Antimon- und Arsenikerze finden sich hier in den hinterindischen Meridiangebirgen. China hat in seinen 18 Provinzen Steinkohlenfelder von über 500,000 qkm Ausdehnung; Steinkohle wird hier schon seit Jahrhunderten zur Feuerung benutzt. Man gräbt Gold, Silber, Quecksilber, Kupfer, Eisen, Blei, [* 32] Zinn, Zink, Wismut, Antimon und Kobalt; Diamanten, Saphire, Topase, Granate, Amethyste, Berylle, Opale und andre Edelsteine versteht man zu schleifen.
Porzellanerde verarbeitet man in solcher Menge, daß nicht nur der eigne Verbrauch gedeckt, sondern noch viel gebranntes Geschirr ausgeführt wird. Japan hat Gold-, Silber- und besonders Kupferminen und große Kohlenbecken, welche bei besserm Betrieb bedeutende Mengen in den Handel liefern werden. Die russischen Besitzungen in Asien enthalten unermeßliche Reichtümer; leider hat sich der Bergbau bisher fast ausschließlich auf die Ausbeutung der schon abnehmenden edlen Metalle beschränkt. Im Ural ward unter Peter d. Gr. die erste Eisenschmelzerei 1699 gegründet.
Eisen und Kupfer blieben lange Zeit die wichtigsten Metalle; 1751 ward auch auf Gold gebaut, und die Beresowschen Goldgruben bei Jekaterinburg lieferten allein 1755-1804: 5348 kg Gold. Der Goldreichtum im Ural steigerte sich, als 1814 die großen Goldseifen entdeckt und ausgebeutet wurden, welche sich an der Ostseite des Gebirges von der obern Saswa bis zum Uralfluß fortziehen. Ein zweiter wichtiger Bergwerksdistrikt ist der Altai, dessen Haupterzlagerstätten silberhaltig sind.
Die Silberbergwerke des Altai wurden 1743 zuerst in Betrieb gesetzt. Im eigentlichen Sibirien sind goldführende Seifenlager an der ganzen Südgrenze bis zum Amur anzutreffen. Sehr erzreich ist in Ostsibirien das Nertschinskische Gebirge, wo die Silbergewinnung [* 33] schon 1704 begann. Die Abnahme gegen früher ist zwar bedeutend, doch wurden 1881 noch gewonnen an Gold 135 Pud, Silber hingegen nur im Altaigebiet 463 Pud, Blei ebenda 41,000, Kupfer 21,000 Pud. Die gesamte Ausbeute Sibiriens an Gold vom Anbeginn bis heute wird auf 1,2 Mill. kg veranschlagt; Platin, zuerst 1823 entdeckt, wird im Ural ausgebeutet.
Trotz der riesigen Reichtümer des Altaigebiets an Eisen und Steinkohlen wurden 1881 doch nur 800,000 Pud Steinkohlen und nur 10,000 Pud Eisen gewonnen. Zu diesen Bergwerksprodukten kommen noch 1 Mill. Pud Kochsalz und mehr als 100,000 Pud Glaubersalz. Die schönen Arbeiten der sibirischen Steinindustrie zieren die öffentlichen Gebäude in Petersburg [* 34] und Moskau. [* 35] In Turkistan finden sich Waschgold, Steinkohlen und Salz in [* 36] Menge. In Tibet gewinnt man noch heute Gold und Silber, außerdem Quecksilber, Blei, Kupfer, Eisen, Bernstein, [* 37] Türkise, Jaspis, Achate, Lasure, Salz, Salpeter und Borax. [* 38]
Klima.
Asien vereinigt die verschiedensten Klimate;
Luft, Wetter, [* 39] Boden, Flora und Fauna wechseln in großen und kleinen Zügen ab. In Sibirien, am Rande des Nördlichen Eismeers, herrscht beständiger Winter;
im hohen und rauhen Innerasien mit seiner austrocknenden scharfen Luft halten hohe Schneegebirge die wasserspendenden Südwinde ab;
in Arabiens Wüsten glüht der Sand wie in der Sahara Afrikas;
warm, zeitweise äußerst regenreich ist die Luft Vorderindiens, heißfeucht die Atmosphäre Hinterindiens.
Der größern Hebung [* 40] Asiens entspricht, daß das Klima im Durchschnitt kälter ist als in Europa und Afrika unter gleichen Breitengraden; der größere Teil Asiens hat ein scharf ausgesprochenes Kontinentalklima mit den Gegensätzen größter Winterkälte und sehr heißer Sommer. Eine gründlichere Kenntnis von Wind und Wetter, Klima und den übrigen Vorgängen im Luftmeer haben wir den meteorologischen Stationen zu danken, die jetzt im ganzen russischen und englischen Asien eingerichtet sind. In China machen die Zollbeamten in den Häfen Beobachtungen; aus Japan verdanken wir den dort residierenden Konsuln und neuerrichteten Lehranstalten Beobachtungen.
Mit 63° nördl. Br. beginnt in Sibirien das eigentliche arktische Klima; alle höhere Vegetation erstirbt, während in Norwegen, [* 41] Schweden und Finnland unter jenem Breitengrad noch Korn, Hafer, [* 42] Lein und Hanf gedeihen. Nördlich jener Grenze ist der Himmel [* 43] im Sommer mit Nebel bedeckt; nur von Juni bis September sind die Flüsse ohne Eiskruste. Die scharfe Luft macht alles Lehen erstarren, die Bäume werden zwergartiges Gestrüpp, zartere einjährige Gewächse finden sich kaum mehr vor; am äußersten Nordrand gedeihen nur Flechten, [* 44] Moose [* 45] und Riedgräser.
Noch greller tritt der Unterschied des europäischen und asiatischen Klimas zwischen 62 und 50° hervor. Unter gleicher Breite mit Prag [* 46] und Mainz [* 47] liegt längs des Südrandes von Sibirien ein schmaler sehr fruchtbarer und gut bebauter Landstrich, welcher Getreide [* 48] in Fülle hervorbringt, aber keine edlen Obstsorten, keine Trauben. Etwas milder ist das Klima gegen Astrachan hin, wo Feuchtigkeit statt Kälte herrscht, wie in den am Nordfuß des westlichen Kuenlün gelegenen Ländern; aber dafür ist die fiebererzeugende Luft der Gesundheit nicht immer günstig. Alle Hochländer Asiens (und es nehmen selbst Iran und Armenien bei ihrer hohen Lage daran teil), ebenso das Tiefland bis zu den südlichen und östlichen Randgebirgen zeigen das niedrige kontinentale Klima mit seinen Extremen der Wärme [* 49] im Sommer und der Kälte im Winter. ¶