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für viele Gegenden die einzigen Verkehrswege dar; auf den wichtigsten dieser Wasseradern sind sogar Dampfschiffahrten eingerichtet. Der Ob entwässert mit seinen Hauptzuflüssen Irtisch und Tobol das ganze westliche Sibirien. Der Jenissei, im physikalisch-geographischen Sinn die Grenze zwischen Ost- und Westsibirien, mündet hart am Ob; beide Ströme haben zusammen ein Stromgebiet von 5¾ Mill. qkm (103,950 QM.), einen entwickelten Schiffahrtsverkehr (auf dem Ob allein gehen über 30 Dampfer) und sind die wichtigsten Wasserstraßen für den Export stromabwärts zum Eismeer. Die Lena hat ihre Quelle [* 2] am Nordgehänge des Baikal- oder Lenagebirges; an Fischreichtum übertrifft sie die vorgenannten Ströme, weniger nützt sie dem Export, da die darauf gehenden Dampfer nur dem Verkehr unter den Goldwäschereien an ihren Ufern und Nebenflüssen dienen. - Dem Großen Ozean strömt von W. her zu der Anadyr, im äußersten Nordosten Sibiriens, sodann der aus dem Innern von Asien [* 3] gespeiste Amur, der Hauptfluß des südöstlichen Sibirien, aber, da er den Winter über mit Eis [* 4] bedeckt ist und eines produktiven wie konsumierenden Hinterlandes entbehrt, ohne besondern Gewinn für den Verkehr.
Seine wichtigsten Zuflüsse sind der Ussuri und Sungari, Flüsse [* 5] der Mandschurei. Unter den zahlreichen Küstenflüssen zwischen dem Amur und Huangho ist nur der schiffbare Peiho von Wichtigkeit, der den Zugang zu Peking [* 6] eröffnet. Huangho und Jantsekiang, die wasserreichen chinesischen Zwillingsströme, zeigen die Eigentümlichkeit, daß sie in ihrem obern Lauf benachbart sind, dann in entgegengesetzter Richtung sich bedeutend voneinander entfernen, um sich im untern Lauf einander wieder so zu nähern, daß ihre Mündungen durch ein Netz künstlicher und natürlicher Kanäle in Verbindung gebracht werden konnten.
Die Quellen des Huangho (Gelber Strom) liegen weit südwestlich vom Kuku-Nor, im östlichen Kuenlün. Die Stromentwickelung wird (bei 2150 km direkter Entfernung der Quelle von der Mündung) zu 4100 km geschätzt. Der Fluß hat seine Mündung wiederholt verlegt; jetzt ergießt er sich in den Golf von Petschili. Der Jantsekiang hat seine Quellen noch tiefer im Hochland im Kuenlün zurückliegen, tritt nach langem Lauf aus den Hochgebirgen Osttibets und Chinas in die Tiefebene ein und hat bei direktem Abstand von der Quelle von 2910 km eine Stromentwickelung von 5340 km. Er ist einer der größten und längsten Ströme der Alten Welt, sein Gebiet ist achtmal größer als das des Rheins.
Das Gebiet des Südchinesischen Meers beginnt jenseit der Straße von Fukian. Hier mündet bei Kanton [* 7] der Sikiang, in Tongking [* 8] der durch die französischen Erwerbungen wichtig gewordene Songka, an der breiten Südspitze von Hinterindien [* 9] der Mekhong, ein Strom von gewaltiger Länge, aber seiner Stromschnellen wegen ohne Wert für die Schiffahrt. Dem östlichen Verkehr dienen der Menam in Siam, der Salwen, der in den Busen von Pegu mündet, und der Irawadi in Birma, der seit seiner Erschließung durch England zur wichtigen Handelsstraße wurde.
Die Gewässer des Himalaja führen dem Ozean zu die Flüsse Brahmaputra, Ganges und Indus. Nur die Nordabdachung Dekhans gehört zum Gangesgebiet, das ganze übrige Dekhan schickt seine Gewässer selbständig in das Meer. Brahmaputra und Indus haben ihre Quellen benachbart auf dem Hochland von Tibet und fassen, entgegengesetzt laufend (der Indus nach NW., der Tsangpotschu, der Quellfluß des Brahmaputra, nach SO.), das ganze nördliche Ganges- und Dschamnagebiet zwischen sich.
Der Indus wendet sich am Westende des Himalaja nach S. und empfängt links den Satledsch, nachdem dieser den Tschenab aufgenommen, in welchen sich Dschelam und Ravi ergießen; rechts ist der Kabul Hauptzufluß. Der Indus mündet in Sind ins Arabische Meer, die Stromentwickelung beträgt 2916 km. Der Brahmaputra verliert seinen tibetischen Namen Tsangpo beim Austritt aus Tibet, heißt beim Durchgang durch das Land der Gebirgsvölker nördlich von Assam Dihong, nimmt im britischen Assam den Namen Brahmaputra an und strömt dem Bengalischen Meerbusen zu. Der Ganges entspringt am Südabhang des Himalaja; westlich der Quelle nimmt ihren Ursprung die Dschamna, die auf weite Strecken dem Ganges parallel läuft, dann sich bei Allahabad mit ihm vereinigt und nun Bengalen zufließt.
Schon bei der Südbiegung des Flusses beginnt die Deltabildung, deren für die Schiffahrt wichtigster Arm der Hugli ist. Zuletzt vermengen sich die Wasser des Ganges mit denen des Brahmaputra und ergießen sich in zahllosen, ihr Bett [* 10] stets wechselnden Kanälen in den Bengalischen Meerbusen. Die Stromentwickelung des Ganges beträgt 2460 km. Unter seinen zahlreichen nördlichen Zuflüssen sind zu nennen: die Gogra und der Gandak;
die Zuflüsse aus dem Dekhan nimmt teils die Dschamna, teils der untere Ganges (Son) auf. Im Südplateau Indiens nehmen die Narbada und die Tapti ihren Lauf aus O. nach W., während alle andern größern Flüsse (Mahanadi, Godaweri, Kistna, Kaweri) ostwärts fließen.
Godaweri und Kistna übertreffen das Stromgebiet des Rheins um 77,000, resp. 50,000 qkm.
In Westasien überwiegen die in Binnenseen endenden Flüsse (s. oben). Euphrat und Tigris sind die einzigen bedeutenden Zuflüsse des Indischen Ozeans auf der ganzen beträchtlichen Küstenlänge. Sie sind ein Zwillingspaar, das vereinigt als Schatt el Arab in den Persischen Golf mündet. Der Tigris nimmt mit seinem östlichen Arm seinen Ursprung auf der Nordgrenze Kurdistans gegen Armenien, während der westliche nordwestlich von Diarbekr entspringt. Der Euphrat entsteht auf den Hochebenen Armeniens selbst. Von der Grenze der Syrischen Wüste bis zu ihrer Vereinigung umschließen beide Ströme das obere Mesopotamien (Zwischenstromland), einst in der Glanzzeit der Assyrer voll von volkreichen Städten und Ortschaften. Von dem 660,700 qkm großen Stromgebiet kommen 275,000 auf die Ebene von Mesopotamien. In Arabien ist kein einziger Küstenfluß von größerer Bedeutung. - Von den abflußlosen Binnengebieten Asiens hat das größte Stromsystem Ostturkistan, wo der Tarim die Wasser des Khotan, Jarkand und Kaschgarflusses sammelt, in seinem weitern Lauf von links her den Kisil Kungei und Schah jar Darja empfängt und in den Lop-Nor mündet. Im westlichen Afghanistan [* 11] ist Seïstan Sammelbecken für den Hilmend, dessen Quellgebiet bis zum Hindukusch und westlich bis Quetta reicht, und den Harud, welche beide dem Hamunsee, einem großen Sumpf in der Niederung von Seïstan mit wenigen, nicht tiefen Tümpeln, zuströmen. Im Sand verlaufen Herirud, am Ostrand der großen persischen Sandsteppe, und Murghab, im Turkmenenland. Überall werden diese Flüsse verwendet zur Bewässerung der Felder und Obstgärten, die sich in der Tiefe der Thäler und ¶
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terrassenförmig in den Gebirgsschluchten hinaufziehen. In das Schwarze Meer münden die Flüsse Sakaria und Kisil Irmak (Halys), der am Nordende des Antitaurus entspringt und in seinem Lauf einen mächtigen, nach SW. gerichteten Bogen [* 13] bildet; weiter östlich der Jeschil Jirmak (der alte Iris); der Tschoruk, der Hauptfluß Lasistans, und vom Kaukasus kommend: der sagenreiche Rion (Phasis), Ingur, Kodor und Kuban, dessen Quellen am Elbrus liegen. Das Marmara-Meer empfängt mehrere kleinere Zuflüsse aus Kleinasien, deren historisch berühmtester, der Granikos, vom Ida kommt.
In das Ägeische Meer fallen Hermos (Sarabat) mit dem wegen seines Goldreichtums berühmten Paktolos und der Mäander; [* 14] in das Mittelmeer der Gök-su, der Seihun (Saros) und der Djihan (Pyramus). Dem syrischen Küstenland gehören zu: der Orontes (Nahr el Asi) und Litani (Nahr el Kasimijeh), die beide in Cölesyrien entspringen. Unter den Küstenflüssen Palästinas ist der längste der die Ebene Jesreel durchlaufende Bach Kison. Östlich an diesen schmalen Streifen Meeresgebiets grenzt das durch seine tiefe Lage merkwürdige palästinische Binnenland mit dem Jordan, der, am Ostfuß des Großen Hermon entspringend, die Seen Merom und von Tiberias durchfließt und in das Tote Meer mündet. Aus dem über 1600 m hohen Gebirgsland Dschebel el Hauran fließen die Bäche, meist in der Wüste versiegend oder in Seen endend, nach allen Weltgegenden; die des Westgehänges wahrscheinlich durch den Scheriat el Mandhur zum Jordan. In Sümpfen und Seen enden ferner die auf der Ostabdachung des Antilibanon entspringenden sowie die von den westlichen und südlichen Randgebirgen Arabiens gegen das Innere verlaufenden Flüsse.
Geologische Verhältnisse.
Asiens horizontale wie vertikale Verhältnisse sind das Ergebnis großer Erhebungen, und noch bis auf den heutigen Tag wirken dieselben, durch eine Menge großer Vulkane [* 15] namentlich an den Küsten begünstigt, fort. - In den bekannten Teilen Arabiens finden wir die kristallinischen Gesteine [* 16] in größter Ausdehnung [* 17] und zwar großenteils unbedeckt von aller Vegetation. Am Südende der Halbinsel des Sinai türmen sich grobkörniger Granit und Syenit zu den Hochgipfeln auf, an denen Dioritfelsgrate die Granitmassen durchbrochen haben.
Als ältestes Flözgebirge tritt hier brauner Sandstein auf. Am Meerbusen von Akabah lagern Gneis und Glimmerschiefer dem Granit an; denselben Charakter zeigt das Gebirge südwärts durch Hidschas bis Jemen. Auch in Omân und in den Gebirgen hinter den flachen Küsten des Persischen Golfs herrscht das kristallinische Schiefergebirge. Ringsum finden sich Spuren vulkanischer Thätigkeit, die an den Küsten des Roten Meers bis in die neueste Zeit fortdauert. Ganz aus altvulkanischen Gesteinen ist gebildet der Kessel von Aden. [* 18] Jüngste korallenreiche Kalke, welche die Küste umsäumen, unterstützen mit dem Auftreten neuvulkanischer Bildungen die Annahme einer fortdauernden Hebung [* 19] Arabiens. - Durch Palästina [* 20] und Syrien bis zum Wadi el Hösn sind es Kalke, die das weite Gebiet zusammensetzen, ohne alle Spuren kristallinischer Gesteine, nur im N. an der Ostseite reich an basaltischen Durchbrüchen.
Jede Andeutung neptunischer Bildungen, die älter als die Kreide [* 21] sind, fehlt. In Palästina selbst herrscht Plateauform, in Bergland übergehend durch wellenförmige Lagerung der Schichten sowohl als durch isolierte abgerissene Partien der jüngern Glieder, [* 22] die den ältern aufgesetzt sind. Die Kalksteine, nach unten eisenschüssig, sind mit Dolomiten verbunden und höhlenreich. Die Zentralmasse des Libanon besteht aus graubraunem Kreidekalkstein mit Korallen [* 23] und Stöcken von Spat- und Brauneisenstein, welche von grünlichen Mergeln überlagert sind.
Über diesen lagern andre Kalkbänke und Schichten buntfarbigen Sandsteins, welche mächtige Kohlenlager einschließen. In dunkeln Mergeln bei Schach el Alma, nördlich von Beirut, an dem Küstengehänge, ist die berühmte wohl eocäne Lagerstätte der fossilen Fische [* 24] des Libanon. Im Antilibanon ist alles entschieden Kreide. Kreide und Nummulitenkalke hat man auch bis in die östliche Syrische Wüste verfolgt; ebenso herrscht in den Ostjordanländern bis zum Toten Meer der Kreidekalk vor. Am Südende des Toten Meers findet sich ein Steinsalzhügel, der Dschebel el Mela.
An der Zusammensetzung des Landes jenseit des Jordans und Antilibanon nimmt der Basalt den wesentlichsten Anteil; er reicht nördlich bis Aleppo, westlich bis in den Libanon; im größten Maßstab [* 25] tritt er aber in Mittelsyrien auf, wo er die mächtige Gebirgsmasse El Hauran zusammensetzt und ausgedehnte Distrikte in der Ledscha und nordöstlich vom Tiberiassee bedeckt. Es ist ein Land, heimgesucht von Erdbeben [* 26] und reich an heißen Quellen, deren berühmteste die von Tiberias, Gadara und Kallirrhoë sind.
Das Taurussystem, das sich vom Mittelmeer durch Westkurdistan und Armenien fortsetzt und erst an der Nordseite des Kaukasus endet, unterscheidet sich vom Libanonsystem durch das Erscheinen älterer Gesteine: Granit, kristallinischer Schiefer, körniger Marmor, Thonschiefer und Übergangskalksteine treten hier auf. Granit durchbricht an der Nordseite das Plateau des Ardschisch, bedeckt von kristallinischem Schiefergebirge, mit mächtigen Lagern körnigen Marmors.
Die höchsten Rücken bilden gewaltige Dome und wilde Felshörner bis zu alpiner Höhe, die in senkrechten Felsmauern nach N. abstürzen. Im Übergangsgebirge liegen wichtige Eisenlagerstätten und das Bleiglanzlager von Gülek-Boghaz. Alle geschichteten Bildungen sind vielfach gestört, aufgerichtet und gefaltet, und in bis 1300 m tiefen Felsschluchten ziehen die Thäler aus dem Hochgebirge herab zum Meerbusen von Adana. Die Mulden füllt zum Teil horizontal geschichteter weißer Kalk; ein hügeliges Tertiärland zieht sich am Gebirgsfuß hin und trennt die Amanischen Bergzüge vom Bergland der Anzarier.
Aber auch tief ins Gebirge des Taurus ziehen diese Mitteltertiärgebilde hinein und kommen im obersten Seihunthal als ein Braunkohlen führender Sandstein vor. Paläozoische Bildungen sind bis zu den Gestaden des Schwarzen Meers zu finden; in Armenien finden sie sich aufgeschlossen in den felsigen, tiefen Schluchtenthälern; im Euphratthal ist die ganze Folge vom kristallinischen bis zum Tertiärgebirge durchschnitten. Durch Kleinasien lassen sich die paläozoischen und kristallinischen Schiefergebirge mit meist ostwestlicher Richtung verfolgen.
Durch den nördlichsten Zweig hat sich die Meerenge des Bosporus [* 27] ihr Bett gegraben; dem Pontischen Küstengebirge gehört der Olymp an. Den blauen Marmor des Übergangsgebirges findet man vielbenutzt in den Prachtbauten der alten Städte, deren Ruinen das Innere Kleinasiens bedecken. Weite Verbreitung haben die neptunischen Bildungen der Sekundär- und Eocänzeit, bunte Mergel und Sandsteine etc.; Eisensteine, Kupfererze, Silbererze haben ihre Lagerstätten im ¶