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für viele Gegenden die einzigen Verkehrswege dar; auf den wichtigsten dieser Wasseradern sind sogar Dampfschiffahrten eingerichtet. Der Ob entwässert mit seinen Hauptzuflüssen Irtisch und Tobol das ganze westliche Sibirien. Der Jenissei, im physikalisch-geographischen Sinn die Grenze zwischen Ost- und Westsibirien, mündet hart am Ob; beide Ströme haben zusammen ein Stromgebiet von 5¾ Mill. qkm (103,950 QM.), einen entwickelten Schiffahrtsverkehr (auf dem Ob allein gehen über 30 Dampfer) und sind die wichtigsten Wasserstraßen für den Export stromabwärts zum Eismeer. Die Lena hat ihre Quelle am Nordgehänge des Baikal- oder Lenagebirges; an Fischreichtum übertrifft sie die vorgenannten Ströme, weniger nützt sie dem Export, da die darauf gehenden Dampfer nur dem Verkehr unter den Goldwäschereien an ihren Ufern und Nebenflüssen dienen. - Dem Großen Ozean strömt von W. her zu der Anadyr, im äußersten Nordosten Sibiriens, sodann der aus dem Innern von Asien gespeiste Amur, der Hauptfluß des südöstlichen Sibirien, aber, da er den Winter über mit Eis bedeckt ist und eines produktiven wie konsumierenden Hinterlandes entbehrt, ohne besondern Gewinn für den Verkehr.
Seine wichtigsten Zuflüsse sind der Ussuri und Sungari, Flüsse der Mandschurei. Unter den zahlreichen Küstenflüssen zwischen dem Amur und Huangho ist nur der schiffbare Peiho von Wichtigkeit, der den Zugang zu Peking eröffnet. Huangho und Jantsekiang, die wasserreichen chinesischen Zwillingsströme, zeigen die Eigentümlichkeit, daß sie in ihrem obern Lauf benachbart sind, dann in entgegengesetzter Richtung sich bedeutend voneinander entfernen, um sich im untern Lauf einander wieder so zu nähern, daß ihre Mündungen durch ein Netz künstlicher und natürlicher Kanäle in Verbindung gebracht werden konnten.
Die Quellen des Huangho (Gelber Strom) liegen weit südwestlich vom Kuku-Nor, im östlichen Kuenlün. Die Stromentwickelung wird (bei 2150 km direkter Entfernung der Quelle von der Mündung) zu 4100 km geschätzt. Der Fluß hat seine Mündung wiederholt verlegt; jetzt ergießt er sich in den Golf von Petschili. Der Jantsekiang hat seine Quellen noch tiefer im Hochland im Kuenlün zurückliegen, tritt nach langem Lauf aus den Hochgebirgen Osttibets und Chinas in die Tiefebene ein und hat bei direktem Abstand von der Quelle von 2910 km eine Stromentwickelung von 5340 km. Er ist einer der größten und längsten Ströme der Alten Welt, sein Gebiet ist achtmal größer als das des Rheins.
Das Gebiet des Südchinesischen Meers beginnt jenseit der Straße von Fukian. Hier mündet bei Kanton der Sikiang, in Tongking der durch die französischen Erwerbungen wichtig gewordene Songka, an der breiten Südspitze von Hinterindien der Mekhong, ein Strom von gewaltiger Länge, aber seiner Stromschnellen wegen ohne Wert für die Schiffahrt. Dem östlichen Verkehr dienen der Menam in Siam, der Salwen, der in den Busen von Pegu mündet, und der Irawadi in Birma, der seit seiner Erschließung durch England zur wichtigen Handelsstraße wurde.
Die Gewässer des Himalaja führen dem Ozean zu die Flüsse Brahmaputra, Ganges und Indus. Nur die Nordabdachung Dekhans gehört zum Gangesgebiet, das ganze übrige Dekhan schickt seine Gewässer selbständig in das Meer. Brahmaputra und Indus haben ihre Quellen benachbart auf dem Hochland von Tibet und fassen, entgegengesetzt laufend (der Indus nach NW., der Tsangpotschu, der Quellfluß des Brahmaputra, nach SO.), das ganze nördliche Ganges- und Dschamnagebiet zwischen sich.
Der Indus wendet sich am Westende des Himalaja nach S. und empfängt links den Satledsch, nachdem dieser den Tschenab aufgenommen, in welchen sich Dschelam und Ravi ergießen; rechts ist der Kabul Hauptzufluß. Der Indus mündet in Sind ins Arabische Meer, die Stromentwickelung beträgt 2916 km. Der Brahmaputra verliert seinen tibetischen Namen Tsangpo beim Austritt aus Tibet, heißt beim Durchgang durch das Land der Gebirgsvölker nördlich von Assam Dihong, nimmt im britischen Assam den Namen Brahmaputra an und strömt dem Bengalischen Meerbusen zu. Der Ganges entspringt am Südabhang des Himalaja; westlich der Quelle nimmt ihren Ursprung die Dschamna, die auf weite Strecken dem Ganges parallel läuft, dann sich bei Allahabad mit ihm vereinigt und nun Bengalen zufließt.
Schon bei der Südbiegung des Flusses beginnt die Deltabildung, deren für die Schiffahrt wichtigster Arm der Hugli ist. Zuletzt vermengen sich die Wasser des Ganges mit denen des Brahmaputra und ergießen sich in zahllosen, ihr Bett stets wechselnden Kanälen in den Bengalischen Meerbusen. Die Stromentwickelung des Ganges beträgt 2460 km. Unter seinen zahlreichen nördlichen Zuflüssen sind zu nennen: die Gogra und der Gandak;
die Zuflüsse aus dem Dekhan nimmt teils die Dschamna, teils der untere Ganges (Son) auf. Im Südplateau Indiens nehmen die Narbada und die Tapti ihren Lauf aus O. nach W., während alle andern größern Flüsse (Mahanadi, Godaweri, Kistna, Kaweri) ostwärts fließen.
Godaweri und Kistna übertreffen das Stromgebiet des Rheins um 77,000, resp. 50,000 qkm.
In Westasien überwiegen die in Binnenseen endenden Flüsse (s. oben). Euphrat und Tigris sind die einzigen bedeutenden Zuflüsse des Indischen Ozeans auf der ganzen beträchtlichen Küstenlänge. Sie sind ein Zwillingspaar, das vereinigt als Schatt el Arab in den Persischen Golf mündet. Der Tigris nimmt mit seinem östlichen Arm seinen Ursprung auf der Nordgrenze Kurdistans gegen Armenien, während der westliche nordwestlich von Diarbekr entspringt. Der Euphrat entsteht auf den Hochebenen Armeniens selbst. Von der Grenze der Syrischen Wüste bis zu ihrer Vereinigung umschließen beide Ströme das obere Mesopotamien (Zwischenstromland), einst in der Glanzzeit der Assyrer voll von volkreichen Städten und Ortschaften. Von dem 660,700 qkm großen Stromgebiet kommen 275,000 auf die Ebene von Mesopotamien. In Arabien ist kein einziger Küstenfluß von größerer Bedeutung. - Von den abflußlosen Binnengebieten Asiens hat das größte Stromsystem Ostturkistan, wo der Tarim die Wasser des Khotan, Jarkand und Kaschgarflusses sammelt, in seinem weitern Lauf von links her den Kisil Kungei und Schah jar Darja empfängt und in den Lop-Nor mündet. Im westlichen Afghanistan ist Seïstan Sammelbecken für den Hilmend, dessen Quellgebiet bis zum Hindukusch und westlich bis Quetta reicht, und den Harud, welche beide dem Hamunsee, einem großen Sumpf in der Niederung von Seïstan mit wenigen, nicht tiefen Tümpeln, zuströmen. Im Sand verlaufen Herirud, am Ostrand der großen persischen Sandsteppe, und Murghab, im Turkmenenland. Überall werden diese Flüsse verwendet zur Bewässerung der Felder und Obstgärten, die sich in der Tiefe der Thäler und
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terrassenförmig in den Gebirgsschluchten hinaufziehen. In das Schwarze Meer münden die Flüsse Sakaria und Kisil Irmak (Halys), der am Nordende des Antitaurus entspringt und in seinem Lauf einen mächtigen, nach SW. gerichteten Bogen bildet; weiter östlich der Jeschil Jirmak (der alte Iris); der Tschoruk, der Hauptfluß Lasistans, und vom Kaukasus kommend: der sagenreiche Rion (Phasis), Ingur, Kodor und Kuban, dessen Quellen am Elbrus liegen. Das Marmara-Meer empfängt mehrere kleinere Zuflüsse aus Kleinasien, deren historisch berühmtester, der Granikos, vom Ida kommt.
In das Ägeische Meer fallen Hermos (Sarabat) mit dem wegen seines Goldreichtums berühmten Paktolos und der Mäander; in das Mittelmeer der Gök-su, der Seihun (Saros) und der Djihan (Pyramus). Dem syrischen Küstenland gehören zu: der Orontes (Nahr el Asi) und Litani (Nahr el Kasimijeh), die beide in Cölesyrien entspringen. Unter den Küstenflüssen Palästinas ist der längste der die Ebene Jesreel durchlaufende Bach Kison. Östlich an diesen schmalen Streifen Meeresgebiets grenzt das durch seine tiefe Lage merkwürdige palästinische Binnenland mit dem Jordan, der, am Ostfuß des Großen Hermon entspringend, die Seen Merom und von Tiberias durchfließt und in das Tote Meer mündet. Aus dem über 1600 m hohen Gebirgsland Dschebel el Hauran fließen die Bäche, meist in der Wüste versiegend oder in Seen endend, nach allen Weltgegenden; die des Westgehänges wahrscheinlich durch den Scheriat el Mandhur zum Jordan. In Sümpfen und Seen enden ferner die auf der Ostabdachung des Antilibanon entspringenden sowie die von den westlichen und südlichen Randgebirgen Arabiens gegen das Innere verlaufenden Flüsse.
Geologische Verhältnisse.
Asiens horizontale wie vertikale Verhältnisse sind das Ergebnis großer Erhebungen, und noch bis auf den heutigen Tag wirken dieselben, durch eine Menge großer Vulkane namentlich an den Küsten begünstigt, fort. - In den bekannten Teilen Arabiens finden wir die kristallinischen Gesteine in größter Ausdehnung und zwar großenteils unbedeckt von aller Vegetation. Am Südende der Halbinsel des Sinai türmen sich grobkörniger Granit und Syenit zu den Hochgipfeln auf, an denen Dioritfelsgrate die Granitmassen durchbrochen haben.
Als ältestes Flözgebirge tritt hier brauner Sandstein auf. Am Meerbusen von Akabah lagern Gneis und Glimmerschiefer dem Granit an; denselben Charakter zeigt das Gebirge südwärts durch Hidschas bis Jemen. Auch in Omân und in den Gebirgen hinter den flachen Küsten des Persischen Golfs herrscht das kristallinische Schiefergebirge. Ringsum finden sich Spuren vulkanischer Thätigkeit, die an den Küsten des Roten Meers bis in die neueste Zeit fortdauert. Ganz aus altvulkanischen Gesteinen ist gebildet der Kessel von Aden. Jüngste korallenreiche Kalke, welche die Küste umsäumen, unterstützen mit dem Auftreten neuvulkanischer Bildungen die Annahme einer fortdauernden Hebung Arabiens. - Durch Palästina und Syrien bis zum Wadi el Hösn sind es Kalke, die das weite Gebiet zusammensetzen, ohne alle Spuren kristallinischer Gesteine, nur im N. an der Ostseite reich an basaltischen Durchbrüchen.
Jede Andeutung neptunischer Bildungen, die älter als die Kreide sind, fehlt. In Palästina selbst herrscht Plateauform, in Bergland übergehend durch wellenförmige Lagerung der Schichten sowohl als durch isolierte abgerissene Partien der jüngern Glieder, die den ältern aufgesetzt sind. Die Kalksteine, nach unten eisenschüssig, sind mit Dolomiten verbunden und höhlenreich. Die Zentralmasse des Libanon besteht aus graubraunem Kreidekalkstein mit Korallen und Stöcken von Spat- und Brauneisenstein, welche von grünlichen Mergeln überlagert sind.
Über diesen lagern andre Kalkbänke und Schichten buntfarbigen Sandsteins, welche mächtige Kohlenlager einschließen. In dunkeln Mergeln bei Schach el Alma, nördlich von Beirut, an dem Küstengehänge, ist die berühmte wohl eocäne Lagerstätte der fossilen Fische des Libanon. Im Antilibanon ist alles entschieden Kreide. Kreide und Nummulitenkalke hat man auch bis in die östliche Syrische Wüste verfolgt; ebenso herrscht in den Ostjordanländern bis zum Toten Meer der Kreidekalk vor. Am Südende des Toten Meers findet sich ein Steinsalzhügel, der Dschebel el Mela.
An der Zusammensetzung des Landes jenseit des Jordans und Antilibanon nimmt der Basalt den wesentlichsten Anteil; er reicht nördlich bis Aleppo, westlich bis in den Libanon; im größten Maßstab tritt er aber in Mittelsyrien auf, wo er die mächtige Gebirgsmasse El Hauran zusammensetzt und ausgedehnte Distrikte in der Ledscha und nordöstlich vom Tiberiassee bedeckt. Es ist ein Land, heimgesucht von Erdbeben und reich an heißen Quellen, deren berühmteste die von Tiberias, Gadara und Kallirrhoë sind.
Das Taurussystem, das sich vom Mittelmeer durch Westkurdistan und Armenien fortsetzt und erst an der Nordseite des Kaukasus endet, unterscheidet sich vom Libanonsystem durch das Erscheinen älterer Gesteine: Granit, kristallinischer Schiefer, körniger Marmor, Thonschiefer und Übergangskalksteine treten hier auf. Granit durchbricht an der Nordseite das Plateau des Ardschisch, bedeckt von kristallinischem Schiefergebirge, mit mächtigen Lagern körnigen Marmors.
Die höchsten Rücken bilden gewaltige Dome und wilde Felshörner bis zu alpiner Höhe, die in senkrechten Felsmauern nach N. abstürzen. Im Übergangsgebirge liegen wichtige Eisenlagerstätten und das Bleiglanzlager von Gülek-Boghaz. Alle geschichteten Bildungen sind vielfach gestört, aufgerichtet und gefaltet, und in bis 1300 m tiefen Felsschluchten ziehen die Thäler aus dem Hochgebirge herab zum Meerbusen von Adana. Die Mulden füllt zum Teil horizontal geschichteter weißer Kalk; ein hügeliges Tertiärland zieht sich am Gebirgsfuß hin und trennt die Amanischen Bergzüge vom Bergland der Anzarier.
Aber auch tief ins Gebirge des Taurus ziehen diese Mitteltertiärgebilde hinein und kommen im obersten Seihunthal als ein Braunkohlen führender Sandstein vor. Paläozoische Bildungen sind bis zu den Gestaden des Schwarzen Meers zu finden; in Armenien finden sie sich aufgeschlossen in den felsigen, tiefen Schluchtenthälern; im Euphratthal ist die ganze Folge vom kristallinischen bis zum Tertiärgebirge durchschnitten. Durch Kleinasien lassen sich die paläozoischen und kristallinischen Schiefergebirge mit meist ostwestlicher Richtung verfolgen.
Durch den nördlichsten Zweig hat sich die Meerenge des Bosporus ihr Bett gegraben; dem Pontischen Küstengebirge gehört der Olymp an. Den blauen Marmor des Übergangsgebirges findet man vielbenutzt in den Prachtbauten der alten Städte, deren Ruinen das Innere Kleinasiens bedecken. Weite Verbreitung haben die neptunischen Bildungen der Sekundär- und Eocänzeit, bunte Mergel und Sandsteine etc.; Eisensteine, Kupfererze, Silbererze haben ihre Lagerstätten im
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ältern neptunischen und paläozoischen Gebirge. Zu den wichtigen Mineralien, welche Kleinasien zur Ausfuhr bringt, gehören der Schmirgel und der Meerschaum. Die eruptive Thätigkeit hat früh begonnen, aber eigentliche Vulkane sind gegenwärtig nicht mehr thätig.
Der Große Kaukasus besteht vorzugsweise aus kristallisierten Schieferarten, von hervorbrechenden Trachytkegeln gehoben, denen Lavaströme von größerer oder geringerer Mächtigkeit entflossen. In der Richtung seiner Erhebungsspalte finden sich Thermen, die ewigen Feuer, die Salz- und Naphthaquellen, von welchen die letztern ihr Hauptgebiet auf der Halbinsel Apscheron bei Baku besitzen. Die Nebenketten des Gebirges bestehen aus einem System von thonigen Schiefern und eisenschüssigen Sandsteinen mit Flözen trefflicher Steinkohle, welche der Juraformation angehören.
Jurassische Kohlen und Kalke der verschiedenen Kreidelagen und an der Südseite Nummulitenkalke treten in größter Ausdehnung auf. Mitteltertiärgebirge bilden die Vorhöhen, und die neuesten Bildungen mit den Konchylien des Kaspischen Meers treten am Fuß auf. Der Kleine Kaukasus oder das Hochland von Armenien ist einer bedeutend spätern Spalte entstiegen; er fand weniger Widerstand und konnte sich in die Breite ausdehnen. Die Lavaströme, mit welchen seine Bergflächen überzogen sind, verleihen seinem Bodenrelief weichere Konturen. - Das westliche Iran besitzt die Zusammensetzung des Taurus, doch bestehen die höchsten Gipfel aus Quarzit und Kalkstein.
Südöstlich verschwinden nicht allein die kristallinischen, sondern auch die paläozoischen Gesteine und treten bis zu den Grenzen Indiens nicht weiter im Südrand hervor. Im N. kennt man noch das Übergangsgebirge im Elburz als Unterlage jurassischer und Kreide- sowie Nummulitenbildungen, über welchen sich der mächtige Vulkankegel des Demawend emporgipfelt; die jurassische Formation ist reich an Steinkohlen. Daß sie sich aber auch ostwärts nach Chorasan fortsetzen, zeigen die Türkisgruben von Nischapur.
Erst in den von NO. nach SW. streichenden Ketten, welche östlich von Birdschand die Westgrenze des afghanischen Tafellandes bilden, treten wieder die ältern Bildungen auf, angedeutet durch Schiefergebirge, durchsetzt von Quarzgängen. Ausgedehnt sind sekundäre und Nummulitenkalke mit jurassischer Unterlage; dafür spricht der Reichtum an Quellen von Naphtha und brennbaren Gasen. An der Basis des Kalkplateaus breiten sich sandig-thonige Gebilde mit Gips und Steinsalz über weite Strecken aus.
Ungemein reich strömen die Quellen für die Geologie Indiens. Medlicott und Blanford verarbeiteten das reiche Material 1879 zu einem Handbuch und einer geologischen Karte. Der Himalaja besteht im Querdurchschnitt in den Vorhügeln aus tertiären Gebilden im Alter der Nummulitenformation; daran schließt sich eine mächtige Reihe stark gefalteter älterer Formationen aus Kalkstein, Schiefer, Sandstein und Konglomeraten; ihnen folgen kristallinische Schiefer und dann die Zone des Zentralgneises, die geologische Hauptachse des Gebirges, die zugleich zusammenfällt mit der Hauptwasserscheide und der am meisten vergletscherten Kette. Am Nordabhang beginnen die Tibet kennzeichnenden flachen, einförmigen Steppenlandschaften. Es folgt eine breite Zone paläozoischer und mesozoischer Formationen; Kohlenkalk tritt auf und der Sandstein des obern Jura.
Dann kommen kristallinische Schiefer, teilweise unterbrochen von Granit und Gneis, und in der breiten Spalte des Indus, dem Nordfuß des Gebirges, Schiefer und Sandsteine. An den Südfuß, in der indo-gangetischen Niederung, schließen sich die ältern und jüngern Alluvionen der Ebenen an. Aus silurischen Formationen ist die Salzkette im Pandschab zusammengesetzt; in den ammonitenreichen jurassischen Schiefern tritt in Begleitung von Kalken eine mächtige Ablagerung von Gips und Steinsalz auf.
Auch in die Bildung der Gebirge jenseit des Indus treten jurassische und Nummulitengebirge ein und sind bis Kabul und durch die Suleimankette verfolgt worden; ebenso kennt man die Übergangsgebirge in Kohat. Der Hindukusch besteht aus Ketten kristallinischer Gesteine, die voneinander durch versteinerungführende Schichten getrennt sind. Im O. werden die Khassiaberge (im S. des Brahmaputra) auf ihrem Südgehänge von jurassischer Kohlenformation umfaßt. Im nördlichen Teil der indischen Halbinsel ist die älteste Gesteinsart Gneis; dann kommen in der Windhyakette paläozoische Formationen.
Das Godawerithal ist durch Süßwasserniederschläge eingerissen; im Dekhan bilden Granite, in Verbindung mit Syenit und kristallinischen Schiefern (Gneis, Glimmerschiefer, Chlorit, Hornblendethonschiefer, Marmor), einen breiten Gürtel mittlern Hochlandes, das bis zum Kap Komorin reicht. Versteinerungsreiche Kreidegesteine kennt man bei Ponditscherri und Berdachellam auf der Küste Koromandel. Wie der Granit dem Süden Dekhans seinen Charakter aufdrückt, so der Trapp dem Norden; er tritt hier in einer Ausdehnung auf, von der wir kaum ein zweites Beispiel kennen.
Von Malwa an bis zur obern Kistna, von Madras bis zum Lande des Nizam deckt er alles Land mit seinen Tuffen und Mandelsteinen und bildet das große Plateau Norddekhans, in welches Narbada und Tapti ihre tiefen Thäler zwischen der Windhya- und Satpurakette eingeschnitten haben. Von noch jüngern Bildungen besitzen in Dekhan eine weite Verbreitung der die Ostgehänge der Westghats und fast alle Ebenen Dekhans, mit Ausnahme von Konkan, bedeckende überaus fruchtbare Regur (»schwarze Erde«).
Der Küstenstrich von Koromandel zeigt viel Schuttland; beide Küsten sind neueste Meeresablagerungen, wie sie auch zu beiden Seiten des Persischen Golfs auftreten. Eisen, Kohlen, Salz, Diamanten, in Höhlen gesammelter Salpeter sind die wichtigsten Mineralprodukte Indiens. Gänge von Kupfer, Blei und Silber sind ebenfalls im kristallinischen Gebirge aufgefunden, aber erst in neuester Zeit ist wieder Kupferbergbau im südöstlichen Bengalen eröffnet worden. Ceylon ist eine ganz aus Granit, Gneis und anderm Schiefer gebildete Insel. Die Zerstörung des Gneises lieferte den reichen Edelsteinsand, in dem man die schönen Spinelle, Zirkone, Saphire, Rubine und Granate fand.
Von Hinterindien kennen wir noch immer wenig. In allen malaiischen Gebirgsketten nimmt kristallinisches Gebirge weite Gebiete ein. In Ava finden sich im edelsteinreichen Sande die berühmten Smaragde; Siam glänzt durch Rubine und Saphire. In den Seifenwerken von Malakka und der Insel Bangka, die durch Zerstörung von zinnführendem Granit entstanden sind, wird das beste Zinnerz gewonnen und daraus das Malakkazinn bereitet. Tertiärbildungen sind in den Niederungen bekannt. Berühmt ist die Lagerstätte von Knochen ausgestorbener Säugetiere am Irawadi. In der Inselwelt, auf Sumatra, Celebes und Borneo, herrscht
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das kristallinische Gebirge und aus ihm hervorgegangenes Schuttland mit Gold und Diamanten. Ausgedehnt sind Kohlenlager von unbestimmtem Alter. Von hohem Interesse sind auf diesen Inseln Reihenvulkane; sie bilden einen Vulkangürtel, welcher von Barren Island im Bengalischen Meerbusen über die Großen und Kleinen Sundainseln, die Molukken, die Philippinen, die japanischen Inseln und die Kurilen bis nach Kamtschatka reicht. Überall finden wir hier noch gegenwärtig vulkanische Thätigkeit, nur daß die hinterindischen Vulkane mehr Schlammströme ergießen und Aschenregen niederfallen lassen, als Lavaströme entsenden. Von der submarinen Thätigkeit ist die der Korallen in den Atollen der Malediven und an den Küsten des Indischen Ozeans wichtig.
Über China, namentlich die Ostprovinzen, hat v. Richthofen unsre Kenntnis sehr erweitert; hier ist von großer Ausdehnung das Steinkohlengebirge mit so mächtigen Lagern, daß sich in Schansi Pennsylvaniens Reichtum wieder vorfindet. Die Kohlenfelder reichen bis nordwestlich von Peking, wo sie unmittelbar auf dem kristallinischen Gebirge des nordchinesischen Randgebirges aufruhen. Löß setzt das Hügelland zusammen, das sich zum Meer abstuft, und begünstigt den Feldbau. Den Reichtum des Landes an edlen Metallen und andern Produkten aus dem Mineralreich zu erschließen, ist noch der Zukunft vorbehalten. Von Formosa und Japan kennt man ebenfalls die große Ausdehnung des kristallinischen Grundgebirges und der Steinkohlenformation; die höchsten Piks der japanischen Inseln gehören aber zu der Ostasien umgürtenden Vulkanreihe.
Dem Amurland, Nordostsibirien und allen den Gebirgen, welche die Plateaus Innerasiens von den Tiefebenen Sibiriens und Turkistans trennen, fehlen marine Bildungen, welche älter wären als die des erzführenden Kohlenkalksteins, der das Kohlengebirge vielfach begleitet. Im Thianschan herrschen azoische und paläozoische Formationen herauf bis zum Bergkalk, daneben in großer Verbreitung Granit und Syenit. Im Amurland bis zu den Umgebungen des Baikalsees setzt kristallinisches Gebirge in ungemein großer Ausdehnung, Übergangs- und Steinkohlengebirge mit Porphyr und Melaphyr die Gebirge und Plateaus zusammen.
Den Amur begleiten Glimmerschiefergebirge, weiterhin Grauwackegesteine; Sandsteine mit Steinkohlen füllen die andern von Gebirgszügen nicht eingenommenen Räume. Thermen treten oft hoch oben im Gebirge auf. Goldwäschereien werden in den verschiedensten Gegenden getrieben. Das Nertschinskische Gebirge ist mit einer großen Mannigfaltigkeit an Erzen ausgestattet. Die Gesteine und Lagerungsverhältnisse des Altai sind nach v. Cotta im allgemeinen die Mitteleuropas, und besonders merkwürdig ist, daß sogar die Hauptkohlenablagerung derselben geologischen Periode anzugehören scheint wie in Nordamerika und Mitteleuropa. Auffallend sind hier die Lagerungsverhältnisse zwischen Granit und Grauwackegebirge, die Humboldt auf seiner Thalfahrt nach dem Irtisch im Durchbruch desselben unterhalb Buchtarminsk sah, wo auf lange Strecken hin der Granit über dem Thonschiefer der Übergangsgebirge (Grauwackegebirge) gelagert war.
Über das Innere von Asien oder Zentralasien sind wir in den letzten Jahren eingehender unterrichtet worden; ein Querschnitt im Meridian von Kaschgar (Ostturkistan) zeigt folgende Verhältnisse. Ist das Längenthal des Indus überschritten, das hier den Nordfuß des Himalaja bildet, so ist auf 60 geogr. Meilen Breite Syenitgneis Vertreter der silurischen Formation; dann wechselt schwarzer Schiefer mit Sandstein, und paläozoische Chloritgesteine füllen mit dunklem Schiefer und rotem Sandstein den Raum bis zum Kuenlün.
Dieses Gebirge von uraltem Bestand enthält in seiner obersten Schicht Syenitgneis, dann folgt Glimmerschiefer nebst chloritischen und quarzigen Schichtmassen, in denen Gänge von Nephrit auftreten. Am Nordfuß stößt man auf Mergel der Kreideformation; diese sind unterlagert von rotem Sandstein. Ist die von zahlreichen Flußbetten durchfurchte Ebene gequert, so treten wieder Schichten auf von mergeligem Thon und Sand; dann folgen als Glieder der Thianschankette Triasschichten, höher hinauf ausschließlich paläozoische Formationen.
In der östlichen Mongolei ist die Ebene sandig und kieselig; Einschnitte entblößen horizontale Schichten von Kalksandstein. Noch zu Ende der Kreideperiode war Zentralasien von Meer bedeckt; seine Wasser standen in Verbindung mit dem großen Tertiärmeer, das sich damals von Osteuropa über die aralo-kaspische Niederung bis zum Nördlichen Eismeer hin erstreckte. Den Rückzug der Wasser nach W. über die Dsungarei bewirkten die Hebungserscheinungen, die der Hauptperiode der vulkanischen Thätigkeit folgten. Es beginnt jetzt ein Abschließen des innern Kerns von von der äußern Umgebung; die Ablagerungen der Flüsse füllten allmählich die Untiefen aus, das Klima wurde trockner, der Boden bedeckte sich mit einer Kiessteppe, zuweilen trat fliegender Sand an ihre Stelle. Dies ist die Gobi, auch Schamo (»Sandmeer«) genannt; an Umfang übersteigt diese Fläche das Mittelmeer zwischen Europa, Afrika und Asien.
Nutzbare Mineralien.
Die Schätze Asiens an edlen Metallen und Steinen haben schon im Altertum in fast sprichwörtlicher Berühmtheit gestanden. Gold wurde zu allen Zeiten bei den asiatischen Nationen gewonnen. Im persischen Zeitalter waren Fundgruben die vom Hindukusch sich abzweigenden Gebirgszüge am Nordrand von Chorasan (Baktrien) sowie die Gebirge am Südrand Sibiriens. In Vorderasien enthielt das Gebirge Tmolos Gold, das durch die Flüsse Paktolos und Mäander fortgespült und aus ihrem Sand gewaschen wurde.
Die kaukasischen Gebirge lieferten Silber und Gold; die Fabel vom Goldenen Vlies spielt in jenen Gegenden und weist auch auf Goldwäschen im Phasis hin. Nicht minder bemerkenswert ist der Reichtum des asiatischen Altertums an Silber. Die Tribute sämtlicher den Persern dienstbarer Völker, mit alleiniger Ausnahme der Inder und Äthiopier, wurden nach Herodot in Silber bezahlt. Am berühmtesten durch seinen Silberreichtum war der westliche Teil des Kaukasus oder das Land der Chalyber, dessen schon der Sänger der Iliade gedenkt.
Die Bewohner dieses Landes betrieben fortdauernd Bergbau, und auch im Mittelalter legten die Genuesen hier Gruben an. Nicht weniger ausgebreitet als der Gebrauch der edlen Metalle war stets im Orient der Geschmack an Edelsteinen; er reicht weit über die persischen Zeiten hinauf. Die gewöhnlichsten Edelsteine waren: Karneol, Onyx, Sardonyx, Smaragd und Saphir;
viele der edelsten Sorten, namentlich auch Diamanten, gelangten aus Indien nach Vorderasien.
Alt und noch immer wichtig ist der Betrieb der Kupfer-, Blei- und Silberbergwerke Kleinasiens.
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Die Bemühungen der türkischen Regierung, durch europäische, besonders österreichische, Bergbeamte den Berg- und Hüttenbetrieb zu heben, trugen bei dem Gleichmut der Türken wenig Früchte. Im Kaukasus werden neben Erdöl in so reichlich fließenden Quellen, daß die Dampfer auf dem Kaspischen Meer mit Petroleum geheizt werden, Steinkohle, Kupfer und Eisen gewonnen. Steinsalz liefert das Innere Kleinasiens und Armeniens. Alaun wird aus Syrien, Kleinasien und Armenien (Saglik) ausgeführt.
Persien verfertigt im W. trefflichen Stahl aus den Eisenerzen des Elburz, betreibt außerdem noch Steinsalz- und Alaungruben. Indiens Steinkohlenfelder bedecken 88,700 qkm, auch ist es reich an Eisen; der indische Stahl gehört zu den besten Stahlsorten, die man kennt. Gold wird am Südwestabhang der Nilgiri gegraben. Auf Kupfer hat im südwestlichen Bengalen und in Radschputana ein vielversprechender Bergbau begonnen. Der Eisenbahnbetrieb hat auf den Abbau der Kohlenfelder in Bengalen und den Zentralprovinzen südlich von der Narbada einen günstigen Einfluß geäußert.
Die Diamantengruben Südindiens leiden unter der Konkurrenz Brasiliens und der Diamantenfelder in Südafrika. Ceylon ist reich an Edelsteinen. Die hinterindischen Meridiangebirge und der Archipel waren schon im Altertum als Goldchersones berühmt. Siam ist reich an Goldlagern, aber bergmännischer Betrieb fehlt noch. Auch auf Sumatra liegen Goldschätze noch ungehoben, ebenso auf Borneo, Celebes und andern Inseln des Archipels. Für den Zinnbergbau sind wichtig Bangka und die Halbinsel Malakka.
Auch Kupfer-, Blei-, Eisen-, Zink-, Antimon- und Arsenikerze finden sich hier in den hinterindischen Meridiangebirgen. China hat in seinen 18 Provinzen Steinkohlenfelder von über 500,000 qkm Ausdehnung; Steinkohle wird hier schon seit Jahrhunderten zur Feuerung benutzt. Man gräbt Gold, Silber, Quecksilber, Kupfer, Eisen, Blei, Zinn, Zink, Wismut, Antimon und Kobalt; Diamanten, Saphire, Topase, Granate, Amethyste, Berylle, Opale und andre Edelsteine versteht man zu schleifen.
Porzellanerde verarbeitet man in solcher Menge, daß nicht nur der eigne Verbrauch gedeckt, sondern noch viel gebranntes Geschirr ausgeführt wird. Japan hat Gold-, Silber- und besonders Kupferminen und große Kohlenbecken, welche bei besserm Betrieb bedeutende Mengen in den Handel liefern werden. Die russischen Besitzungen in Asien enthalten unermeßliche Reichtümer; leider hat sich der Bergbau bisher fast ausschließlich auf die Ausbeutung der schon abnehmenden edlen Metalle beschränkt. Im Ural ward unter Peter d. Gr. die erste Eisenschmelzerei 1699 gegründet.
Eisen und Kupfer blieben lange Zeit die wichtigsten Metalle; 1751 ward auch auf Gold gebaut, und die Beresowschen Goldgruben bei Jekaterinburg lieferten allein 1755-1804: 5348 kg Gold. Der Goldreichtum im Ural steigerte sich, als 1814 die großen Goldseifen entdeckt und ausgebeutet wurden, welche sich an der Ostseite des Gebirges von der obern Saswa bis zum Uralfluß fortziehen. Ein zweiter wichtiger Bergwerksdistrikt ist der Altai, dessen Haupterzlagerstätten silberhaltig sind.
Die Silberbergwerke des Altai wurden 1743 zuerst in Betrieb gesetzt. Im eigentlichen Sibirien sind goldführende Seifenlager an der ganzen Südgrenze bis zum Amur anzutreffen. Sehr erzreich ist in Ostsibirien das Nertschinskische Gebirge, wo die Silbergewinnung schon 1704 begann. Die Abnahme gegen früher ist zwar bedeutend, doch wurden 1881 noch gewonnen an Gold 135 Pud, Silber hingegen nur im Altaigebiet 463 Pud, Blei ebenda 41,000, Kupfer 21,000 Pud. Die gesamte Ausbeute Sibiriens an Gold vom Anbeginn bis heute wird auf 1,2 Mill. kg veranschlagt; Platin, zuerst 1823 entdeckt, wird im Ural ausgebeutet.
Trotz der riesigen Reichtümer des Altaigebiets an Eisen und Steinkohlen wurden 1881 doch nur 800,000 Pud Steinkohlen und nur 10,000 Pud Eisen gewonnen. Zu diesen Bergwerksprodukten kommen noch 1 Mill. Pud Kochsalz und mehr als 100,000 Pud Glaubersalz. Die schönen Arbeiten der sibirischen Steinindustrie zieren die öffentlichen Gebäude in Petersburg und Moskau. In Turkistan finden sich Waschgold, Steinkohlen und Salz in Menge. In Tibet gewinnt man noch heute Gold und Silber, außerdem Quecksilber, Blei, Kupfer, Eisen, Bernstein, Türkise, Jaspis, Achate, Lasure, Salz, Salpeter und Borax.
Klima.
Asien vereinigt die verschiedensten Klimate;
Luft, Wetter, Boden, Flora und Fauna wechseln in großen und kleinen Zügen ab. In Sibirien, am Rande des Nördlichen Eismeers, herrscht beständiger Winter;
im hohen und rauhen Innerasien mit seiner austrocknenden scharfen Luft halten hohe Schneegebirge die wasserspendenden Südwinde ab;
in Arabiens Wüsten glüht der Sand wie in der Sahara Afrikas;
warm, zeitweise äußerst regenreich ist die Luft Vorderindiens, heißfeucht die Atmosphäre Hinterindiens.
Der größern Hebung Asiens entspricht, daß das Klima im Durchschnitt kälter ist als in Europa und Afrika unter gleichen Breitengraden; der größere Teil Asiens hat ein scharf ausgesprochenes Kontinentalklima mit den Gegensätzen größter Winterkälte und sehr heißer Sommer. Eine gründlichere Kenntnis von Wind und Wetter, Klima und den übrigen Vorgängen im Luftmeer haben wir den meteorologischen Stationen zu danken, die jetzt im ganzen russischen und englischen Asien eingerichtet sind. In China machen die Zollbeamten in den Häfen Beobachtungen; aus Japan verdanken wir den dort residierenden Konsuln und neuerrichteten Lehranstalten Beobachtungen.
Mit 63° nördl. Br. beginnt in Sibirien das eigentliche arktische Klima; alle höhere Vegetation erstirbt, während in Norwegen, Schweden und Finnland unter jenem Breitengrad noch Korn, Hafer, Lein und Hanf gedeihen. Nördlich jener Grenze ist der Himmel im Sommer mit Nebel bedeckt; nur von Juni bis September sind die Flüsse ohne Eiskruste. Die scharfe Luft macht alles Lehen erstarren, die Bäume werden zwergartiges Gestrüpp, zartere einjährige Gewächse finden sich kaum mehr vor; am äußersten Nordrand gedeihen nur Flechten, Moose und Riedgräser.
Noch greller tritt der Unterschied des europäischen und asiatischen Klimas zwischen 62 und 50° hervor. Unter gleicher Breite mit Prag und Mainz liegt längs des Südrandes von Sibirien ein schmaler sehr fruchtbarer und gut bebauter Landstrich, welcher Getreide in Fülle hervorbringt, aber keine edlen Obstsorten, keine Trauben. Etwas milder ist das Klima gegen Astrachan hin, wo Feuchtigkeit statt Kälte herrscht, wie in den am Nordfuß des westlichen Kuenlün gelegenen Ländern; aber dafür ist die fiebererzeugende Luft der Gesundheit nicht immer günstig. Alle Hochländer Asiens (und es nehmen selbst Iran und Armenien bei ihrer hohen Lage daran teil), ebenso das Tiefland bis zu den südlichen und östlichen Randgebirgen zeigen das niedrige kontinentale Klima mit seinen Extremen der Wärme im Sommer und der Kälte im Winter.
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Hierzu kommen auf den weiten Hochebenen die großen täglichen Schwankungen zwischen der heißen Tageszeit und den durch die Ausstrahlung abgekühlten Nächten. Schnee fällt in jedem Winter auf allen Gebirgen Asiens. In den Steppen Zentralasiens sind Schneestürme Menschen und Vieh sehr gefährlich; auf der nur 150-200 m hohen Wüste Usturt, unter gleicher Breite mit Venedig, gingen 1839 Tausende von Lasttieren und ein großer Teil der Mannschaft der Perowskischen Expedition nach Chiwa zu Grunde.
Ebenso verderblich wurden jene Schneestürme 1842 den Engländern auf ihrem Rückzug aus Kabul (Afghanistan) über die Chaiberpässe nach Peschawar (Indien). Auch die südliche Mandschurei, ein großer Teil der Mongolei, Korea, ein Teil Japans, das nördliche China und Turkistan oder die östlich vom Aral- und Kaspisee gelegenen Länder, sodann die höhern Gegenden von Persien und Afghanistan, die Kaukasusländer und der südliche Teil Astrachans, Kleinasien und Armenien sind kälter als die entsprechende Zone im mittlern und südlichen Europa und in Nordafrika.
In den Alpenländern dieser Erdstrecken herrschen Alpenklima und Alpenvegetation, aber die Hochthäler kennzeichnen sehr kalte Winter und glühende Sommer; Mannigfaltigkeit der Vegetation ist nur, wo Bewässerung möglich gemacht wurde. Von 35° nördl. Br. an bis 11° südl. Br. liegt der asiatische Kontinent mit seinen Inseln in der subtropischen und tropischen Zone. Dahin gehören das südliche China und Japan nebst ihren Inseln, ganz Indien und das dazu gehörige Inselmeer, die südlichen Teile von Afghanistan und Iran, Arabien und das osmanische in seinem südlichen Teil.
In den Grenzgebirgsketten und Alpenländern, welche in diese Zone fallen, herrscht auf den höchsten Spitzen immer noch der ewige Winter, in den Hochthälern alpines Klima, in den Thälern subtropischer Sommer, die größten Kontraste oft dicht nebeneinander. Die an diese Gebirgsmauern gelagerten Landstriche genießen von ihnen erfrischende Kühlung; die weiten an die See hingestreckten Flachländer dagegen werden von den Monsunen in der Regenzeit erquickt.
Der Niederschlag der tropischen Sommerregen hält mit europäischen Verhältnissen keinen Vergleich aus; zu Tscherrapundschi im Khassiagebirge im östlichen Assam (Vorderindien), in 1256 m Höhe, beträgt derselbe die ungeheure Menge von 14,198 mm oder 524,5 Par. Zoll, in Mahabaleschwar, der regenreichsten Gegend des Dekhan, 6453 mm oder 238,4 Zoll. Das südasiatische Klima ist deshalb an vielen Orten warmfeucht; in Japan z. B. ist die Luft so feucht, daß nur die Hälfte aller Tage hell ist.
Pflanzen- und Tierwelt.
Beide vereinigen ebenso wie das Klima Asiens in sich die Gegensätze der Mannigfaltigkeit und Einförmigkeit. Jene wird erzeugt durch die Erhebung von Ländermassen in der Richtung der Parallelkreise hoch über das Meeresniveau. Länder, die einer und derselben klimatischen Zone angehören, zerfallen dadurch in Beziehung auf ihre Produkte in mehrere Striche. Umgekehrt entsteht Einförmigkeit durch die große Übereinstimmung, welche ausgedehnte Länderstriche, die durch mehrere klimatische Zonen reichen, in ihrer ganzen Bodenbeschaffenheit miteinander besitzen. In Bezug auf die Tierwelt ward in neuerer Zeit die Zugehörigkeit des nördlichen und zentralen Asien hinab bis zum Himalaja zu Europa hinauf bis Skandinaviern und hinüber bis Grönland erwiesen. - Den ausgedehnten Gürtel der arktisch-alpinen Flora und Fauna kennzeichnen graugrüne Torfmoose, roter Widerthon (Polytrichum) und blendend weiße Renntierflechten; sie bedecken in trostloser Einförmigkeit den Boden der schwammigen, nur im Winterfrost festen, seenreichen sibirischen Tundra, die auf ewigem Eis ruht.
Nur hier und da bringt ein kleiner Fleck mit Riedgräsern einige Mannigfaltigkeit in ihr gleichförmiges Kolorit. Wo die Sonne während des kurzen, vom Juni bis Mitte August reichenden Sommers mit seiner Temperatur von 28° R. (gegen -30° im Winter) den Felsboden erwärmt, da kriechen die krautartige und die Polarweide (Salix herbacea und polaris) durch das Moos, lockt der kurze Sommer ausdauernde Kräuter mit großen, schönen Blüten hervor: Ranunkeln, Sieversien, Mohne, Saxifragen u. a.;
aber nur unter den Kruciferen gibt es einjährige Pflanzen. In wärmern, feuchten Strichen erhebt sich das blaue Polemonium zu Fußgröße;
Zwergbirken, Zwergerlen, Zwergzedern (Pinus daūrica), in deren Zone selbst die nordischen Beerensträucher reichen, erscheinen in den südlichen Teilen der Tundra.
Die Baumgrenze liegt östlich vom Ural unter 67° nördl. Br., am Jenissei unter 69½, an der Lena unter 71 und an der Küste des Tschuktschenlands unter 64° nördl. Br. Entsprechend einförmig ist auch die Tierwelt; fast ganze Klassen fehlen. Am größten ist die Menge der Fische und Seevögel an der Küste, die auch die Heimat des Eisbären ist.
Im südlich sich anschließenden Gürtel der europäisch-sibirischen Flora sind die nördlichen Waldungen gebildet aus der Zirbelkiefer (Pinus Cembra), der sibirischen Lärche (Larix sibirica) und der sich hinzugesellenden Weißbirke. Dichte Nadelwälder, zusammengesetzt aus Lärchen, Zirbeln, sibirischen Fichten (Abies obovata), Weißtannen und südlicher von Kiefern (Pinus sylvestris), bedecken bis gegen den Gebirgsfuß hin große Flächen. Moos und Flechten halten den Boden feucht.
Erlen, Weiden und Pappeln treten vornehmlich an den Flüssen auf; das Unterholz besteht aus Spiräen, Vogelbeeren (auf Kamtschatka außer der gewöhnlichen noch Pirus sorbifolia), auch Rosen; sie machen am Nordufer des Amur den Wald beinahe undurchdringlich. Diese Wälder sind die Standorte für zahlreiche Pelztiere. Hier hausen braune und schwarze Bären, Wölfe, verschiedene Füchse, der Zobel, das Hermelin, der Nerz und die Fischotter, der fast ausgerottete Biber, Eichhörnchen, Ziesel, das sibirische Murmeltier und der Pfeifhase, auf den Gebirgen im O. das wilde Renntier, südlicher auch das Elen.
Dazu kommen zahlreiche Waldhühner, der Auerhahn, das Birk- und Haselhuhn; in den Flüssen eine Fülle von Fischen, vornehmlich zur Wanderungszeit die in vielen Arten vertretenen Geschlechter der Salme und der Störe. Auf den Weiden schwärmen zahllose lästige Mückenvölker, Bremsen und Bremen. Der südsibirischen Flora im Altai und in Daurien ist eine Menge schön blühender Sträucher eigen, viele gegenwärtig eine Zierde unsrer Gärten: der Zwergapfel (Pirus baccata), die Strauchrobinien (Robinia Caraghana u. a.), Jelängerjelieberarten (Lonicera tatarica, coerulea), Clematis integrifolia sind sämtlich vom Altai bei uns eingeführt worden. Reich ist diese Flora besonders an Orchideen. Die großblätterigen Rhabarber und Herakleen (Heracleum dauricum) unsrer Gärten geben ein anschauliches Bild von der Entwickelung der Kräuterwiesen in beiden Gebirgen. Getreidebau, Bau von Kartoffeln und Küchenkräutern gehen durch ganz Südsibirien, selbst in Kamtschatka wird noch Gerste gebaut; in der sibirischen Tiefebene gilt das zehnte Korn als schlechte Ernte. Das
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europäische Obst bleibt infolge exzessiver Wärme- und Kältegrade und häufiger Spätfröste klein und dürftig. Blagoweschtschensk, die Hauptstadt des Amurgebiets (in gleicher Breite wie Dresden mit 9,4° C. mittlerer Temperatur), hat -0,1° mittlere Wärme, Nikolajewsk, am Beginn des Amurliman, -2,6° C.
Der Gürtel des Waldes mit abfälligem Laub ist im W. in der Mittelmeerflora (pontisch-kaukasische und hyrkanische Flora), im O. durch die chinesisch-japanische Flora vertreten; die letztgenannte Flora reicht bis zum Amur. Vorherrschend Eichen, gemischt mit Ahornen, Linden, Walnüssen, Pappeln, Weiden, also europäische Gattungen, aber sämtlich in neuen Arten, setzen den Wald zusammen; wenige neue, den westlichen Floren fremde Geschlechter kommen hinzu, namentlich die herrliche Pirus spectabilis.
Reichlich ist das Unterholz, verschlungen durch Lianen, eine blaue Weinbeere, Epheu, Rosen etc. Mit dem Wald wechseln in den Thalweitungen der Flüsse kräuterreiche Prärien mit mächtigem Graswuchs; man treibt ergiebigen Anbau von Getreide und in wärmern Lagen von Handelsgewächsen (Baumwolle, Reis etc.). Auch die Haselnuß- und Eichenwälder der Mandschurei und die mannigfach gemischten Wälder des gebirgigen Nordchina, bestehend aus zahlreichen Eichenarten, Ulmen, Eschen, Wal- und Haselnüssen und eigentümlichen Kiefern und Cypressen, gehören diesem Vegetationsgürtel an, wie auch schon der Reis- und Weinbau bis in die untern Gebirgsteile reicht. In ganz Japan und so auch im N. herrscht der Nadelwald in mannigfachen Pinusarten. Im W., im Gebiet des Kaukasus und des Südrandes vom Kaspischen Meer, ist es vor allem die Buche, dann die Eiche, Platane, der Ahorn, die Ulme und Kastanie, welche die Waldungen charakterisieren und die dortige Flora mit der europäischen verbinden.
Hier ist die Heimat des Weinstocks und fast aller Obstbäume, wenn auch die Früchte der wilden minder schmackhaft und kleiner sind als die der veredelten Bäume unsrer Obstanlagen. Die Zwetsche, Kirsche, Aprikose, Birne, Mispel soll Lucullus aus den pontischen Ländern in Europa eingeführt haben. An der Südküste des Kaspischen Meers nimmt der Wald, begünstigt durch feuchtwarmen Sommer und reichliche Bewässerung vom Hochgebirge her, ein fast tropisches Ansehen an, wie auch hier schon Datteln und Bananen, die Agrumi oder Südfrüchte und Maulbeeren, Reis und Baumwolle gedeihen.
Der Wald setzt sich zusammen aus Buchen, wilden Obstbäumen, Walnüssen, einzelnen Feigen, wilden Maulbeerbäumen, dem wilden Weinstock, der orientalischen Hainbuche und dem Zürgelstrauch (Celtis australis), wozu sich eigentümliche Eichen, Ahorne, Ulmen, Erlen, Linden und manche Europa fremde Familien (Parrotia persica) gesellen. Die trocknen Gehänge dagegen erinnern durch Kornelkirschen, den Christdorn (Paliurus aculeatus), Loniceren, Buchsbaum, Ruskus, Jasmin, den wilden Granatapfel an die südeuropäische Flora.
Kiefernwälder reichen am Nordabhang des Kaukasus bis 2150 m; höher hinauf sind sie umgürtet vom dichten Buschwerk des Rhododendron, des Ilex aquifolium und zuletzt einer Berberitze. In dieser Region herrscht der europäische Typus. Auffallend ist bei dem Steppencharakter, den hier die Alpenflora darbietet, ihre Armut an Zwiebelgewächsen. Die obere Getreidegrenze liegt im Kaukasus bei 2250-2400 m, die Grasgrenze bei 2930-3300 m, die Waldgrenze (Birke) im S. bei 2500 m. Die Rebe gedeiht noch bei 1100 m; der höchste bewohnte Ort, das Dorf Kurusch in Daghestan, liegt 2490 m hoch.
An der Küste findet sich ein Gürtel, wo sich die Zistrose, der Lorbeer, Buchsbaum, die strauchige Feige und der wilde Ölbaum, die Stechpalme, der Christdorn und die orientalische Hainbuche mit wilden Obstbäumen, Eschen, Ulmen und Haselnußsträuchern in buntem Wechsel mischen und Epheu und Weinstock als Schlingpflanzen erscheinen. Im Hochland von Armenien selbst herrscht das Weideland; hier sowohl wie in Aserbeidschân ist der Wald vollständig ausgerottet. Jenseit des Pontischen Gebirges verschwindet die Rotbuche aus der asiatischen Flora. - Hirsche, Rehe, Wildschweine kommen im ganzen Mittelmeergürtel vor, und letztere breiten sich selbst in unsrer europäischen Art über das ganze übrige Asien aus. Im Kaukasus haben sich in den nördlichen Wäldern noch der Auerochs und das Elen erhalten, doch begegnen sich hier auch der Süden und Norden. Kolchis ist die Heimat des Fasans. Bis auf den Kaukasus und in die Kirgisensteppe verbreitet sich die wahrscheinliche Stammrasse unsrer Hausziege (Capra Aegagrus), während sich auf dem Hochgebirge des Ostens der sibirische Steinbock (C. sibirica) und in den Felsgegenden das vom Irtisch bis Kamtschatka reichende Bergschaf (Ovis Argali) finden.
Kleinasien ist mit Südeuropa und Nordafrika durch gemeinsame Pflanzen und Tiere verbunden. Die immergrüne Eiche, der Lorbeer, der Ölbaum, die Myrte, der Oleander, die Pistazie, im Frühling die vielen Zwiebelgewächse (Tulpen, Narzissen, Hyazinthen, Lilien u. a.) und das dichte, dornige Christdorngebüsch sind die charakteristischen Hauptzüge seiner Flora. Aus den großen Eichenwaldungen Kleinasiens beziehen wir die Knoppern und Galläpfel, von seinen Pistazien den Mastix und Terpentin; der Krapp hat die Türkischrotfärbereien hervorgerufen.
Der Bau des Ölbaums, des Mohns (zur Opiumgewinnung), der Baumwolle, die Seidenzucht (1883: 180,000 kg), das Einsammeln eßbarer Eicheln etc. sind hier Haupterwerbszweige. In Persien gedeihen an den Rändern der Großen Wüste Baumwolle und Reis, Mandeln, Pfirsiche, Aprikosen, Granatäpfel, Trauben und unsre sonstigen Obstsorten, dann Melonen, Gurken und alle unsre Küchenpflanzen wie Getreidearten; aber der Winter erlaubt keinen Anbau von Südfrüchten. Auch die Seidenzucht (jährlich 250-333,000 kg) gedeiht hier. Wie in Persien, so ist es auch auf den begünstigten Stellen des innern Asien, z. B. um Hamil.
Der Gürtel der Wüsten und Steppen dehnt sich von Arabien bis zum Ob aus; er reicht an den Nordrand des Schwarzen Meers, in Persien und Belutschistan fast bis ans Meer und zieht sich dann nach Zentralasien hinein; das weite Innere des Kontinents ausfüllend. Die arabischen Wüsten werden durch die Gummiakazie und die Dattelpalme charakterisiert. Letztere reicht bis zum Gestade des Persischen Golfs; selbst in den Einsenkungen des iranischen Hochlandes, in den Oasen von Chabbis und Jezd, wird sie massenhaft, vereinzelt sogar unter dem Schutz des Elburz am Kaspischen Meer gepflanzt. Dagegen findet in der uralo-kaspischen Niederung die durch die Region der Steppen und Wüsten verbreitete Salzvegetation mit ihren saftreichen Gewächsen im Saxant (Anabasis Ammodendron) und andern strauchartigen Salzpflanzen ihre höchste Entwickelung; sie bildet einen völligen Buschwald, der selbst noch in den Wüsten des nordöstlichen Iran auftritt. Die Steppen zeigen alle Übergänge von
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der Kräutersteppe mit Pfriemengräsern, Tragantsträuchern, Beifuß und großen Disteln, die der Wind abreißt und als blattlose Ballen auf den Ebenen zur trocknen Zeit umhertreibt, bis zur Salzsteppe und der völligen Wüste aus Flugsand oder mit steinigem Boden oder mit einer festen, salzdurchdrungenen Lehmtenne. Üppigen Pflanzenwuchs zeigt dieses Vegetationsgebiet in der Niederung nur bei künstlicher Bewässerung. Waldwuchs bedeckt die Gebirge Zentralasiens nur da, wo ewiger Schnee der Höhen die Abhänge feucht erhält.
Die gurkenartigen Gewächse, insbesondere Melonen, sind die natürlichen Kulturpflanzen des Landes, wo nicht die Höhe über dem Meer ihren Anbau verbietet; die Heimat der Melonen ist wohl die kaspische Niederung. Viehzucht macht den eigentlichen Reichtum des Landes aus, und selbst die Kälte des Winters hindert sie auf den Hochebenen der Mongolei nicht. Reich ist die höhere Tierwelt entwickelt; unter den niedern Tieren ist vor allen die gefräßige Wanderheuschrecke zu nennen.
In dem weiten Gebiet der innerasiatischen Steppen begegnen sich die Raubtiere des Südens, Tiger, Gepard, Hyäne, Schakal, mit dem Luchs und Wolf des Nordens, die zahlreichen Nagetiere des Ostens mit unsern Hasen, der Igel mit dem Stachelschwein, und das Muflon der Mittelmeerländer reicht bis zu dem Plateau des Usturt. Die Geier (Vultur) der Mittelmeerfaunen kommen mit den Raub-, Sing- und Klettervögeln Mitteleuropas und zugleich mit den Schneeammern, dem nordischen Häher, der Fasan mit dem südeuropäischen Steinhuhn und unsern Rebhühnern, Wachteln und Birkhühnern zusammen vor.
Lerchen, Steppenhühner und Trappen, die herdenweise auftretenden Antilopen, die Springmäuse und die düsterfarbigen Käfer (Pimelia) sind in Asien wie in Afrika die charakteristischen Tiere der Steppe und Wüste. Aber das Klima ruft auch hier große Unterschiede hervor. Arabien schließt sich an Afrika an mit seinen Antilopen und dem Strauß; andre Antilopen finden sich in Persien, andre in der kaspischen Niederung (Antilope Saïga), in der Hohen Tatarei und Mongolei (Asien subgutturosa), andre endlich auf den Hochebenen Tibets. Wie im W. das Dromedar, so dient im ganzen Osten das zweihöckerige Kamel (Camelus bactrianus) als Lasttier. Auf den Hochebenen von 3000-5500 m weiden in ganz Tibet Herden von Jaks oder Grunzochsen (Bos grunniens), von verwilderten Pferden, wilden Eseln (Equus onager) und Dschiggetais (E. hemionus), die letztern bis zum Kaspischen Meer verbreitet. Pferde, Schafe, Rinder, Ziegen, Kamele sind Haustiere.
Es folgt das tropische der wärmste Teil des Kontinents, der mit einem schmalen Streifen über Malakka und die östlichen Inseln dem Gürtel der Kalmen angehört, wo Regen wieder in allen Zeiten des Jahrs fällt, zumeist aber in die Zone des Sommerregens und trocknen Winters hinanreicht. Wo die tropischen Regen (s. oben unter Klima) das Land treffen, steigern Feuchtigkeit und Wärme Pflanzen- und Tierreich zur höchsten Entwickelung in Form, Farbe und Masse. Dazu ruft die reiche Gliederung des Südostens von in Halbinseln und große Inseln eine Individualisierung auch in der Welt der Organismen hervor, wie sie auf der ganzen Erde nicht weiter ihresgleichen hat. Im Archipel, in Hinter- und Vorderindien, zum Teil noch im östlichen China und Japan haben die wichtigsten, gegenwärtig durch den Menschen über die ganze wärmere Erde verbreiteten Nutzpflanzen ihre Urheimat, so Zuckerrohr, Baumwolle, Indigo;
Pfeffer, Zimt, Kassiazimt, Gewürznelken, Muskatnuß, Nelkenpfeffer, Ingwer, Kardamom;
Bananen, Kokos-, Areka- und Sagopalmen;
der Brotfruchtbaum und der wichtige Reis;
von den tropischen Laub- und Obstbäumen die Mangos u. a. Zahllos ist die Menge der dort vorkommenden Droguen (Kampfer, Opium), der für die Industrie wichtigen Produkte (Kautschuk, Guttapercha, Katechu, Indigo) sowie der Hölzer (Eben-, Teak-, Sandelholz).
Die alpine Region Südasiens zeigt uns im Himalaja wie im hinterindischen Gebirge die dem Tiefland fehlenden Eichen und Koniferen. Bäume steigen im Himalaja empor bis 3540 m, in Westtibet bis 4500 m, im Kuenlün bis 2700 m;
Sträucher kommen noch vor bei 4560, 5100 und 3810 m (im Karakorum, wo Bäume gänzlich fehlen, bei 5000 m);
Gras- und Weideplätze erreichen eine Höhe von 4500, 4900 und 4400 m;
die Getreidegrenze liegt in diesen drei Gebirgen bei 3500, 4400 und 2900 m. Affen sind im Himalaja noch häufig bei 3300 m, Tiger vereinzelt;
Hasen erscheinen noch bei 5400 m, Raben noch höher;
Fische traf man noch in Seen bei 4500 m Höhe.
In den schneebedeckten Gebirgen des nördlichen Asien, wie am Bolor, Thianschan, dem Transilenischen Alatau und Altai, erhebt sich im Durchschnitt die Steppenregion bis 500 m; sie ist baumlos, der Aufenthaltsort des wilden Esels, der Saiga-Antilope und der Nomaden mit ihren Herden. Die Kulturregion reicht bis 1200 m und hat guten Ackerboden, reichliche Bewässerung und in ihren Gewächsen Ähnlichkeit mit der Pflanzenphysiognomie des osteuropäischen Tieflandes.
Die Waldregion, bis zu 2000-2400 m ansteigend, enthält bald ausreichende Vorräte an Bauholz, so der Alatau, früher auch der Altai; bald ist sie arm an Bäumen, so der Thianschan und jetzt der Altai. Pinus Schrenkiana, Birken (Betula alba), Pappeln, verschiedene Weiden, Vogelbeeren, Himbeeren und Juniperus Sabina, dann Hirsch und Bär sind Hauptrepräsentanten. Die Alpenwiesenregion, bis 2700 m, enthält gesunde und an Viehfutter reiche Alpentriften. Die hochalpine (bis 3300 m) und die Schneeregion (bis zur Gipfelhöhe) sind nur durch ihre Pässe von Bedeutung. Das Argalischaf, das Murmeltier, der Alpenwolf, einige Antilopenarten, Geier etc. beleben diese Regionen.
Im südlichen Asien mischen sich in der gemäßigten Waldregion, die zwischen der tropischen und alpinen Region (im W. zwischen 1200 und 3600 m, im O. zwischen 2100 und 3900 m) eingeschlossen ist, tropische Formen mit denen des gemäßigten Asien und Europas; in den Nilgiri erreicht die Region des Rhododendron arboreum 1500-2400 m Höhe. Wie auf dem Festland, so auch auf den Inseln. Auf Java unterscheidet Junghuhn vier Regionen. Die heiße Region, vom Gestade bis 650 m mit einer mittlern Temperatur von 27-24° C., wo die weiten Reis- und Zuckerrohrfelder abwechseln mit den Dickichten des hohen Alanggrases, die Pflanzungen von Palmen mit dem fikusreichen, von Rotang durchflochtenen Urwald und schattenarmen Akazienwäldern. Den Strand begrenzt der Mangrovewald. Von 650-1450 m herrscht das gemäßigte Klima mit 24-19° C. mittlerer Temperatur. Der Urwald, der in seiner höchsten Entwickelung erscheint, hat vielfach der Kultur von Kaffee und Thee weichen müssen; wo die Kultur aufgegeben wurde, haben Baumfarne oder Gräser das Land in Besitz genommen. Die kühle Region, zwischen 1450 und 2300 m, die feuchteste der Insel, mit einer mittlern Temperatur von 19-14°
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C., nimmt der Urwald ein, gebildet aus Eichen, Lorbeerbäumen, Podokarpen (tropischem Nadelholz) mit dem prächtig blühenden Unterholz von Melastomaceen, mit wenigen Lianen, aber zahlreichen parasitischen Orchideen. Im O. der Insel herrscht der lichte Kasuarinenwald. Mais, Kartoffeln, Zwiebeln werden um die Dörfer bis 1600 m, ja im Tenggergebirge bis über 2300 m gebaut. Keine Palme erreicht aber diese Region. In der kalten Region, von 2450-3300 m mit 14-7° C. mittlerer Temperatur, sind Krummholz von Heiden, Baumfarne, Gräser die charakteristischen Pflanzen; keine alpine Form tritt auf. Darüber folgen noch die schlacken- und aschebedeckten höchsten Vulkangipfel.
Die Tierwelt des tropischen Asien und die Zone der gemäßigten Waldregion schließen die Heimat der großen Pflanzenfresser, des Elefanten, der Nashörner, der wilden Büffel, der Hirsche, zahlreicher Wasser- und Landvögel ein. Die Dschangeln (Gebüschdickichte) bewohnen die großen Raubtiere, Tiger, Panther, die Gebüsche Schakale und Hyänen. Moschustiere kommen in der gemäßigten Waldregion und in der alpinen Region vor. An allen Tierklassen ist das tropische Asien reich.
Halbaffen und langarmige Affen (Semnopithecus), die pflanzenfressenden Vampire (Pteropus), der Mungos (Viverra Mungos), Zibetkatzen, eigentümliche Eichhörnchen, zahlreiche Katzen, wilde Hunde mit den genannten Raubtieren, in den Gebirgen eigentümliche Bären und in den Steppen eigentümliche Antilopen (Nylgau) und Hirsche, das Schuppentier (Manis), Geier, Papageien, prächtige Trogons, Tauben, Hühner, der Marabustorch, in den Steppen Trappen, an den Sümpfen Flamingos, am Ufer die Pelikane, zahlreiche Reptilien, Schildkröten, Baumagamen, Chamäleons, Pythonschlangen, eigentümliche Fische und Krokodile (Gangeskrokodil) sind Tiere dieser Zone, die besonders charakterisiert wird durch die mächtigen erwähnten Pflanzenfresser.
Auf den Inseln erreicht die tierische Entwickelung Asiens ihre höchste Höhe, und nicht wenige der ausgezeichnetsten Formen sind auf einzelne Inseln beschränkt. So besitzen Sumatra und Malakka den Tapir, Java sein eigentümliches Nashorn und seinen Büffel, Celebes den Babirussa-Eber, die Molukken den wunderlichen Tarsius, einen Halbaffen, und den Vampir; ja, der Elefant von Ceylon soll eine selbständige Spezies sein. Auch die Kakadus kommen auf den Inseln vor, Gold- und Silberfasanen in Südchina, der Arguspfau auf Sumatra, die Nashornvögel auf Sumatra und Java.
Der fliegende Drache, die Salanganschwalben gehören ebenfalls den Inseln an. Einer Ausnutzung des Reichtums an Tieren wie der Ausrottung der schädlichen Arten stellt sich in einem großen Teil des Gebiets der religiöse Glaube entgegen. Schwein und Huhn werden um des Fleisches willen nur von Malaien und Chinesen gezogen; dem Tiger und Wolf stellt man aus Furcht vor Unheil durch den ihnen innewohnenden bösen Geist nicht nach. Das tropische und Indische Meer ist sodann die Heimat der riffbildenden Korallen, die ihre nördlichste Verbreitung im Roten Meer haben; Schnecken und Muscheln (Kegelschnecken, Schiffsboot, Perlmuschel, Riesenmuschel) kommen nirgends anderswo so vielgestaltig vor. Die kostbare Perle wie die billige Kauri liefern der Indische Ozean und der Persische Golf; der Trepang, der Molukkenkrebs, die Wasserschlangen, der Dugong sind andre unter den vielen interessanten Bewohnern dieses Meers. Groß ist der Reichtum an eigentümlichen Fischen; die Fischerei liefert aber gegenwärtig nur den Küstenbedarf.
Bevölkerung.
(Hierzu die Tafel »Asiatische Völker«.) [* ]
Für die Berechnung der Zahl der Asien bewohnenden Menschen liegen noch immer nicht so genaue Angaben vor, wie wir sie für europäische Staaten verlangen. Volkszählungen sind bisher nur in zwei einheimischen Staaten vorgenommen worden: in dem eigentlichen China, wo die Bevölkerung seit 1664 regelmäßig registriert wurde (der letzte Zensus fand 1812 statt), und in Japan (zuerst 1872);
für alle andern asiatischen Reiche hat man nur Schätzungen.
In den Besitzungen europäischer Staaten sind Zählungen aber wiederholt vorgenommen worden, in Britisch-Indien zuerst 1871-72, dann 1881, ebenso 1877 auf den Philippinen und Marianen, 1882 in Niederländisch-Indien. Die Schätzungen sind jedoch viel genauer geworden, und da es jetzt doch keinen größern Bezirk Asiens mehr gibt, der nicht in den letzten zwei Jahrzehnten von Europäern oder ihren Abgesandten besucht worden wäre, so ist mannigfaches Material zur Berichtigung der ältern Berechnungen geboten. Die Bevölkerung Asiens können wir jetzt, wie weiter unten (S. 928) im einzelnen ausgeführt, auf rund 800 Mill. Menschen berechnen.
Das Verhältnis der Europäer zu den Staaten Asiens ist seit der Gründung großer Reiche in Indien durch die Engländer, auf den großen Inseln des Südens durch die Holländer, im N. und im Innern von Asien durch die Russen, dann durch die glücklichen Kriege der Engländer und Franzosen gegen China und hinterindische Staaten und endlich durch die Erfolge der Amerikaner, welche hierin den europäischen Großmächten vorangingen, in Vertragsabschlüssen mit Japan etc. ein ganz andres geworden, als es früher war.
Statt sich abzuschließen, suchen die Regierungen die Europäer oder dürfen sie doch nicht mehr zurückstoßen. Nur wenige und kleine Gebiete, wie Korea, Tibet, können von Europäern noch nicht bereist werden. Den europäischen Ideen hat sich dagegen völlig zugeneigt die Regierung Japans; auch Siam und China können der Fremden zur Verwaltung ihrer Zölle, zur Bildung ihres Heers, zur Leitung ihrer obersten Bildungsschulen und Fabriken nicht mehr entbehren und müssen ihnen Zutritt im Innern des Reichs gestatten.
Unter unmittelbarer Regierung europäischer Mächte (mit Zurechnung der Türkei) oder Überwachung als Schutzstaaten stehen 44 Proz. der gesamten Bevölkerung Asiens (vgl. die Tabelle, S. 928). Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist überaus verschieden. In Sibirien wohnt in Teilen der Provinz Jakutsk noch nicht einmal ein Mensch auf der Quadratmeile; 16,000 übersteigt die Dichtigkeit in reinen ackerbautreibenden Kreisen des nördlichen Vorderindien, sie sinkt aber in den Waldgebirgen unter den Resten der Urbewohner unter 100 herab. Im Archipel schwankt sie zwischen 83 und 6310 Einw.; im Kaukasus ist das Mittel 612,8, ein Beweis, daß auch Gebirgsgegenden in der Region der Kulturzone einer nicht unbedeutenden Bevölkerungszahl entgegengeführt werden können. Ethnographisch spaltet sich die Bevölkerung Asiens in eine Menge von Völkern und Stämmen, die unter sich in Sprache, Körpergestalt und Kultur ungemein verschieden sind und verschiedenen Rassen zugeteilt werden müssen. Wenn wir die Völker nach den Sprachen einteilen, die sie jetzt reden, so erhalten wir nach F. Müller folgende Stämme, Abteilungen und Gruppen:
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Übersicht der Sprachen Asiens.
A. | Nordasiaten. |
I. | Jukagirisch. |
II. | Korjakisch, Tschuktschisch. |
III. | Sprachen von Kamtschatka und Kurilen (Aino). |
IV. | Jenissei-Ostjakisch und Kottisch. |
B. | Südasiaten. |
I. | Drawida-Sprachen: |
Tamil, Telugu, Tulu, Kanari, Malayalam, Toda, Gond | |
II. | Singhalesisch (Elu). |
III. | Malaiisch-polynesische Gruppe. |
C. | Mittel- oder Hochasiaten. |
I. | Ural-altaische Sprachen. |
a) Samojedische Gruppe: Jurakisch, Tawgy, Ostjakisch-Samojedisch, Jenisseisch, Kamassinisch. | |
b) Finnische Gruppe: Ostjakisch, Wogulisch. | |
c) Tatarische Gruppe: 1) Jakutisch; 2) Türkisch; 3) Nogaisch, Kumükisch; 4) Tschagataisch, Uigurisch, Turkmenisch; 5) Kirgisisch. | |
d) Mongolische Gruppe: 1) Ostmongolisch; 2) Westmongolisch (Kalmückisch); 3) Nordmongolisch (Burätisch). | |
e) Tungusische Gruppe: 1) Mandschu; 2) Lamutisch; 3) Tschapogirisch, Orotongisch. | |
II. | Japanisch. |
III. | Koreanisch. |
IV. | Einsilbige Sprachen. |
a) Tibetisch. | |
b) Himalajasystem (Khyen, Zabaing, Singpho, Mischmi, Abor, Miri, Garo, Bodo etc.). | |
c) Birmanisch, Rakhaing. | |
d) Siamesisch (Thai), Schian, Khamti, Talaing, Karen, Khassia. | |
e) Anamitisch. | |
f) Sprache der Sifan, Miaotse, Lolo und andrer Stämme Südchinas. | |
g) Chinesisch: 1) Kuanhoa (Dialekt von Peking und Nanking); 2) Fukian; 3) Kuangtung. | |
D. | Kaukasier. |
I. | Kaukasische Sprachen. |
a) Georgisch, Lasisch, Mingrelisch, Suanisch. | |
b) Lesghisch, Awarisch, Kasikumükisch. | |
c) Kistisch (Tusch). | |
d) Tscherkessisch, Abchasisch. | |
II. | Semitische Sprachen. |
a) Nördliche Gruppe. | |
b) Südliche Gruppe. | |
III. | Indogermanische Sprachen. |
a) Indische Gruppe: Altindisch (Pâli, Prâkrit); Neuindisch (Bengali, Assami, Oriya, Nepali, Kaschmiri, Sindhi, Pandschabi, Hindostani, Gudscharati, Marathi). | |
b) Iranische Gruppe: 1) Altpersisch, Pehlewi, Parsi, Neupersisch mit seinen Dialekten, Kurdisch (Kurmandschi, Zaza), Belutschi; 2) Zend, Afghanisch; 3) Armenisch; 4) Ossetisch. |
Ethnographisch betrachtet, gehört die große, aber äußerst verschiedenartige Bevölkerung Asiens drei verschiedenen Rassen an: der kaukasischen, mongolischen und malaiischen. Es hält ungemein schwer, zu bestimmen, wieviel Menschen jeder dieser drei Rassen zugehören. Es mögen zu berechnen sein:
1) Kaukasier im asiatischen Rußland und in der Türkei, Araber, ein Teil der Perser, Afghanen, Belutschen, Ostindier und Sibirier: 1/10 aller Bewohner;
2) Mongolen (Nord- und Mittelasiaten) in China, im asiatischen Rußland und der Türkei, eingewanderte Stämme in Persien, Afghanistan, Belutschistan, Vorder- und Hinterindien, Japan: 7/10;
3) Malaien (Südasiaten) in Japan, Vorder- und Hinterindien und auf den hinterindischen Inseln: 2/10. Europäer sind nirgends zahlreich in Asien;
selbst in den Hauptsitzen europäischer Herrschaft sind auffallend wenige ansässig.
Mit Einschluß der Garnisonen gab es (1881) in Britisch-Indien nur 142,612 Europäer und 62,085 Mischlinge, in Niederländisch-Indien (1883) 43,787. In Sibirien ist nur der schmale Kulturstreifen im S. verhältnismäßig dicht mit Europäern und ihren Nachkommen besetzt, hier und im russischen Zentralasien wohnen gegen 6 Mill. Europäer.
Die Erläuterung der einzelnen Gruppen ergibt folgendes: Die Nordasiaten, welche zur Gruppe der Arktiker oder Hyperboreer gehören, sind mit wenigen Ausnahmen im Aussterben begriffen. Die Jukagiren am äußersten Nordrand Asiens zählen noch etwa 1000 Seelen, die Tschuktschen [* ] (Fig. 1) im äußersten nordöstlichen Winkel etwa 7000, die Kamtschadalen [* ] (Fig. 2) im südlichen Teil der Halbinsel Kamtschatka kaum 2000, die Jenissei-Ostjaken, zwischen den Städten Jenisseisk und Turuchansk, kaum 1000 Individuen. Die Kotten sind ausgestorben. Die Aino [* ] (Fig. 3) auf der Insel Sachalin, auf Jeso und den Kurilen sind zu ca. 60,000 Einwohnern zu veranschlagen. Überreste der Aino auf dem Festland südlich vom untern Amur sind die Giljaken [* ] (Fig. 4). Von den uralaltaischen Völkern sind die Samojeden [* ] (Fig. 5) aus ihren ursprünglichen Sitzen an der sajanischen Gebirgskette an die Küsten des Eismeers gedrängt worden, ihre Trümmer zählen jetzt nur 16,000 Seelen; die finnischen Ostjaken (23,000) führen in Tobolsk und Tomsk [* ] (Fig. 6) als Nomaden, Fischer und Jäger, die Wogulen (7000) im nördlichen Ural als Jäger ein ärmliches Leben. Die Tataren [* ] (Fig. 7) sprechen türkisch und gehören dem türkischen Stamm an; sie bewohnen den Südwesten Sibiriens und füllen das ganze Innere Asiens zwischen dem Kaspisee und der Wüste Gobi aus. Die meisten von ihnen sind Mohammedaner, die übrigen (meist am Südrand Sibiriens) hängen dem Schamanenkult an. Die Kirgisen [* ] (Fig. 8) sind ohne Zweifel der am weitesten verbreitete und thatkräftigste Zweig der Tataren; den Kern dieses Volks bilden die sogen. »Kirgisen der drei Horden« oder, wie sie selbst sich nennen und auch bei den Geschichtschreibern Mittelasiens genannt werden, die Kasak.
Man begegnet den echten Kirgisen in den Hochthälern des Kuenlün, des Thianschan und Alatau wie in den Steppenniederungen Sibiriens und Turkistans; die Regelung ihrer staatlichen Verhältnisse hat die Russen Jahrzehnte hindurch beschäftigt. Ihre Zahl erreicht im ganzen sicher 3 Mill., sie sind insgesamt Nomaden. Die Mongolen sind fast ohne Ausnahme viehzüchtende Nomaden und zeigen wenig Sinn für Ackerbau. Der Religion nach sind sie sämtlich Buddhisten. Die Buräten [* ] (Fig. 9) wohnen um den Baikalsee, die Kalmücken [* ] (Fig. 10) im Altai und ein andrer Stamm zwischen Wolga, Don, Kaukasus und dem Kaspisee, die übrigen Mongolen in China. Die Tungusen [* ] (Fig. 11) bewohnen vereinzelt als Jäger ein bedeutendes Terrain der Wälder Ostsibiriens; angesiedelt leben sie im Amurgebiet, wo neben den kurilischen Giljaken die Ghelganen oder Golden [* ] (Fig. 12) sitzen, und in der chinesischen Mandschurei und als Soldaten zerstreut durch das ganze chinesische Reich. Die Japaner [* ] (Fig. 13, 14) sind ein seßhaftes, überaus arbeitsames Volk, das Ackerbau wie Industrie zu hoher Blüte gebracht hat und sich einer einsichtsvollen Regierung erfreut; ihre Sprache ist mehrsilbig und schließt sich an das Mandschu und Mongolische an. Die Koreaner [* ] (Fig. 15) haben erst in der allerneuesten Zeit durch Verträge mit Japan, den Vereinigten Staaten und Deutschland ihr Land Fremden geöffnet. Die Tibeter zeichnet blinder Gehorsam gegen ihre Priester, die Lamas, aus und volle
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Gläubigkeit an die übernatürliche Herkunft des Dalai-Lama, der zugleich Herr des Landes ist. Im Himalaja hat sich eine große Zahl von Resten der ältern vorarischen Bewohner erhalten. Die Kopfzahl der einzelnen Stämme ist nicht groß; im O. stehen sie auf der niedrigsten Stufe der Kultur, günstiger sind ihre Verhältnisse, aber auch größer die Mischung des Bluts im W. des Gebirges. In Hinterindien hat sich ebenfalls noch eine große Zahl von Dialekten erhalten. Thai ist die Sprache der Schan oder Lao [* ] (Fig. 16) wie der Siamesen, zusammen ca. 3 Mill. Die Birmanen sind zerstreut in der britischen Provinz und in dem noch unabhängigen Gebiet; die Kambodscher, Tongkingesen, Kochinchinesen und Anamiten bewohnen den Osten und Südosten der Halbinsel, die Malaien die Südspitze. Reste der frühern Bewohner Chinas sind in den Sifan, Miaotse etc. erhalten. Die gegenwärtigen Chinesen [* ] (Fig. 17) zeigen in ihren physischen und intellektuellen Eigenschaften, im Charakter und in der Beschäftigung große Verschiedenheiten, je nachdem sie das nördliche, mittlere oder südliche China bewohnen.
Sie sind aber sämtlich Ackerbauer, die nördlichen, mehr rot gefärbten, stärker gebauten Chinesen betreiben daneben noch ansehnliche Viehzucht. Die blaßgelben Bewohner des mittlern China sind schmächtiger, aber am geschicktesten von allen, während die südlichsten, am wenigsten starken Bewohner als die rohesten erscheinen. Unter den Südasiaten sind die Bewohner der Inseln im O. Asiens zu sondern in einen Papua- oder Negritostamm, der das Innere der westlichen Inseln bewohnt und den afrikanischen Negern vergleichbar ist [* ] (Fig. 18). Die malaiischen Sprachen zerfallen in die tagalische (auf Formosa, den Marianeninseln und Philippinen) und in die malaio-javanische Gruppe. Die Malaien sind heiter, aber leicht erregt, friedlich und arbeitsam. Sie bewohnen die Philippinen als Tagalen und Bisaya, die Halbinsel Malakka (Malaien im engsten Sinn), die Insel Java unter verschiedenen Bezeichnungen, als Sundanesen [* ] (Fig. 19) den westlichen, als Javaner [* ] (Fig. 20) den östlichen Teil, an welche sich unmittelbar die Bewohner von Bali [* ] (Fig. 21) anschließen, als Batta Sumatra [* ] (Fig. 22), als Dajaken Borneo [* ] (Fig. 23), als Makassaren und Buginesen Celebes [* ] (Fig. 24).
Die Kaukasier zerfallen ihrer Sprache nach in eine kaukasische, eine semitische und eine indogermanische Gruppe. Die Kaukasusvölker unterscheiden sich scharf von den im N. von ihnen wohnenden Stämmen und schließen sich an die südlichern Glieder der mittelländischen Rasse an, mit denen sie aber sprachlich nicht zusammenhängen. Von den vier oben aufgeführten Abteilungen enthält die erste die jüngsten, erst später von SO. eingewanderten Stämme, unter welchen die Georgier [* ] (Fig. 25) im S. des Kaukasus den Grundstock der Abteilung bilden und mit den sprachlich zugehörigen Imerethiern 700,000 Köpfe stark sind; die türkischen Lasen sind Nachkommen der alten Kolchier.
Die drei andern Abteilungen im nördlichen Kaukasus sind als die ältere Bevölkerung zu betrachten, sie umfassen die 400,000 Seelen starke lesghische Gruppe, die 140,000 Seelen starken Kisten, von den Russen Tschetschenzen genannt, und die 490,000 Seelen zählenden Adighe- und Asegavölker, deren größter Teil in neuester Zeit auf türkischen Boden übergesiedelt ist. Sie sind allgemeiner unter ihrem türkischen Namen als Tscherkessen (Cirkassier) oder nach ihrem Wohnplatz, der Kabarda, als Kabardiner [* ] (Fig. 26, 27) bekannt.
Im Innern Vorderasiens bis zum Halysfluß herrschte vor alters die altphrygische Sprache, welche nach den glaubwürdigsten Nachrichten eine Tochter der armenischen war. Die Nordküste der Halbinsel war großenteils mit eingewanderten thrakischen Stämmen besetzt. Eine noch größere Mannigfaltigkeit der Mundarten scheint in den gebirgigen Südländern der Halbinsel (Pisidien, Pamphylien und Kilikien) stattgefunden zu haben. Von der semitischen Gruppe haben wir in Asien heute nur noch die Araber [* ] (Fig. 28) und die Juden [* ] (Fig. 29). Ehedem aber gab es im westlichen Asien zwischen Halys und Tigris zwar nur eine Sprache, die semitische, aber doch eine ganze Reihe von Völkern und Dialekten.
Der semitische Sprachstamm teilt sich im allgemeinen in drei Hauptzweige: den aramäischen, kanaanitischen und arabischen, von denen allein der arabische, dieser aber in großer Verbreitung, jetzt noch gesprochen wird. Das Aramäische ward im Altertum in Syrien, Babylonien und Mesopotamien gesprochen und zerfiel hauptsächlich in das Syrische (Westaramäische) und Chaldäische (Ostaramäische); außerdem besitzen wir noch Dokumente in den Dialekten der Samaritaner, Sabier und Palmyrener, welche ebenfalls zum aramäischen Zweige gehören. Zu dem Kanaanitischen in Palästina und Phönikien gehört das Hebräische des Alten Testaments nebst den wenigen Überbleibseln des Phönikischen und Punischen, sodann das Neuhebräische oder Talmudische und Rabbinische, welches aber schon wieder mit Aramäischem gemischt ist.
Die asiatischen Indogermanen umfassen neben den beiden Hauptgruppen der Arier, den Indern und Iraniern, noch mehr oder weniger bedeutende Bruchstücke des slawischen und germanischen Stammes. Die indische Familie fand, als sie aus ihren Ursitzen, den Südostabhängen der Pamirhochthäler, nach Indien vordrang, dort die Drawida vor, welche sie nun in die unzugänglichen Gebirgsgegenden zurückdrängte, wo wir sie mit ihren eignen Sprachen unter verschiedenen Namen (Tamulen, Telugu, Kanaresen u. a.) heute noch finden; in Ceylon gehören zu ihnen die Wedda [* ] (Fig. 30), wie ihr mit indischen Elementen durchsetztes Idiom, das Elu, beweist. Ihre Stelle nahmen die in zahlreiche Kasten zerfallenden Hindu [* ] (Fig. 31, 32) ein. Den Grundstock der iranischen Familie bildeten im Altertum die Meder und Perser, heute fallen in ihren Bereich die ansässigen, Ackerbau und Handel treibenden Tadschik [* ] (Fig. 33), die Parsi, die Kurden, Belutschen [* ] (Fig. 34), die Afghanen, Armenier u. a. Endlich ist der indogermanische Stamm noch vertreten durch slawische Bestandteile, wie die Kosaken [* ] (Fig. 35) im asiatischen Rußland, und durch andre Familien (germanische, keltische) in den von Europäern kolonisierten Gebieten.
Religionen, Kultur, Staaten.
Die Stifter sämtlicher höherer und jetzt noch bestehender Religionen: Zoroaster, Moses, Buddha, Christus und Mohammed, gehören Asien und zwar der subtropischen Zone dieses Erdteils an. Versprengte Reste der Anhänger Zoroasters, Gebern oder Parsi, haben sich noch in den westlichen Küstenländern Vorderindiens und in einzelnen kleinen Kolonien bei Baku am Kaspischen Meer erhalten Elemente des alten Sabäismus, mit mohammedanischen, teilweise auch christlichen Ideen versetzt, finden wir bei den Jeziden im obern Tigrisgebiet und unter Sabiern in seinem Mündungsland, Anklänge an den altsyrischen Götterdienst unter den Hirtenvölkern der Drusen und Ansarier in den Gebirgen Nordsyriens. Der Brahmanismus
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mit seinen zahlreichen Sekten ist in Vorderindien vorherrschend; nach dem nördlichen ja bis nach Europa hinein reicht der Buddhismus, in Tibet und bei den mongolischen Völkern als Lamaismus, in China und Japan vermischt mit dem ursprünglichen Religionssystem beider Völker. In seiner vorderindischen Heimat ausgerottet durch das Brahmanentum, ist er auch auf den Inseln durch das Eindringen des Islam bis auf Reste zusammengeschmolzen. Juden leben zerstreut über den ganzen Westen Asiens, am zahlreichsten noch in der asiatischen Türkei, insbesondere in Palästina, wo sich auch noch Reste der Samaritaner finden, und an der Südwestküste Vorderindiens.
Das Christentum war in seiner ursprünglichen Wiege Palästina durch den überall gewaltsam auftretenden Islam zur Ausrottung bestimmt, erhielt sich aber bis zur Gegenwart fort. In Kleinasien und vereinzelt in Syrien wie durch das ganze russische Asien nördlich vom Kaukasus herrscht das griechisch-katholische Bekenntnis. Die armenische Kirche ist noch selbständig organisiert in ihrer Heimat; zerstreut leben zahlreiche Armenier in ganz Südasien. Zahlreich sind Christensekten in den Gebirgsländern Westasiens, so die Nestorianer in den Thälern Westkurdistans, die Maroniten im Libanon, die syrischen oder jakobitischen Christen in Syrien, von denen sich auch noch ein Rest im südwestlichen Vorderindien als Thomaschristen erhalten findet.
Christliche Missionäre wirken vornehmlich in Vorder- und Hinterindien und im Archipel; die Philippinen sind größtenteils dem Christentum gewonnen worden. In China und neuerdings in Japan nimmt die Zahl der Missionäre zu, aber nur in Japan ist ihnen die Regierung einigermaßen günstig gesinnt, und es ist nicht zu verkennen, daß die Missionäre dies zum großen Teil selbst verschulden. Den Missionären verdanken wir übrigens eine nicht unbedeutende Bereicherung unsrer Kenntnis der asiatischen Sprachen; namentlich wurden die Idiome der vereinzelt noch übriggebliebenen alten Völkerreste durchgängig zuerst durch sie erforscht und bekannt gemacht.
Der Islam ist die herrschende Religion in Arabien, Kleinasien, Persien, Turkistan, Afghanistan, Belutschistan und dem Westen Vorderindiens, dann unter den Malaien auf der Halbinsel Malakka und auf den Inseln, endlich in der südchinesischen Provinz Jünnan. Es sitzen Mohammedaner zwischen Hindu in Vorderindien, zwischen Christen im asiatischen Rußland, zwischen Buddhisten und Konfutsianern in China, ebenso unter zahlreichen Nomadenstämmen Südwestsibiriens.
Die Mehrzahl sind Sunniten und nur die Perser Schiiten. Den Konfutsianismus und Taoismus in China und den südlich angrenzenden Ländern sowie den Ahnenkultus (Kamidienst) auf Japan darf man nicht den genannten großen Religionssystemen zur Seite stellen; es sind praktisch gestaltete Religionsphilosophien niedrigern Ranges. Der Schamanismus oder der Glaube an gute und böse Geister, verbunden mit dem Vertrauen auf Zauberei, herrscht unter allen zurückgebliebenen Völkern von der Nordküste Sibiriens hinab bis zur Südspitze des Weltteils. - Über das Zahlenverhältnis der verschiedenen Religionen zu einander läßt sich nichts Genaueres angeben. Von den 797 Mill. Einw. Asiens entfallen höchstens 15 Mill. auf die (oft nur nominellen) Christen, 80 Mill. kommen auf die Mohammedaner, der Rest von ca. 700 Mill. oder die Hälfte der ganzen Menschheit auf den Brahmanismus, Buddhismus, das Schamanentum und andre Naturreligionen.
Unter den Beschäftigungen herrscht der Ackerbau in Asien vor, bei Chinesen und Japanern zur höchsten Stufe erhoben und weitergebildet zum Gartenbau, in welchem sie selbst Europäern als Muster dienen können. In der Industrie sind hervorragend die Seidenwebereien der Chinesen, die Baumwollwebereien Vorderindiens und Javas, die Shawlwebereien Kaschmirs, die Teppichwebereien Bocharas, Persiens und der asiatischen Türkei, die Stahlindustrien in Syrien. Aber wie beim Ackerbau sind die Werkzeuge die einfachsten und vermögen die Konkurrenz der Maschinenarbeit in Europa nicht auszuhalten. So kommt es, daß die Mehrzahl jener Länder einen großen Teil ihrer Bedürfnisse aus Europa bezieht.
Den Handel des Innern vermitteln Karawanen; Hami, Singan etc. in China, Bochara, Taschkent in Turkistan, Kiachta in Ostsibirien sind Knotenpunkte der sich kreuzenden Karawanenstraßen. Die neueste Zeit hat in den von Europäern besetzten oder beeinflußten Ländern (Indien, Java, Kleinasien, Japan) Eisenbahnen entstehen lassen, deren Länge 1883 freilich erst 18,775 km betrug. Griechische, österreichische und französische Schiffe vermitteln den Verkehr im W., britische, deutsche und holländische im S., chinesische mit den Schiffen aller Nationen, auch der Amerikaner, im SO. Im W. und SO. hat der friedliche Handelsfahrer mit dem Piratentum zu kämpfen, dort mit den Inselgriechen, hier mit den Malaien und Chinesen, die zeitweise sich zu mächtigen Genossenschaften vereinigen.
Unter den Handelsplätzen sind Singapur, Rangun, Jokohama, Schanghai, Taschkent, Bombay, Tiflis Beispiele des Aufschwungs; Basra, Bagdad, Aleppo wie Trapezunt und die Handelsstädte im chinesischen Ostturkistan sind Beispiele des Verfalls. Der Welthandel Asiens, der 1882 für 5497,7 Mill. Mk. (Einfuhr 2412,7, Ausfuhr 3085 Mill.) bewegte, führt allerlei Industrieprodukte Europas sowie Silber herzu, während Europa Seide, Baumwolle, Wolle, Reis, Zucker, Weizen, Kaffee, Thee, Indigo, Tabak, Gewürze u. a. empfängt.
Ein Netz von Telegraphenlinien (1882: 77,518 km) spannt sich über Sibirien, den Kaukasus, Persien, Indien, China, Japan, die Philippinen und Java aus. Chinas und Japans Hafenplätze sind mit Europa wie Amerika und Australien durch telegraphische Linien verbunden. Eine Linie verbindet Japan und Ostchina durch das mittelländische Kabel und die Linien des Roten Meers über Indien mit Europa; eine andre geht durch die Türkei, Kleinasien und Persien, eine dritte durch Russisch-Asien, das Kabel beginnt hier an der Ostküste des Amurlandes. Während 1871: 33,000 Depeschen auf sämtlichen vier europäisch-indischen Linien passierten, wurden im Oktober 1880 allein nach Persien und Indien auf dem Rußland seiner ganzen Länge nach durchschneidenden Drähte der Indoeuropäischen Telegraphengesellschaft 48,600 Stück aufgegeben. Ein Brief nach China braucht 45 Tage, eine Depesche durchschnittlich 2 Tage.
Die sozialen Verhältnisse der asiatischen Völker sind äußerst verschieden. Unter den Mohammedanern und allgemein im S. Asiens ist die Vielweiberei gestattet, jedoch nur für die Reichen möglich; in Tibet und in einem Teil des südlichen Vorderindien besteht dagegen Vielmännerei, so daß mehrere Brüder etc. eine gemeinsame Frau haben. Am wenigsten innig ist die eheliche Verbindung bei den Bewohnern des Südostens, wo die reiche Fülle
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der Natur nicht zur gemeinsamen Sorge nötigt. Die Stellung der Frau ist ungleich; unter den arbeitenden ärmern Klassen fällt auf sie durchgehends der Hauptteil der landwirtschaftlichen Arbeit. Auswanderung kommt massenhaft unter den Chinesen nach den verschiedensten emporstrebenden Plänen Südasiens vor, seit 1850 auch nach Nordamerika, Australien, Polynesien und Südamerika. Aus Indien werden Kulis mehr exportiert, als daß innerer Trieb sie zur Auswanderung veranlaßte; am größten war ihre Auswanderung 1862.
Mannigfach sind die Verhältnisse der Stände zu einander. Wir finden Gleichheit aller Personen bei den halbwilden Stämmen in Dekhan, Hinterindien und auch auf den Inseln;
Eröffnung der Staatsstellen für alle Gebildeten und Mangel eines Geburtsadels im eigentlichen China;
einen Feudaladel, dessen Rechte und Privilegien erst in den letzten Jahren geschmälert und eingezogen wurden, in Japan;
Scheidung des Volks in herrschenden Adel und Volk bei den Kaukasiern;
die strengste Abgeschlossenheit und Verbot für die Kinder, aus dem Stande des Vaters herauszutreten (eine Anordnung, die auf göttliches Gebot zurückgeführt wird), in den Kasten Vorderindiens;
sklavische Unterthänigkeit aller gegen den Herrscher und Höhere in Hinterindien.
Ähnliche Kontraste bildet die staatliche Verfassung. In China ist die Regierungsform eine streng patriarchalische. Der Kaiser ist gleichzeitig Oberpriester des Reichs und vollzieht in dieser Eigenschaft die großen religiösen Zeremonien mit seinen Ministern; keinerlei kirchliche Hierarchie wird auf Staatskosten unterhalten. Die Verwaltung ist bis ins einzelne geregelt, im Prinzip gerecht, in der Anwendung aber willkürlich. In ganz Hinterindien ist die Verwaltung despotisch; die Beamten sind dabei viel selbständiger als in China und üben große Gewalt. In Japan wurde die bis dahin gültige Feudalverfassung seit 1869 durch eine büreaukratische Verwaltung mit einem Erbkaiser an der Spitze ersetzt. In Persien und Turan herrschte zu allen Zeiten die Form der mohammedanischen Despotie, im Kaukasus bis auf die Herrschaft der Russen die der aristokratischen Republik ohne große staatliche Einigung.
Auch unter den Malaien herrscht staatliche Zersplitterung, wie dort durch die Abgeschlossenheit der Alpengaue, so hier durch die insulare Natur bedingt oder begünstigt. Theokratisch ist die Regierung in Tibet; der Dalai-Lama, der inkarnierte Gott, ist Herr des Landes; sein erster Minister, im Volksmund mit der Anrede »König« geehrt, leitet die Verwaltung unter starker Einmischung der chinesischen Obermandarinen, ohne vom Dalai-Lama Befehle einzuholen. Ebenso ist es in den buddhistischen Staaten von Bhutan und Sikkim.
Die Engländer hatten bisher in Indien, wie in Ceylon etc., eine streng büreaukratische Verwaltung eingerichtet, beriefen aber 1863 Eingeborne als Geschworene, später (1881) auch in die neugeschaffenen Verwaltungsräte. Der Schwerpunkt der Verwaltung liegt indessen immer noch in den Regierungsbüreaus, die Bevölkerung hat sich für Selbstverwaltung noch nicht reif bewiesen. Rußland schafft in seinen neuen innerasiatischen Besitzungen zunächst Ruhe und steuert dem Raubwesen; in den Städten entwickelt sich dann von selbst reger Handel, und das Interesse am gesicherten Erwerb kettet die anfangs widerstrebenden Eingebornen überall bald an die neue, dem bisherigen despotischen Regiment in jeder Beziehung vorzuziehende Verwaltung. Unter der Sicherheit der Person und des Erwerbs, die überall herbeigeführt wird, wo europäischer Einfluß direkt eine Folge von Annexion ist oder indirekt als der eines Schutzherrn sich geltend macht, wird Asien einer schönern Entwickelung entgegengeführt werden, als sie seine bisherige Geschichte kennt. - Statistische Angaben über die staatlichen Verhältnisse Asiens liefert nachstehende Übersicht; in Bezug auf Bevölkerungsdichtigkeit, Religionen und die Regierungsformen vgl. die Tabellen zum Art. »Bevölkerung« (mit Karte).
QKilom. | Bewohner | Auf 1 QKil. | |
---|---|---|---|
1) Einheimische Staaten: | |||
Chinesisches Reich | 11574356 | 371180000 | 32 |
Unabhängiges Arabien | 2507390 | 3700000 | 1.5 |
Persien | 1648195 | 7653600 | 5 |
Siam | 762850 | 5750000 | 8 |
Afghanistan | 721664 | 4000000 | 5.5 |
Birma | 500000 | 4000000 | 9 |
Japan (1881) | 382447 | 36357368 | 95 |
Belutschistan | 276515 | 350000 | 1.8 |
Bochara | 239000 | 2130000 | 9 |
Himalajastaaten | 234000 | 3300000 | 14 |
Korea | 218192 | 8500000 | 36 |
Unabhängiges Malakka | 81500 | 300000 | 4 |
Stämme östlich von Assam | 65500 | 200000 | 3 |
Chiwa | 57800 | 700000 | 12 |
Kafiristan | 51687 | 500000 | 9.6 |
Zusammen: | 19321096 | 448636968 | 236 |
2) Besitzungen europäischer Staaten: | |||
Russisch-Asien (1880-82) | 17007832 | 16186450 | 0.95 |
Britische Besitzungen (1881) | 3927859 | 257581973 | 65.5 |
Asiatische Türkei | 1890468 | 16173000 | 8.0 |
Niederländ. Besitzungen (1883) | 1462400 | 26777471 | 18.3 |
Französische Besitzungen (1882) | 584329 | 24369785 | 41.7 |
Spanische Besitzungen (1881) | 297322 | 5644897 | 18.9 |
Portugies. Besitzungen (1881) | 19667 | 849553 | 43.1 |
Zusammen: | 25189877 | 347583129 | 12.7 |
Entdeckungsgeschichte.
Die Kenntnis von Asien war im frühsten Altertum sehr beschränkt. Homer kennt bloß die westlichen Küsten Kleinasiens genauer; von der Nordküste Kleinasiens und den südlichern Küsten am Mittelmeer existierten nur unsichere Schiffernachrichten. Die Phöniker und Juden hatten schon um 1000 v. Chr. Verbindungen mit dem Land Ophir, das an der Malabarküste Indiens (nicht in Afrika) gesucht werden darf. Hekatäos, Herodot und Ktesias (540 bis 400) schildern, einiges Fabelhafte abgerechnet, schon ziemlich genau die 20 Satrapien des persischen Reichs; auch wissen sie manches von Kolchis, Arabien und Indien.
Sehr viel trugen zur weitern Bekanntwerdung Asiens die Feldzüge Alexanders d. Gr. bei sowie die auf seinen Befehl ausdrücklich zur Erforschung unbekannter Küsten unternommenen Seeexpeditionen. Besonders gehört hierher die Fahrt des Nearchos von der Mündung des Indus zur Mündung des Euphrat, deren Beschreibung uns Arrian in seinem Werk »Indica« aufbewahrt hat. Noch näher wurden die Griechen mit Indien durch die Feldzüge des Seleukos Nikator und durch die Gesandtschaftsreisen des Megasthenes, Deimachos und Dionysos nach Paliputra, in der Nähe des heutigen Patna am Ganges, um 312 bekannt. Durch Onesikritos und Megasthenes erhielt man genauere Nachrichten über Taprobane (Ceylon). Vorzüglich gerühmt werden auch die Schriften des Patrokles, der unter Seleukos Nikator und seinem