Waldland im Innern Westafrikas, zwischen 1° und 2° südl.
Br., 370 km von der
Küste des Atlantischen
Ozeans entfernt, bildet ein
Hochland von durchschnittlich 500 m
Erhebung mit höhern,
von S. nach N. streichenden
Gebirgen. Eigentümlich ist ihm eine Otterart, die
Du Chaillu Potamogale velox nannte. Die Gewässer
des
Landes nehmen ihren
Lauf nach O., um sich in einen Nebenfluß des
Congo zu ergießen. Die Bewohner gehören
zu den
Bantu. Sie zerfallen in viele kleinere
Stämme und halten zahlreiche Sklaven. Unter ihnen haust das merkwürdige Zwergvolk
der
Obongo, die eine schmutzig gelbe Hautfarbe, in
Büscheln wachsendes, gekräuseltes Haupthaar haben und an
Brust und
Schenkeln wollig behaart sind. Die
kleinsten
Männer sind 1,3, die größten 1,5 m hoch. Erforscht wurde das
Land 1864 von
Du Chaillu, dessen Reiseberichte man mit Unrecht anzweifelte.
Vgl.
Du Chaillu, A journey to Ashangoland (Lond.
1867).
(Ashantee, As-janti), Negerreich in
Guinea, im Innern der
Goldküste, wird südlich von
den unter britischer Oberheit stehenden Negerreichen Akkim und
Assin, östlich vom Voltafluß, westlich vom Akba begrenzt,
während die
Grenze nach N. zu unbekannt ist (s.
Karte
»Guinea etc.«).
[* 14] In früherer Zeit gehörten noch die sämtlichen an der
Goldküste zwischen den Mündungen des
Volta und Prah gelegenen
Landschaften zu Aschanti, das jetzt aber durch
die
Engländer 130 km weit von der
Küste zurückgedrängt worden ist. Aschanti im weitern
Sinn mit seinen Tributärprovinzen umfaßt
etwa 193,000 qkm (3500 QM.) mit 4,5 Mill. Einw.,
während für das eigentliche
Reich wechselnd eine Einwohnerzahl von 1-2 Mill. angegeben wird.
Das Land ist vorwiegend eine fruchtbare, waldreiche
Ebene, die gegen N. terrassenförmig aufsteigt. Die
Adansigebirge im
S. und Aduarikenniberge im N. sind von geringer
Erhebung. Hauptflüsse sind der Prah oder Busemprah mit dem
Ofim, der Tenda,
Assini und der
Volta. Der
Boden des
Landes ist meist leichterLehm. Das
Klima
[* 15] ist gemäßigt und in
den höhern Berggegenden sogar dem italienischen entsprechend. Zweimal im Jahr, Ende
Mai und Ende
Oktober, ist
Regenzeit, in
welcher häufige
Gewitter mit Hagelschauern vorkommen.
Auch
Elefanten werden gejagt.
Pferde
[* 18] kennt man fast gar nicht. Die
Rinder
[* 19] sind klein; die
Schafe
[* 20] dagegen
zeichnen sich durch
Größe aus, haben aber eine haarartige
Wolle.
Hunde
[* 21] (die haarlosen und nicht bellenden Guineahunde) werden
der
Jagd wegen gehalten, und ihr
Fleisch gehört zu den Lieblingsspeisen. Zahmes Geflügel,
Hühner
[* 22] und
Perlhühner, gibt es
in allen Ortschaften. Die Aschanti sind echte, kraushaarige
Neger, welche das
Odschi sprechen; sie sind
namentlich im Teppichweben und in
Goldarbeiten geschickt.
Das Land ist das eigentliche Goldland von
Guinea und
Gold
[* 23] das einzige
Geld, welches hier in kleinen
Stangen von bestimmtem
Gewicht
im
Umlauf ist. Die Prunkgefäße bestehen immer aus
Gold, das gewöhnliche
Geschirr aus
Kupfer
[* 24] oder
Eisen.
[* 25] Das
Gold wird teils aus dem
Sand und dem Lehmboden der
Flüsse
[* 26] ausgewaschen, teils aus
Gruben in den südlichen
Provinzen Dadiassie
und Inguanta gewonnen, und der
Reichtum verbreitet einen
Luxus, den
man in einem Negerland nicht vermuten sollte. Der
Handel
in Aschanti hat eine große
Ausdehnung
[* 27] gewonnen, wirkt belebend auf das
Volk und fördert die
Ordnung.
In den vom
Handel durchzogenen Ortschaften befinden sich
Niederlagen mit
Waren aus den englischen
Faktoreien an der
Küste; zugleich hat
sich ein sehr merkwürdiges Kreditsystem entwickelt.
Da es an Lasttieren fehlt, wird der Warentransport durch Trägerkarawanen
besorgt. Hauptstadt des
Reichs und
Residenz des
Königs ist
Kumassi (s. d.).
Die
Verfassung von Aschanti kann man eine monarchisch-aristokratische nennen, indem der König von
¶
mehr
einer Art Reichsversammlung der Vornehmen umgeben ist, ohne deren Rat inKrieg und Frieden keine wichtige Entscheidung erfolgt.
Die Großen, die man mit einem korrumpierten portugiesischen Wort Cabosir nennt, beanspruchen auch einen Anteil an den Tributen,
und mehr als einmal haben sie einen König entthront. Überhaupt bildet das Aschantireich nicht sowohl
einen kompakten Staat als einen Komplex von mehr oder weniger selbständigen Landschaften, die zum Herrscher in Kumassi nur in
einem feudalen Verhältnis stehen und zum Teil neben eignen Fürsten auch ihre eignen Verfassungen beibehalten haben, auch vorzugsweise
nur zu Tribut und zur Heeresfolge verpflichtet sind.
Doch hat der König die Macht, einem gefährlichen Großen den Befehl zu schicken, daß er sich das Leben
nehme. Auch ist er der gesetzliche Erbe aller seiner Unterthanen, succediert jedoch nur in ihren Besitz an Gold, während die
Sklaven, das Vieh und die Ländereien der Familie verbleiben. Die bei den Aschanti wie bei allen Guineavölkern
gebräuchliche Vielweiberei erscheint bei dem König auf die höchste Spitze getrieben; derselbe hat 3333 Weiber, welche Zahl
beständig voll erhalten wird, da sie eine mystische Bedeutung hat.
Eine dieser Frauen ist Königin, doch succediert nicht der Sohn einer solchen dem König, sondern der Sohn seines ältesten
Bruders oder seiner ältesten Schwester. Durch das ganze Land herrscht Sklaverei, doch werden die Sklaven
im allgemeinen gut gehalten. Die Kranken und Schwachen stehen unter dem Schutz des Königs; in seinem Palast zu Kumassi ist eine
Versorgungsanstalt für hilflose Kinder. Der Krieg ist für dieses Volk aber die hauptsächlichste Beschäftigung; die Feldzüge
gelten zumeist den Völkern im Innern, die gegen die Aschanti bedeutend im Nachteil sind.
Diese Kriege sind äußerst blutig. Wenn eben kein Mangel an Sklaven ist, werden alle Gefangenen getötet und ganze Völkerstämme
mit Feuer und Schwert ausgerottet. Die Gesetze der Aschanti waren früher von drakonischer Strenge, die leichtesten Vergehen
wurden mit dem Tod bestraft. Die Verurteilten wurden gewöhnlich nach Kumassi gebracht und für ein großes
Fest aufgespart. Viele Menschenleben forderten auch die Opfer bei den politischen oder religiösen Festen und bei Leichenbegängnissen.
Geschichtliches. Für den Gründer des Aschantireichs gilt der Häuptling Sai Turu, der zu Anfang des 18. Jahrh.
mit Binnenstämmen den Strich eroberte, auf dem die von ihm erbaute Landeshauptstadt Kumassi liegt, und
allmählich die Grenzen
[* 31] des Landes bedeutend ausdehnte. Im Anfang des 19. Jahrh. bekriegten die Aschanti die Fanti, ein wohlhabendes
und friedliches Volk, das mit den Engländern an der Goldküste im besten Einvernehmen lebte. In drei Feldzügen (1807, 1811,
1816) wurden die Fanti zum Teil unterworfen oder ausgerottet, und die ganze Küste fiel den Aschanti anheim.
Die Engländer hatten das Unheil von
ihren Verbündeten nicht abwenden können, und in gleicher Weise mißlangen ihre Versuche,
mit den Aschanti in freundliche Beziehungen zu treten. Diese grollten wegen des Verbots des Sklavenhandels, forderten aber
außer der Wiederherstellung desselben auch die Fortentrichtung der Subsidien, welche die Engländer den
Fanti bezahlt hatten. Nach mehreren fruchtlosen Gesandtschaften griffen die Engländer zum Schwerte, doch verlief der Krieg für
sie nicht glücklich.
Der Feldzug von 1824 führte für sie nur Niederlagen herbei, ihr GeneralMac Carthy, Statthalter von Sierra Leone, und
mehr als 1000 Soldaten starben im Gefecht oder durch Seuchen. Im J. 1826 endlich gelang es dem neuen Gouverneur, Campbell, die
Aschanti hinter den Prahfluß zurückzutreiben und den Frieden herzustellen. Mit Ausnahme der noch den Dänen und Holländern
gehörigen Küstenforts
[* 32] umfaßte von da ab das britische Gebiet an der Goldküste die Strecke von Apollonia
im W. bis zur Mündung des Rio Volta
[* 33] im O., namentlich gerieten auch die Reiche Denkera und Wassa, welche bisher unter Aschanti gestanden,
unter britischen Schutz. Im J. 1863 brach abermals Krieg zwischen Aschanti und den Briten aus, der wiederum unglücklich für die
letztern verlief; sie vermochten nicht in das Land vorzudringen, blieben im Urwald stecken, und als über
die Hälfte der Truppen am Fieber zu Grunde gegangen war, beschloß man von seiten Englands, den Feldzug abzubrechen.
Doch gelang es diesem, die ganze Küste in seinen Besitz zu bringen und so die Aschanti von derselben abzuschneiden.
Im J. 1850 gingen nämlich die wenigen dänischen und 1872 die niederländischen Besitzungen (Axim, Elmina, Tschama, Apagia
etc.) durch Kaufverträge an England über. König Kalkalli von Aschanti erhob aber Anspruch auf die Herrschaft über Elmina und den
Stamm der Fanti und begann, als derselbe von England zurückgewiesen wurde, 1873 den Krieg gegen die Briten.
Ein über 30,000 Mann starkes Heer unter General Amanquatia fiel in das Schutzgebiet der Engländer ein, verwüstete das Fantiland
und schlug im Frühjahr und Sommer 1873 wiederholt die unter britischem Schutz stehenden Neger. Der Erfolg war anfangs für
Aschanti, und die Briten sahen sich auf ihre Forts an der Küste beschränkt; das Bombardieren verschiedener von
den Aschanti besetzter Küstenorte, wie Elmina, Akoda, Tschama, vermochte den Aschanti auch keinen Abbruch zu thun, und erst,
als England große Anstrengungen machte und europäische Truppen unter General Garnet Wolseley nach der Goldküste sandte, gelang
es Ende 1873, nach einigen Scharmützeln den übermütigen Feind hinter den Grenzfluß Prah zurückzutreiben.
Nun knüpfte Kalkalli Verhandlungen an, aber bloß, um Zeit zu gewinnen. Wolseley setzte daher den Vormarsch gegen die feindliche
Hauptstadt fort, schlug die Aschanti mehrere Male und rückte in Kumassi ein, das er niederbrannte. Jetzt unterwarf
sich Kalkalli, zahlte 50,000 UnzenGold als Kriegsentschädigung, räumte alle Küstenpunkte und versprach
Abschaffung der Menschenopfer.