Blätter und eine bis 50
cm lange, violettgelbe, silberglänzende
Rispe. Die holzigen, bis 2,6 m dicken, dem Bambusrohr ähnlichen
Halme dienen zu
Pfählen, Gartenzäunen, Spazierstöcken, Mundstücken von
Blasinstrumenten etc. Auch als
Zierpflanze wird es
an Wasserbassins oder
Teichen kultiviert, und sehr schön ist eine
Varietät mit panaschierten Blättern. ArundoPhragmitesL.
(Phragmitescommunis Trin.,
gemeines
Teich- oder Schilfrohr) wächst häufig in
Teichen,
Bächen und in
Sümpfen durch ganz
Europa,
[* 2] wird 1,25-3 m hoch, trägt
durch seine kriechenden
Rhizome zur Torfbildung bei und dient zum Dachdecken, zum Verrohren der
Wände, zu
Matten etc.
ungar.
Komitat am linken Donauufer, wird von
Galizien, den
KomitatenTrentschin, Thurócz und
Liptau begrenzt und
hat 2077 qkm (37,7 QM.). Es ist durch Verzweigungen
der
Karpathen (im N. die
Babia-Gura, im W. der
Kleine Kriwan, im
SW. das Tatragebirge) sehr gebirgig, wenig fruchtbar und wird
von der Arva, einem Nebenfluß der
Waag, durchströmt. Das
Klima
[* 3] ist rauh, doch gesund. Die Einwohner (1881: 81,643), meist
Slowaken, wandern zum Teil zur Zeit der
Heu- und Getreideernte in die untern Gegenden, auch als Hausierer
mit
Käse,
Schwamm, Mäusefallen etc. in ferne
Länder aus.
Produkte sind
Flachs,
Hafer,
[* 4] Winterkorn,
Holz
[* 5] im Überfluß; auf den
Bergtriften wird
Rindvieh- und Schafzucht getrieben. Sitz des
Komitats ist
Alsó-Kubin,
Markt mit (1881) 1546 Einw., Bezirksgericht
und Steuerinspektor. Bei dem
Ort Arva-Várallya stehen auf hohem, schroffem Kegelfelsen die malerischen
Ruinen der alten Felsenfeste Arva.
(Fratres arvales), ein angeblich von
Romulus eingesetztes Priesterkollegium, dem die
Gebete für das Gedeihen
der
Feldfrüchte oblagen. Das Hauptfest, zu
Ehren der Erdgöttin
Dea Dia gefeiert, waren die in weihenden Umzügen mit Opfertieren
bestehenden Ambarvalien, welche jährlich drei
Tage lang in der letzten Hälfte des Mai begangen wurden.
Im J. 1777 entdeckte man zwei marmorne Tafeln aus dem Jahr 218
n. Chr., worauf ein
Protokoll über eine Zusammenkunft des
Kollegiums
der Arvalbrüder unter
Kaiser Heliogabal nebst einem von diesen gesungenen Festlied (Arvalisches
Lied) eingegraben war.
Dieser
Fund ist seit 1866 durch die preußischen
Ausgrabungen im
Hain derDea Dia (bei der heutigen
Vigna
Ceccarelli) bedeutend vervollständigt worden. Die Anzahl der Arvalbrüder
war in der
Regel zwölf, ihre
Würde lebenslänglich, ihr
Abzeichen
ein Ährenkranz mit weißer Kopfbinde. Der Vorsteher des
Kollegiums
(Magister) ward alljährlich am zweitenTag
des
oben genannten Hauptfestes von den übrigen Mitgliedern gewählt. Die
Wahl neuer Mitglieder geschah ebenfalls durch das
Kollegium; es gehörten ihm die Mitglieder der angesehensten
Familien an.
Vgl.
Preller-Jordan,
Römische Mythologie,
[* 6] Bd. 2, S. 29 ff.;
»Grenzboten« 1869, Bd.
2, S. 481-493, und 1870, Bd. 1, S. 161-178;
»Acta fratrum arvalium« (hrsg. von
Henzen, Berl. 1874);
Oldenberg,
De sacris fratrum Arvalium (das. 1875).
Gebirgsfluß in
Savoyen, entspringt auf dem
Col deBalme, durchströmt das Chamonixthal, tritt,
nachdem er die
Bergflüsse
Arveyron, Giffre, Menoge und
Aire aufgenommen, in den Kanton Genf
[* 8] und mündet nach 100 km langem
Lauf unterhalb
Genf in
[* 9] den
Rhône.
(spr. -wäróng),Nebenfluß der
Arve im Chamonixthal, welcher aus dem »Eisthor des Arveyron«, einer
Eishöhle mit schönem Farbenspiel von 12-45 m
Höhe, abfließt.
Adolf Ivar, schwed. Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Padasjoki im finnischen Tawasteland, studierte zu
Abo und habilitierte sich daselbst 1817 als
Dozent der Geschichte.
Infolge seiner freisinnigen
Richtung mußte er indessen schon 1822 die
Universität und das Land verlassen (das von ihm 1821 gegründete
litterarisch-politische »Abo-Morgonblad« war noch in demselben Jahr von der
russischen
Regierung unterdrückt worden). Er wandte sich nach
Schweden,
[* 14] erhielt eine
Stelle an der königlichen
Bibliothek zu
Stockholm
[* 15] und wurde 1843 deren
Chef.
Auf einer
Reise nach
Finnland starb er in
Wiborg.
[* 16]
Sein Hauptwerk ist eine vortreffliche Sammlung altschwedischer
Volkslieder:
»Svenska fornsånger« (Stockh. 1834-42, 3 Bde.),
die eine Fortsetzung der Sammlungen von
Geijer und
Afzelius bildet. Seine eignen Gedichte, im sublimen
Stil der
»Phosphoristen«
abgefaßt, erschienen unter dem
Titel: »Ungdoms rimfrost af sonen i örnskog« (Stockh.
1832). Auch gab er »Svenska konungar och deras tidehvarf« (Stockh.
1830-43, neue Aufl. 1855),
»Stockholm före och nu« (das. 1837-40) heraus und übersetzte die »Frithiofsaga«
(2. Aufl., das. 1841) aus dem
Isländischen.
(Medicamenta), chemisch wirksame
Stoffe, welche aus
Pflanzen oderMineralien
[* 20] zubereitet
werden und den
Zweck haben, die gestörte Thätigkeit tierischer
Gewebe
[* 21] wiederherzustellen. Die Arzneimittel werden in
Apotheken bereitet
oder wenigstens aufgehoben und für den
Gebrauch nach der
Verordnung des
Arztes in geeignete Form gebracht. Die jedesmal
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sie beträgt bei einigen Arzneimitteln 10 g und darüber, bei giftigen Substanzen oft nur
1/100 g und weniger;
die höchste gesetzlich zulässige Gabe heißt Maximaldosis;
sie darf nur ausnahmsweise überschritten
werden, und der Arzt hat dies durch ein ! auf dem Verordnungsschein (Rezept) zu vermerken.
Kinder erhalten
ihrem Alter entsprechend Bruchteile von 1/12 (Neugeborne), ⅙ (3-7 Jahre), ⅓ (7-12 Jahre), ½ (12-16 Jahre) der für Erwachsene
passenden Gaben. in dem angegebenen Sinn sind von jeher angewendet worden, lange bevor es eine medizinische Wissenschaft gab.
Die Priesterärzte der alten Ägypter, Juden, Griechen und Inder hatten neben mancherlei diätetischen
Mitteln eine große Menge von Arzneistoffen im Gebrauch, deren heilsame Wirkung bei gewissen Krankheiten durch lange Erfahrung,
also rein empirisch festgestellt worden war.
Mit besonderer Vorliebe entnahmen die alten Ärzte ihre Arzneimittel dem Pflanzenreich, erst verhältnismäßig spät sind einige mineralische
Mittel in Anwendung gebracht worden. Eine große Bereicherung des Arzneischatzes trat durch die alexandrinische Schule
ein (300 v. Chr.), welche überhaupt die Anwendung diätetischer Mittel bei der Behandlung von Krankheiten mehr vernachlässigte
und sich der eigentlichen Arzneimittel ganz vorzugsweise bediente. Die Indikationen für die Anwendung der Arzneimittel bei bestimmten krankhaften
Zuständen blieben bei den mangelhaften Kenntnissen von dem Bau und den Verrichtungen des Körpers und
den noch geringern Kenntnissen vom Wesen der chemischen Prozesse überaus unsicher.
Erst durch den römischen ArztClaudius Galenus Ende des 2. Jahrh. n. Chr. erhielt die Lehre
[* 23] von den Arzneimitteln ein mehr wissenschaftliches
Gepräge, indem er die physiologische Wirkung der Arzneimittel, zum Teil durch Experimente an Gesunden, festzustellen
und bestimmte rationelle Indikationen für die Anwendung der Arzneimittel zu geben versuchte. Während des Mittelalters ist die Lehre
von den Arzneimitteln im wesentlichen die gleiche geblieben, wie sie Galen hinterlassen hatte; nur hatten sich eine Menge von
Irrlehren in dieselbe eingeschlichen.
Erst im 16. Jahrh., als der Geist selbständiger Forschung auf dem Gebiet der Naturwissenschaft und namentlich
auch der Anatomie wieder erwacht war, trat in dieser Beziehung ein Fortschritt ein, indem Paracelsus darauf drang, daß die
in der praktischen Medizin herrschenden scholastische Richtung verlassen werde, und daß man sich wieder dem offenen Buch der
Natur zuwenden solle. Paracelsus führte die Metallsalze in den Arzneischatz ein, deren Bereitungsweise
von den Alchimisten gefunden worden war.
Freilich spielte in den Lehren
[* 24] des Paracelsus die Mystik noch eine große Rolle. In den folgenden drei Jahrhunderten gab man der
Lehre von den Arzneimitteln je nach der herrschenden Richtung in der Medizin bald mehr eine mechanische,
bald mehr eine chemische, oft auch eine dynamistische oder geradezu mystische Grundlage. Der größte Wechsel derAnschauungen
über das Wesen der Arzneimittel hat in unserm Jahrhundert stattgefunden, in welchem mit den ältern Schulen die HomöopathieHahnemanns
und die »verstandesgerechte Erfahrungsheillehre« Rademachers abgewechselt hat und schließlich ein gänzlicher
Nihilismus, die vollständigste Geringschätzung fast aller Arzneimittel, kultiviert worden ist.
In den letzten drei Jahrzehnten etwa ist auch hier die Lehre von den Arzneimitteln wieder in gesunden und festen Boden gelegt
worden, wobei man freilich ganz von vorn hat anfangen müssen. Indem man ohne alle Voraussetzungen und Vorurteile daran
ging, die Arzneimittel nach ihren
chemischen und physikalischen Beziehungen zu studieren und ihre Wirkungen sowohl auf den gesunden
als den kranken Organismus zu prüfen, ist auch die Lehre von den Arzneistoffen, die Pharmakologie, als würdiges Glied der
[* 25] gesamten
wissenschaftlichen Heilkunde eingereiht worden.
Bei der Fülle alter überlieferter Mittel, welche diese Feuerprobe der chemischen, experimentellen und
therapeutischen Forschung zu bestehen hatten, bei der Unsicherheit unsrer Kenntnisse über die feinern chemisch-physiologischen
Vorgänge des Stoffwechsels an Gesunden und Kranken, bei der Schwierigkeit, die Einwirkung der Arzneien auf das Nervensystem
zu deuten, wird man nicht erwarten, daß dieser Wissenszweig heute schon große abgeschlossene und feststehende
Lehren aufzuweisen hat.
Die alte naturphilosophische Schule sowie die Homöopathie haben das fertige, theoretisch ausgearbeitete Heilprinzip als das
Erste und das Gegebene hingestellt und diesem Prinzip die Thatsachen gewaltsam untergeordnet; sie gaben ihren Jüngern die abgerundete
Glaubensformel von der dynamischen oder sympathischen Heilwirkung und überließen ihnen, die widersprechenden eignen
Erfahrungen geschickt damit zu vereinbaren. Die wissenschaftliche Arzneimittellehre dagegen verzeichnet mühsam jede
neue Beobachtung, sie richtet ihre ganze Kraft
[* 26] auf die Erforschung einzelner Wahrheiten und ist kaum so weit vorgeschritten,
daß eine bloße Einteilung ihrer Arzneimittel nach wissenschaftlichen Grundsätzen durchführbar erscheint.
Man unterscheidet:
1) betäubende Arzneimittel (Narcotica), 2) erregende Arzneimittel (Excitantia), 3) einhüllende Arzneimittel (Emollientia), 4) stärkende
Arzneimittel (Tonica), 5) umstimmende Arzneimittel (Alterantia), 6) ausleerende Arzneimittel (Evacuantia)
mit den Unterabteilungen der abführenden Arzneimittel (Purgantia), der Brechmittel (Emetica), der Wurmmittel (Anthelminthica) und der
auswurfbefördernden Arzneimittel (Expectorantia), 7) Ätzmittel (Cauteria), 8) fäulniswidrige Arzneimittel (Antiseptica) und endlich 9) mechanische
Arzneimittel (Mechanica), welche mehr der Zubereitung dienen, wie Wachs und Thon, oder doch, wie Feuerschwamm u. a.,
keine chemische Wirkung hervorbringen.
Die Anwendung der Arzneimittel ist entweder eine örtliche, wie z. B. die der fäulniswidrigen
Arzneien, welche unmittelbar auf Wundflächen gebracht werden, oder der Ätzmittel, welche gleichfalls nur auf das erkrankte
Gewebe direkt aufgelegt werden, oder die Wirkung ist eine allgemeine, d. h. sie wird durch die Aufnahme
der in das Blut hervorgebracht. Um die letztere zu erzielen, werden die Mittel dem Blut entweder unmittelbar beigebracht (Transfusion)
oder unter die Haut
[* 27] eingespritzt (subkutane oder hypodermatische Injektion)
[* 28] oder auf der Haut verrieben (Inunktion), oder sie
werden durch den Magen
[* 29] und Darm
[* 30] aufgenommen in Form von Mixturen, Pulvern, Pillen, Pastillen, Tropfen, Latwergen,
Aufgüssen, Abkochungen etc., oder endlich werden sie durch die Lungen eingeführt in Form von Dämpfen und Zerstäubungen (Inhalation).
[* 31] In allen Fällen kommt also der wirksame Bestandteil entweder einfach gelöst oder bereits durch die Verdauungssäfte und das
Blut chemisch verändert in Berührung mit allen Geweben des Körpers, und die Kenntnis des Arztes besteht darin, daß derselbe
nicht nur weiß, welche Organe von dem einzelnen Arzneimittel vornehmlich verändert werden (spezifische Wirkung), sondern
auch, in welcher Weise sie bei kleinen und in welch andrer Art sie bei großen Gaben (Dosen) ergriffen werden.
Es gibt Arzneien, welche nur bei genauer Bekanntschaft mit ihren Eigentümlichkeiten als Heilmittel gelten können, die aber
durch zu
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