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Bär«) mit dem Gestirn des Großen Bären in Beziehung gebracht. Nach Gervasius von Tilbury durchschweift er mit seinem Heer, gleich dem deutschen wilden Jäger, die britischen Wälder in finstern Nächten und lebt mit seiner Massenie (Genossenschaft) in einem hohlen Berg in Pracht und Wohlleben (vgl. Grimm, Deutsche Mythologie). [* 2]
Die alten walisischen Stoffe erlangten mehr noch als in Wales und Bretagne selbst diese Umbildung durch französische Bearbeitungen. Am meisten hat die Chronik des Gottfried zur Verbreitung der Artussage in den übrigen europäischen Ländern beigetragen und ist Quelle [* 3] der gesamten Romane von Artus und der Tafelrunde im 12., 13. und 14. Jahrh. für England wie für Frankreich geworden. In dieser Zeit, wo Roman sich auf Roman drängte und alles mit Eifer ergriffen wurde, was einen ritterlichen Charakter anzunehmen geeignet war, hatte man sich mit Vorliebe dem Sagenkreis des Artus zugewendet.
Fast kein Held der Tafelrunde blieb übrig, dem nicht ein besonderer Roman gewidmet wurde. Um den Stoff zu vermehren, knüpfte man an Artus und seine Umgebung alles an, was nur damit in Verbindung gebracht werden konnte. Derselbe Stoff erfuhr mehrfache Bearbeitungen, unter denen die folgenden immer mehr wunderbare Kombinationen versuchten. Im 13. Jahrh. fing man sogar an, die Romane in Prosa aufzulösen, womit jedoch der Verfall in diesem Zweig der Litteratur hereinbrach.
Der besten Zeit gehören an die Romane: »Erec«, »Chevalier au lion«, »Tristan«, »Lancelot du lac«, »Percheval« u. a. Unter den Dichtern ist der berühmteste Chrétien de Troyes, dessen Werke auch in Deutschland [* 4] bekannt wurden und Bearbeitungen fanden. Deutschland war es hauptsächlich, wo die bretonischen Sagen seit dem 12. Jahrh. fast jedes andre poetische Interesse verschlangen und entschieden in den Vordergrund der Litteratur traten. Für die deutsche Litteratur sind sie insofern von hoher Bedeutung gewesen, als sich aus ihnen das romantische Epos entfaltete und zu einer besondern Gattung herausbildete, während das alte volksmäßige Epos in Mißachtung sank.
Das frühste deutsche Gedicht aus dem bretonischen Sagenkreis ist der »Tristrant« des Eilhart von Oberge (s. d.). Von den Dichtungen Hartmanns von Aue (s. d.) gehören hierher sein frühstes episches Gedicht: »Erek und Enite«, und sein gefeiertstes: »Iwein«, beide Dichtungen des Chrétien von Troyes nachgebildet. Ein Nachahmer Hartmanns ist Wirnt von Gravenberg (s. d.) in seinem »Wigalois, oder der Ritter mit dem Rad«. Auch der originellste der mittelhochdeutschen Dichter, Wolfram von Eschenbach, entlehnte seinen »Parzival« und seinen »Titurel« der Artussage.
Der dritte der großen deutschen Epiker des Mittelalters, Gottfried von Straßburg, behandelte in seinem »Tristan« die Fabel des Eilhart noch einmal, verklärte sie aber durch die künstlerische Vollendung der Form und durch die Tiefe der Empfindung. In diese Kategorie gehören noch der »Lancelot« Ulrichs von Zatzikhofen und des Strickers »Daniel von Blumenthal«. In allen Gedichten des deutschen Mittelalters ist übrigens die bretonische Artussage gesondert geblieben von dem Mythenkreis über den heiligen Gral (mit Ausnahme des »Parzival« und »Titurel«, welche beide Sagenkreise miteinander vereinigt haben), und diese Scheidung ist jedenfalls das Ursprüngliche. Daher ist auch die Ansicht Martins, der in einer Schrift über die Gralsage (Straßb. 1880) behauptet, daß der Gralkönig ursprünglich mit Artus identisch sei, zu verwerfen.
Wie die Artussage seit ihrem übertreten nach Nordfrankreich Hand [* 5] in Hand mit dem Rittertum gegangen war, so teilte sie auch sein endliches Schicksal. Mit dem Sinken und dem Verfall des Ritterwesens war die Blüte [* 6] der bretonischen Dichtung verschwunden, und nur dumpfer Nachklang einer herrlichen Vergangenheit war das große cyklische Gedicht von Ulrich Füetrer ^[richtig: Füterer, vgl. Meyers Bd. 6, S. 806.] (nach 1487), das den gesamten Sagenkreis von den Rittern der Tafelrunde und dem heiligen Gral nebst den Geschichten des Argonautenzugs und des Trojanischen Kriegs zu umfassen suchte.
Ganz dieselbe Tendenz, die interessantesten Gegenstände einer frühern Zeit dem Bewußtsein der Gegenwart wieder nahezubringen, verfolgen die prosaischen Auflösungen älterer deutscher Gedichte aus dem Sagenkreis des Artus, welche noch im 15. Jahrh. nach einer damals herrschenden Manier entstanden sind. Die bekanntesten und zugleich wertvollsten unter ihnen sind der »Wigalois« und der »Tristan«, beide nach den gleichnamigen Rittermären Wirnts von Gravenberg und Eilharts von Oberge verfaßt.
Vgl. San Marte (Artus Schulz), Die Artussage und die Märchen des Roten Buches von Hergest (Quedlinb. 1842).