(Brotfruchtbäume), dikotyle, etwa 200
Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der
Ordnung der
Urticinen, milchsaftführende
Holzpflanzen der Tropenzone, die sich von den verwandten
Moreen durch die anfangs zu einer
Tute verwachsenen
Nebenblätter und die gerollte Knospenlage der
Laubblätter unterscheiden.
Vgl. Bureau, Artocarpeae (in
DeCandolles »Prodromus«,
Bd. 17).
(spr. árto),Désirée, eigentlich Montagney, Opernsängerin, geb. zu
Paris
[* 9] von belgischen Eltern, wurde von
FrauViardot-Garcia für die
Bühne ausgebildet und debütierte 1858 auf
Meyerbeers Veranlassung
an der
PariserGroßenOper als
Fides mit glänzendem Erfolg, verließ jedoch bald darauf
Paris, um in den
größern
StädtenFrankreichs und
Belgiens zu gastieren. Im J. 1860 kam sie mit der Lorinischen
Gesellschaft nach
Berlin,
[* 10] wo
sie gleich bei ihrem ersten Auftreten (im
»Barbier von
Sevilla«)
[* 11] den entschiedensten Erfolg hatte und seitdem
zu den häufig wiederkehrenden
Gästen der königlichen
Oper gehörte.
Die übrige Zeit trat sie bald in
Brüssel,
[* 12]
Amsterdam
[* 13] oder
Petersburg,
[* 14] bald in
London,
[* 15] bald auf der Hofbühne in
Wien
[* 16] auf, wo
sie zur kaiserlichen Kammersängerin ernannt wurde. Was diese Künstlerin vorzugsweise charakterisiert,
ist die harmonische
Einheit ihrer ganzen
Erscheinung. Das
Heroische, für das die
Kraft
[* 17] ihrer
Stimme
(Mezzosopran) nicht ausreicht,
ist ihr ein fremdes
Feld; dagegen beherrscht sie das Gebiet der lyrischen und komischen
Oper mit seltener Meisterschaft. Sie
gehört zu den würdigsten Vertreterinnen des heutzutage so selten gewordenen italienischen Kunstgesangs und konnte als solche
im Konzertsaal dieselben
Triumphe feiern wie auf der
Bühne. Seit 1869 ist sie mit dem spanischen Baritonisten
Padilla verheiratet, der sie auf ihren Kunstreisen begleitet und als
Bühnen- wie als Konzertsänger ebenfalls reichen Beifall
erntet. Beide nahmen 1884 ihren
Wohnsitz in
Berlin.
(Arthur), myth.
König inEngland, der
Mittelpunkt eines walisisch-bretonischenSagenkreises,
bald König der
Siluren, bald der Dumonier genannt.
SeinVater war
Uter, sein Oheim
AmbrosiusAurelianus, der Nachfolger des
Königs
Vortimer. Artus wurde von dem
Bischof Dubricius zu Kaerllion ar Wsk
(Urbs legionum), seiner
Residenz am
Usk in
Monmouth, der altrömischen
Isca colonia, die in Bezug auf Artus oft verwechselt wird mit der römischen Stadt Lugevallum,
dem brigantischen Karleol (»Stadt Leol«, jetzt
Carlisle), gekrönt und erwarb sich den
Ruhm eines walisischen Nationalhelden
durch den
Widerstand, den
er an der
Spitze der Briten den im
O. der
Insel herrschenden
Angelsachsen entgegensetzte. Er wehrte die
völlige Unterdrückung von seinen Gebirgsvölkern ab, schützte die
Freiheit,
Sprache
[* 18] und
Sitte des Vaterlandes
und verteidigte das
Kreuz
[* 19] gegen die
Heiden.
Durch den
Sieg bei
Bath, den er im ersten Jahr seiner
Regierung (516) nach zweitägigem
Kampf errang, bewirkte er, daß Cerdik
von
Wessex die Belagerung von
Bath (Thermae aquae solis) aufgeben mußte; dagegen mußte er später Hamptonshire
und
Somerset dem Cerdik überlassen. Doch behauptete er sich gegen Cynrik, Cerdiks Sohn und Nachfolger in
Wessex. Den Zug
gegen
Rom,
[* 20] den Artus auf dessen
Aufforderung, sich zu unterwerfen, unternahm, sucht
Lappenberg als eine historische
Thatsache zu begründen.
Der
Verrat seines in der
Heimat zurückgelassenen
Neffen Mordred (Medraud), der sich empört und die Gemahlin
des Artus, die sagenberühmte
Ginevra (Guanhumara, Ginover, die Tochter eines
Herzogs von
Cornwallis aus dem
Haus Cadors), verführt
hatte oder
sie derUntreue gegen ihren Gemahl beschuldigte, nötigte Artus zu schleuniger Rückkehr, und im
Kampf mit diesem und
dem ihm verbündeten Sachsenherzog Childerik fiel er in der dritten
Schlacht in
Cornwallis 537 (oder 542).
Sein lange unbekanntes
Grab auf der
Insel Avallona (südlich von
Bristol), in der
Nähe des
KlostersGlastonbury (nach der
Sage durch
Joseph von
Arimathia gegründet, ein für die Gestaltung der
Sage wichtiger Umstand), wurde unter König
Heinrich II. 1189 aufgefunden.
Artus'
Namen führen noch gegenwärtig mehr als 600
Plätze in
Wales,
Cornwallis und andern Gegenden.
Der historische
Kern, der in den
Erzählungen von Artus wenigstens insofern liegt, als er
Führer seines
Volks gegen die
Angelsachsen
war, ist von einem reichen Sagengewand umsponnen, in welches wohl noch andre historische
Erinnerungen, kaum unterscheidbar,
verwebt sind. In seiner geschichtlichen Bedeutung als Vorkämpfer der Briten gegen die
Sachsen
[* 21] erscheint Artus mit seinen Mitstreitern
Owein
(Iwein), Geraint
(Erek),
Urien etc. in den walisischen Bardenliedern des 6. und 7. Jahrh.,
die gleichzeitig mit den gefeierten
Helden oder unmittelbar nach ihrer Zeit gesungen
¶
mehr
wurden. Auch bei Taliesin, Aneurin, Merddhin, Llywarch-Hen u. a. ist Artus noch nicht der sagengefeierte Held, vielmehr tritt er
hinter den trefflichen Geraint zurück. Unter den englischen Chronisten gedenkt der älteste walisische Geschichtschreiber,
Gildas (geb. 516), der Thaten Artus', ohne daß er es für nötig hält, den Namen des allbekannten Königs
aufzuzeichnen. Die übrigen Chronisten bis zum 8. Jahrh. schweigen über Artus; die
Sagen von Vortigern und Hengist ließen dem neuen Helden noch nicht Raum.
Der erste volksmäßige Ansatz zu dem großen Stamm der Artussage in den Chroniken ist bei Nennius im 9. Jahrh. zu finden, der
von Artus' zwölf ruhmvollen Zügen gegen die Sachsen erzählt und dabei den Helden in einen milden Heiligenschein
zu hüllen sucht. Daneben aber bauten sich die Sagen von Artus und dem Zauberer Merlin auf. In diesen erscheint Artus als Sohn von
Uter Pendragon (»Drachenhaupt«),
im Ehebruch mit Inguerne erzeugt und von Merlin, der jenem zur Umarmung
der tugendhaften Inguerne dadurch verholfen, daß er ihm durch Zauber die Gestalt ihres abwesenden Gemahls, des Herzogs Gorlois
von Cornwallis, verliehen, sich selbst unbekannt in einer christlichen Familie erzogen. Durch das Wunder mit dem Amboß, aus
dem niemand außer Artus das wie festgewachsene Schwert ziehen konnte, wurde er nach UtersTod (zwischen 505 und
516) auf den Thron
[* 23] erhoben. Nachdem er sich mit Ginevra, der Tochter des Königs Leodagan in Thamelinde, vermählt, unternahm
er die Züge gegen die Sachsen und Römer,
[* 24] wobei er durch Merlins Zaubermacht unterstützt wurde.
Knüpfen die Erzählungen über Artus bei. Nennius noch an die Geschichte an, und sind sie frei von übernatürlichen
Dingen, so finden sich in denen, worin Merlin eine Rolle spielt, die wunderbarsten Abenteuerlichkeiten, übernatürliche Begebenheiten,
Einflechtung von Märchengestalten und Geisterwesen in verschiedenen Abstufungen. Zusammengetragen ist die Artus- und Merlinsage
in der lateinisch geschriebenen Chronik des Gottfried vonMonmouth (um 1130), einem blühenden Novellenkranz
in Form einer Geschichte der britischen Könige von der ersten Bevölkerung
[* 25] Englands bis zu Cadwalladr (hrsg. von San Marte,
Halle
[* 26] 1854), worin uns die reiche Welt der walisisch-bretonischen Heldensagen aufgeschlossen wird, in deren Mittelpunkt jetzt
unbestritten Artus steht.
Den Ton des überschwenglich Wunderbaren stimmen mit Entschiedenheit an eine große Reihe von walisisch-bretonischen
Erzählungen, denen gemeinschaftlich ist, daß der bisher überall als handelnder Held auftrat, jetzt zur passiven Nebenrolle
herabsinkt. Er steht zwar immer noch in der Mitte ritterlicher Thaten, aber die bisherigen Nebenfiguren der Sage sind die
Helden derselben. Zu den aus der Geschichte in den Mythus übergegangenen Personen gehören Owein und Peredur,
Artus' Mitstreiter in der Schlacht von Katthraet, sein Feldherr Geraint, der auch Erek und König von Destrigâls zu Karnant heißt,
in der Phantasie der Briten aber zusammengeflossen ist mit dem in der Schlacht von Longborth (501) gegen den westsächsischen
Cerdik gefallenen Geraint ab Erbin; endlich Urien, ein Fürst von Reged im südlichen Schottland (in jüngern
Romanen vom Land Gorre).
Die Erzählungen, welche die Thaten Oweins, Geraints, Peredurs (Parzivals) etc. berichten, führen im Walisischen den gemeinschaftlichen
NamenMabinogion (»Märchen«) und sind hauptsächlich in einem walisischen Manuskript zu Oxford
[* 27] enthalten, in dem sogen. »RotenBuch« von Hergest (hrsg. von LadyCharlotte Guest: »The Mabinogion from the Llyfr Coch o Hergest«, mit einer
englischen
Übersetzung und sehr schätzbaren Anmerkungen, Lond. 1841-50, 3 Bde.).
Die Zeit, in welcher die Mabinogion aus dem Artuskreis entstanden sind, ist mutmaßlich begrenzt durch Wilhelms Heereszug (1066)
nach England und durch den ersten Kreuzzug (1190), wenngleich ihre schriftliche Abfassung spätern Zeiten
angehören mag.
Beide Momente sind wichtig für die Ausbildung der Artussage und die Verbreitung der Artusromane. Entscheidend aber war in dieser
Beziehung das nahe politische Verhältnis, in das ein großer Teil Frankreichs zu Wales und der Bretagne durch Heinrich II. (1150)
gebracht wurde, indem durch den Ideenaustausch der vereinigten Völker neue Bildungen der durch fremde
Volkstraditionen befruchteten Sage entstanden.
Vgl. Stephens, Geschichte der welschen Litteratur vom 12.-15. Jahrh. (deutsch
von San Marte, Halle 1864).
Nach 1150 ist mit der walisischen Artussage der Sagenkreis des heiligen Gral (s. d.) und seines Königtums vereinigt, dessen
Ursprung und Ausbildung nach Spanien und Südfrankreich hinweisen. Gleichzeitig treten auch noch andre
fremdartige Bestandteile in die Artussage ein. Bisher war die Hofhaltung Artus' nach dem Charakter eines einfachen walisischen
Fürstenhofs eingerichtet gewesen; nach dem Hinzukommen der Sagen vom Gral, auf welche die christlichen Orden,
[* 28] besonders der
Orden der Tempelherren, entschiedenen Einfluß gehabt haben, wird die alte Haustafel zur Tafelrunde, dem
Mittelpunkt der glänzenden Hoftage, die Artus an den Pfingstfesten zu halten pflegte, und nimmt die Gestalt einer
Ordensverfassung an. Dadurch aber, daß die Tafel mit der Abendmahlstafel, an welcher der Herr mit seinen Jüngern gesessen,
in Beziehung gebracht wird, verbinden sich dunkle Mystik und geheimnisvolle Allegorie damit. In diesem
Zustand überliefern die Artussage unter vielen andern die jüngern walisischen Romane: »Merlin«, »Brut d'Angleterre«, »MorteArthur«, von denen den erstern Fr. Schlegel deutsch bearbeitet hat.
AndreElemente, die durch die VerbindungEnglands mit Frankreich in den Cyklus des Artus eintraten, sind die Geschichte
des Zauberers Klinsor, die auf Süditalien
[* 29] zurückführt und mit Vergil zusammenhängt, die des Priesters Johannes, deren
Ursprung in Hochasien zu suchen ist, endlich die Lohengrins und die Schwanensage, die der niederrheinischen Sagenwelt angehören.
Ebenso wichtig aber wie dieses Zuströmen von stoffartigen Elementen war für Wales und Bretagne die reiche
poetische Anschauung des Lebens überhaupt, die von Nordfrankreich aus dorthin sich verbreitete.
In der walisischen Dichtung war es bisher die That an sich, welche die Helden zur Bewegung trieb; selten wurden sie durch ein
moralisches, religiöses oder ein andres geistiges Motiv dazu bestimmt. Erst der ritterliche französische Geist bringt
jene romantischen Elemente in das Epos, das dadurch nicht nur die tote Äußerlichkeit im Thun und Treiben der Helden verliert,
sondern auch seitdem anfängt, geistige Individualitäten und mehr durchgeführte Charaktere zu zeigen. Artus selbst wird nun
zum glänzenden Repräsentanten aller ritterlichen Tugenden und sein Hof
[* 30] zum Sitz des reichsten höfischen
Lebens erhoben. Seine Kampfgenossen sind die herrlichsten Muster ritterlicher Kourtoisie und Galanterie. Anderseits wurde von
welschen Dichtern (etwa im 12. Jahrh.) ins Mythische und Mystische gezogen (vgl. San Marte, Beiträge zur bretonischen und
keltisch-germanischen Heldensage, Quedlinb. 1847) und in der Volkssage und dem Volksglauben durch seinen Namen (arth-ur, der
»große
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