und werden dann, nach ihrer Beförderung zum Offizier, zum Besuch der Artillerieschule kommandiert (Kursus ein Jahr), worauf
sie nach bestandenem Examen zu Artillerieoffizieren ernannt werden. Der Unterricht für Feld- und Fußartillerie ist getrennt. 25 Schüler
können auf 9 weitere Monate zum Besuch der Selekta zugelassen werden. Österreich: Höherer Artilleriekurs in
Wien soll besonders befähigte Offiziere dieser Waffe in ihrer Ausbildung vervollkommnen.
Frankreich: In den 19 Artillerieschulen (jede der 19 Artilleriebrigaden hat eine) werden die Offiziere ausgebildet. Ein Teil derselben erhält
in der École d'application de l'artillerie et du génie zu Fontainebleau (bis 1870 in Metz) in zweijährigem Kursus fachliche
Fortbildung. England hat eine Artillerieschule in obigem Sinne nicht. Die auf der Militärakademie zu Woolwich
ausgebildeten Offiziere besuchen ein halbes Jahr die Artillerieschießschule zu Shoeburyneß. Rußland: Michael-Artillerieakademie
zu Petersburg mit zweijährigem Kursus.
Italien: Militärakademie zu Turin, Kursus dreijährig, daran anschließend die Applikationsschule für Artillerie und Genie mit
zweijährigem Kursus. Spanien hat eine Schule zur Heranbildung von Artillerieoffizieren, die nicht aus den
Unteroffizieren hervorgingen, in Segovia, für Genie in Guadalajara; die Türkei hat eine Artillerie und Ingenieurschule in Konstantinopel.
Die ersten Artillerieschulen errichtete Venedig zu Anfang des 16. Jahrh. In diesen Anstalten erlernten die angehenden Artilleristen
die Rechenkunst, die Geometrie, das Modellieren und Zeichnen der Geschütze und Festungswerke, die Verfertigung
der Ladeschaufeln, den Gebrauch der Instrumente zum Richten, das Probieren der neugegossenen Geschütze, die Verfertigung der
Kunstfeuer, den Batteriebau, die Anlegung der Minen etc.; besonders aber wurden sie im Zielschießen mit den verschiedenen
Arten Geschützen geübt.
Nach dem Muster dieser Schulen errichtete Karl V. ähnliche zu Burgos in Spanien und in Sizilien; in Deutschland
dauerte aber der alte Brauch fort, die Artillerie zunftmäßig für Geld zu lehren und zu treiben, wobei besonders die Feuerwerkerei
hervorgehoben ward, die selbst Fürsten zu ihrem Zeitvertreib ausübten. In Frankreich wurde 1675 zu Montesson, unweit Paris,
eine Übungsschule im Schießen und Werfen angelegt, die 1679 durch Ludwig XIV. zu einer wirklichen theoretischen
Artillerieschule in Douai umgestaltet wurde. Sachsen bekam 1766 eine Artillerieschule.
L.
(Brotbaum, Brotfruchtbaum), Gattung aus der Familie der Urtikaceen, Bäume mit meist fiederspaltigen, handförmigen
oder buchtig eingeschnittenen Blättern und zweihäusigen Blüten, von denen die männlichen Kätzchen
bilden, während die weiblichen gedrängt auf einem fleischigen Kolben stehen, welcher zu einer kugeligen, höckerigen Frucht
auswächst, die bei manchen Kulturvarietäten samenlos ist. Etwa 30 tropische Arten.
Artocarpus incisa L. fil. (gemeiner Brotfruchtbaum,
s. Tafel »Nahrungspflanzen«),
ein 12-18 m hoher Baum mit eingeschnittenen Blättern, auf den Südseeinseln,
besonders auf Tahiti, heimisch, von wo er im vorigen Jahrhundert nach Westindien und Südamerika verpflanzt ward, enthält sehr
zähen, fadenziehenden Milchsaft und trägt ovale, 40 cm lange und 24 cm dicke, fleischige Früchte. Diese enthalten vor der Reife
ein weißes, mehliges Mark und bilden in diesem Zustand für die Südseeinsulaner das vorzüglichste Nahrungsmittel.
Sie werden geschält, in Blätter gewickelt, auf heißen Steinen gebacken und besitzen dann einen den Bananen ähnlichen Geschmack.
Drei Bäume sind im stande, einen Menschen jahraus jahrein zu ernähren, denn während der drei Monate, wo der Baum keine Früchte
hat, leben die Insulaner großenteils von der eingemachten Frucht. Die völlig reife Frucht mit breiigem,
gelbem Mark schmeckt unangenehm. Die öligen Kerne sind dagegen genießbar. Auf Martinique, Réunion, in Guayana und Brasilien
bereitet man aus den Früchten Stärkemehl. Die Milch der Rinde gibt Vogelleim, auch kann daraus Kautschuk gewonnen werden.
Das gelbe, schwammige Holz dient als Bauholz. Aus dem Bast junger Zweige des Baumes fertigen die Insulaner
Kleider. Artocarpus integrifolia L., fil. (indischer Brotbaum) trägt an den dicken Ästen und am Stamm bisweilen bis zur Erde herabhängende,
5-12½ kg schwere Früchte, Jaka genannt, welche auch im reifen Zustand genießbar sind. Auf Ceylon dienen
sie einen großen Teil des Jahrs über als Nahrung. Man ißt sie roh, gekocht oder in Palmöl gebraten; aus dem getrockneten
Mehl des Fleisches bäckt man Kuchen. Der indische Brotbaum liefert auch Kautschuk und ein Harz, welches als Dammar selo in den
Handel kommt. Der Absud der Wurzel wird gegen Durchfall, das harte Holz (Jakholz, Jacqueiraholz) wie Mahagoni
angewendet; die Rinde dient zum Gerben und Färben. Das Vaterland dieser Art ist Ostindien.
Artocarpus pubescens Willd. ist ein ansehnlicher
Baum in Ostindien, dessen Holz sehr hart, inwendig rötlich ist. Die Frucht ist faustgroß, weichstachlig, dem Stechapfel ähnlich,
sehr wohlschmeckend; aber ihr übermäßiger Genuß bewirkt leicht Durchfall, wogegen jedoch die Wurzel
und Rinde des Baumes selbst die sichersten Heilmittel sind. Das Holz wird zu Kisten und Kähnen verwendet. Die beiden ersten Arten
sind Zierden hoher und großer Warmhäuser.
Vgl. Forster, Geschichte und Beschreibung des Brotbaumes (Kassel 1784).
(spr. artoa, deutsch Atrecht), alte Grafschaft im nordwestlichen Frankreich, bildete mit
der Picardie eins der alten Gouvernements und gehört jetzt größtenteils zum Departement Pas de Calais (s. d.). Die Bewohner,
gleichsam ein Übergang von den lebhhaften Picarden zu den gemessenern Vlämen, sind fest und arbeitsam, eifersüchtig auf
ihre politischen Rechte wie vorzeiten auf die Privilegien ihrer Stände und eifrige Katholiken. Die Hauptstadt
des Landes ist Arras. Artois, das Land der Atrebaten, wurde erst von den Römern, im 5. Jahrh. von den
mehr
Franken erobert und kam durch die Heirat von Karl des Kahlen Tochter Judith mit dem Grafen Balduin Eisenarm 863 an Flandern. Philipp,
Graf von Flandern, gab Artois 1180 seiner Nichte Isabella von Hennegau, der Gattin Philipps II. August von Frankreich, zur Mitgift. Im
J. 1237 erhob Ludwig IX. Artois zu einer Grafschaft für seinen jüngern Bruder, Robert. Später kam Artois durch
Heirat an das Herzogtum Burgund. Nach dem Tod Karls des Kühnen (1477) nahm Ludwig XI. von Frankreich auch in Anspruch und erhielt
es im Frieden von Arras (1482) zugesprochen.
Allein im Frieden zu Senlis (1493) fiel Artois nebst der übrigen Mitgift Margaretas von Österreich (Tochter
Kaiser Maximilians) an Österreich. Von da an teilte Artois die Schicksale der österreichisch-spanischen Niederlande. Im Frieden von
Madrid (1526) und in dem zu Cambrai (1529) leistete Franz I. Verzicht auf Flandern und Artois und ebenso Heinrich II. im Frieden zu
Câteau-Cambresis (1559). Während des Dreißigjährigen Kriegs bemächtigte sich indes Frankreich mehrerer
Plätze in Artois, namentlich der Hauptstadt Arras, und im Pyrenäischen Frieden (1659) mußte Spanien fast ganz Artois an Frankreich abtreten.
In der Folge ward durch die Friedensschlüsse von Nimwegen, Ryswyk und Utrecht Frankreich der Besitz der ganzen Grafschaft Artois bestätigt
und dieselbe mit der Picardie zu einem Generalgouvernement vereinigt. Ludwig XV. verlieh seinem dritten
Enkel, Karl Philipp, den Titel eines Grafen von den derselbe bis zu seiner Thronbesteigung als Karl X. (1824) führte.