der
Annahme einer in dem vorstehend erläuterten
Sinn jede Untersuchung über das Zustandekommen des pflanzlichen und tierischen
Formenreichtums ausgeschlossen wird, weil die dem
Begriff der Art anhaftenden Merkmale des Erschaffenseins und der Unveränderlichkeit
selbst jeden
Versuch einer
Erklärung unmöglich machen, so konnte sich die
Wissenschaft auf die
Länge nicht
bei jenem dogmatischen
Satz beruhigen. Sie fing an, einerseits die Gültigkeit desselben zu bezweifeln und die
Belege für
die etwa nachzuweisende Veränderlichkeit zu sammeln, anderseits
Versuche zu machen, den Ursprung der jetzt lebenden
Pflanzen
und
Tiere irgendwie zu erklären.
Näheres hierüber s. unter
Darwinismus.
Falsch ist übrigens die vielfach verbreitete
Ansicht, als ob nach
den neuen
Anschauungen von
Arten im naturhistorischen
Sinn, d. h. von einer
Klasse in bestimmten wesentlichen
Charakteren übereinstimmender
Individuen, nicht mehr die
Rede sein könne; die
Systematik kann ohne eine solche Klassifikationsstufe gar nicht auskommen,
und die Benennung jedes lebenden
Wesens mit einem vorangehenden, die höhereKlasse
(Gattung) bezeichnenden
Hauptnamen und einem darauf folgenden Artnamen hat erst eine Übersicht der unübersehbaren
Menge von Lebewesen ermöglicht.
Nur der
Begriff der naturwissenschaftlichen Art hat gewechselt.
In der
Mineralogie muß der
Begriff der Art insofern eine Einschränkung erleiden, als hier von einer genetischen
Verwandtschaft,
von selbständiger
Zeugung etc. keineRede sein kann. Von dem
Begriff des
Minerals (s. d.) ausgehend, rechnet
man alle diejenigen festen und tropfbarflüssigen anorganischen Naturkörper zu einer
Spezies, welche in den wesentlichsten
Eigenschaften miteinander übereinstimmen. Als wesentlichste
Eigenschaften gelten vor allen die Kristallform mit der zugehörigen
Molekularstruktur, Lichtbrechung, Dichte,
Härte etc. und die chemische
Zusammensetzung; sofern aber Kristallform
und chemische
Zusammensetzung nicht unlösbar miteinander verbunden erscheinen, wird jeder dieser
Eigenschaften eine zur Abgrenzung
der
Spezies genügende Selbständigkeit zuerkannt.
Als gleich oder relativ gleich in der Kristallform werden alle diejenigen
Mineralien
[* 2] angesehen, welche eine Kristallreihe
bilden, d. h. in allen
Formen auf dieselben Achsenverhältnisse zurückgeführt werden können, PolymorpheKörper
(s.
Polymorphismus), wie
Kalkspat
[* 3] und
Aragonit,
[* 4]
Rutil,
[* 5]
Anatas und
Brookit, sind also ebenso viele selbständige
Spezies.
AmorpheVerbindungen sind von den kristallisierten ebenfalls als besondere
Spezies abzuscheiden, doch ist der Amorphismus zuweilen
nur ein scheinbarer, wie beim
Chalcedon, oder er ist doch schwierig mit
Bestimmtheit nachzuweisen, wie bei den formlosen
Körnern der gediegenen
Metalle.
2) Stadt auf der span.
InselMajorca, unfern der Ostküste derselben, mit
Seidenzucht und (1878) 5143 Einw.
In denBergen
[* 12] nördlich
von Arta finden sich merkwürdige cyklopische Steinbauten, alte
Gräber, großartige Tropfsteingrotten und ein Bergkristallbruch.
(armen. Artaschat), ehemalige Hauptstadt von Großarmenien, auf einer vom
Araxes gebildeten
Halbinsel, sehr
groß und fest, ward vom König
Artaxias I. um 180
v. Chr. erbaut, von
NerosFeldherrnCorbulo 50
n. Chr. zerstört,
worauf in der
Nähe eine neue Hauptstadt,
Valarschapat (beim heutigen
Etschmiadsin), erbaut wurde, welche bis ins 5. Jahrh.
existierte.
(altpers. Artachschatra, hebr. Artachschasta, neupers. Ardeschir), pers.
Königsname, s. v. w. großer
Krieger oder König. Bemerkenswert sind:
1) Artaxerxes I., Longimanus (Makrocheir, »Langhand«),
Artaxias - Artemidoros
* 17 Seite 1.878.
Sohn des
Xerxes und der Amestris, folgte diesem nach Ermordung
seines ältern
Bruders,
Dareios, 465
v. Chr. Er war ein milder, aber schwacher Herrscher und ließ sich ganz von seiner
Mutter
und seiner
Schwester Amytis leiten. Bei Beginn seiner
Regierung hatte er in
Baktrien und in
Ägypten
[* 16]
¶
mehr
mit Unruhen zu kämpfen. In Ägypten wurde der Aufstand des Inaros trotz der athenischen Hilfe unterdrückt. Gegen die Athener
erlitt seine Flotte bei Kypros 449 eine Niederlage, und Artaxerxes verzichtete nun darauf, die kleinasiatischen Griechen wieder zu unterwerfen.
Eine Empörung des syrischen Satrapen Megabyzos wurde gedämpft. Überhaupt gelang es Artaxerxes, die Ruhe und
Ordnung im Reich vollständig wiederherzustellen, die Finanzen zu regeln und viele Mißbräuche abzuschaffen. Er starb 425. Ihm
folgte ein Sohn Xerxes II. Unter Artaxerxes führte Esra seine Kolonie nach Palästina
[* 18] und wirkte Nehemia zu Jerusalem.
[* 19]
2) Artaxerxes II., Mnemon (der »Gedächtnisstarke«),
Die fortdauernde Uneinigkeit der Griechen sicherte Artaxerxes vor weitern Angriffen durch diese, und der Antalkidische Friede (387)
gab ihm die Herrschaft über die kleinasiatischen Griechen zurück, während im Innern des Reichs die
Zerrüttung mehr und mehr zunahm. Um Thronstreitigkeiten unter seinen Söhnen vorzubeugen, nahm Artaxerxes gegen das Ende seiner Regierung
den Dareios, den ältesten der drei Söhne aus gesetzmäßiger Ehe, zum Mitregenten an; allein dieser verschwor sich wider das
Leben des Vaters, der ihm die jüngere Aspasia, seine Geliebte, entriß, und wurde hingerichtet. Von den
übrigen Söhnen wünschten die Perser den sanften und freundlichen Ariaspes als König, während Artaxerxes selbst den Arsames bevorzugte;
beide wurden jedoch durch die Bosheit des herrschsüchtigen Ochos aus dem Wege geräumt. Im Schmerz darüber starb der 94jährige
Artaxerxes 361.
3) Artaxerxes III., Ochos (pers. Vahuka, der »Wagenfahrer«),
natürlicher Sohn und seit 361 v. Chr. Nachfolger des vorigen, besiegte den aufständischen SatrapenArtabazos und zerstörte
Sidon. In Ägypten focht sein FeldherrMentor (350) so siegreich, daß König Nektanebis II. mit seinen Schätzen nach Äthiopien
floh. Das Land wurde furchtbar gezüchtigt. Während Artaxerxes üppig schwelgte, bekämpfte Mentor die übrigen Feinde
des in Kleinasien so erfolgreich, daß das Perserreich zu einer Macht gelangte, wie sie seit Kambyses und Dareios Hystaspis
nicht mehr gesehen worden war. Um sich vor dem makedonischen König Philipp zu sichern, unterstützte Artaxerxes 341 Perinthos, starb
aber 338 durch Gift, das ihm der Eunuch Bagoas beibringen ließ. Auf Artaxerxes folgte sein jüngster Sohn, Arses,
der 336 ebenfalls ermordet wurde.
4) Artaxerxes IV. (Ardeschir), Babegan, Gründer des neupers. Reichs und der Sassanidendynastie, Sohn Papeks (daher Babegan), eines
Persers, der sich zum unabhängigen Fürsten von Persien
[* 20] gemacht, empörte sich gegen den arsakidischen Herrscher des Partherreichs,
Artabanos IV., besiegte diesen in drei Schlachten,
[* 21] tötete ihn und setzte 226 n. Chr. sich selbst die Krone
auf, indem er sich für einen Nachkommen der Achämeniden ausgab und das altpersische Wesen herstellte.
Sofort bekriegte er die Armenier und Meder, forderte dann von den Römern die Räumung aller ehemals zum Perserreich gehörigen
Provinzen und bedrohte Syrien und Mesopotamien. Im J. 234 zog ihm der KaiserAlexanderSeverus entgegen, mußte
sich aber mit großem Verlust über
Armenien und den Euphrat zurückziehen. Indessen fühlte sich auch Artaxerxes so geschwächt, daß
er, weitere Eroberungen aufgebend, sein Heer entließ und bis zu seinem Tod (240 oder 241) sich ruhig verhielt.
Durch ihn wurde die Zoroastrische Religion wiederhergestellt und im Umfang des Reichs zur alleinherrschenden erhoben.