(Arnhem), Hauptstadt der niederländ.
ProvinzGeldern, in schöner Umgebung am Südabhang der Hügelkette der
Veluwe und am
Rhein, von dem sich 2 km oberhalb die
Yssel absondert,
Station der
Niederländischen Rheinbahn,
von welcher hier
Linien nach Zütphen und
Nimwegen
[* 5] abzweigen. Unter den Gebäuden sind bemerkenswert: die
Groote Kerk (mit dem
prächtigen
Grabmal des
HerzogsKarl von
Egmont), der Prinzenhof, wo vorzeiten die
Herzöge von
Geldern residierten, das
Rathaus
(wegen seiner
Verzierungen »Teufelshaus« genannt), die neue
Kaserne etc. Arnheim zählt (1884) 44,436 Einw.,
darunter zahlreiche
Ostindien-Rentiers (Sücker-Lords), die sich neuerdings nach Arnheim zurückzuziehen lieben.
An der Nordostküste
liegt die Arnhemsbai, welche ebenso wie Arnhemsland nach dem holländischen Seefahrer Arnhem benannt wurde, der 1623 diesen
Teil der
NordküsteAustraliens entdeckte.
auf
Wiesen der süd-
und mitteleuropäischen
Gebirge, in Norddeutschland in der
Ebene, auch auf
Labrador, besitzt einen schief in der
Erde liegenden,
meist einfachen
Wurzelstock, einen einfachen
Stengel mit wenigen länglich-eiförmigen, ganzrandigen Blättern und oft an 5
cm
im
Durchmesser haltenden, dunkel goldgelben
Blütenkörbchen. Die
Wurzel
[* 17] riecht schwach aromatisch, schmeckt
anhaltend scharf gewürzhaft, etwas bitterlich; sie enthält
Gerbstoff,
Harz,
Fett, gelbliches ätherisches
Öl und Arnicin.
Die
Blüten, welche eigentümlich, schwach, nicht unangenehm riechen, enthalten neben Arnicin ein besonderes kamillenartig
riechendes ätherisches
Öl. Die Arnica scheint als Volksmittel seit langem in
Gebrauch zu sein, zu allgemeiner medizinischer Anwendung
kam sie aber erst im vorigen
Jahrhundert; sie genoß einen außerordentlichen
Ruf, geriet aber sehr bald
wieder in Vergessenheit. Arnikatinktur, als Volksheilmittel durch Auspressen der ganzen blühenden
Pflanze und Mischen des
Saftes mit
Spiritus,
[* 18] in den
Apotheken durch achttägiges
Digerieren von 1 Teil
Blüten mit 10 Teilen
Spiritus gewonnen, wird zu
Umschlägen bei Blutextravasaten und
Quetschungen sowie als Wundheilmittel sehr gerühmt.
wendete sich aber bald
ausschließlich der poetischen Produktion zu, ließ sich nach mehrfachen Reisen 1806 in Heidelberg nieder, wo er, mit KlemensBrentano eng befreundet, die »Zeitung für Einsiedler« (deren Titel dann poetischer in »Trost-Einsamkeit« umgewandelt ward; neu
herausgeg. von Pfaff, Heidelberg 1883) herausgab und mit Brentano jene vielberufene Sammlung der ältern
deutschen Volkslieder: »Des Knaben Wunderhorn« (das. 1808-19, 3 Bde.;
einen vierten Band
[* 40] gab Erck 1853 aus Arnims Nachlaß heraus; neueste Ausgabe des Werks von Birlinger und Crecelius, Wiesb. 1873)
veranstaltete, deren Verdienst es bleibt, zuerst wieder die vergessenen Schätze der deutschen Volkslyrik erschlossen zu haben.
Inzwischen war Arnim mit selbständigen Arbeiten hervorgetreten und entfaltete bald eine nimmer rastende Schöpfungslust. Die
anonym erschienenen Jugendromane: »Hollins Liebeleben« (Götting. 1802) und »ArielsOffenbarungen« (das. 1804) zeigten schon
die reiche Phantasie und phantastische Willkür, welche den begabten Dichter nie verlassen sollten. Die Novellensammlung »Der
Wintergarten« (Berl. 1809) erneuerte vergessene Erzählungen; höher stand der Roman »Armut, Reichtum, Schuld
und Buße der Gräfin Dolores. Eine wahre Geschichte, zur lehrreichen Unterhaltung armer Fräulein aufgeschrieben« (das. 1810, 2 Bde.).
Er schilderte zwar nicht ohne phantastisches und selbst gespenstisch-spukhaftes Beiwerk, aber im ganzen mit lebendigen Meisterzügen
und echt dichterischer Stimmung die Geschicke einer edlen, aber wilden, heißblütigen Frauennatur, die,
aus tiefster Armut zu glänzenden Verhältnissen erhoben, von der neuen Welt des Scheins überwältigt, zu einer Untreue gegen
ihren Gemahl verleitet wird, welche sie tief und bitter zu büßen hat.
Obwohl ihr der Gemahl vergibt, sich mit ihr aussöhnt und ferner in glücklicher, kindergesegneter Ehe
mit ihr lebt, so nagt der Wurm
[* 41] der schlimmen Erinnerung an ihr, und da sie durch ein Mißverständnis wähnt, daß ihr Gemahl
ihr untreu sei, und sie das Recht verloren hat, ihm darum zu zürnen, so erliegt sie dem nagenden stillen Kummer, erst im Tod
zur Klarheit und innerlichen Versöhnung gelangend. Im Jahr 1811 verheiratete sich Arnim mit BrentanosSchwesterElisabeth (Bettina), lebte von da an teils in Berlin, teils auf seinem Gut Wiepersdorf in der Mark, ununterbrochen poetisch thätig,
überdies durch eine anziehende, im besten Sinn ritterliche Persönlichkeit hoch ausgezeichnet.
Sein wunderliches Drama »Halle und Jerusalem.
[* 42] Studentenspiel und Pilgerabenteuer« (Heidelberg 1811) war für
das als geistreich erachtete willkürliche Ineinanderschieben der verschiedensten poetischen Elemente und Motive, für die
völlige Auflösung jeder künstlerischen Form vielleicht die charakteristischte Probe der gesamten romantischen Dramatik.
Auch die in seiner »Schaubühne« (Berlin 1813) vereinigten
Dramen schwanken zwischen dem Ton des Ernstes und dem toller, phantastischer
Puppenspiele in einer Weise, welche den rechten Eindruck gefährdet. Viel glücklicher war Arnim als Erzähler, wo alle tüchtigen
Eigenschaften seines Wesens: die kernige Gestaltungskraft, der übersprudelnde Humor und die tiefe, innige Empfindung, von der
abspringenden Laune und der Vorliebe für das Barocke minder beeinträchtigt werden. Unter seinen Erzählungen, die teils
einzeln in Taschenbüchern, teils gesammelt unter den Titeln: »VierNovellen« (Berl. 1811),
»Landhausleben« (Leipz. 1826) und
»SechsErzählungen« (Berl. 1835) erschienen, finden sich Meisterstücke, wie: »Isabella von Ägypten«,
[* 43] »Der tolle Invalid auf
FortRatonneau«, »Die drei liebreichen Schwestern und der glückliche Färber«, »Die Kirchenordnung«, »Die Majoratsherren«, »Fürst
Ganzgott und Sänger Halbgott« u. a. Seine Hauptschöpfung sollte der historische Roman »Die Kronenwächter«
werden, dessen erster Teil noch den Titel: »Bertholds erstes und zweites Leben« (Berl. 1817) führte, während ein zweiter,
unfertiger Teil erst aus Arnims Nachlaß hervortrat.
»Die Kronenwächter« sind ein historischer Roman von großartiger Anlage und mächtiger Ausführung; die historischen Studien
haben sich in Fleisch und Blut rein poetischer, selbständiger Erfindung gewandelt; die bedeutende Zeit, der übergang vom Mittelalter
zur Neuzeit (Beginn des 16. Jahrh.), ist lebensvoll und farbenreich geschildert, und die ausgeführten
Episoden sind voll Wärme
[* 44] und Heimatszauber, so daß die Nichtvollendung dieses Werks zu beklagen bleibt. Arnim starb in
Wiepersdorf. Seine »Sämtlichen Werke« mit einer Vorrede von W. Grimm (Berl. 1839-46, 19 Bde.;
1853-56, 22 Bde.) fanden nur ungenügende Verbreitung; bessere
wurde den »Ausgewählten Novellen und Erzählungen« (das. 1853, 3 Bde.)
zu teil.
Nach dem Tode der Günderode trat sie mit GoethesMutter in ein enges Freundschaftsverhältnis und faßte zu Goethe selbst, den
sie 1807 persönlich kennen lernte, nachdem sie schon vorher in Briefwechsel mit ihm gestanden hatte, eine Neigung, die der
Dichter zwar freundlich duldete, jedoch nicht erwiderte. Nach ihrer Verheiratung (1811) lebte sie, nachdem sie mit Goethe
vollständig gebrochen, teils in Berlin, teils zu Wiepersdorf, dem Gut ihres Gatten. Erst nach dessen Tode trat sie als Schriftstellerin
auf; dabei faßte sie lebhaftes Interesse für die sozial-politischen Zeiterscheinungen, gab sich in Berlin
mit großem Eifer der Sorge für Arme und Kranke hin und nahm an den Hoffnungen und Erregungen des Jahrs 1848 einen Anteil, der
ihr in den höhern Kreisen sehr schadete. Sie starb in Berlin. Man hat Bettina mit Recht die »Sibylle der romantischen
Litteraturperiode« genannt Ihre Werke sind Phantasien, geniale Improvisationen, in einem schwunghaften und
blütenreichen, oft auch verworren stammelnden und pythisch-dunkeln Stil abgefaßt. So das bekannte Buch »Goethes Briefwechsel
mit einem Kind« (Berl. 1835, 3 Bde.),
das
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