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Alpenpflanzen bekleidet. Besonders bemerkenswert sind darunter mehrere Pyrethrum-Arten, aus denen das sogen. kaukasische Insektenpulver fabriziert wird, das, wie auch Galläpfel, einen ansehnlichen Handelsartikel bildet. Obstbäume und Wein kommen nur in absolut niedrig gelegenen Strichen fort, z. B. bei Eriwan; die höhern Gegenden sind Weideländer oder auch zum Anbau des Getreides tauglich, wie denn der Weizen bei Erzerum noch in 1900 m Höhe ansehnliche Ernten gibt.
Von der Tierwelt ist in Armenien besonders das Geflügel (Wachteln, rote Gänse oder Enten, [* 2] Fasanen, Tauben, [* 3] Störche und Kraniche) sehr reich vertreten. Von Vierfüßlern finden sich zahlreich Bären, Luchse, Lemminge und mehrere Murmeltierarten; ferner Springmäuse und auf den höchsten Höhen das wilde Schaf [* 4] (Ovis gemelii). Füchse, graue Biber, Dachse und Wölfe zeigen sich gelegentlich. Als Haustiere spielen Büffel und Rindvieh, Pferde, [* 5] Esel und Kamele, [* 6] Schafe, [* 7] Ziegen und Hunde [* 8] die Hauptrolle.
Im klassischen Altertum unterschied man Großarmenien (Armenia major), die große Osthälfte des Landes, die östlich an Medien und an das Kaspische Meer, südlich an Mesopotamien und Assyrien grenzte, und Kleinarmenien (Armenia minor), das den kleinern Gebietsteil westlich vom Euphrat umfaßte. Gegenwärtig ist Armenien unter die oben genannten Mächte geteilt. Das türkische Armenien umfaßt außer dem alten Kleinarmenien den westlichen Hauptteil von Großarmenien und zwar die Wilajets Wan, Bitlis, Darsim, Erzerum sowie Teile der Wilajets Diarbekr und Charput (nach der Einteilung vom Jahr 1300 der Hedschra).
Hauptstädte sind hier Erzerum, Wan, Bitlis, Musch etc. Das russische Armenien (früher im Besitz der Perser) begreift den nordöstlichen Teil des alten Großarmenien und wird der Hauptmasse nach von den Flüssen Kur und Araxes umschlossen; es bildet die jetzigen Gouvernements Eriwan, Jelissawetpol und Kars sowie Teile des Gouvernements Tiflis. Die bedeutendsten Städte sind: Tiflis, Kars und Eriwan;
außerdem Gümri (Alexandropol), Jelissawetpol, Nachitschewan, Schuscha u. a. In diesem Teil des Landes liegen auch die drei alten hochberühmten Klöster: Etschmiadsin, Sitz des Patriarchen von Armenien, Haghpad und Sanahine.
Der persische Teil von Armenien umfaßt die südöstlichste Ecke des alten Großarmenien und gehört zur Provinz Aserbeidschân.
Die Armenier sind von hoher Statur, brünett und von bedeutender Intelligenz und besitzen aus der Zeit ihrer politischen Selbständigkeit eine reiche Litteratur. Ebenso haben sie die Lehren [* 9] der christlichen Religion, die bereits im 2. Jahrh. zu ihnen kam, in eigentümlicher Weise aufgefaßt und entwickelt und sich in neuerer Zeit auch der evangelischen Lehre [* 10] zugänglich gezeigt (s. Armenische Kirche). Sie werden im allgemeinen als verständig, friedliebend, mildthätig, arbeitsam und enthaltsam geschildert; besonders aber zeichnen sie sich durch ihr Geschick zu kaufmännischen Geschäften aller Art aus, womit freilich auch jene Fehler verknüpft sind, welche Handelsvölkern eigen zu sein pflegen. In Zusammenhang damit steht als ein Hauptcharakterzug ihres Wesens die Neigung, sich von ihrer Heimat nach allen Seiten hin zu verbreiten.
Daher kommt es, daß die Armenier schon seit langem nur noch einen Bruchteil der Bevölkerung [* 11] des Hochlandes bilden, während man sie zerstreut in fast allen türkischen Provinzen, in Rußland, Persien [* 12] und Indien, in den großen Handelsstädten des Mittelmeers [* 13] und des österreichischen Kaiserstaats bis nach Westeuropa findet, wo sie als Geldwechsler, Bankiers, Kaufherren und hausierende Krämer oder auch als Handwerker und Lastträger ihren Erwerb suchen. Aber trotz der weiten Zerstreuung, in der die Armenier leben, bilden sie überall geschlossene Gemeinwesen, welche ihre nationale Eigentümlichkeit zu behaupten wissen.
Man schätzt ihre Zahl in Armenien selbst auf höchstens 1 Mill., in Persien und den angrenzenden Gebieten auf 100,000, in der europäischen Türkei [* 14] auf 400,000, in Rußland auf ½ Mill., in Indien auf 5000, in Afrika [* 15] auf ebensoviel, in Siebenbürgen, Ungarn [* 16] und Galizien auf 16,000, im übrigen Europa [* 17] auf 1000. Die Kopfzahl des gesamten Volks dürfte 2½ Mill. kaum erreichen. In ihrem Heimatsland sind die Armenier meist Hirten und Ackerbauer geblieben. Ihre Kleidung gleicht der der Türken, nur daß sie statt des Turbans als Kopfbedeckung eine hohe, gerade aufstehende Pelzmütze tragen.
Die Frauen dürfen sich öffentlich nur verhüllt zeigen. Heiraten werden von den Eltern durch Vertrag abgeschlossen, ohne daß die Beteiligten irgendwie befragt werden, und die Ehe vermag nur der Tod zu lösen; im übrigen gilt die Frau nicht als Gefährtin des Gatten, sondern als bloße Magd. Um die Hebung [* 18] der geistigen Bildung des Volks, das im allgemeinen noch auf einer tiefen Stufe steht, haben sich in neuester Zeit evangelische Missionäre aus Nordamerika [* 19] verdient gemacht.
Von den Anstalten derselben abgesehen, gibt es in Armenien nur sehr wenige Schulen. Sprache [* 20] und Litteratur pflegt am erfolgreichsten die Kongregation der Mechitaristen (s. d.). Außer den eigentlichen Armeniern wohnen im Land als eingewanderte Völkerschaften die herrschenden Türken, zumeist mit Ackerbau beschäftigt, nomadisierende Kurden, im südöstlichen Teil des Landes tatarische Stämme, Nestorianer, welche einen syrischen Dialekt sprechen und zumeist die Gebirge an der Grenze von Persien bewohnen, Georgier und Lasen im N. sowie zerstreut Griechen, Juden, Zigeuner.
Die Wohnungen sind mit Rücksicht auf den langen und harten Winter angelegt und haben (in den Städten) möglichst wenige Öffnungen. Die Dörfer bestehen aus Lehmhütten, häufiger aber noch aus unterirdischen Wohnungen, die sich im Winter bei hoch liegendem Schnee [* 21] nur durch den aufsteigenden Rauch bemerklich machen. Unmittelbar neben dem Wohngemach befindet sich der Stall und unter der Dachluke der Tandur, ein ca. 1 m tiefes Loch im Boden, das zur Erwärmung des Raumes und zur Brotbereitung dient.
Während der zahlreichen Fasttage begnügt sich der gemeine Mann mit Brot [* 22] und einem Stück Zwiebel oder mit Obst, Reis und Bohnen. Der Ackerbau erzeugt in den bergigen Strichen Weizen, Gerste, [* 23] Spelz und Flachs, auf den Ebenen Reis, Baumwolle, [* 24] Tabak, [* 25] Sesam, hier und da Hirse; [* 26] im allgemeinen aber ist er unbedeutend. In den Ebenen wird auch Seiden- und Bienenzucht [* 27] fleißig betrieben. Die Tataren und Armenier lieben die Jagd auf wilde Ziegen, Bergschafe und Bären. Industrie ist unbedeutend. Die Frauen, seltener die Männer, weben Teppiche, seidene und wollene Zeuge, Strümpfe, Pferdedecken, Shawls etc., namentlich aber Tressen, wozu man die Gold- und Silberfäden meist aus Rußland erhält.
Geschichte.
Die Armenier nannten sich selbst Haikh (»Herren«),
daher ihr Land persisch Hajastan hieß, während der Name von den Medern herrührt, die ¶
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diesen Namen eines einzelnen ihnen benachbarten Stammes auf das ganze Land übertrugen. In der Bibel [* 29] wird Armenien Thogarma genannt. Die armenische Überlieferung verbindet diese drei Namen, indem sie als Stammvater oder Archegeten des Volks Haik, Sohn des Thorgom, nennt und nach diesem seinen Sohn Armenak ersten König des Landes Ararat sein läßt. Die Armenier gehörten zum arischen oder indogermanischen Völkerstamm und bildeten in dem von ihnen unterworfenen Land einen kriegerischen Lehnsadel, der eine Menge kleinerer Lehnsfürstentümer bildete; neben ihm gab es nur leibeigne Bauern. Im Norden [* 30] behauptete sich unter der Herrschaft der Armenier die iberische, im Süden die kurdische und syrische Bevölkerung.
Die Armenier standen unter nationalen Königen, welche aber schon früh die Oberhoheit des assyrischen, dann (seit 620 v. Chr.) des medischen Reichs anerkennen mußten. Nach der Überlieferung des armenischen Geschichtschreibers Moses von Chorene (5. Jahrh. n. Chr.) half Tigranes I., der letzte jener alten Könige, Kyros die Herrschaft der Meder stürzen. Dann bildete Armenien eine Satrapie des persischen Reichs, bis es von Alexander d. Gr. mit ganz Persien seinem Reich einverleibt wurde (330 v. Chr.). Nach Alexanders Tod kam Armenien unter die Herrschaft der Seleukiden und blieb unter derselben bis auf Antiochos d. Gr. Als dieser von den Römern geschlagen wurde, fielen zwei Statthalter, Artaxias und Zadriades (Zariadres), ab (190); ersterer stiftete in Großarmenien, letzterer in Kleinarmenien ein Reich. Beide wurden von den Römern als Könige anerkannt.
Artaxias erbaute Artaxata als Hauptstadt Großarmeniens (s. oben). Dies ward 165 teilweise wieder von den Syrern erobert, aber 150 denselben von neuem durch die Arsakiden, eine Nebenlinie des parthischen Königshauses, entrissen, deren Herrschaft unter Tigranes II., d. Gr., ihren Höhepunkt erreichte, indem dieser Kappadokien und Mesopotamien eroberte und 84 auch die Herrschaft über Syrien gewann. Als Schwiegersohn des Königs Mithridates von Pontus in dessen großen Krieg mit den Römern verwickelt, wurde er 69 von Lucullus bei Tigranokerta, der von ihm gegründeten Hauptstadt, dann (66) von Pompejus besiegt und mußte die zu des letztern Füßen niedergelegte Krone als ein Gnadengeschenk der Römer [* 31] annehmen.
Sein Nachfolger Artavasdes (Artabazos I.) brachte den Römer Crassus auf dessen Zug gegen die Parther durch Verrat ins Verderben und ward 31 auf Antonius' Anstiften ermordet. Seitdem blieb Armenien jahrhundertelang Gegenstand des Kampfes zwischen Römern und Parthern; nur vorübergehend kam es durch Trajans Siege (115-117 n. Chr.) unter römische Herrschaft; 259 aber ward es von den Neupersien beherrschenden Sassaniden erobert. Im J. 286 von Tiridates III. mit römischer Hilfe noch einmal befreit und in der folgenden Zeit für das Christentum gewonnen, ward es 428 von dem neupersischen König Bahram V. erobert und nach Entthronung Artaschirs unter dem Namen Persamiena zu einer Provinz des Sassanidenreichs gemacht.
Der kleinere westliche Teil Großarmeniens kam damals unter oströmische Herrschaft, unter der zu jener Zeit auch Kleinarmenien stand, ging aber ebenfalls nach und nach an die Sassaniden verloren. Nach dem Sturz des Sassanidenreichs durch die Araber (636) ward Großarmenien auch von diesen überflutet, hatte unter den Kämpfen derselben gegen die byzantinischen Kaiser, die meist in Armenien ausgefochten wurden, schwer zu leiden und wurde teils von byzantinischen, teils von arabischen Statthaltern regiert.
Unter der Dynastie der Bagratiden, die 859 mit dem einem alten armenischen Fürstenhaus entsprossenen Aschod I. zur Herrschaft gelangte, freilich in Abhängigkeit von den Kalifen, blühte das großarmenische Reich noch einmal für kurze Zeit auf, vermochte sich aber, bei dem Zerfall der Dynastie von innern Kämpfen zerrissen, des Andranges der feindlichen Nachbarvölker, der Perser, Tataren u. a., nicht zu erwehren und fiel daher 1080 zum Teil in die Gewalt der Byzantiner, zum Teil in die der damals ihren Eroberungslauf beginnenden seldschukkischen Türken.
Nur einige einheimische Fürsten behaupteten ihre Unabhängigkeit, die sie aber gegen die Mitte des 13. Jahrh. an die Mongolen verloren. Im J. 1472 kam Großarmenien durch Usum Hassan als Provinz an Persien. Der Osmanensultan Selim II. aber eroberte 1522 Armenien und verleibte es, bis auf den östlichen Teil, Irwan, welchen die Perser behielten, dem türkischen Reich ein. Den nördlichen Teil des persischen Teils eroberten 1828 die Russen, welche 1878 auch den Türken das Gebiet von Kars und Batum [* 32] abnahmen.
Das von Zadriades gestiftete Reich Kleinarmenien wurde von Mithridates mit dem pontischen Reich vereinigt, nach dessen Besiegung durch die Römer erst dem Dejotarus, Vierfürsten von Galatien, unter römischer Hoheit verliehen und blieb in diesem Verhältnis, bis es 70 n. Chr. durch Kaiser Vespasianus zur römischen Provinz gemacht wurde. Bei der Teilung des römischen Reichs kam es zum oströmischen Kaisertum. Es umfaßte, nachdem Großarmenien an Persien übergegangen war, das Land zwischen dem Halys, dem Pontischen Gebirge, dem Euphrat und dem Essischen Meerbusen.
Die Hauptstadt war früher Melitene, später Mopsuestia, zuletzt Sis. Durch die Ausbreitung der arabischen Herrschaft ging auch dieses Land allmählich den Byzantinern verloren, und 693 befand sich der größte Teil desselben in den Händen der Araber. Im J. 752 kam Armenien zwar wieder unter byzantinische Herrschaft, nachdem es der Kaiser Konstantin Kopronymos den Arabern entrissen hatte; allein der Druck der byzantinischen Herrschaft veranlaßte öftere Empörungen, die bei der Schwäche der oströmischen Regierung solche Erfolge hatten, daß schon die ersten Kreuzfahrer auf unabhängige armenische Dynastien stießen.
Aber erst um 1080 gelang es dem alten Bagratidenstamm angehörigen Rhupen (Ruben), ein selbständiges Reich in Armenien zu gründen, welches unter Rhupens Nachfolgern sich auch über Kilikien und Kappadokien erstreckte und in den Kreuzzügen eine wichtige Rolle spielte. Neben der der Rhupeniden jedoch entstanden noch mehrere kleinere Herrschaften in Armenien Leo II. erbat sich von dem König von Jerusalem, [* 33] Grafen Heinrich von Champagne, die Königswürde, ließ sich dieselbe durch den Kaiser Heinrich VI. und den Papst Cölestin III. bestätigen und empfing aus den Händen des hierzu abgeordneten Erzbischofs von Mainz, [* 34] Konrad von Wittelsbach (1198), zu Tarsus die Krone.
Wechselvolle Kämpfe mit den Byzantinern, den durch den ersten Kreuzzug entstandenen christlichen Staaten in Vorderasien und den Türken füllten die Geschichte Armeniens in der folgenden Zeit aus. Zu Anfang des 13. Jahrh. kam das Land in Abhängigkeit von dem Sultanat von Ikonion, zu Anfang der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. aber wurde es durch. Hulagus Eroberungszug den Mongolen unterthänig. Dazu kamen dann späterhin Streitigkeiten mit den Sultanen von Ägypten, [* 35] die Armenien wiederholt mit verwüstenden Raubzügen ¶