Aristokratismus,
s. Aristokratie. ^[= (griech., "Herrschaft der Vornehmsten"), im staatsphilosophischen System des Aristoteles ...]
s. Aristokratie. ^[= (griech., "Herrschaft der Vornehmsten"), im staatsphilosophischen System des Aristoteles ...]
Aristolochĭa
Tourn. (Osterluzei), Gattung aus der Familie der Aristolochiaceen, kraut- und strauchartige, ausdauernde Gewächse mit aufrechtem oder schlingendem Stengel, [* 2] abwechselnden, gestielten, meist herzförmigen, bisweilen sehr großen Blättern und achselständigen Blüten mit am Grund bauchig röhrenförmigem Perigon, welches an der Mündung in eine Zunge ausgezogen oder mit einem tellerartigen Saum versehen ist. Etwa 200 Arten, von denen 140 in (meist dem tropischen) Amerika, [* 3] die übrigen in Asien, [* 4] Afrika [* 5] und Europa [* 6] vorkommen.
Einzelne zeichnen sich durch schön gefärbte oder höchst sonderbar gestaltete, oft auch sehr große
Blumen aus. Aristolochia
Clematitis
L. (gemeine
Osterluzei,
Waldrebenhohlwurz) findet sich häufig in
Weinbergen im südlichen und mittlern
Europa, wird bis 0,6 m
hoch und hat in den Blattwinkeln zu 5-7 zusammenstehende
Blüten mit schmutzig gelbem Perigon, welches
in eine zungenförmige
Platte ausläuft. Die
Pflanze riecht eigentümlich balsamisch; ihre
Wurzel
[* 7] wurde vormals als schweiß-
und urintreibendes
Mittel angewendet. In größern
Gaben ist die
Wurzel zu den narkotisch scharfen
Giften
zu rechnen. Aristolochia
serpentaria L., in feuchten Bergwäldern des mittlern
Strichs der östlichen
Staaten von
Nordamerika,
[* 8] eine 25-40
cm hohe
Staude mit ei- oder herzförmigen, zugespitzten Blättern und kleinen, violettbraunen, einzeln in den
Achseln der
Niederblätter
stehenden
Blüten, liefert die
Schlangenwurzel
(Radix Serpentariae), welche aus einem kleinen, rundlichen
Rhizom
[* 9] und vielen dicht stehenden, sehr dünnen, zerbrechlichen, ineinander verflochtenen Wurzelfasern besteht.
Sie riecht baldrianartig und schmeckt kampferartig bitter. Als
Bestandteile werden ein ätherisches
Öl und Aristolochin
angegeben.
Die Eingebornen benutzten die
Wurzel gegen Schlangenbiß; seit 1663 kam sie nach
Europa und wurde namentlich als Erregungsmittel
bei
Typhus und typhoiden Zuständen überhaupt angewandt; gegenwärtig ist sie ziemlich außer
Gebrauch.
Übrigens liefern auch andre nordamerikanische Aristoloch
ia-Arten
Schlangenwurzel.
Aristolochia
Sipho
L'Hérit.
(Pfeifenstrauch), aus
Nordamerika,
hat einen windenden, sehr langen
Stamm, sehr große, fast kreisrunde, herzförmige
Blätter und winkelständige, bräunliche
Blüten, deren Perigon wie ein Pfeifenkopf gestaltet ist. Diese Art eignet sich vorzüglich zu
Lauben-
und Wandbekleidungen und dauert im
Freien aus. Mehrere andre
Arten werden bei uns in Treibhäusern kultiviert.
Aristolochiaceen
(Osterluzeigewächse), dikotyle, etwa 200 Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Serpentarien, Stauden oder meist windende Sträucher mit korollinisch gefärbtem, dreizähligem Perigon, 6-36 bisweilen gynandrischen Staubblättern und einem unterständigen, aus 4-6 Karpiden gebildetem Gynäceum. Das Perigon ist bald zygomorph, wie bei der Unterfamilie der Aristolochieen, bald regelmäßig, wie bei den Asarinen und Bragantieen. (Vgl. Duchartres Monographie in De Candolles »Prodromus«, Bd. 15.) In der deutschen Flora sind die Aristolochiaceen durch die Haselwurz (Asarum europaeum L.) und die Osterluzei (Aristolochia Clematitis L.) vertreten. Mehrere amerikanische Aristolochiaceen, besonders Aristolochiaceen serpentaria L., werden gegen Schlangenbiß angewendet. Die meisten Aristolochiaceen sind im tropischen Amerika, wenige im tropischen Asien, um das Mittelmeer und in der nördlichen gemäßigten Zone einheimisch. Vorweltliche Aristolochia-Arten sind aus der Kreide [* 10] und aus Tertiärschichten bekannt.
(griech.), vollendete, besonders sachverständige Feinschmecker, benannt nach T. Walkers »Aristology, or the art of dining« (Lond. 1835, neue Ausg. 1881).
der Held des zweiten Messenischen Kriegs (685-668 v. Chr.), aus dem Geschlecht der Äpytiden, ward nach der Schlacht bei Derä wegen seiner fast unglaublichen Tapferkeit zum König der Messenier ausgerufen, begnügte sich aber mit der Stelle eines unumschränkten Anführers und verbreitete als solcher durch eine Reihe der verwegensten Thaten Furcht und Schrecken unter den Lakedämoniern, so daß der Dichter Tyrtäos den Mut der Geschlagenen durch seine Kriegsgesänge wieder beleben mußte.
Nach der Verräterei des arkadischen Königs Aristokrates zog Aristomenes sich mit dem Rest seiner Tapfern in die Bergfeste Eira zurück. Von hier aus führte er elf Jahre den Krieg fort, verteidigte sich selbst nach Ersteigung der Burg innerhalb derselben noch drei Tage und zog zuletzt mit allen Bewohnern unversehrt mitten durch die bestürzten Feinde. Auf seinen Rat wanderten (668) die geretteten Messenier unter seinem Sohn Gorgos und Mantiklos nach Zankle auf Sizilien [* 11] aus, wo sie den Namen ihrer Heimat in Messana verjüngten. Aristomenes begab sich nach Rhodus, wo er bei seinem Schwiegersohn Damagetos, dem Beherrscher von Jalysos, starb; er wurde daselbst als Heros verehrt.
mit dem Beinamen Phalantos ^[richtig: Phalanthos] (der »Kahlköpfige«),
auch die Sirene [* 12] (»der Beredte«) genannt, berühmter griech. Stoiker aus Chios um 275 v. Chr., Schüler des Zeno, von dessen System er aber wesentlich abwich, indem er sich z. B. in der Frage nach der Existenz der Gottheit zum Skeptizismus hinneigte, sich mit Übergehung der Dialektik und Physik vorzugsweise an die Ethik hielt und darin alle Mittelgrade zwischen Tugend und Laster verwarf, jene allein als das einzige, wahre und höchste Gut ansehend. Seine bei Diogenes Laertius verzeichneten Schriften sind, eine Sammlung von Briefen an Kleanthes in vier Büchern ausgenommen, wahrscheinlich Werke eines andern Ariston aus Keos, der um 260 v. Chr. blühte. Die von Ariston gestiftete Schule (Aristoneer) im Kynosarges zu Athen, [* 13] den Cynikern nahestehend, ging nach kurzer Zeit wieder ein.
men hydōr (griech., »das Beste ist das Wasser«),
Citat aus Pindars »Olympia«, I, 1 (häufig Inschrift in Bädern etc.).
1) der geist- und witzreichste griech. Lustspieldichter, lebte zwischen 444 und 388 v. Chr. in Athen. Von seinem Leben ist nur wenig bekannt. Sein Vater Philippos soll kein geborner Athener gewesen, sondern aus Rhodus oder Ägypten [* 14] eingewandert sein und erst später das Bürgerrecht erhalten haben; jedenfalls machte der bekannte Demagog Kleon, den sein Spott gereizt hatte, den Versuch, seine Zugehörigkeit zur athenischen Bürgerschaft anzufechten. Aristophanes nahm an allen Lebensäußerungen seiner Zeit den regsten Anteil, ohne jedoch einer Partei ausschließlich anzugehören.
Mit freier Selbständigkeit erhebt er sich in seinen Lustspielen über die herrschenden Modethorheiten, über das einseitige Treiben politischer Parteien und philosophischer Sekten, bald kriegslustige Demagogen, bald spitzfindige Sophisten, bald unpraktische Ideologen mit der scharfen Geißel seines Witzes züchtigend. Sein erstes Stück: »Die Schmausbrüder«, brachte er 427 seiner Jugend wegen unter fremdem Namen zur Aufführung;
auch eine Anzahl der folgenden Stücke ließ er durch die Dichter Kallistratos und Philonides auf die Bühne ¶
bringen. Unter eignem Namen trat er zuerst 424 mit den »Rittern« auf. Das Altertum besaß von ihm 44 Stücke, von denen jedoch 4 für unecht galten. Uns sind davon außer den Titeln und zahlreichen Fragmenten (zuletzt gesammelt von Kock in »Comicorum atticorum fragm.«, Bd. 1, Leipz. 1880) noch 11 erhalten, die einzigen vollständigen Komödien, die wir aus dem griechischen Altertum besitzen. Es sind in chronologischer Ordnung folgende:
1) »Die Acharner«, mit denen Aristophanes 425 über Kratinos und Eupolis siegte (hrsg. von Wolf, griech. u. deutsch, Berl. 1811; Elmsley, 2. Aufl., Leipz. 1830; Müller, Hannov. 1863; Ribbeck, griech. u. deutsch, Leipz. 1864),
wie die meisten übrigen Stücke nach dem Chor benannt und bestimmt, durch Darstellung der Segnungen und Genüsse des Friedens die Athener für letztern zu gewinnen.
2) »Die Ritter«, von 424 (hrsg. von Kock, 2. Aufl., Berl. 1867; v. Velsen, Leipz. 1869; Ribbeck, griech. u. deutsch, Berl. 1867),
gegen den Demagogen Kleon gerichtet.
3) »Die Wolken«, von 423, wider die metaphysischen Grübeleien und die Sophistik der Zeit gerichtet, als deren Hauptrepräsentant Sokrates dargestellt wird; das berühmteste Stück des Aristophanes und von ihm selbst für sein gelungenstes gehalten, obwohl es bei der Aufführung nur den dritten Preis erhielt; es ist uns nur in einer spätern, nicht durchgeführten Bearbeitung des Dichters erhalten (hrsg. von Hermann, 2. Ausg., Leipz. 1830; Reisig, das. 1820; Wolf, griech. u. deutsch, Berl. 1811; Kock, 3. Aufl., das. 1876; Teuffel, Leipz. 1856, 1863 u. 1867; vgl. Süvern, über Aristophanes' Wolken, Berl. 1826). 4) »Die Wespen«, von 422 (hrsg. von Hirschig, Leiden [* 16] 1847, und Richter, Berl. 1858),
gegen die Prozeßsucht der Athener gerichtet und, wie die beiden folgenden, mit dem zweiten Preis ausgezeichnet.
5) »Der Friede«, von 421 (hrsg. von Richter, Berl. 1860),
hat die Haupttendenz, den durch die Schlacht bei Amphipolis nahegelegten Frieden dem unter der Last des Kriegs seufzenden Volk zu empfehlen.
6) »Die Vögel«, [* 17] von 414 (hrsg. von Kock, 2. Aufl., Berl. 1876; übersetzt von Fr. Rückert im »Nachlaß«, Leipz. 1867); gegen die abenteuerlichen Hoffnungen gerichtet, welche die Athener an die sizilische Expedition knüpften (vgl. Süvern in den »Abhandlungen der Berliner [* 18] Akademie« 1827); unstreitig die geistreichste Schöpfung des Dichters und durch Sorgfalt der Ökonomie ausgezeichnet.
7) »Lysistrate«, von 411 (hrsg. von Enger, Bonn [* 19] 1844),
Verschwörung der Frauen, um die Männer zum Frieden zu zwingen, die letzte der eigentlich politischen Komödien des Aristophanes 8) »Die Thesmophoriazusen«, von 410 (hrsg. von Fritzsche, Leipz. 1838; v. Velsen, das. 1883; Enger, Bonn 1844),
gegen den Weiberhasser Euripides gerichtet, den die das Fest der Thesmophorien feiernden Weiber vor Gericht ziehen.
9) »Die Frösche«, [* 20] 405 aufgeführt und mit dem ersten Preis ausgezeichnet, eins der geistvollsten und witzigsten Stücke, über den Verfall der tragischen Dichtung, der dem kurz zuvor gestorbenen Euripides zur Last gelegt wird (hrsg. von Fritzsche, Zürich [* 21] 1845; Pernice, griech. u. deutsch, Leipz. 1856; v. Velsen, das. 1881; Kock; 3. Aufl., Berl. 1881). 10) »Die Ekklesiazusen«, von 392, Volksversammlung der Weiber, welche mit Güter- und Weibergemeinschaft einen Staat einrichten wollen; eine Satire auf die verkehrten Versuche, durch ideale Verfassungsformen dem athenischen Staat wieder aufzuhelfen (hrsg. von v. Velsen, Leipz. 1883). 11) »Plutos«, worin der bisher blinde Gott des Reichtums sehend gemacht und damit eine bessere Zeit herbeigeführt wird, zuerst 408, dann 388 in einer den Zeitverhältnissen entsprechenden Bearbeitung aufgeführt und in dieser erhalten; bezeichnet in seiner alles Politische meidenden Weise den Übergang zur sogen. mittlern Komödie (hrsg. von Hemsterhusius, Haarl. 1744 u. Leipz. 1811; Thiersch, das. 1830; v. Velsen, das. 1881). Das Altertum erkennt in Aristophanes fast einstimmig den ersten komischen Dichter Griechenlands an, der gleichen Beifall bei seinen Zeitgenossen in Athen wie bei der Nachwelt zu Alexandria und Rom [* 22] erntete.
Der Zweck aller seiner Stücke ist nicht der bloßer Unterhaltung und Erheiterung, sondern Förderung der Wohlfahrt seiner Mitbürger in politischer wie in moralischer Hinsicht. Spott und Scherz des Dichters sind stets im Dienste [* 23] des Vaterlands, und gern vergißt man darüber ihre oft anstößige, schonungslose, aber dem damaligen Zeit- und Volksgeist entsprechende Form. Mit großer Treue hat Aristophanes das öffentliche Leben, die Sitten und den Charakter des damaligen Athen dargestellt.
Schon Platon empfahl dem Tyrannen Dionys von Syrakus [* 24] zur Kenntnis des athenischen Geistes die Lektüre seiner Lustspiele. Dabei fließt in dem Dichter eine unerschöpfliche Quelle [* 25] des Witzes, sowohl in der ganzen Anlage der Stücke und der Auffassung der Charaktere als in der Darstellung des Einzelnen, in komischen Situationen, Einfällen u. dgl., der mit allem sein Spiel treibt, manchmal freilich in eine Derbheit ausartend, die mit unsern Begriffen von Sitte und Anstand nicht vereinbar ist.
Was Aristophanes noch besonders auszeichnet, ist seine Sprache, [* 26] die als ein vollendetes Muster des reinsten Attizismus betrachtet werden kann und in den lyrischen Teilen nicht selten einen erhabenen Schwung und feierlichen Ernst annimmt. Das einzige uns erhaltene Porträt des Aristophanes bietet die Doppelbüste des Aristophanes und Menander im Museum zu Bonn. Aus den Schriften der zahlreichen alten Kommentatoren des Dichters besitzen wir wertvolle Überreste in den vorhandenen Scholiensammlungen (hrsg. unter andern von W. Dindorf, Oxf. 1838, 3 Bde.; Dübner, Par. 1842, 1855, 1868). Gesamtausgaben außer der Editio princeps von Aldus (Vened. 1498) lieferten namentlich Invernizzi, Beck und W. Dindorf (Leipz. 1794-1834, 13 Bde.; Text, Kommentare, Scholien etc.), Bekker (Lond. 1829, 5 Bde.), G. Dindorf (Oxf. 1835, 1838, 4 Bde.; Par. 1868, Leipz. 1869), Bergk (das. 1857, 2 Bde.), Meineke (das. 1860, 2 Bde.), Blaydes (Halle [* 27] 1880 ff.). Übersetzungen liegen vor von Wieland, der einzelne Stücke (wie »Acharner«, »Ritter«, »Vögel«) in Prosa übertrug, von J. H. ^[Johann Heinrich] Voß (Braunschw. 1821, 3 Bde.), Droysen (3. Aufl., Leipz. 1880, 2 Bde.), H. Müller (das. 1843-46, 3 Bde.), Seeger (Frankf. 1844-48, 3 Bde.), Minckwitz (Auswahl, Stuttg. 1873) und Donner (Leipz. 1861-62, 3 Bde.).
Vgl. Ranke, De Aristophanis vita (Leipz. 1830);
Rötscher, Aristophanes und sein Zeitalter (Berl. 1827);
Müller-Strübing, Aristophanes und die historische Kritik (Leipz. 1873);
Brentano, Untersuchungen über das griechische Drama, Teil 1 (Frankf. 1871).
2) von Byzanz, griech. Grammatiker, um 260 v. Chr. geboren, kam früh nach Alexandria, wo er Schüler des Zenodotos und Kallimachos und, schon ein Sechziger, Nachfolger des Apollonios von Rhodus in der Verwaltung der Bibliothek wurde. Er starb im Alter von 77 Jahren. Zwar überstrahlte ihn sein Schüler Aristarch; doch galt er wegen seines Fleißes, seines besonnenen Urteils und seiner bedeutenden Gelehrsamkeit für einen der tüchtigsten Grammatiker und Kritiker. Seine Thätigkeit war besonders den Homerischen Gedichten, von denen er eine kritische Ausgabe besorgte, Hesiod, Alkäos und Pindar, den ¶