erlangen würden, wofern sie sich nicht durch
Kirke vom
Morde des
Absyrtos entsündigen ließen. Sie schifften nun den
Eridanos
hinauf, in den Rhodanos, fuhren mit
Hilfe der
Dioskuren
[* 2] bei den
Kelten und Ligurern vorbei zu den Stöchadischen
Inseln, von
da zur
InselÄthalia
(Elba), dann ins Ausonische und
Tyrrhenische Meer und nach Aiäa, dem
Wohnsitz der
Kirke,
der
Schwester des
Äetes, die sie entsühnte, ohne sie zu erkennen, dann aber, als sie hörte,
Medea sei bei ihnen, sie vertrieb.
Nachdem er die
Argo dem
Poseidon geweiht, forderte er
Medea zur
Rache an
Pelias auf. Diese beredete dessen Töchter, ihren
Vater
zu zerstücken und zu kochen, um ihn so zu verjüngen, wie
Medea einen
Widder jung gekocht hatte. Akastos aber,Pelias'
Sohn, bestattete ihn und vertrieb
Iason und
Medea aus
Iolkos. Sie gingen nach
Korinth
[* 9] und lebten daselbst glücklich zehn Jahre
lang, bis der König
Kreon seine Tochter dem
Iason verlobte und dieser
Medea verstieß. Über die
Rache der letztern s.
Medea.
Die Argonautensage, in welcher mythische und geschichtliche
Elemente zusammengewoben sind, ist vielfach
poetisch bearbeitet worden, sowohl als
Epos wie auch als
Tragödie, z. B. von Eumelos,
Peisandros,
Äschylos,
Sophokles u. a.
Was wir besitzen, sind die griechischen
Epen des
Apollonios und des sogen.
Orpheus und das lateinische
Heldengedicht des
Valerius Flaccus.
Eine ziemlich ausführliche Geschichte dieses
Zugs gibt auch
Pindar in dem vierten pythischen Siegeslied.
Auch
Künstler machten den Argonautenzug zum Gegenstand ihrer
Darstellungen, so
Lykios in einem plastischen Bildwerk, worüber
nichts Näheres bekannt ist; der
MalerMikon stellte die Rückkehr der Argonauten im
Tempel
[* 10] der
Dioskuren zu
Athen
[* 11] dar. Auch das vom Redner
Hortensius um 144,000 Sesterzien angekaufte Gemälde des Kydias behandelt die Argonautensage (vielleicht
dasselbe, welches später im Porticus Neptuni oder Argonautarum zu
Rom
[* 12] aufgestellt war). Unter den noch vorhandenen Kunstwerken
ist die
Darstellung der Besiegung des Amykos
durch
Polydeukes auf der sogen.
Ficoronischen Ciste (s. d.) in
Rom als das schönste
uns erhaltene
Werk der zeichnenden
Kunst der Alten zu nennen. Auch auf Vasenbildern ist der
Mythus mehrfach
behandelt. Von neuern
Darstellungen verdienen Erwähnung: der Argonautenzug von
Carstens (hrsg. von
Riegel, Leipz. 1884, 24 Tafeln)
und der
Szenen daraus enthaltendeFries von
Schwanthaler in der
Residenz zu
München.
[* 13]
Vgl.
Vater, Der Argonautenzug (1845), und
Stender,
De Argonautarum expeditione
(Kiel
[* 14] 1874).
eine
Landschaft der
Champagne im nordöstlichen
Frankreich, zu beiden Seiten der
Aire, zwischen
Marne und
Maas.
In derselben, besonders auf der westlichen Seite der
Aire, ziehen sich die Argonnen oder der ArgonnerWald hin, der Westrand
des Hügelplateaus von
Lothringen, der etwa 300-500 m
Höhe erreicht und gegen W. in die Tiefebene der
Champagne, gegen N. in die
Ardennen übergeht. Auf dem breiten, kahlen
Scheitel des
Gebirges entspringen mehrere
Flüsse.
[* 15] Trotz
der geringen
Höhe erschweren die Argonnen durch Unwegsamkeit und starke Bewaldung die
Kommunikation nicht unerheblich.
(Argolis, Argeia),
Landschaft des
Peloponnes, begriff ursprünglich nur das Gebiet der Stadt
Argos, die rings von
Bergen
[* 16] umgebene Thalebene des
Inachos; später, namentlich unter römischer Herrschaft, verstand man darunter
auch die im
Vorgebirge Skylläon auslaufende
Halbinsel zwischen dem Saronischen und Argolischen
Meerbusen. Argos ist der am reichsten
gegliederte Teil des ganzen
Peloponnes mit sehr zerklüfteter
Küste und zahlreichen vorgelagerten
Inseln.
Als die bedeutendsten
Berge sind zu nennen: der Kreion (jetzt Ktenia, 1600 m),
Artemision (Malevo, 1772
m)
und Lyrkeion (1848 m) im W., die
Berge gegen
Phlius (Megalo Vuno, 1270
m) und
Kleonä im N., der Arachnäon (Arna, 1199 m) im
O. Küstenebenen finden sich nur bei
Trözen und die des
Inachos bei Argos. Die
Bewässerung des
Landes ist
eine sehr ungleiche, im ganzen äußerst dürftige; schon
Homer redet vom »vieldurstigen« Argos. Die zahlreichen in den
Bergen entspringenden
Bäche führen nur im
Winter das Wildwasser ins
Meer, im
Sommer versiegen sie oder verschwinden bald in
Klüften, um erst unweit desMeers wieder hervorzubrechen. So bedeuten die nachwachsenden
Häupter der lernäischen
Schlange
[* 17] solche wieder hervorbrechende
Quellen, welche bei
Lerna in der südwestlichen
Ecke der
Ebene von Argos
Sümpfe bildeten,
die
Herakles,
[* 18] der
Repräsentant vordringender
Kultur, lange vergeblich zu bewältigen strebte.
Auch die beiden Hauptflüsse, der
Inachos (Panitsa) und sein Zufluß Charadros (Xerias), sind die meiste
Zeit des
Jahrs trocken.
Zisternen mußten schon im
Altertum dem Wassermangel steuern. Trotzdem lieferte die Küstenebene von
Argos
Getreide
[* 19] in Überfluß; sie ist auch heute noch, wiewohl teilweise versumpft, fast die einzige für
Ackerbau verwendete
Gegend in Argos
In den gebirgigen Teilen wurde starke
Viehzucht,
[* 20] auchBergbau
[* 21] auf
Kupfer
[* 22] getrieben. Ausgezeichnet
waren die argivischen
Pferde,
[* 23] schon von
Homer, später von
Strabon und noch jetzt von Reisenden gerühmt. Vor allem aber wurden
Handel und
Schiffahrt durch die zahlreichen
Buchten und trefflichen Ankerplätze begünstigt,
und sie stehen heute noch wie im
Altertum in
Blüte.
[* 24] Als älteste Bewohner werdenPelasger und
Danaer genannt, Einwanderer aus
Syrien und
Ägypten,
[* 25] welche später durch Griechen
(Achäer von N., dann
Dorier von S. her) verdrängt werden. In alter Zeit
gab es in Argos fast so
viele
Staaten wie
Städte. Von letztern sind
¶
mehr
zu nennen: die Stadt (s. unten) mit der Burg Larisa und dem Hafenort Nauplia;
Mykenä
[* 27] mit alter
Königsburg, von dem jüngern Argos zerstört;
ferner die Seestädte Epidauros, Trözen und das durch seine Purpurschneckenfischerei
berühmte Hermione. In religiöser Beziehung war der Hauptsitz des achäischen Kultus der Hera, den die
Dorier fortsetzten.
Zwischen Mykenä und Argos lag das Heräon, eins der ersten Heiligtümer Griechenlands. Mit der Götterverehrung
Hand
[* 28] in Hand gehend, entwickelte sich in Argos sehr frühzeitig die bildende Kunst. Geschnitzte Herabilder, durch das nahegelegene
Heräon veranlaßt, mochten die ersten Anfänge sein. Aus ihnen erblühte um 500 v. Chr. des AgeladasSchule,
welcher die AthenerPheidias und Myron, die Argiver Aristomedon, Phradmon, Naukydes, Perikletos, Polykletos der jüngere, Antiphanes
u. a. angehörten. Auch ward in Argos die Tonkunst eifrig gepflegt und neben ihr die Dichtkunst, worin Sakadas (um 590) und Telesilla
glänzten. Seit der Mitte des 5. Jahrh. sank das künstlerische Leben in Argos schnell von seiner Höhe herab,
und nur die Gymnastik nahm das Volksinteresse noch in Anspruch. - Die Stadt Argos scheint erst aus dem Lager
[* 29] der dorischen Eroberer
am Fuß der altpelasgischen Doppelburg Larisa (289 m hoch) entstanden zu sein. Nachdem sie die umliegenden, bis zu
den Perserkriegen selbständigen Städte unterworfen, stand sie an Umfang und Volkszahl im Peloponnes nur hinter Korinth zurück.
Die Burg Larisa im NW. der Stadt trug den Tempel des Zeus;
[* 30] in ihren östlichen Abhang ist das Theater
[* 31] hineingearbeitet. Östlich
davon lag die Agora mit den Tempeln des ApollonLykios, des Zeus Nemeios, der Tyche,
[* 32] des Asklepios,
[* 33] den Statuen
der sieben Heerführer gegen Theben u. a.
Als Erbauer der Stadt Argos und erster Herrscher daselbst wird in der SageInachos genannt. Die von ihm gegründete Dynastie der
Inachiden wurde durch Danaos und die Danaer entthront, welche die pelasgischen Ureinwohner unterjochten und Argos zu
dem mächtigsten StaatGriechenlands erhoben. Seine Nachkommen Prötos und Akrisios teilten sich in das Reich; letzterer regierte
zu Argos, ersterer in dem von ihm erbauten Tiryns. Perseus,
[* 34] Enkel und Nachfolger des Akrisios, tauschte mit Megapenthes, Prötos'
Sohn, wählte aber Mykenä zu seiner Residenz.
Zur Zeit des Trojanischen Kriegs war Diomedes, Schwiegersohn des Adrastos, König von Argos. Der AtrideOrestes
vereinigte das schon früher abhängige Argos mit Mykenä. Schon unter Tisamenos, des Orestes Sohn, erreichte indessen die achäisch-atridische
Dynastie ihr Ende durch die »dorische Wanderung« (s. d.); Argos fiel dem Temenos zu, die Dorier wurden der mächtigste Teil der
Bevölkerung
[* 35] und machten Argos zu ihrer Hauptstadt. Von jetzt an herrschten hier die temenidischen
Herakliden bis in die Mitte des 8. Jahrh. Der berühmteste unter den Herrschern aus diesem
Haus ist Pheidon (um 670), unter dem Argos seine Glanzperiode erreichte; er unterwarf ganz Argolis und Ägina, besiegte die Spartaner
bei Hysiä und entriß ihnen die Ostküste des Peloponnes, in dem er eine herrschende Stellung erlangte;
er regierte unbeschränkt, weswegen er auch als Tyrann bezeichnet wird, und durchbrach die enge Abgeschlossenheit der Dorier,
indem er das Land dem Handel und Verkehr öffnete und von ÄginaMünzen,
[* 36] Maße und Gewichte einführte.
Nach seinem Tod (660) sank die Macht von Argos bald. Mit seinem Enkel Meltas endete das Geschlecht der Temeniden;
darauf standen noch längere Zeit
Titularkönige aus einem andern Geschlecht an der Spitze des Staats. Mit Sparta lag von alters
her in Fehde. Im J. 520 brachte der spartanische König Kleomenes den Argeiern bei Tiryns eine Niederlage
bei, in dem von ihm angelegten Feuer kamen 6000 in den heiligen Hain von Argos geflüchtete Bürger um. Aus Haß gegen Sparta schloß
sich in den Perserkriegen den Persern, 461 den Athenern, mit denen es 418 die Niederlage bei Mantineia erlitt, endlich den Thebanern
an. Zugleich aber trat infolge jener Grausamkeit der Spartaner in den innern Verhältnissen von Argos eine
gänzliche Umgestaltung ein. Da durch jene Katastrophe der größte Teil der waffenfähigen Staatsbürger umgekommen war, so
setzten sich die Leibeignen (Gymnesier) in den Besitz der Stadt, die zwar später von den inzwischen herangewachsenen Söhnen
der Erschlagenen bezwungen wurden, aber von den Altbürgern in ihrer Mitte geduldet werden mußten.
Bald darauf zwang man auch die Bewohner der benachbarten unabhängigen StädteTiryns, Mykenä, Hysiä, Orneä und Midea, nach
Argos überzusiedeln. Durch diese Neubürger, denen die vollen Rechte der alten eingeräumt wurden, ward das Leben der herabgekommenen
Stadt neu gekräftigt, Kunstfleiß und Wohlstand blühten wieder auf. Die wichtigste Folge jener Einbürgerungen
war indes das Verschwinden des alten Dorismus und damit das Erlöschen der ohnedies zum Schattenbild gewordenen Königsgewalt,
so daß um die Mitte des 5. Jahrh. eine vollständig ausgebildete Demokratie erscheint, die mit einigen oligarchischen Unterbrechungen
bis in die spätesten Zeiten fortdauerte.
Die gräßlichsten Ausbrüche dieser Volksherrschaft erfolgten in der Schreckenszeit des sogen. Skytalismos (Stockprügelei)
370, wo das Volk mehrere Tausend angeblicher Aristokraten ermordete. Während der Oberherrschaft Makedoniens mußte Argos makedonische
Besatzung einnehmen und erhielt wiederholt aus der Mitte seiner BürgerTyrannen. Durch Aratos ward Argos 243 dem Achäischen
Bund zugeführt und von der Gewaltherrschaft befreit, später jedoch von neuem, zuletzt von Nabis aus Sparta, unterworfen.
Mit dem Achäischen Bund kam es 146 unter römische Herrschaft. Im Mittelalter gehörte Argos zum Herzogtum Athen; 1383 kam die
Stadt durch Kauf an Venedig;
[* 37] 1397 ward sie von den Türken erobert und geplündert, und 1463 fiel sie abermals
in deren Hände. Ihre Wiederbesetzung durch den venezianischen General Morosini 1686 war von keiner langen Dauer; die Venezianer
mußten sie 1716 für immer räumen.
Im heutigen KönigreichGriechenland bildet Argos mit Korinth eine der 13 Nomarchien, 4942 qkm (nach Strelbitskys
Berechnung 5244 qkm = 95,2 QM.) groß mit (1879)
136,081 (1870: 127,820) Einw. und in 6 Eparchien zerfallend, von denen die der Hauptstadt. Argos, Nauplia, Spetza-Hermionis und
Hydra-Trizinia sich mit der alten Landschaft Argos decken. Außerdem gehört dazu die InselCerigo (s. d.).
Die gleichnamige Hauptstadt, ein lebhafter und freundlicher Ort mit (1879) 9861 Einw., füllt trotz ihrer weitläufigen Bauart
kaum die Hälfte vom Raum der alten, tief verschütteten Stadt aus. Auf und an dem Kegelberg der Larisa, welcher die Akropolis
[* 40] bildete (s. oben), finden sich noch bedeutende Reste des Altertums erhalten: eine Burg mit zinnengesäumten
Mauern, welche neben jüngern auch alte Mauerteile, aus polygonen Werkstücken zusammengesetzt,
¶