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erlangen würden, wofern sie sich nicht durch Kirke vom Morde des Absyrtos entsündigen ließen. Sie schifften nun den Eridanos
hinauf, in den Rhodanos, fuhren mit Hilfe der Dioskuren bei den Kelten und Ligurern vorbei zu den Stöchadischen Inseln, von
da zur Insel Äthalia (Elba), dann ins Ausonische und Tyrrhenische Meer und nach Aiäa, dem Wohnsitz der Kirke,
der Schwester des Äetes, die sie entsühnte, ohne sie zu erkennen, dann aber, als sie hörte, Medea sei bei ihnen, sie vertrieb.
Hera begünstigte die weitere Fahrt. Orpheus' Gegengesang brachte sie glücklich bei den Sirenen vorbei, Thetis und die Nereiden
durch Skylla und Charybdis (Meerenge von Messina), und so kamen sie fröhlich zu dem glücklichen Volk der
Phäaken, dessen König Alkinoos sie gastlich aufnahm. Letzterer, von den einholenden Kolchiern, welche eine Schlacht oder die
Medea forderten, wie von den verfolgten Argonauten als Schiedsrichter anerkannt, wollte nur die Jungfrau Medea den Kolchiern zusprechen.
Seine Gattin Arete aber wußte Iasons und Medeas eheliche Verbindung zu bewirken, und die Kolchier mußten
verzichten. So zum letztenmal geschützt und reichbeschenkt, segelten die Argonauten an den Echinadischen Inseln vorbei. Schon sahen
sie den Peloponnes, da verschlug sie ein Sturm in die Syrte. Libysche Nymphen und Poseidon retteten sie, und sie
trugen ihre Argo zwölf Tage und zwölf Nächte bis an den Tritonischen See. Hier fand Mopsos den Tod, Triton aber zeigte ihnen
den Weg in das Mittelländische Meer.
Glücklich erreichten sie Karpathos; aber bei Kreta würde der Riese Talos die Argo, ohne Medeas Zauber, mit seinen Felswürfen
versenkt haben. Bei den Sporadischen Inseln rettete sie Apollon aus dem Sturm. Endlich landeten sie auf der
Insel Ägina und gelangten in die Heimat. Nach Ovid lebte Äson noch bei Iasons Rückkehr und ward von Medea verjüngt. Iasons
Mutter hatte dem Pelias geflucht und sich getötet; auch ihren Sohn Promachos hatte Pelias ermordet. Nun kam
Iason und überreichte das Goldene Vlies.
Nachdem er die Argo dem Poseidon geweiht, forderte er Medea zur Rache an Pelias auf. Diese beredete dessen Töchter, ihren Vater
zu zerstücken und zu kochen, um ihn so zu verjüngen, wie Medea einen Widder jung gekocht hatte. Akastos aber, Pelias'
Sohn, bestattete ihn und vertrieb Iason und Medea aus Iolkos. Sie gingen nach Korinth und lebten daselbst glücklich zehn Jahre
lang, bis der König Kreon seine Tochter dem Iason verlobte und dieser Medea verstieß. Über die Rache der letztern s. Medea.
Die Argonautensage, in welcher mythische und geschichtliche Elemente zusammengewoben sind, ist vielfach
poetisch bearbeitet worden, sowohl als Epos wie auch als Tragödie, z. B. von Eumelos, Peisandros, Äschylos, Sophokles u. a.
Was wir besitzen, sind die griechischen Epen des Apollonios und des sogen. Orpheus und das lateinische Heldengedicht des Valerius Flaccus.
Eine ziemlich ausführliche Geschichte dieses Zugs gibt auch Pindar in dem vierten pythischen Siegeslied.
Auch Künstler machten den Argonautenzug zum Gegenstand ihrer Darstellungen, so Lykios in einem plastischen Bildwerk, worüber
nichts Näheres bekannt ist; der Maler Mikon stellte die Rückkehr der Argonauten im Tempel der Dioskuren zu Athen dar. Auch das vom Redner
Hortensius um 144,000 Sesterzien angekaufte Gemälde des Kydias behandelt die Argonautensage (vielleicht
dasselbe, welches später im Porticus Neptuni oder Argonautarum zu Rom aufgestellt war). Unter den noch vorhandenen Kunstwerken
ist die Darstellung der Besiegung des Amykos
durch Polydeukes auf der sogen. Ficoronischen Ciste (s. d.) in Rom als das schönste
uns erhaltene Werk der zeichnenden Kunst der Alten zu nennen. Auch auf Vasenbildern ist der Mythus mehrfach
behandelt. Von neuern Darstellungen verdienen Erwähnung: der Argonautenzug von Carstens (hrsg. von Riegel, Leipz. 1884, 24 Tafeln)
und der Szenen daraus enthaltende Fries von Schwanthaler in der Residenz zu München.
Vgl. Vater, Der Argonautenzug (1845), und
Stender, De Argonautarum expeditione (Kiel 1874).
(Argolis, Argeia), Landschaft des Peloponnes, begriff ursprünglich nur das Gebiet der Stadt
Argos, die rings von Bergen umgebene Thalebene des Inachos; später, namentlich unter römischer Herrschaft, verstand man darunter
auch die im Vorgebirge Skylläon auslaufende Halbinsel zwischen dem Saronischen und Argolischen Meerbusen. Argos ist der am reichsten
gegliederte Teil des ganzen Peloponnes mit sehr zerklüfteter Küste und zahlreichen vorgelagerten Inseln.
Als die bedeutendsten Berge sind zu nennen: der Kreion (jetzt Ktenia, 1600 m), Artemision (Malevo, 1772 m)
und Lyrkeion (1848 m) im W., die Berge gegen Phlius (Megalo Vuno, 1270 m) und Kleonä im N., der Arachnäon (Arna, 1199 m) im
O. Küstenebenen finden sich nur bei Trözen und die des Inachos bei Argos. Die Bewässerung des Landes ist
eine sehr ungleiche, im ganzen äußerst dürftige; schon Homer redet vom »vieldurstigen« Argos. Die zahlreichen in den
Bergen entspringenden Bäche führen nur im Winter das Wildwasser ins Meer, im Sommer versiegen sie oder verschwinden bald in
Klüften, um erst unweit des Meers wieder hervorzubrechen. So bedeuten die nachwachsenden Häupter der lernäischen
Schlange solche wieder hervorbrechende Quellen, welche bei Lerna in der südwestlichen Ecke der Ebene von Argos Sümpfe bildeten,
die Herakles, der Repräsentant vordringender Kultur, lange vergeblich zu bewältigen strebte.
Auch die beiden Hauptflüsse, der Inachos (Panitsa) und sein Zufluß Charadros (Xerias), sind die meiste
Zeit des Jahrs trocken. Zisternen mußten schon im Altertum dem Wassermangel steuern. Trotzdem lieferte die Küstenebene von
Argos Getreide in Überfluß; sie ist auch heute noch, wiewohl teilweise versumpft, fast die einzige für Ackerbau verwendete
Gegend in Argos In den gebirgigen Teilen wurde starke Viehzucht, auch Bergbau auf Kupfer getrieben. Ausgezeichnet
waren die argivischen Pferde, schon von Homer, später von Strabon und noch jetzt von Reisenden gerühmt. Vor allem aber wurden
Handel und Schiffahrt durch die zahlreichen Buchten und trefflichen Ankerplätze begünstigt, und sie stehen heute noch wie im
Altertum in Blüte. Als älteste Bewohner werden Pelasger und Danaer genannt, Einwanderer aus Syrien und Ägypten,
welche später durch Griechen (Achäer von N., dann Dorier von S. her) verdrängt werden. In alter Zeit gab es in Argos fast so
viele Staaten wie Städte. Von letztern sind
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zu nennen: die Stadt (s. unten) mit der Burg Larisa und dem Hafenort Nauplia;
Tiryns, schon früh zerstört;
Mykenä mit alter
Königsburg, von dem jüngern Argos zerstört;
ferner die Seestädte Epidauros, Trözen und das durch seine Purpurschneckenfischerei
berühmte Hermione. In religiöser Beziehung war der Hauptsitz des achäischen Kultus der Hera, den die
Dorier fortsetzten.
Zwischen Mykenä und Argos lag das Heräon, eins der ersten Heiligtümer Griechenlands. Mit der Götterverehrung
Hand in Hand gehend, entwickelte sich in Argos sehr frühzeitig die bildende Kunst. Geschnitzte Herabilder, durch das nahegelegene
Heräon veranlaßt, mochten die ersten Anfänge sein. Aus ihnen erblühte um 500 v. Chr. des Ageladas Schule,
welcher die Athener Pheidias und Myron, die Argiver Aristomedon, Phradmon, Naukydes, Perikletos, Polykletos der jüngere, Antiphanes
u. a. angehörten. Auch ward in Argos die Tonkunst eifrig gepflegt und neben ihr die Dichtkunst, worin Sakadas (um 590) und Telesilla
glänzten. Seit der Mitte des 5. Jahrh. sank das künstlerische Leben in Argos schnell von seiner Höhe herab,
und nur die Gymnastik nahm das Volksinteresse noch in Anspruch. - Die Stadt Argos scheint erst aus dem Lager der dorischen Eroberer
am Fuß der altpelasgischen Doppelburg Larisa (289 m hoch) entstanden zu sein. Nachdem sie die umliegenden, bis zu
den Perserkriegen selbständigen Städte unterworfen, stand sie an Umfang und Volkszahl im Peloponnes nur hinter Korinth zurück.
Die Burg Larisa im NW. der Stadt trug den Tempel des Zeus; in ihren östlichen Abhang ist das Theater hineingearbeitet. Östlich
davon lag die Agora mit den Tempeln des Apollon Lykios, des Zeus Nemeios, der Tyche, des Asklepios, den Statuen
der sieben Heerführer gegen Theben u. a.
Als Erbauer der Stadt Argos und erster Herrscher daselbst wird in der Sage Inachos genannt. Die von ihm gegründete Dynastie der
Inachiden wurde durch Danaos und die Danaer entthront, welche die pelasgischen Ureinwohner unterjochten und Argos zu
dem mächtigsten Staat Griechenlands erhoben. Seine Nachkommen Prötos und Akrisios teilten sich in das Reich; letzterer regierte
zu Argos, ersterer in dem von ihm erbauten Tiryns. Perseus, Enkel und Nachfolger des Akrisios, tauschte mit Megapenthes, Prötos'
Sohn, wählte aber Mykenä zu seiner Residenz.
Zur Zeit des Trojanischen Kriegs war Diomedes, Schwiegersohn des Adrastos, König von Argos. Der Atride Orestes
vereinigte das schon früher abhängige Argos mit Mykenä. Schon unter Tisamenos, des Orestes Sohn, erreichte indessen die achäisch-atridische
Dynastie ihr Ende durch die »dorische Wanderung« (s. d.); Argos fiel dem Temenos zu, die Dorier wurden der mächtigste Teil der
Bevölkerung und machten Argos zu ihrer Hauptstadt. Von jetzt an herrschten hier die temenidischen
Herakliden bis in die Mitte des 8. Jahrh. Der berühmteste unter den Herrschern aus diesem
Haus ist Pheidon (um 670), unter dem Argos seine Glanzperiode erreichte; er unterwarf ganz Argolis und Ägina, besiegte die Spartaner
bei Hysiä und entriß ihnen die Ostküste des Peloponnes, in dem er eine herrschende Stellung erlangte;
er regierte unbeschränkt, weswegen er auch als Tyrann bezeichnet wird, und durchbrach die enge Abgeschlossenheit der Dorier,
indem er das Land dem Handel und Verkehr öffnete und von Ägina Münzen, Maße und Gewichte einführte.
Nach seinem Tod (660) sank die Macht von Argos bald. Mit seinem Enkel Meltas endete das Geschlecht der Temeniden;
darauf standen noch längere Zeit
Titularkönige aus einem andern Geschlecht an der Spitze des Staats. Mit Sparta lag von alters
her in Fehde. Im J. 520 brachte der spartanische König Kleomenes den Argeiern bei Tiryns eine Niederlage
bei, in dem von ihm angelegten Feuer kamen 6000 in den heiligen Hain von Argos geflüchtete Bürger um. Aus Haß gegen Sparta schloß
sich in den Perserkriegen den Persern, 461 den Athenern, mit denen es 418 die Niederlage bei Mantineia erlitt, endlich den Thebanern
an. Zugleich aber trat infolge jener Grausamkeit der Spartaner in den innern Verhältnissen von Argos eine
gänzliche Umgestaltung ein. Da durch jene Katastrophe der größte Teil der waffenfähigen Staatsbürger umgekommen war, so
setzten sich die Leibeignen (Gymnesier) in den Besitz der Stadt, die zwar später von den inzwischen herangewachsenen Söhnen
der Erschlagenen bezwungen wurden, aber von den Altbürgern in ihrer Mitte geduldet werden mußten.
Bald darauf zwang man auch die Bewohner der benachbarten unabhängigen Städte Tiryns, Mykenä, Hysiä, Orneä und Midea, nach
Argos überzusiedeln. Durch diese Neubürger, denen die vollen Rechte der alten eingeräumt wurden, ward das Leben der herabgekommenen
Stadt neu gekräftigt, Kunstfleiß und Wohlstand blühten wieder auf. Die wichtigste Folge jener Einbürgerungen
war indes das Verschwinden des alten Dorismus und damit das Erlöschen der ohnedies zum Schattenbild gewordenen Königsgewalt,
so daß um die Mitte des 5. Jahrh. eine vollständig ausgebildete Demokratie erscheint, die mit einigen oligarchischen Unterbrechungen
bis in die spätesten Zeiten fortdauerte.
Die gräßlichsten Ausbrüche dieser Volksherrschaft erfolgten in der Schreckenszeit des sogen. Skytalismos (Stockprügelei)
370, wo das Volk mehrere Tausend angeblicher Aristokraten ermordete. Während der Oberherrschaft Makedoniens mußte Argos makedonische
Besatzung einnehmen und erhielt wiederholt aus der Mitte seiner Bürger Tyrannen. Durch Aratos ward Argos 243 dem Achäischen
Bund zugeführt und von der Gewaltherrschaft befreit, später jedoch von neuem, zuletzt von Nabis aus Sparta, unterworfen.
Mit dem Achäischen Bund kam es 146 unter römische Herrschaft. Im Mittelalter gehörte Argos zum Herzogtum Athen; 1383 kam die
Stadt durch Kauf an Venedig; 1397 ward sie von den Türken erobert und geplündert, und 1463 fiel sie abermals
in deren Hände. Ihre Wiederbesetzung durch den venezianischen General Morosini 1686 war von keiner langen Dauer; die Venezianer
mußten sie 1716 für immer räumen.
Vgl. Curtius, Peloponnes, Bd. 2 (Gotha 1852);
Bursian, Geographie von Griechenland, Bd. 2 (Leipz.
1868).
Im heutigen Königreich Griechenland bildet Argos mit Korinth eine der 13 Nomarchien, 4942 qkm (nach Strelbitskys
Berechnung 5244 qkm = 95,2 QM.) groß mit (1879)
136,081 (1870: 127,820) Einw. und in 6 Eparchien zerfallend, von denen die der Hauptstadt. Argos, Nauplia, Spetza-Hermionis und
Hydra-Trizinia sich mit der alten Landschaft Argos decken. Außerdem gehört dazu die Insel Cerigo (s. d.).
Die gleichnamige Hauptstadt, ein lebhafter und freundlicher Ort mit (1879) 9861 Einw., füllt trotz ihrer weitläufigen Bauart
kaum die Hälfte vom Raum der alten, tief verschütteten Stadt aus. Auf und an dem Kegelberg der Larisa, welcher die Akropolis
bildete (s. oben), finden sich noch bedeutende Reste des Altertums erhalten: eine Burg mit zinnengesäumten
Mauern, welche neben jüngern auch alte Mauerteile, aus polygonen Werkstücken zusammengesetzt,
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aufweist, cyklopische Mauern, etwa 20 Sitzreihen des Theaters u. a.