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Bodensee. Er richtet nach starken Regengüssen häufig Verwüstungen an.
Bodensee. Er richtet nach starken Regengüssen häufig Verwüstungen an.
(bis 1879 Gniewkowo), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, [* 2] Kreis [* 3] Inowrazlaw, an der Linie Posen-Thorn der Oberschlesischen Eisenbahn, mit ev. und kath. Kirche, Maschinenfabrik, Ziegelbrennerei und (1880) 2229 Einw.
(spr. -schāng), Jean Baptiste de Boyer, Marquis d', philosoph. Schriftsteller und langjähriger Freund Friedrichs II. von Preußen, [* 4] geb. zu Aix in der Provence, trat schon früh in den Militärstand, ward 1734 bei der Belagerung von Kehl verwundet und durch einen Sturz mit dem Pferde [* 5] dienstunfähig, nahm seinen Abschied und ging, von seinem Vater enterbt, nach Holland, wo er als Schriftsteller lebte. Hier erschienen seine »Lettres juives« (Haag [* 6] 1742, 6 Bde., u. öfter, am besten Par. 1766; deutsch, Berl. 1770-83, 6 Bde.),
»Lettres chinoises« (Haag 1739, 5 Bde.; deutsch, Frankf. a. M. 1768-1771) und »Lettres cabalistiques« (Haag 1741, 6 Bde.; deutsch, Leipz. 1773-77, 8 Bde.), welche die Aufmerksamkeit Friedrichs II. dermaßen erregten, daß er den Verfasser zu sich nach Potsdam [* 7] einlud und 1744 zum Direktor der Akademie zu Berlin [* 8] ernannte. Bald war der Freund und tägliche Gesellschafter des Königs, der ihn seines geraden und freimütigen Charakters wegen hochschätzte und ihm in der »Correspondance entre Frédéric II et le marquis d'A.« (Königsb. u. Par. 1798; deutsch, Königsb. 1798) und in den »Œuvres posthumes de Frédéric II« (Bd. 10 u. 13) ein ehrendes Denkmal setzte.
Seit 1769 nach Frankreich zurückgekehrt, starb er unweit Toulon. [* 9] Er schrieb munter und witzig, freimütig und mit Geschmack, war aber in seinen Urteilen schwankend und unzuverlässig. Den geringsten Wert unter seinen zahlreichen Schriften haben die Romane, in deren einem (»Mémoires et lettres de Mr. le marquis d'A.«, 1735) er seine Liebeshändel erzählt. Bedeutender sind seine »Mémoires secrets de la république des lettres« (Haag 1737),
die dann späterhin als »Histoire de l'esprit humain« (Berl. 1765-68, 14 Bde.) erschienen. Auch übersetzte er des Ocellus Schrift von der Weltseele und Julians Fragmente wider die Christen und begleitete sie mit weitläufigen Kommentaren. Außerdem schrieb Argens: »La philosophie du bon sens« (1737; deutsch, Bresl. 1756),
»Critique du siècle« (1756) und »Réflexions critiques sur les écoles de peinture« (Berl. 1752; 2. Ausg. unter dem Titel: »Examen critique«, 1768), worin er sich als erfahrener Kunstkenner zeigte.
zwei der bedeutendsten Lyriker Spaniens:
1) Lupercio Leonardo de, geboren um 1564 zu Barbastro in Aragonien aus einem ursprünglich italienischen Geschlecht, war längere Zeit Geheimschreiber der in Spanien [* 10] lebenden Kaiserin Maria von Österreich, [* 11] der Witwe Maximilians II., wurde dann von Philipp III. zum Historiographen von Aragonien ernannt und begleitete 1610 den spanischen Vizekönig Grafen von Lemos nach Neapel, [* 12] wo er als Staats- und Kriegssekretär im März 1613 starb. Argensola brachte schon als Jüngling drei Trauerspiele, deren Cervantes im »Don Quixote« sehr ehrenvoll gedenkt, mit Beifall zur Aufführung; doch war die lyrische Poesie das Feld, auf dem er den meisten Ruhm erntete. Namentlich zeichnen sich seine Oden durch eigentümliche Kraft [* 13] und malerische Fülle des Stils aus.
2) Bartolomé Leonardo de, Bruder des vorigen, geb. 1565, trat in den geistlichen Stand, lebte bis 1610 meist in Salamanca, begleitete dann ebenfalls den Grafen von Lemos nach Neapel und ward nach dem Tod seines Bruders an dessen Stelle Historiograph von Aragonien. Er starb in Saragossa. [* 14] Seine Gedichte haben weniger Kraft als die seines Bruders, aber größere Anmut und eine noch gefeiltere stilistische Form. Auch sein historisches Werk über die »Eroberung der Molukkischen Inseln« (Madr. 1609) ist wegen seiner eleganten Schreibart geschätzt. Von den »Aragonischen Annalen«, deren Fortsetzung er übernommen, erschien nur der erste Teil (Sarag. 1630). Die Gedichte beider Brüder wurden erst nach dem Tode derselben vom Sohn des ältern (Sarag. 1634) veröffentlicht.
(spr. -schangssóng), 1) Marc René, Marquis d', franz. Staatsmann, geb. zu Venedig, [* 15] wo sein Vater René französischer Gesandter war, stellte als Generalleutnant der Polizei von Paris [* 16] seit 1697 Ordnung und Sicherheit daselbst her, indem er die politische Polizei schuf, auch den Gebrauch der Lettres de cachet einführte, ward 1718 Präsident des Finanzkonseils und Siegelbewahrer, legte infolge des Scheiterns der Lawschen Finanzoperationen, welche er anfangs begünstigt hatte, 1720 seine Ämter nieder und starb
2) René Louis, Marquis d', Sohn des vorigen, geb. war von 1720 bis 1724 Intendant im Hennegau, wurde dann Staatsrat und 1744 Minister des Auswärtigen. Er verhandelte mit Piemont über die Einigung der italienischen Staaten in eine Bundesunion, wurde aber als letzter Vertreter der traditionellen antihabsburgischen Politik durch die Intrigen des spanischen Hofs 1747 gestürzt. Er widmete sich nun, mit Voltaire befreundet, ausschließlich wissenschaftlichen Studien und starb Aus seinem Nachlaß wurden herausgegeben: »Considérations sur le gouvernement ancien et présent de la France« (Amsterd. 1764 u. öfter),
eine zur Kenntnis des innern Zustands von Frankreich sehr wichtige Schrift;
»Essais ou loisirs d'un ministre d'état« (Par. 1787, 2 Bde.),
reich an feinen Bemerkungen, Schilderungen merkwürdiger Zeitgenossen und Anekdoten.
Auch seine »Memoiren« (zuletzt herausgegeben von Rathery, Par. 1860-68, 9 Bde.) sind für die Zeitgeschichte von Wert.
Vgl. Zevort, »Le [* 17] marquis d'A. et le ministère des affaires étrangères 1744-47« (Par. 1880).
3) Marc Pierre, Graf d', Bruder des vorigen, geb. zu Paris, wurde 1720 Generalleutnant der dortigen Polizei, aber bald wieder abgesetzt, 1737 Intendant von Paris und 1743 Kriegsminister. Mit Erfolg widmete er sich der Reorganisation des Heers und ermöglichte dadurch die Siege von 1744 und 1745. Nach dem Aachener Friedensschluß sorgte er eifrig für Verbesserung der militärischen Anstalten und gründete 1751 die École militaire. Unter ihm begannen d'Alembert und Diderot die »Encyclopédie«, deren erste Bände ihm gewidmet waren, wie er auch seinem Freund Voltaire die Materialien zum »Siècle de Louis XIV« lieferte. Durch den Einfluß der Marquise Pompadour 1757 seines Amtes enthoben und auf sein Landgut Ormes verwiesen, durfte er erst nach dem Tod seiner mächtigen Feindin nach Paris zurückkehren, wo er starb.
4) Marc Antoine René de Voyer d', Marquis de Paulmy, Sohn von Argenson 2), geb. 1722 zu Valenciennes, war ein leidenschaftlicher Bücherfreund und erwarb sich eine Bibliothek von ca. 100,000 Bänden, welche 1785 vom Grafen von Artois (nachmals Karl X.) angekauft wurde und den Grundstock der Bibliothèque de l'Arsenal bildete; er starb 1787. Zu vielen seiner Bücher schrieb er wertvolle und feine ¶
Einleitungen, welche zum Teil gesammelt sind in seiner Schrift »Mélanges tirés d'une grande bibliothèque« (1779-87, 69 Bde.). In der auf seine Anregung entstandenen »Bibliothèque universelle des romans« (1775-78, 40 Bde.) finden sich auch Novellen von ihm, welche als »Choix de petits romans de différents genres« (1782, 2 Bde.) besonders erschienen sind. Er war Mitglied der französischen Akademie (1748) sowie der zu Berlin und Nancy. [* 19]
5) Marc René Marie, Marquis d', geb. zu Paris, Enkel von Argenson 3), trat in den Militärdienst und war nach dem Ausbruch der Revolution Adjutant Lafayettes, dessen politischer Gesinnungsgenosse er auch später blieb. Nach der Katastrophe vom zog er sich auf seine Güter in Touraine zurück, heiratete die Witwe des Prinzen Victor von Broglie und beschäftigte sich mit der Landwirtschaft und industriellen Unternehmungen. Von Napoleon 1809 zum Präfekten des Departements Deux Néthes ernannt, bewies er sich als entschiedener Vertreter verfassungsmäßiger Verwaltung und nahm 1813, als ihm die Regierung eine Sequestration gegen den richterlichen Ausspruch zumutete, seinen Abschied.
Während der Hundert Tage und nach der Restauration 1815 als Vertreter des Departements des Oberrheins in die Kammer berufen, leistete er den Eid nur mit Vorbehalt des unveräußerlichen Rechts der Völker, ihre Verfassungen wieder zu andern, wie er sich überall als entschiedener Gegner der Reaktion zeigte. Aufsehen machte 1818 seine Behauptung, die Charte sei keine Gnade, sondern eine Einschränkung der Rechte der Nation. Mit Eifer widmete er sich dem Wohl der arbeitenden Klassen.
Als nach dem Juniaufstand von 1832 die Regierung Paris in Belagerungszustand erklärte und die verhafteten Insurgenten vor die Kriegsgerichte stellte, protestierte er in einem an die »Tribune« gerichteten Brief dagegen und bewies sich überhaupt als heftiger Gegner der orléanistischen Politik. Seit 1834 lebte er zurückgezogen auf seinem Landsitz zu Ormes. Er starb in Paris. Eine Sammlung seiner Reden gab sein Sohn Charles Marc René, Marquis d'A., 1846 in 2 Bänden heraus.