Arethusa,
im Altertum Stadt in Syrien, am Orontes, zwischen Epiphania und Emesa, von Seleukos Nikator neugegründet;
jetzt Restan.
im Altertum Stadt in Syrien, am Orontes, zwischen Epiphania und Emesa, von Seleukos Nikator neugegründet;
jetzt Restan.
1) Johann Adam, Freiherr von, tüchtiger Jurist und Diplomat, geb. zu Ingolstadt, [* 2] trat 1788 in den bayrischen Staatsdienst, war unter Montgelas' Ministerium Direktor der diplomatischen Sektion, seit 1817 bayrischer Bundestagsgesandter zu Frankfurt [* 3] a. M., in welcher Stellung er sich durch energische Verteidigung der bayrischen Verfassungsurkunde allgemeine Achtung erwarb; er starb Aretin war mit Stein Stifter des Vereins für ältere deutsche Geschichtskunde und Besitzer einer sehr wertvollen Kupferstich- und Gemäldesammlung, die nach seinem Tod versteigert ward. Ein Verzeichnis derselben lieferte Brulliot (Münch. 1827, 3 Bde.).
2) Johann Georg Joseph Karl Maria, Freiherr von, Bruder des vorigen, geb. zu Ingolstadt, machte sich seit 1793 als Administrator des Donaumoosgerichts um Trockenlegung des Donaumooses sehr verdient. Im J. 1796 wurde er zum Hofkammerrat, 1799 zum Landesdirektor in Amberg [* 4] und 1806 zum Straßen- und Wasserbauinspektor in Tirol [* 5] ernannt. Beim Ausbruch des Aufstands in Tirol 1809 bekleidete er die Stelle eines Generalkommissars des Eisackkreises zu Brixen und wurde als österreichischer Gefangener nach Fünfkirchen [* 6] in Ungarn [* 7] abgeführt. Nach seiner Freilassung erhielt er 1810 vom König von Bayern [* 8] ein Lehnsgut nebst einer ansehnlichen Pension. Er starb in München. [* 9] Seine zahlreichen Schriften haben größtenteils ein praktisches und vaterländisches Interesse.
3) Johann Christoph Anton Maria, Freiherr von, Bruder der vorigen, Gelehrter, Staatsmann und Publizist, geb. zu Ingolstadt, studierte in Heidelberg, [* 10] Göttingen [* 11] und Paris, [* 12] trat früh in den Staatsdienst und ward schon 1799 Landesdirektionsrat. Im J. 1803 ward er nach Aufhebung der Klöster als Regierungskommissar mit Durchsuchung der Klosterbibliotheken beauftragt und 1806 zum Oberbibliothekar an der Zentralbibliothek zu München ernannt. Wegen eines litterarischen Streits mit Thiersch und andern nach Bayern gezogenen protestantischen Gelehrten legte er dies Amt nieder, ward 1811 Direktor, 1813 Vizepräsident des Appellationsgerichts zu Neuburg, [* 13] 1819 Landtagsabgeordneter und Präsident des Appellationsgerichts zu Amberg, als welcher er in München starb.
Als Landtagsabgeordneter gab er die freisinnige »Landtagszeitung« (1819 ff.) heraus. Seine Schrift »Die Pläne Napoleons und seiner Gegner in Deutschland« [* 14] (1809), worin er von einer protestantischen Liga gegen Napoleon sprach und letztern für den Repräsentanten der Deutschheit, d. h. des Kosmopolitismus, erklärte, erregte den oben erwähnten Streit. Auch eine spätere Schrift: »Sachsen [* 15] und Preußen« [* 16] (1815),
zu gunsten Sachsens brachte ihm vielen Verdruß. Außerdem schrieb er: »Über die westfälischen Friedensakten« (Münch. 1802);
»Jahrbücher der Gerechtigkeitspflege in Bayern« (Neub. 1811-1818, 2 Bde.);
»Über Staatsverfassung und Verwaltung« (Münch. 1826);
die Schauspiele: »Ludwig der Bayer« (1821) und »Das Mädchen aus Zante« (Bamb. 1822);
»Des großen Kurfürsten Maximilian I. Anleitung zur Regierungskunst« (das. 1823);
»Darstellung der bayrischen Kreditvereinsanstalt« (Münch. 1824);
»Staatsrecht der konstitutionellen Monarchie« (Altenb. 1824-27, 2 Bde.; 2. Ausg., vollendet von K. v. Rotteck, Leipz. 1838-40, 3 Bde.).
4) Karl Maria, Freiherr von, Geschichtsforscher, ältester Sohn des vorigen, geb. zu Wetzlar, [* 17] focht in den Freiheitskriegen 1813-15 mit und diente dann bis 1825 teils im Generalstab, teils in diplomatischer Stellung, ward nach längerer Zurückgezogenheit auf dem Land 1843 Legationsrat im Ministerium des Äußern und 1846 Geheimer Haus- und Staatsarchivar, im März 1847 der bayrischen Gesandtschaft in Berlin [* 18] beigegeben und 1848 und 1849 mit mehreren diplomatischen Missionen betraut. Im Auftrag König Maximilians widmete er sich seit 1855 der Einrichtung des bayrischen Nationalmuseums, dessen Vorstand er 1860 wurde.
Seit 1851 Wirklicher Geheimer Rat, wurde er 1859 zum lebenslänglichen Mitglied des Reichsrats ernannt, 1867 in das Zollparlament gewählt. Während der Session desselben starb er in Berlin. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: »Chronologisches Verzeichnis der bayrischen Staatsverträge« (Pass. 1838);
»Darstellung der auswärtigen Verhältnisse Bayerns« (das. 1839);
»Geschichte des Kurfürsten Maximilian I.« (das. 1842);
»Wallenstein« (Münch. 1844) und »Altertümer und Kunstdenkmäler des bayrischen Herrscherhauses« (das. 1855-71, 9 Hefte).
Silben, s. Solmisation. ^[= eine eigentümliche, Jahrhunderte hindurch üblich gewesene Methode, die Kenntnis der Intervalle ...]
1) Pietro, ital. Dichter, geb. zu Arezzo, genoß als natürlicher Sohn eines Edelmanns, Luigi Bacci, eine höchst mangelhafte Erziehung, zeigte aber frühzeitig ein bedeutendes Talent für satirische Gedichte, deren eins (ein beißendes Sonett auf den Ablaßhandel) seine Verbannung aus der Vaterstadt zur Folge hatte. Aretino ging nach Perugia, wo er kurze Zeit das Buchbinderhandwerk trieb, sodann (1517) nach Rom. [* 19] Hier fand er am päpstlichen Hof [* 20] eine kleine Anstellung und für seinen Hang zu witzigen und unzüchtigen Gedichten volle Nahrung.
Schon war er in ganz Italien [* 21] deshalb gefürchtet, als er sich durch 16 schamlose Sonette (»Sonetti lussuriosi«),
die er als eine Art Kommentar zu ebensoviel obscönen Zeichnungen von Giulio Romano verfertigt hatte, auch die Verbannung aus Rom zuzog (1524). Aretino fand bald einen neuen Gönner an Joh. von Medici in Florenz [* 22] und begleitete diesen nach Mailand [* 23] zu Franz I. von Frankreich, der großes Gefallen an seinem Witz fand und seine Rückkehr nach Rom vermittelte. Dort wurde er infolge eines Liebeshandels von einem Nebenbuhler meuchlings überfallen und gefährlich verwundet, und da er nach seiner Genesung keine Genugthuung vom Papst erhalten konnte, verließ er Rom abermals und kehrte zu Johann von Medici zurück, der, in einem Treffen verwundet, in Aretinos Armen starb. Aretino wandte sich nun (1527) nach Venedig, [* 24] um hier, wo er alle Freiheit für seine Ausschweifungen wie für seine satirische Feder fand; nur von dem Ertrag der letztern zu leben.
Sein Ziel war jetzt, Geld zu gewinnen, und bei der Leichtigkeit, mit welcher er arbeitete, und der Schlauheit, womit er die Großen auszubeuten verstand, gelangte er bald zu großem Wohlstand. Selbst Kaiser Karl V. und König Franz I. beschenkten ihn mit goldenen Ketten. Der erstere bot ihm sogar die Ritterwürde an, die Aretino aber ausschlug. Während Clemens VII. in der Engelsburg gefangen saß, wurde er von in Schmähschriften aufs heftigste angegriffen. Nach des Papstes Befreiung aber vermittelte dessen Majordomus Vasone eine Aussöhnung, und Clemens verzieh dem reuigen Satiriker. Ungeachtet der Fruchtbarkeit seines Geistes konnte jedoch Aretino nicht alle seine zahlreichen Arbeiten allein vollbringen, zumal es ihm für manche fast ganz an gelehrten Kenntnissen fehlte. Er nahm deshalb ¶
in der Person des berüchtigten Niccolò Franco (s. d.), seines Geistesverwandten, der ihm aber an Wissen weit überlegen war, einen Hilfsarbeiter zu sich, der ihn mit seinem Rat und seiner Feder unterstützte. Inzwischen hatten seine bessern Schriften ihm eine große Anzahl von Bewunderern erworben, man nannte ihn »den Göttlichen« (il Divino), und nicht nur aus allen Teilen Italiens, [* 26] sondern selbst aus dem Ausland empfing er Besuche. Stets darauf bedacht, sich auf gutem Fuß mit dem römischen Stuhl zu erhalten, verfaßte er abwechselnd mit den obscönsten Schriften auch Erbauungsbücher, wie: »L'umanità di Cristo«, »La vita di Maria Vergine«, eine Übersetzung einiger Psalmen u. a. Als Julius III. den päpstlichen Stuhl bestieg, gratulierte ihm in einem Sonett, wofür er mit 1000 Goldkronen und dem Orden [* 27] des heil. Petrus belohnt wurde.
Als ihn drei Jahre später der Herzog von Urbino dem Papst selbst vorstellte, nahm ihn dieser sehr ehrenvoll auf, schlug ihm jedoch den Wunsch, Kardinal zu werden, lachend ab. Sehr verstimmt kehrte Aretino nach Venedig zurück, um es nicht wieder zu verlassen. Er starb daselbst 1557, indem er vor Lachen über ein leichtsinniges Abenteuer einer seiner ebenso zügellosen Schwestern vom Stuhl fiel und den Hals brach. Aretino war unstreitig ein Mann von bedeutendem Talent, den nur seine Unwissenheit und Sittenlosigkeit hinderten, sich einen ehrenvollen Platz in der Litteratur seines Vaterlands zu erwerben, während sein Name jetzt nur mit Verachtung genannt wird.
Von seinen zahlreichen Werken sind seine fünf Komödien in Prosa: »Il Marescalco«, »La Cortigiana«, »L'Ipocrito«, »La Talanta«, »Il Filosofo« (Vened. 1553-1560 u. öfter),
welche durch Witz, Originalität und dramatische Lebendigkeit zu den besten der italienischen Litteratur gehören, sowie die Tragödie »Orazia« in Versen (das. 1546-49) die einzigen, welche ihm Ehre machen. Die meisten übrigen sind von der krassesten Obscönität. Am bekanntesten darunter sind die berüchtigten, dem König Franz I. gewidmeten »Ragionamenti« (1535-38, 3 Tle., u. öfter; ins Französische übersetzt unter dem Titel: »Les dialogues du divin P. Aretino«, Par. 1879),
ein drastisches Gemälde der sittlichen Verderbnis in den höhern Ständen Italiens und deshalb von unzweifelhaftem sitten- und kulturgeschichtlichen Wert. Wichtig für die Zeitgeschichte sind auch seine »Lettere familiari« (Vened. 1538-57; Par. 1609, 6 Bde.). Sein Leben hat Mazzuchelli beschrieben (Pad. 1741). Vgl. Franc. de Sanctis, Pietro (in der »Nuova antologia«, 1870);
Chasles, L'Arétin, sa vie et ses écrits (Par. 1873);
Sinigaglia, Saggio di uno studio su P. Aretino (Neapel [* 28] 1882);
Samosch, Pietro Aretino (Berl. 1881).