Künstlern reichen Beifall, geringern bei der protestantischen
Theologie fand. Allmählich aber zu immer größerer
Anerkennung
gelangt, nimmt jetzt die christliche Archäologie an Regsamkeit und
Geschick der Behandlung eine fast ebenbürtige
Stellung neben der
klassischen Archäologie ein, durch deren erprobte
Methode sie groß geworden ist. In
Frankreich war neben
Martigny
(»Dictionnaire
des antiquités chrétiennes«, 2. Aufl., Par. 1877, u. a.)
Vicomte de
Caumont der eifrigste
Mittelpunkt dieser
Studien, und in
Didrons »Annales archéologiques« ist seit 1844 ein eignes
Organ für dieselben geschaffen. In
Deutschland
[* 2] gab 1819
Augusti das erste Lehrbuch der christlichen Archäologie heraus.
Besondere
Pflege fand dieselbe seitdem durch H.Otte (»Geschichte der christlichen
Kunst«, Leipz. 1862;
»Handbuch der christlichen Kunstarchäologie«, 5. Aufl.,
das. 1883-84, 2 Bde.;
»ArchäologischesWörterbuch«, 2. Aufl., das. 1877),
die
Italienerde' Rossi (»Bulletino di archeologia cristiana«,
Rom
[* 6] 1863 ff.) und Garrucci
(»Storia della arte cristiana«, 1884 beendet, 6 Bde.
mit 500 Tafeln),
In
England und
Amerika,
[* 8] neuerdings auch in
Deutschland wendet man den
Ausdruck in seiner weitern Bedeutung
insbesondere auf Untersuchungen über die Geschichte,
Gebräuche und Überbleibsel von Urvölkern oder ältern Landesbewohnern
an und spricht von einer anthropologischen Archäologie, welche einen wichtigen Teil der
Kulturgeschichte (s. d.) ausmacht. In diesem
Sinn wirken in
England die schon 1572 gegründete Society of Antiquaries, in
Schottland (seit 1780) die Scottish Society of
Antiquaries, in
Irland (seit 1786) die
RoyalIrish Academy. In
Deutschland sind namentlich die Überbleibsel aus vorhistorischen
Kulturperioden
(Stein-,
Bronze- und
Eisenzeit), in
England die
Kelten, in
Amerika die
Indianer Gegenstand archäologischer Forschung
in diesem
Sinn.
Institute,Anstalten, welche die Aufgabe verfolgen, die archäologischen Forschungen
und
Resultate der
Ausgrabungen bekannt zu machen, die zerstreuten Nachrichten über antike
Denkmäler zu sammeln und durch
Publikation
der
Funde deren Bekanntschaft zu vermitteln. Die älteste und hervorragendste Anstalt dieser
Art ist das Deutsche
[* 9] archäologische
Institut (Instituto di corrispondenza archeologica ^[richtig: Istituto di corrispondenza archeologica]) in
Rom, das unter
dem Protektorat des damaligen
Kronprinzen von
Preußen,
[* 10]
FriedrichWilhelm, durch
Bunsen,
Gerhard,
Kestner,
Thorwaldsen,
Panofka, den
HerzogAlbert de
Luynes u. a. im preußischen Gesandtschaftshotel daselbst gegründet wurde.
Sein spezieller
Zweck ist: »auf dem Gebiet der
Archäologie und der
Philologie die Beziehungen zwischen den Heimatländern alter
Kunst undWissenschaft und der gelehrten Forschung zu beleben und zu regeln und die neuaufgefundenen
Denkmäler
der griechischen und römischen
Epoche in rascher und genügender
Weise zu veröffentlichen«. Hierfür dienten seit der
Gründung
die
regelmäßig erscheinenden »Monumenti inediti«,
zwölf Tafeln Abbildungen in großem
Format; ein Jahrbuch, die »Annali«,
mit bildlichen Beigaben und die monatlich erscheinenden »Bulletini«,
welche über die neuesten
Entdeckungen kurze
Berichte geben.
Eine
Sektion des
Instituts, die in
Paris
[* 15] bestanden, war 1848 eingegangen. Seit 1874 sind fünf Stipendien ausgesetzt (darunter
eins für christliche
Archäologie), welche von der Reichsregierung an junge Philologen vergeben werden.
Für diese zunächst, überhaupt aber für alle
Deutschen, die sich
Studiums halber in
Rom oder
Athen aufhalten, werden unentgeltlich
teils archäologische
Vorträge gehalten, teils Periegesen der
Denkmäler vorgenommen. Im J. 1879 beging das
Institut die
Feier
seines 50jährigen Bestehens.
An ähnlichen
Instituten besitzt
Frankreich die
École française d'Athènes (seit 1844) und die
École française de
Rome (seit
1875), die ein gemeinsames
Organ in der »Bibliothèque des écoles françaises d'Athènes et de
Rome« (seit 1876) haben, woneben
noch die
»Mélanges d'archéologie et d'histoire«
(Rom 1881 ff.) und das
»Bulletin de correspondance hellénique«
(seit 1877) erscheinen. In
Italien
[* 16] besteht die Scuola archeologica di Pompei (seit 1866),
welche ein »Giornale degli scavi«
u. a. herausgibt, in
Griechenland
[* 17] die Archäologische
Gesellschaft in
Athen (1837 gegründet, 1869 erneuert),
während
England
sich an der
Pflege der archäologischen
Studien so gut wie nicht beteiligt.
fossile Vogelgattung mit der einzigen Art Archaeopteryx lithographica v. M.
(Archaeopteryx macruraOw.),
aus dem zur
Juraformation
[* 18] gehörenden lithographischen
Schiefer von
Solnhofen (s. Tafel
»Juraformation II«).
[* 19] Man kennt außer einer 1861 gefundenen
Feder, welche die
Aufstellung der
Gattung veranlaßte, nur zwei
Exemplare des
Tiers, von
denen das vollständigere, sehr gut erhaltene sich im
Berliner mineralogischen
Museum befindet. Die Wichtigkeit des Archaeopteryx liegt
darin, daß er zwar nicht, wie man zuerst annahm, einen Übergang zwischen
Reptilien und
Vögeln bildet, aber das er einen
der ältesten
Vögel
[* 20] darstellt und aus einer Zeit stammt, wo das Flugvermögen noch nicht in der
Weise
ausgebildet war wie bei den heutigen
Vögeln. Durchaus dem eines
Vogels ähnlich ist sein
Kopf, nur hat er in beiden
KiefernZähne;
[* 21] dagegen ist der Brustkorb in einigen
Punkten ganz eigenartig gebaut.
Becken und Hinterbeine sind fast wie die eines
echten
Vogels, und auch die Vorderextremitäten sind nur dadurch bemerkenswert, daß jeder von den drei
Fingern eine
Kralle trägt, mit der sich das
Tier vielleicht auf den
Bäumen festgehalten hat.
Ferner ist besonders zu beachten
¶
mehr
der sehr lange, aus 20 Wirbeln bestehende Schwanz. Das Gefieder ist sehr gut entwickelt und besteht aus Konturfedern und Daunen;
auch die Schienbeine waren befiedert, und am Schwanz trug jeder Wirbel ein Paar Steuerfedern, während der Rumpf wohl nur mit
Daunen bekleidet war. Von den innern Organen hat sich nichts erhalten. Nach allen bisher bekannt gewordenen
Merkmalen haben wir Archaeopteryx für die Stammform der heutigen Flugvögel anzusehen; zugleich ist sein langer Schwanz ein handgreiflicher
Beweis für die Abstammung der Vögel von den Reptilien (s. Vögel).