Die
Cortes von Aragonien, gleichzeitig besucht von den
Boten des in eine höhere (ricos hombres) und niedere (infançones, caballeros,
hidalgos)
Klasse gesonderten
Adels und der
Prälaten, verfügten über
Krieg und
Frieden, Bündnisse und
Verträge,
Steuern,
Münzen,
[* 6] alte und neue
Gesetze und Urteilssprüche der unternGerichtshöfe. König
Alfons III. mußte die jährliche
Berufung der
Cortes nach
Saragossa
[* 7] (1287) als
Grundgesetz anerkennen und denselben das
Recht des pflicht- und verfassungsmäßigen
Widerstands gegen willkürliche
Verletzung der ständischen Mitglieder einräumen, ja anerkennen, daß, wenn der König sich
der Gewaltherrschaft schuldig gemacht, alle Bewohner
Spaniens vom 14. bis zum 60. Jahr verbunden sein
sollten, die
Waffen
[* 8] zum
Sturz desselben zu ergreifen.
Peter IV. erzwang 1348 die Aufhebung dieser
Satzungen, bewilligte aber die Einsetzung einer Behörde, die, zwischen
Regierung
und
Volk stehend, die
Rechte des letztern gegen Übergriffe der erstern schützen und in Streitigkeiten zwischen der
Krone und
den
Ständen entscheiden sollte. An ihrer
Spitze stand der vom König aus der
Ritterschaft auf Lebenszeit
gewählte, aber lediglich den
Cortes gegenüber zur Rechenschaft verpflichtete
Justicia. Die allgemeinen
Reichsstände, anfangs
jährlich, seit 1307 alle zwei Jahre von den Abgeordneten Aragoniens,
Kataloniens und
Valencias gebildet, zerfielen in die
vier Abteilungen (brazos,
Arme, estamentos,Bänke) der
Geistlichkeit, des hohen (brazo de nobles) und niedern
Adels (brazo de caballeros y hijos dalgo) und der Stadtgemeinden (brazo de universidades).
Für die Gültigkeit eines Cortesbeschlusses war Einstimmigkeit der
Krone und aller Mitglieder notwendig. Ein ständischer
Ausschuß von acht Mitgliedern blieb zur Wahrung der
Volksrechte stets zusammen. Auch nach der Vereinigung
mit
Kastilien (1516) behielt Aragonien seine alten
Freiheiten und verlor dieselben erst infolge der standhaften Parteinahme für
Österreich
[* 9] im spanischen
Erbfolgekrieg.
In den Karlistenkriegen der Neuzeit zeigten die Aragonier denselben hartnäckigen
Mut, den ihre
Hauptstadt
Saragossa 1808-1809 den
Franzosen gegenüber bewies. Während Oberaragonien entschieden der
Königin anhing, hielt
Niederaragonien zu
Don Karlos.
Vgl. E.AragonienSchmidt, Geschichte Aragoniens im
Mittelalter (Leipz. 1828);
Pidal,Historia de las
alteraciones de
Aragon en el reinado de Felipe II
(Madr. 1862-63, 3 Bde.).
nach
dem Vorkommen in
Aragonien benanntes
Mineral aus der
Ordnung der
Karbonate, stimmt chemisch mit
Kalkspat
[* 10] überein, kristallisiert aber rhombisch und bildet meist lang oder kurz säulenförmige oder spießige
Kristalle;
[* 11] sehr häufig sind
Zwillinge oder
Drillinge, nach einer Prismenfläche an- oder durcheinander gewachsen, die in ihrer
Form hexagonalen
Säulen
[* 12] nahekommen. Er bildet auch stängelige und faserige
Aggregate, die letztern zum Teil radialfaserig
in
Kugeln
(Erbsenstein), Krusten, Stalaktiten
(Sprudelstein, Aragonitsinter) oder zackigen Gestalten
(Eisenblüte).
Er ist farblos, gelblich, rötlich, grün, blau, grau, glasglänzend, durchsichtig bis durchscheinend,
Härte 3,5-4, spez. Gew.
2,9-3; er enthält neben kohlensaurem
Kalk bisweilen 0,5-4 Proz. kohlensauren
Strontian, auch kohlensaure
Magnesia und Fluorcalcium.
Aragonít und
Kalkspat bilden das bekannteste
Beispiel von
Dimorphismus, einer zweifachen, verschiedenen Formenreihe bei
gleicher chemischer
Konstitution.
Welchen Umständen die eine oder andre Formbildung zuzuschreiben ist, läßt sich nicht allgemein entscheiden.
Hauy nahm an,
daß eine geringe
Menge von kohlensaurem
Strontian die rhombische Form des Aragonits bedinge; doch kennt man auch strontianfreien
Aragonít G.
Rose suchte die
Ursache der Formverschiedenheit vorzüglich in derTemperatur des Lösungsmittels,
indem aus heißer
Lösung Aragonít, aus kalter
Kalkspat zur Abscheidung gelangen sollte; doch ist auch dies nicht allgemein zutreffend.
Auch die
Konzentration der
Lösung kommt dabei in Betracht. Jedenfalls ist die
Erklärung der spezifischen Kristallform nicht
einseitig in dem kristallisierenden
Körper, sondern in einer dynamischen
Wechselwirkung zwischen der erstarrenden
Substanz und dem umgebenden
Medium zu suchen, und bei
Körpern, welche dem herrschenden Lösungsmittel gegenüber labile Kristallisationsverhältnisse
zeigen, kann auch die Grundform durch Einwirkungen verschiedener Art, die einander kompensieren und substituieren können,
verändert werden.
(Aragos der Alten), Nebenfluß des
Kur in
Kaukasien, dessen
Thal
[* 18] die Hauptverkehrsstraße zwischen
Tiflis in
Kaukasien
und dem europäischen Rußland durchzieht.
(ElAraïsch,
Larache), Stadt im nordwestlichen
Marokko,
[* 19] an der Mündung des Uëd Aulcus in den Atlantischen
Ozean,
liegt an der
Stelle der phönikischen Stadt
Lix, von der noch
Ruinen vorhanden sind.
Die sehr verfallene, jetzt sich aber wieder
hebende Stadt zählt (1878) 10,000 Einw., worunter 800
Juden und 200
Europäer.
Die Ausfuhr (1,1Mill.
Mk.) besteht in
Wolle,
Häuten u. a. Im 17. Jahrh. gehörte den Portugiesen, welche
die noch bestehende schöne Kaufhalle erbauten.
von Bengalen, bildet einen Teil der ProvinzBritisch-Birma des indischen Kaiserreichs und hat einen Flächeninhalt von 37,621
qkm (683,2 QM.). Während der östliche Teil gebirgig ist und
dicht bewaldete Höhen enthält, die bis 2490 m ansteigen, zeigen die Thäler und Küsten üppiges Wachstum, sind aber voll
böser Fieberluft und daher schlecht angebaut. Die Regenmenge ist sehr groß; kaum ein Drittel des Jahrs
ist regenfrei. Die Haupterzeugnisse sind: Reis, dann Indigo
[* 22] (in Menge wild wachsend), Pfeffer, Zuckerrohr, Früchte und das wertvolle
Schiffbauholz des Teakbaums.
ihre Sitten sind sehr locker, als Kaufleute sind sie sehr betrügerisch.
Der Distrikt hat
eine selbständige, nach indischem Muster geformte Schrift und Litteratur, worunter vorzüglich die sogen. »Radsaweng«,
welche die Geschichte der Könige enthalten, Erwähnung verdienen. Kultur und Staatsform kamen aus Indien. Die älteste Geschichte
ist ganz sagenhaft. Gegen Mitte des 7. Jahrh. n. Chr. ward aus Ceylon
[* 26] der Buddhismus eingeführt. Dies war ein so wichtiges
Ereignis, daß man die Jahre danach zu zählen begann;
diese Ära beginnt 639. Zwischen 900 und 1000 fällt
die Glanzzeit des Reichs von Arakan. Das westliche Birmareich wurde vorübergehend unterworfen;
später gestalteten sich die Beziehungen
wieder freundlicher;
mit Indien bestand stets lebhafter Verkehr. Im J. 1679 ging die Nordprovinz Tschittagong an den Großmogul
zu Dehli verloren;
1783 kam Arakan unter die Botmäßigkeit von Birma, und 1826 wurde es von den Engländern
erworben. - Der jetzige Hauptort ist Akyab (s. d.);
die ehemalige Hauptstadt, das landeinwärts gelegene Arakan oder Mrohoung,
ist das Triglyphon des Ptolemäos und zählt heute nur 2068 Einw.