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astronomiques et physiques«. Das Gebiet der Physik, der sich Arago seitdem mit unermüdlichem Eifer gewidmet hat, ist durch ihn mit den wichtigsten Entdeckungen bereichert worden, und namentlich verstand er es, durch Klarheit und leichte Verständlichkeit die Resultate der wissenschaftlichen Forschung zu popularisieren. Besonders haben ihn Untersuchungen über die Theorie des Lichts, namentlich über die Polarisation [* 2] desselben, sowie über Galvanismus [* 3] und Magnetismus [* 4] beschäftigt.
Die Relationen seiner frühsten optischen Beobachtungen gab er mit Biot heraus, mit dem er überhaupt bis 1816 die Forschungen im Gebiet der Naturwissenschaft teilte. Im J. 1809 wurde er zum Professor an der polytechnischen Schule ernannt und übernahm in demselben Jahr mit Gay-Lussac die Redaktion der »Annales de physique et de chimie«. Als Mitglied des Längenbüreaus hatte er noch teil an der Redaktion des von demselben herausgegebenen »Annuaire« und an der »Connaissance de temps«.
Auch schrieb er »Astronomie [* 5] populaire« (Par. 1834-35, 4 Bde.). Auch auf dem Felde der Politik hat Arago eine bedeutende Rolle gespielt. Als Mitglied der Deputiertenkammer gehörte er zur Opposition und bewies sich als ausgezeichneter, von den Machthabern gefürchteter Redner. Die Februarrevolution von 1848 rief ihn als Mitglied in die provisorische Regierung, in welcher er 24. Febr. das Ministerium des Innern, kurz darauf auch das des Kriegs übernahm. Entschieden die Grundsätze der Ordnung vertretend und den sozialistischen Bestrebungen abhold, stand er mit Marrast und Marie an der Spitze derjenigen Republikaner, welche das Staatsideal in den nordamerikanischen Freistaaten erblickten.
Als die provisorische Regierung ihre Gewalt niederlegte, ernannte ihn die Versammlung zum Mitglied der Exekutivkommission, in welcher Stellung er seinen Mut während des Juniaufstands von 1848 auf glänzende Weise bewährte. Nach dieser Katastrophe war in der Nationalversammlung als Mitglied des Kriegskomitees thätig. Nach dem Staatsstreich vom behielt er seine Stelle als Direktor an der Sternwarte [* 6] und starb in Paris. [* 7] Eine vollständige Sammlung seiner Schriften erschien unter Leitung Barrals (Par. 1854-62, 17 Bde.; 2. Aufl. 1865 ff.), in deutscher Übersetzung von Hankel (Leipz. 1854-60, 16 Bde.). In seinem Geburtsort Perpignan wurde ihm 1879 ein Standbild errichtet.
Vgl. Audiganne, François Arago, son génie et son influence (2. Aufl. 1869).
2) Jacques Etienne Victor, Bruder des vorigen, franz. Schriftsteller, geb. zu Estagel, begleitete als Zeichner die von Freycinet befehligte Expedition, welche auf den Schiffen Uranie und Physicienne 1817-20 eine Reise um die Welt machte. Dann beschäftigte er sich zu Bordeaux, [* 8] seit 1829 zu Toulouse [* 9] mit der Herausgabe belletristischer Journale, schrieb Vaudevilles, Gedichte und Romane und übernahm 1835 die Direktion des Theaters zu Rouen, [* 10] mußte aber schon 1837, infolge seiner Erblindung, von dieser Stellung zurücktreten.
Seine Weltreise gab ihm Veranlassung zu den interessanten Werken: »Promenade autour du monde« (Par. 1822, 2 Bde. mit Atlas) [* 11] und »Souvenir d'un aveugle. Voyage autour du monde« (1838, 2 Bde., illustriert; neue Textausgabe 1884). Im J. 1849 reiste er trotz seiner Blindheit an der Spitze einer Gesellschaft von Spekulanten nach Kalifornien, um dort das Goldsuchen im großen zu betreiben, ward aber zu Valparaiso [* 12] von seinen Gefährten verlassen und kehrte 1850 nach Frankreich zurück, wo er seine Erfahrungen und Enttäuschungen in dem Werk »Une vie agitée« (1853, 3 Bde.) veröffentlichte. Trotz alledem unternahm Arago bald darauf eine neue Reise nach Brasilien, [* 13] wo er im Januar 1855 starb.
3) Etienne, Bruder der vorigen, Schriftsteller, geb. zu Perpignan, erhielt seine Schulbildung am Collège zu Sorèze und wurde unter der Restauration Préparateur der Chemie an der polytechnischen Schule zu Paris. Diese Stellung gab er jedoch bald auf, um sich mit den Liberalen jener Zeit dem Karbonarismus anzuschließen, und schrieb, nachdem er sich ganz der Litteratur zugewandt hatte, meist im Verein mit andern (z. B. Balzac), Lustspiele und Vaudevilles, gab mehrere kleinere belletristische Journale heraus und machte sich auch als Feuilletonist im »Siècle« unter dem Pseudonym Jules Ferney bekannt.
An der Julirevolution beteiligte er sich mit großem Eifer. Als Direktor des Théâtre du Vaudeville zu Paris fallierte er 1840 mit ¼ Mill. Fr. Schulden, die er bis 1872 abzahlte. Im J. 1841 war er Mitbegründer des Journals »La Réforme«, und in der Februarrevolution von 1848 erhielt er die Direktion der Posten. Vom Departement der Ostpyrenäen in die Nationalversammlung geschickt, machte er sich hier wenig bemerkbar. Bei dem Juniaufstand kompromittiert, entging er der Verhaftung durch die Flucht nach Belgien, [* 14] wo er »Spa, son origine, son histoire, ses eaux, ses environs et ses jeux« (Brüssel [* 15] 1851) schrieb, ein Gedicht in sieben Gesängen, das unstreitig zu seinen besten poetischen Erzeugnissen gehört.
Nach dem Staatsstreich vom setzte die französische Regierung seine Austreibung aus Belgien durch, worauf er sich nach England, von da nach Holland und endlich nach Turin [* 16] begab, von wo er 1859 begnadigt nach Paris zurückkehrte. Seine nächsten Publikationen waren: »Une voix de l'exil«, ein Gedicht (Genf [* 17] 1860),
und »Les Bleus et les Blancs« (Par. 1862), ein historischer Roman über die Kriege in der Vendée. Großes Aufsehen erregte im August 1862 sein Austritt aus dem Pariser Schriftstellerverein, den er mit der Annahme von Geschenken seitens Mirès' und andrer Spekulanten durch einige Schriftsteller motivierte. Am nach dem Sturz des Kaisertums, ernannte ihn die provisorische Regierung zum Maire von Paris, ein Amt, das er infolge der Unruhen vom 31. Okt., während welcher er voreilig sofortige Munizipalwahlen versprochen hatte, wieder niederlegte (vgl. seine Schrift »L'Hôtel de ville de Paris au 4 septembre et pendant le siége«, Par. 1874). Auch seinen Sitz in der Nationalversammlung, in die er vom Departement der östlichen Pyrenäen gewählt wurde, gab er schon nach wenigen Tagen wieder auf und zog sich ganz ins Privatleben zurück, bis er 1878 die Stelle als Archivar der École des beaux-arts annahm.
4) Emanuel, ältester Sohn von Arago 1), geb. zu Paris, trat seit 1832 mit poetischen Versuchen auf, studierte dann die Rechte und ward 1837 Advokat am Appellhof zu Paris. Als Republikaner nahm er 1848 eifrigen Anteil an der Februarrevolution. Von der provisorischen Regierung 27. Febr. als Oberkommissar nach Lyon [* 18] gesandt, erbitterte er durch das Ausschreiben einer Steuer zur Unterhaltung der sogen. Nationalwerkstätten die Bourgeoisie, ohne die Arbeiterbevölkerung zu befriedigen. Am 25. Mai mit sehr gemessener Instruktion wegen Polens als Gesandter nach Berlin [* 19] geschickt, richtete er hier wenig aus. Im Januar 1849 auf seinen Wunsch abberufen, trat er wieder in die Nationalversammlung ein und bekämpfte den Präsidenten Ludwig Napoleon, nach ¶
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dessen Staatsstreich er sich vom öffentlichen Leben zurückzog. Er machte sich nun als Verteidiger in politischen und Preßprozessen einen Namen, wie er namentlich 1867 den Polen Berezowski, der auf den Kaiser von Rußland geschossen hatte, verteidigte, zeichnete sich als Mitglied des Gesetzgebenden Körpers seit 1869 durch seine dem Kaisertum feindliche Haltung und in der Sitzung vom durch seine Reden gegen die beabsichtigte Kriegserklärung aus und wurde nach der Katastrophe vom als provisorischer Justizminister Mitglied der Regierung der nationalen Verteidigung. Als Mitglied der Nationalversammlung und seit 1876 des Senats schloß er sich der Partei der gemäßigten Republikaner an und ward 1880 zum französischen Botschafter in Bern [* 21] ernannt. - Sein jüngerer Bruder, Alfred, geb. 1816, hat sich im Atelier Paul Delaroches zum Maler ausgebildet und mit seinen Gemälden, unter denen Karl V. im Kloster von San Yuste am bekanntesten geworden ist, auf den Pariser Ausstellungen wiederholt großen Beifall gefunden. Im J. 1852 wurde er zum Generalinspektor der schönen Künste im Ministerium des Innern ernannt.