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herausgegeben von Kosegarten, Greifsw. 1831-53, 3 Bde.; der persische Auszug mit französischer Übersetzung von Zotenberg erschien Par. 1867-74, 4 Bde.). Allgemeinere Geschichtswerke lieferten außerdem: der ausgezeichnete Mas'údi (gest. 957) mit seinen »Goldenen Wiesen« (arab. u. franz. von Barbier de Meynard, Par. 1866-77, 9 Bde.);
Ibn al Athír (gest. 1232; hrsg. von Tornberg, Leid. 1851-76, 14 Bde.);
der Christ Abulfáradsch, gewöhnlich Bar-Hebräus (s. d.) genannt, ein geborner Syrer;
Abulfeda (gest. 1331; seine sehr wichtigen »Annalen«, hrsg. von Reiske und Adler, [* 2] Kopenh. 1789-94, 5 Bde., und die dazu gehörige »Historia anteislamica« von Fleischer, Leipz. 1831).
Ein wirklich genialer Kulturhistoriker von philosophischer Bildung und großen Gesichtspunkten ist der Spanier Ibn Chaldún (s. d.). Die ältern Epochen behandeln die Eroberungsgeschichten, so die von Beládsori (gest. 892; hrsg. von de Goeje, Leid. 1866); einen Überblick der Geschichte des Kalifats lieferte Ibn et Tiktaká (früher als Fachreddín bezeichnet; hrsg. von Ahlwardt, Gotha [* 3] 1860). Als Ausgangspunkt der mohammedanischen Geschichte hat das Leben Mohammeds vielfache Darstellung gefunden, am besten nach den Materialien des 768 gestorbenen Ibn Ishák durch Ibn Hischám (gest. 828; hrsg. von Wüstenfeld, Götting. 1858-60, 2 Bde.; deutsch von Weil, Stuttg. 1864, 2 Bde.). Die spezielle Geschichte Arabiens wurde besonders eingehend behandelt in Bezug auf die heiligen Städte, vorzüglich Mekka (vgl. Wüstenfeld, Chroniken der Stadt Mekka, Leipz. 1857-61, 4 Bde.). Unter den dem Islam unterworfenen Ländern haben eine bevorzugte Darstellung Syrien, Ägypten [* 4] und Nordafrika gefunden, das erstere durch Abu Schámah (gest. 1266; vgl. Görgens und Röhricht, Quellenbeiträge zur Geschichte der Kreuzzüge, Bd. 1, Berl. 1879) und Ibn Schíhnah (gest. 1485). Mit Ägypten in seiner mohammedanischen Zeit beschäftigten sich Abd ul Latíf (um 1230; hrsg. von White, Oxf. 1800; franz. von de Sacy, Par. 1810), Makrísi (gest. 1441; »Geschichte der Mamlukensultane«, übersetzt von Quatremère, das. 1837-45; »Geschichte der Kopten«, [* 5] von Wüstenfeld, Götting. 1845); mit den Berbern Ibn Chaldún (s. d.); mit dem maurischen Spanien [* 6] Makkari (gest. 1631; hrsg. von Dozy u. a., Leid. 1855-61; auszugsweise ins Englische [* 7] übersetzt von Pascual de Gayangos, Lond. 1840-43, 2 Bde.). Außerordentlich reich ist die arabische Litteratur an Biographien, sowohl an einzelnen, darunter die des Timur von Ibn Arabschah (s. d.), als auch an Sammelwerken, von denen wir namentlich das von Ibn Challikán (gest. 1282; hrsg. von Wüstenfeld, Götting. 1835-43; übersetzt von de Slane, Par. 1842-71, 4 Bde.) anführen.
Vgl. Wüstenfeld, Die Geschichtschreiber der Araber und ihre Werke (Götting. 1882).
Auch die Geographie haben die Araber fleißig bearbeitet und stehen in dieser Beziehung über allen Völkern des Mittelalters. Die Eroberungen der Kalifen, die Handelsbeziehungen, welche seit den Abbassiden viele Kaufleute nach Indien, ins Innere von Afrika, [* 8] ja bis nach China [* 9] führten, nicht weniger die als Religionspflicht vorgeschriebenen Pilgerfahrten gaben Anlaß zur Abfassung von Itinerarien und Reisebeschreibungen. Seit mit andern griechischen Wissenschaften auch die Mathematik den Arabern bekannt geworden war, verbanden sie die mathematische Geographie mit der historischen, ohne jedoch darin über Ptolemäos hinauszugehen, nach welchem sie die Länge und Breite [* 10] der Orte bestimmten.
Die den Handschriften beigegebenen Karten sind mangelhaft, aber in hohem Grad wichtig. Von den Verfassern von Reiseberichten, welche durch oft reiches kulturgeschichtliches Material noch heute wichtig sind, nennen wir: Ibn Fodhlan (gest. 921; Nachrichten von den Wolga-Bulgaren, hrsg. von Frähn, Petersb. 1823), Al Berúni (s. oben; Notizen über Indien, vgl. Reinaud, Fragments rel. à l'Inde, Par. 1845), Ibn Dschobair (1145-1217; Beschreibung seiner Pilgerreise, hrsg. von Wright, Leid. 1852), Ibn Batuta (gest. 1377, bis China vordringend; hrsg. von Defrémery und Sanguinetti, Par. 1853-59, 4 Bde.). Aus solchen konkreten Beobachtungen wie den durch die Bedürfnisse der Staatsverwaltung erforderten Aufzeichnungen mußten in Verbindung mit der griechischen Astronomie [* 11] bald geographische Lehrbücher entstehen. Die ersten Routenverzeichnisse (vgl. Sprenger, Die Post- und Reiserouten des Orients, Heft 1, Leipz. 1864) genügten nicht mehr, und so entstanden die umfassendern Werke von Ibn Chordádbeh (zwischen 854-874; arab. u. franz. von Barbier de Meynard, Par. 1865), Al Istachri, dessen um 950 gemachte Umarbeitung von Al Balchîs (gest. 934) Werk durch Ibn Haukal um 976 erweitert wurde, Mukáddasi (richtiger Mákdisi, 985; diese drei hrsg. von de Goeje, »Biblioth. geogr. arab.«, Leid. 1870-79, 4 Bde.), Edrisi (um 1152; hrsg. von Dozy und de Goeje, das. 1866; franz. von Jaubert, Par. 1836-40, 2 Bde.), Kaswíni (gest. 1283; dessen Kosmographie hat Wüstenfeld, Götting. 1848-49, 2 Bde., herausgegeben und Ethé zu übersetzen begonnen, Leipz. 1869, Teil 1), Abulfedá (gest. 1331; Ausg. von Reinaud und de Slane, Par. 1840; von Schier, Dresd. 1842-45; eine Übersetzung hat Reinaud, Par. 1848, begonnen). Abu Obeid el Bekri (gest. 1094) trug ein geographisches Wörterbuch zusammen (hrsg. von Wüstenfeld, Götting. 1876, 2 Bde.); erschöpfender ist das von Jakút (gest. 1229; hrsg. von Wüstenfeld, Leipz. 1866-73, 6 Bde.).
Philosophische Litteratur.
Das Studium der Philosophie ging bei den Arabern teils von den natürlichen dogmatischen Zweifeln und den nie ganz getilgten Resten des Heidentums (besonders des persischen), teils von den Griechen aus, deren Werke zum großen Teil unter den abbassidischen Kalifen in die arabische Sprache übersetzt wurden. Sie hielten sich vornehmlich an die Aristotelische und nebenher an die Platonische Philosophie. Da sie insbesondere die neuplatonischen Erklärungsschriften zu Aristoteles benutzten, erscheint ihre Auffassung der Aristotelischen Lehre [* 12] durch neuplatonische Zuthaten modifiziert, und einige arabische Philosophen können geradezu als Neuplatoniker bezeichnet werden. Zu einer wahrhaft philosophischen Forschung erhoben sich zwar die Araber nicht; aber sie haben das große Verdienst, der Philosophie eine Freistätte geboten, insbesondere auch, ihrer Neigung zum Schematisieren folgend, die Logik als eine einheitliche Wissenschaft dargestellt zu haben.
Durch die Autorität des Korans wurde die Stellung der arabischen Philosophen zum Islam eine ähnliche wie die der Philosophie zum Christentum, und es bildete sich neben einer von der Religion ziemlich unabhängigen, freilich durchaus innerhalb der philosophischen Schule bleibenden Verehrung und Kommentierung der großen griechischen Philosophen eine arabische Scholastik (vgl. Ritter, Über unsre Kenntnis der arabischen Philosophie, Götting. 1844). Wie die Scholastiker, teilten sich auch die arabischen Philosophen in zwei Hauptsekten, von welchen die eine sich mehr an Aristoteles, die andre mehr an Platon anschloß. Die zu ¶
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der erstern, zahlreichern Klasse Gehörenden suchten durch eine dialektische Methode zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen und hießen Mubahhithún (s. v. w. Disputierende) oder Mutakallimún (Redende, Dialektiker). Zu ihnen gehören die orthodoxen Asch'ariten (vgl. Spitta, Zur Geschichte Abul Hasan el Asch'arîs, Leipz. 1876) und die mehr rationalistischen Mu'tasiliten (vgl. Steiner, Die Mu'taziliten, das. 1865); beide zusammen bildeten die positiv zu den Lehren [* 14] des Korans sich bekennende Partei.
Die zweite Klasse sind die Ischrakijún (Illuminaten, Idealisten), die vorzüglich auf die Reinigung und Läuterung der Seele hinarbeiteten, wobei sie mehr das Gefühl und Gemüt in Anspruch nahmen und weniger orthodox waren. Zu ihnen gehörte auch die sich durch strenge Askese auszeichnende Sekte der Sufi (s. unten). Die berühmtesten arabischen Philosophen sind: Al Kindi (lat. Alcindus, aus Basra, gestorben um 864), der die Werke des Aristoteles kommentierte und eine ausgedehnte Schriftstellerei auf den verschiedensten Wissensgebieten betrieb (vgl. über ihn Flügel, Leipz. 1857);
Abu Nasr Mohammed al Farábi (Alfarabius, gest. 950), der zu wirklich tiefem Verständnis der griechischen Philosophie durchdrang und durch seine Erklärungsschriften der Lehrer aller Spätern wurde (vgl. Arabische Schmölders, Documenta philosophiae Arabum, Bonn [* 15] 1836, und Steinschneider, Al Farabi, Petersb. 1869).
Das 10. Jahrh. war überhaupt ein philosophisch bewegtes; ihm gehören die sogen. »lautern Brüder« in Basra an, die einen halb philosophischen, halb maurerischen Orden [* 16] darstellen wollten, ohne indes den Einfluß zu gewinnen, den sie mit ihren 51 Abhandlungen, einer Art naturwissenschaftlich-philosophischer Encyklopädie, auszuüben dachten (vgl. über sie die mannigfachen Arbeiten von Dieterici, 1858-83). Die philosophische Bewegung dauerte fort. Im folgenden Jahrhundert wirkten: Avicenna (s. d.); Abu Hámid Mohammed Ibn Mohammed Ibn Amed al Gasali (Algazel, 1059-1111) zu Bagdad, als Philosoph ein Skeptiker, als Theolog orthodox (vgl. Gosche, Berl. 1858; seine gegen die Ketzereien der Philosophen gerichtete »Wiederbelebung der Religionswissenschaften« erschien arabisch in Kairo [* 17] 1278 d. H.; vgl. auch Averroes);
Abu Bekr Mohammed Ibn Bâdscha (Avempace, gest. 1138),
Verfasser verschiedener kleinerer, aber bedeutender Abhandlungen;
Abu Bekr Mohammed Ibn Tofail (gest. 1190 zu Sevilla), [* 18] Neuplatoniker (»Philosophus autodidactus«, lat. von E. Pococke, Oxf. 1671; deutsch von J. G. ^[Johann Gottfried] Eichhorn: »Der Naturmensch«, Berl. 1782, in welchem psychologischen Roman die stufenweise Entwickelung des Menschen dargelegt wird);
Averroes (s. d.).
Später verflacht sich die philosophische Thätigkeit zu einer bloßen Produktion scholastischer Kompendien. Hier seien genannt: Schemseddín von Samarkand (gestorben um 1203), Verfasser eines geschätzten Grundrisses der Logik (hrsg. von Sprenger, Kalk. 1854);
Nasîreddín von Tus (gest. 1273), dessen Werk »Tedschrîd ol kelâm« (»Entblößung des Wortes«, d. h. die metaphysische Abstraktion) von den Arabern häufig kommentiert wurde;
Adhudeddín al Idschi (gest. 1355),
schrieb »Kitāb ol Mawákif« (»Buch der Stationen«, zum Teil mit arab. Kommentar hrsg. von Sörensen, Leipz. 1848);
Mas'ud el Teftasáni (gest. 1390), Verfasser eines Kompendiums der Logik und Metaphysik.
Einen sehr bedeutenden Einfluß hat die arabische Philosophie besonders in Spanien auf die Juden geübt und durch diese wieder auf die Scholastik: so ist der tiefsinnige Avicebron der jüdische Dichter Ibn Gabirol;
Mose ben Maimun oder Maimonides (s. d.) wirkt mehr in die Breite.
Vgl. Schmölders, Sur les écoles philosophiques chez les Arabes, etc. (Par. 1842);
Munk, Mélanges de philosophie juive et arabe (das. 1859).
Mathematische Wissenschaften. Astronomie.
Die Araber rechnen zu den philosophischen Wissenschaften auch die mathematischen. In diesen waren sie ebenfalls die Schüler der Griechen, jedoch haben sie das Empfangene mit neuen Entdeckungen vielfach bereichert. Besonders häufig kommentiert wurde der auch ihnen als Hauptautorität geltende Euklides. In der Arithmetik führten sie aus Indien den Gebrauch der (jetzt sogen. arabischen) Ziffern ein, welche dann auf zwei Wegen, einem nördlichen und einem südlichen (ägyptisch-berberischen), zu den Europäern gelangt sind.
Die Algebra (im Arabischen: al gébr walmukábalah, »Verbindung und Vergleichung«) ist durch die Araber zu den Abendländern gekommen, obwohl schon die Griechen (Diophantos) diesen Wissenszweig kultiviert hatten. In ihm zeichneten sich aus: Abu Abdallah Mohammed Ibn Musa (gest. 820; sein Lehrbuch hrsg. u. übers. von Rosen, Lond. 1831), Thâbit Ibn Korrah (836 bis 901), Omar Ben Ibrahim al Chajjámi (gest. 1123; »L'Algèbre d'Omar Alkhayyami«, hrsg. von Woepcke, Par. 1851) u. a. In der Geometrie hielten sich die Araber ebenfalls an die Griechen, die sie in Übersetzungen lasen.
Wir besitzen noch einen vollständigen arabischen Euklides nach der Bearbeitung des Persers Nasîreddín aus Tus (gest. 1273; 13 Bücher, arab., Rom [* 19] 1594 u. Lond. 1657); ja, von dem 5., 6. und 7. Buch des Apollonios Pergäos von den Kegelschnitten, die griechisch verloren sind, hat man verschiedene arabische Übersetzungen gefunden, aus denen man das griechische Original zu ersetzen gesucht hat (vgl. Woepcke, Essai d'une restitution, etc., Par. 1856). In der Trigonometrie [* 20] bauten die Araber eifrig fort auf dem Grunde, den Menelaos [* 21] und Ptolemäos gelegt hatten; sie führten darin den Gebrauch der Sinus statt der Chorden ein und vereinfachten die weitläufigen trigonometrischen Operationen der Griechen.
Über ebene und sphärische Figuren schrieb Abu Dscha'far Mohammed Ibn Musa (gest. 873). Andre Mathematiker sind: Mohammed Beháeddín Ben al Hosain al Amuli (Arithmetik und Geometrie, arab. u. pers., Kalk. 1812; »Essenz der Rechenkunst«, arab. u. deutsch von Nesselmann, Berl. 1843; franz. von Arabische Marre, 2. Ausg., Rom 1864),
Mohammed Ibn al Haithem (gest. 1038),
den man den »Euklid der Araber« nannte, und der besonders über Kegelschnitte [* 22] schrieb, u. a. Eifrig wurde auch die Optik getrieben, in welcher die Araber manche richtige Anschauungen gewonnen haben, daher ihre Werke in Europa [* 23] noch im 16. Jahrh. benutzt wurden (so »Alhazenus Mazanus Arabs«, lat., Bas. 1572).
Unter allen mathematischen Wissenschaften blühte bei den Arabern am meisten die Astronomie. Auch hier ging man von den Leistungen der Griechen aus, insbesondere von Ptolemäos' bekanntem Buch, das nach dem griechischen megistos (»das größte«) mit dem arabischen Artikel Almagest (s. d.) genannt wurde. Nach Ptolemäos nahmen die Araber auch griechische Sternnamen auf, doch vertauschten sie die für sie bedeutungslosen mythologischen Benennungen mit andern. Mit des Kalifen Al Mamûn berühmter Ausmessung der Erde, dessen Berichtigung der Ekliptik und der auf sein Geheiß geschehenen Anfertigung neuerer astronomischer Tafeln (Sîdsch), die ¶