mehr
umherziehen. Hier gebietet der Imam von Maskat als selbständiger Oberherr; doch erstreckt sich seine Macht faktisch nur auf die ansässige Bevölkerung, [* 2] während sie den Beduinen gegenüber nur nominell ist. Das Gesamtterritorium von Omân zählt nach den neuesten zuverlässigen Mitteilungen ca. 1,600,000 Einw. Hauptstadt ist Maskat; andre Städte sind: Sur, Ibra, Mina in überaus fruchtbarer Oase, Sib, Barka, Sohar, Schardscha.
Längs der Küste des Persischen Meerbusens erstreckt sich endlich die Landschaft El Ahsa (Hasa), eine überaus heiße, sandige Tehama, welche ebenfalls durch eine Bergkette vom Innern getrennt wird. Hier ist der einzige Wasserlauf Arabiens, welcher das ganze Jahr hindurch Wasser zu haben scheint und das Meer erreicht, der Aslan. Die Landschaft zeichnet sich infolge dieses Wasserreichtums durch Fruchtbarkeit und Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse vor andern vorteilhaft aus und erzeugt namentlich vortreffliche Datteln (die besten der Welt). Hauptorte sind Katif und Hofhuf. Politisch ist Ahsa ebenso wie die nördlich gelegene kleine Republik Kueit, welche lebhaften Handel treibt, in letzter Zeit unter türkische Botmäßigkeit gekommen und bildet gegenwärtig ein Sandschak des Wilajets Basra. Zwischen Ahsa und Omân wohnen an der Küste die unabhängigen Stämme der Beni Jas und Dschuasimi. Der Küste gegenüber liegt die durch Perlenfischerei berühmte Inselgruppe Bahreïn.
Im Innern ist jetzt der mächtigste Staat, durch welchen auch die Pilgerkarawanen von Persien [* 3] nach Mekka ziehen, Dschebel Schammar zwischen 26 und 28° südl. Br., mit der Hauptstadt Hail, während das südlich davon gelegene Nedschd, einst unter den Wahabiten überaus mächtig, in neuester Zeit ganz herabgesunken ist. Nach S. gegen Hadramaut und Omân sowie nordwärts gegen den Euphrat hin dehnen sich große Wüsten aus. Nedschd wird von Bergketten durchzogen, deren kahle Felskuppen einen großen Teil des Jahrs hindurch mit Schnee [* 4] bedeckt sind.
Die Reisen von Sadlier, Palgrave, Guarmani, Oberst Pelly, Blunt, Doughty etc. haben hier einiges Licht [* 5] verbreitet. Nedschd ist die wahre Heimat des arabischen Vollblutpferds in seinem schönsten Typus (des Kamsa), das aber nie in den Handel kommt; auch hat es einen ausgezeichneten Schlag fettschwänziger Schafe. [* 6] Die frühere Hauptstadt der Wahabiten, Dereyia, wurde 1818 von Ibrahim Pascha zerstört und liegt seitdem in Ruinen; gegenwärtige Hauptstadt ist das unfern gelegene Riâd. Andre Städte sind: Schakra, Bereide, Oneise, Charfa, Sadik, Seddus etc. Von der nördlichen Wüste ist der östliche Teil noch am bekanntesten, weil die Karawanen von Bagdad nach Basra ihren Weg hier durch nehmen. In der Nähe des Euphrat ist das Land gut bewässert und fruchtbar. Es verliert hier allmählich den Charakter der Wüste; es hört auf, Arabien zu sein.
Vgl. Niebuhr, Beschreibung von Arabien (Kopenh. 1773), und dessen »Reisebeschreibung nach Arabien« (das. 1774-1778, 2 Bde.);
die Reisebeschreibungen von Burckhardt (Lond. 1829; deutsch, Weim. 1830),
dessen »Notes on the Bedouins and Wahabys« (Lond. 1830; deutsch, Weim. 1831), Wellsted (Lond. 1837, 2 Bde.; deutsch, Halle [* 7] 1842),
Tamisier (Par. 1841, 2 Bde.),
des Grafen Laborde (das. 1830),
Burton (neue Ausg., Lond. 1880; deutsch, Leipz. 1861),
Palgrave (6. Aufl., Lond. 1871; deutsch, Leipz. 1867-68, 2 Bde.), Sadlier (Bombay [* 8] 1866), Maltzan (»Wallfahrt nach Mekka«, Leipz. 1865, 2 Bde.),
dessen »Reisen in Arabien« (Braunschw. 1873, 2 Bde.) u. a. Eine wissenschaftliche Bearbeitung des reichen Stoffs gab Ritter in seiner »Erdkunde« [* 9] (Bd. 12 u. 13, Berl. 1846-47).
Geschichte Arabiens.
Als die Ureinwohner Arabiens werden Bajaditen, d. h. untergegangene Stämme, genannt, und zwar unterscheidet die einheimische Tradition der Abstammung nach die von Joktan oder Kahtan, einem Abkömmling Sems, abstammenden Joktaniden und die Mostaraber, die in Ismael, dem Sohn Abrahams, ihren Stammvater verehrten. Die ältere Geschichte Arabiens ist wegen der seltenen und geringfügigen Berührungen, die zwischen diesem Land und der übrigen Welt stattfanden, dunkel.
Den nordwestlichen Teil, Arabia Peträa (nach der Stadt Petra), bewohnten die Idumäer (Edomiter), Nabatäer und Midianiter, das Wüste Arabien die Ismaeliten und Keturäer; in Südarabien bestanden das Reich der Minäer und das der Sabäer mit der glänzenden Hauptstadt Mariaba. An der Südküste saßen die Homeriten und die Chatramotiten mit der Hauptstadt Sabattha, endlich an der Südostküste die Makea und am Persischen Meerbusen die Gerrhäer. Während die Eroberungszüge der Araber zeitweise die Nachbargebiete gefährdeten, wurden sie selbst von den Eroberungszügen der babylonischen und assyrischen, ägyptischen und persischen Herrscher nur vorübergehend und nur im Norden [* 10] ihres Landes berührt.
Die persischen Könige Kyros und Kambyses ließen den Bewohnern des Peträischen Arabien ihre Selbständigkeit und schlossen sogar Bündnisse mit ihnen. Alexander d. Gr. rüstete sich zu einem Zuge gegen die Araber, ward aber durch seinen Tod an dessen Ausführung verhindert. Während der Kriege der Diadochen fanden arabische Häuptlinge im Norden des Landes Gelegenheit, ihre Herrschaft über die Grenzen [* 11] Arabiens nach Chaldäa (Irak Arabi) und Syrien auszudehnen, welches sie sich zum Teil unterwarfen, und wo sie mehrere arabische Fürstentümer gründeten.
Dagegen gelang es Antiochos d. Gr. (219 v. Chr.), die Stadt Rabbath Moab zu erobern und mehrere arabische Stämme zu unterwerfen, welche Eroberungen er jedoch wegen der inzwischen mit Ägypten [* 12] begonnenen Feindseligkeiten (217) wieder aufgeben mußte. Das blühende Peträa zog der Römer [* 13] Aufmerksamkeit früh auf sich. Einfälle der Nabatäer in das römisch gewordene Syrien dienten ihnen als Vorwand zum Kriege gegen Petra. Pompejus selbst leitete die Expedition, welche die reiche Stadt eroberte und brandschatzte (63). Nachher führte Gabinius, römischer Prokonsul von Syrien, den Arabischen Krieg fort und siegte über mehrere Stämme.
Die Schlacht bei Actium, welche die Macht des Antonius vernichtete, rettete Peträa zunächst vor gänzlicher Unterjochung. Erst als Augustus als Imperator über Rom [* 14] herrschte, wurde der Plan zur Unterwerfung Arabiens wieder aufgenommen. Der Prokurator von Ägypten, Älius Gallus, unternahm sogar (24 v. Chr.) einen allerdings erfolglosen Kriegszug gegen das Reich der Sabäer. Erst 105 n. Chr. drangen die Römer unter Trajan wieder tief in das Land ein. Peträa, Gerasa und andre Städte wurden zu der römischen Provinz Palaestina tertia geschlagen; doch blieb auch jetzt der größere Teil Arabiens, die südliche Halbinsel, frei vom römischen Joch. Seit dieser Zeit verscholl das verwüstete Petra, und an seiner Stelle ward Bostra Metropole und zugleich Hauptsitz des Handels mit Indien und Mesopotamien. An den Grenzen der römischen Provinz dauerten die Kämpfe inzwischen ¶
mehr
fast ununterbrochen fort, und die Römer wurden ihres Besitzes nie froh. Nur die nördlichen Stämme blieben in einer gewissen Abhängigkeit von den römischen Kaisern, und ihre Fürsten wurden als deren Statthalter angesehen. Doch bald nach Trajans Tod fand Rom für gut, Arabien bis auf die Striche am Jordan zu verlassen und sich mit einem nur nominellen Oberhoheitsrecht zu begnügen. Später bestand Kaiser Aurelian harte Grenzkämpfe mit den Arabern. Jemen ward in vorübergehenden Kriegszügen von den Königen von Äthiopien heimgesucht, und gegen die Landenge von Suez hin, zu Sarbut el Kadem, zeugen hieroglyphenbedeckte Gräber von Ansiedelungen der Ägypter; aber festen Fuß faßte keiner dieser fremden Eindringlinge.
Stets blieben indessen die arabischen Völker zerstreut und zerspalteten und zerfleischten einander Jahrhunderte hindurch in innern Kämpfen, während welcher besonders das mittlere Hochland (Nedschd) der Schauplatz jener ritterlichen, von den arabischen Dichtern vielfach besungenen Fehden war. In das 4. Jahrh. fällt die Eroberung Jemens durch Aizana, König von Abessinien, und die Einführung des Christentums in Jemen. Die frühsten arabischen Christen waren meist Arianer; erst später wanderten katholische Christen ein.
Bald wandten sich auch viele der im orthodoxen Morgenland verfolgten christlichen Häretiker, besonders Nestorianer und Monophysiten, nach Arabien. Auch die Juden siedelten sich seit Jerusalems Zerstörung in Menge in Arabien an und machten, namentlich in Jemen, Proselyten. Im Innern von Hidschas erhob sich damals der Stamm der Koreischiten. Durch Verschwägerung mit den Chosaiten vergrößerten sie ihre Macht, und Seid, mit dem Beinamen Koßa, Eidam des Chosaiten Huleil, riß die Schlüsselhut der Kaaba (s. d.) an sich. Der Herrschaft über Mekka bemächtigte er sich durch Gewalt. Er war der Ahnherr Mohammeds.
Die neue und große Ära der arabischen Geschichte beginnt mit der Stiftung und Verbreitung des islamitischen Glaubens. Mohammed, der Stifter desselben, sammelte die zerstreuten arabischen Stämme zu gemeinsamen Bestrebungen, und so übernimmt dies Volk auf ein paar Jahrhunderte eine sehr bedeutungsvolle Mission in der Weltgeschichte. Siegreich aus seinen bisher nicht überschrittenen Grenzen hervortretend, gründete es Reiche in drei Weltteilen (s. Kalifen).
In den einzelnen Landschaften Arabiens selbst bestanden während der Herrschaft der Kalifen mehrere alte Stammdynastien fort, so in Hidschas die Dynastien Ochaisar, Haschim und Kotade, welch letztere noch jetzt in Mekka herrscht. In Jemen herrschten nacheinander seit dem 9. Jahrh. die Dynastien der Zijaditen, Nedschahiten und Salihiten, die gegen das Ende des 12. Jahrh. durch die Ejubiden verdrängt wurden. Auf sie folgten die Resuliden (1231) und dann die Tahiriten, welche sich bis auf die osmanische Eroberung hielten.
Durch den Sturz des Kalifats löst sich die Geschichte Arabiens vollends in Spezialgeschichten der einzelnen Landschaften auf. In den nördlichen Teilen breitete sich die türkische Macht immer weiter aus, während sich im Süden die Fürsten länger selbständig erhielten. Die Dynastie der Tahiriten wurde durch den Emir Bersebai 1517 gestürzt. Die von Schems Eddin gestiftete Dynastie der Zeidi behauptete sich in den Gebirgen Jemens. Schems Eddin nahm den Titel Imam an. Um ihn sammelten sich die mit der türkischen Herrschaft Unzufriedenen. Im J. 1567 brach der Aufstand gegen die türkische Herrschaft von neuem unter Leitung der Zeidi aus; die meisten festen Plätze bis auf Zebid wurden von den Empörern erobert, und ihr Anführer Mutaher ließ sich schon zum Kalifen ausrufen.
Ein türkisches Heer unterwarf zwar 1570 Jemen wieder; aber bald traten die Bewohner der ganzen Westküste von Arabien zusammen, um das türkische Joch abzuschütteln. Mekka wurde den Türken entrissen, und ihre Heere kämpften überall unglücklich. Selbst als Mekka 1631 von den Türken wiedererobert wurde, behauptete Jemen seine Unabhängigkeit; die Türken mußten es der Herrschaft der Zeidi überlassen, die als Imame die Landschaft regierten. Um 1740 erhob sich im Innern Arabiens die Sekte der Wahabiten (s. d.), deren Stifter Abd ul Wahâb den Islam auf seine ursprüngliche Reinheit zurückzuführen suchte. In meist glücklichen Kämpfen behaupteten sie sich lange gegen den Sultan und den ägyptischen Vizekönig Mehemed Ali, der seinen Einfluß und seine Macht in Arabien fester zu begründen suchte, seine kriegerischen Unternehmungen zur Eroberung des Landes 1835 und 1837 jedoch scheitern sehen mußte.
Nur Mokka und der Bezirk Taif östlich von Dschidda waren bis 1840 seinem Schwert unterworfen. Aber trotz eines hier unterhaltenen Heers von 28,000 Mann konnte er seine Zwangsherrschaft doch nur mühsam aufrecht erhalten, und als ihn der Krieg in Syrien mit dem Sultan zwang, seine Kriegsmacht in Arabien zu schwächen, war es auch mit seiner Herrschaft dahin. Schon 1839 war er genötigt, mehrere besetzte Landstriche aufzugeben. Das Diktat der europäischen Mächte endlich (der Traktat zur Pazifikation des Orients im Juli 1841) gab das von ihm beanspruchte Hüteramt der heiligen Städte an den Sultan zurück, und seitdem herrschen in Arabien außer den Türken nur die Engländer in Aden [* 16] (seit 1837).
Die Geschichte Arabiens vor Mohammed ist von Marigny, Pococke, Sacy, Rühle v. Lilienstern, Krehl (»Über die Religion der vorislamitischen Araber«, Leipz. 1863) und namentlich von Forster in seiner »Historical geography of Arabia« (Lond. 1844, 2 Bde.),
von Sprenger in der »Alten Geographie Arabiens« (Bern [* 17] 1875) und von Caussin de Perceval in dem »Essai sur l'histoire des Arabes avant l'islamisme« (Par. 1847-49, 3 Bde.) bearbeitet worden. Die spätere islamitische Geschichte behandeln die Arbeiten von Schultens, Rasmussen, Cardonne, Dozy, Hammer-Purgstall, Crichton, Sedillot, Müller, Flügel (»Geschichte der Araber«, 2. Aufl., Leipz. 1864),
besonders aber Weil in der »Geschichte Mohammeds« (Stuttg. 1843),
der »Geschichte der Kalifen« (das. 1846-62, 5 Bde.) und der »Geschichte der islamitischen Völker von Mohammed bis zur Zeit des Sultans Selim« (das. 1866).
Vgl. auch J. ^[Julius] Braun, Gemälde der mohammedanischen Welt (Leipz. 1870);
Arabien v. Kremer, Geschichte der herrschenden Ideen des Islam (das. 1868);
Derselbe, Kulturgeschichte des Orients unter den Kalifen (Wien [* 18] 1875-1876, 2 Bde.);
Wüstenfeld, Die Wohnsitze und Wanderungen der arabischen Stämme (Götting. 1869);
Avril, L'Arabie contemporaine (Par. 1868);