Wadi el, wasserleeres und unbewohntes, von steilen Felswänden eingeschlossenes
Thal
[* 2] zwischen dem
Meerbusen von
Akabah und dem
TotenMeer, zu denen es nach N. und
S. hin abfällt. Es erreicht in der
Wasserscheide zwischen beiden Gewässern 240 m
Höhe. Im Frühjahr 1884 wurde es von
ProfessorHull
[* 3] geologisch untersucht und von
HauptmannKitchener aufgenommen.
die von den Arabern zur Ausschmückung ihrerArchitektur erfundenen rein geometrischen
oder geometrisch-vegetabilischen
Verzierungen, deren Grundformen aus geradlinigen, krummlinigen oder gerad- und krummlinigen,
mehr oder minder verschlungenen
Figuren bestehen, und deren phantastische Pflanzengebilde mit schlanken, graziösen
Stengeln,
elastischen, oft in
Spiralen auslaufenden
Ranken und meist streng stilisierten Blättern,
Knospen
[* 5] und
Früchten versehen sind.
Indem sie die Vermittelung jener strengern
Linien bewirken, lassen sie durch eine immer wiederkehrende
Regelmäßigkeit und Färbung ihrer vielfach verschlungenen Teile Liniengruppen erkennen, welche übersichtlich sind und
so einen glücklichen Übergang von den größern und strengern Architekturformen zu dem oft phantastischen
Linienspiel des
arabischen
Ornaments bilden.
Beispiele dieser Verzierungskunst geben die
Figuren 7 und 8 der Tafel
»Baukunst
[* 6] VIII« sowie die in
[* 1]
Fig. 6 dargestellte Abencerragenhalle in der
Alhambra, dieser unerschöpflichen Fundgrube der mannigfaltigsten
Arabesken, und besonders die farbige Tafel
»Ornamente
[* 7] II«. Im weitern
Sinn ist Arabeske Bezeichnung des
Ornaments der arabischen
Baukunst;
doch findet sich der
Ausdruck in dieser Bedeutung erst gegen Beginn des
Zopfstils in der Kunstsprache.
Ihm ähnlich bezeichnet
Moreske das verwandte
Ornament der
Mauren, wie es sich vorzugsweise auf den Kunstdenkmälern
Spaniens
und
Siziliens vorfindet. Während das letztere aber seine ursprüngliche Bedeutung nicht verlor, dient Arabeske in der modernen
Sprache
[* 8] mißbräuchlich ohne Rücksicht auf den Ursprung des
Worts als Bezeichnung für verschiedene
Gattungen
von
Ornamenten. Zum Teil ist das eigentliche Renaissanceornament italienischen
Stils, die sogen.
Grotteske, darunter zu verstehen,
welcher die Zieraten der Titusthermen zu
Grunde liegen, und die durch
RaffaelsSchülerGiovanni daUdine in den Loggien des
Vatikans
die glücklichste
Ausbildung fand; zum Teil hat man dabei mehr kalligraphische Umrahmungen im
Sinn, wie
sie den Bilderhandschriften des
Mittelalters entlehnt werden, oder auch naturalistisches Blumengeranke mit Tiergestalten etc.
Ja, im gewöhnlichen
Sinn versteht man unter Arabesken überhaupt jedes
Ornament.
Obgleich Arabesken die
Produkte frei schaffender
Phantasie sind, so dürfen sie doch nicht ins Regellose verfallen und müssen sich
gewissenNormen fügen. Vor allem müssen sie sowohl dem architektonischen
Charakter des Gebäudes als
auch dem besondern
Zweck der Räumlichkeit entsprechen, wobei sie angewandt werden, und hierbei eine teils schwerere, teils
leichtere Form annehmen.
Ferner müssen sie sich nach Art,
Maß und Form der Bauteile oder Ausstattungsgegenstände richten,
welche sie schmücken sollen, und verschieden werden, wenn sie auf einer
Thür oder einem
Teppich, einer
Tapete oder deren
Borte, einem Rohteil, einem
Kreis
[* 9] oder einem
Oval
[* 10] anzubringen
sind.
Auch das
Material, aus welchem sie bestehen, bedingt den
Charakter ihrer
Formen: die plastische Arabeske muß eine andre sein
als die gemalte, die inMarmor ausgearbeitete eine andre als die in
Erz gegossene oder ziselierte, die
in
Thon geformte eine andre als die in edles
Metall gravierte.
Tritt sie als einrahmendes
Ornament auf, so muß sie sich dem
umrahmten Kunstgebilde nicht nur unterordnen, sondern auch in
Formen und
Farben diesem anpassen und darauf mehr oder
weniger deutlich hinweisen. Hauptforderung für die
Komposition der Arabeske ist
Einheit des zu
Grunde liegenden
Motivs, wonach
in der ganzen Arabeske die gleichen Formelemente festgehalten werden und der
Reiz der Mannigfaltigkeit nur durch verschiedene
Kombination derselben erzielt wird. Näheres über Arabesken im eigentlichen
Sinns. in
Lübke, Geschichte derArchitektur
(Buch 4,
Kap. 2), und Hessemer,
Arabische und altitalienische Bauverzierungen (Berl. 1842, 2 Bde.).
die große
Halbinsel des südwestlichen
Asien,
[* 11] welche, zwischen 12° 40' und 34° nördl.
Br. sowie zwischen
32° 10' und 59° 40' östl. L. v. Gr. gelegen, das verbindende
Glied
[* 12] zwischen
Asien und
Afrika
[* 13] bildet und einen Flächenraum von über 2,6 Mill. qkm (nahezu
50,000 QM.) einnimmt.
Die Ostgrenze bilden der
PersischeGolf und das Euphratland; den ganzen Südrand bespült der
IndischeOzean
(Arabisches Meer), den Westrand das
Rote Meer, während im
NW. die
Landenge von
Suez Arabien mit
Afrika verbindet. Gegen N. ist die
Grenze weder physikalisch noch politisch bestimmbar, da einerseits die große
Wüste zwischen
Palästina
[* 14] und dem Euphratland
noch zu wenig bekannt ist, anderseits die
Grenzen
[* 15] des türkischen
Reichs dort in stetem Hin- und Herschwanken begriffen sind.
Überhaupt gehört Arabien zu den unbekanntesten
Ländern der
Welt. Nur wenig
Europäer haben im letzten
Jahrhundert
einzelne Teile des
Landes durchreist, im übrigen sind wir auf ältere einheimische Nachrichten angewiesen. Neuerdings beginnt
sich das
Interesse der
Orientalisten und Geographen wieder mehr diesem merkwürdigen Land zuzuwenden, und namentlich ist durch
Reisende der neuesten Zeit, wie
Palgrave,
Pelly, Blunt, Doughty,
Burton,
Manzoni,
Huber,
Euting u. a., etwas mehr
Licht
[* 16] verbreitet worden (weiteres s.
Asien, Entdeckungsgeschichte). Arabien ist seiner geographischen
Lage wie seiner Naturbeschaffenheit
und dem
Charakter seiner
Produkte nach das Übergangsglied zwischen
Asien und
Afrika.
Ein Hochplateau mit wüstenartigem Innern und meist steil abfallenden Randgebirgen, teilt die
Halbinsel an ihren Ufersäumen
die trockne Wüstennatur
Afrikas, während dasInnere sich mehr dem
Charakter der westasiatischen
Hochebenen
zu nähern scheint. Diese
Beschaffenheit, verbunden mit der Umgebung von
Wüsten und gefahrvollen
Meeren, verlieh von jeher
die größte Abgeschlossenheit. Es lag der
Heerstraße der Eroberer wie des großen Völkerverkehrs stets fern und blieb vor
aller Vermischung mit
Fremden und
vor der Herrschaft derselben bewahrt.
Trotz seiner
Lage zwischen den ältesten Kulturstaaten,
Ägypten,
[* 17]
Syrien,
Mesopotamien,
Persien
[* 18] und
Indien, verhielt es sich stets
abweisend gegen jeden Einfluß, der von dorther kam. Selbst alle
Versuche der
Römer,
[* 19] in das
Innere der
Halbinsel vorzudringen,
scheiterten, und ihre Herrschaft hat sich nicht weit über das Peträische Arabien oder die Sinaihalbinsel
hinaus erstreckt. Dagegen ist Arabien die Wiege wandernder und erobernder
Völker gewesen.
Arabische Eroberer haben nach allen
¶
mehr
Weltgegenden ihre Herrschaft ausgebreitet. Aber auch sie haben nirgends ihre Nationalität, Sprache und Religion verlassen,
sondern allenthalben dem Fremden und Ausländischen sich ebenso unzugänglich gezeigt wie ihre Wüstenheimat. Hier aber erhielten
sich die alte Geteiltheit in kleine Gebiete und das patriarchalische Hirtenleben bis auf die Gegenwart.
Zu seinem Grenzsaum hat Arabien im O., S. und W. ringsum ein flaches, schmales
Küstenland; nur an einzelnen Punkten fallen die Gebirge unmittelbar ins Meer ab. Die höchste Erhebung derHalbinsel (über 2000 m),
im S., Serat genannt, befindet sich an der Westseite, dem RotenMeer in seiner ganzen Ausdehnung
[* 21] parallel,
also von NNW. nach SSO. streichend. Gegen das Innere und den Osten senkt sich das Land mehr und mehr, und wahrscheinlich findet
in der Sandwüste Roba el Chali zwischen 45 und 54° östl. L. v. Gr.
eine bedeutende Depression
[* 22] statt.
Dann erhebt sich das Terrain in Omân noch einmal zu mehr als 3000 m Höhe. Ebenso senkt sich das Land gegen
N. und vorzüglich gegen die Euphrat-Tigrisniederung im NO., von der es durch die große nördliche oder SyrischeWüste geschieden
wird. Die LandschaftNedschd in der nördlichen Hälfte Arabiens ist dagegen ein Hochland, welches gleichfalls 2000 m Höhe oder
mehr erreichen mag. An genauen Höhenmessungen, von Küstenpunkten abgesehen, fehlt es fast gänzlich.
Achat,
[* 26] Onyx, Karneol, Obsidian, Jaspis etc. werden mehr oder weniger häufig überall gefunden. Salzlager
durchziehen die Wüsten und zeigen sich auch an den Küsten. Eisen,
[* 27] Kupfer
[* 28] und Blei
[* 29] werden wenig gewonnen, und an edlen Metallen
scheint das Land (von Midian im NW. abgesehen) arm zu sein. Die Bewässerung der Halbinsel ist eine äußerst dürftige,
ja kein Land in Asien, Ost-Iran ausgenommen, ist so trocken wie Arabien Eigentliche Flüsse
[* 30] und Landseen scheinen gänzlich zu fehlen;
man kennt bloß tief eingeschnittene Thalrinnen (Wadis), die nur zur RegenzeitWasser führen und dann monatelang trocken liegen.
Die Küstenebene (Tehama) sowie auch der größte Teil des Innern sind wasserlos, afrikanisch dürr und
einförmig. Der unbewölkte Himmel
[* 31] verbreitet brennende Glut; freundlicher ist die Nacht mit ihren flammenden Sternen und kühlendem
Niederschlag, dem einzigen Labsal der schmachtenden, spärlichen Vegetation. Aber diese Nächte sind zugleich auffallend kalt
und verwandeln auf der Hochebene die Tautropfen nicht selten in Reif. AchtMonate hindurch ist alles verbrannt
und dürr, unter einer Glut, die mitunter selbst im Schatten
[* 32] zu der Höhe von 35° R. steigt.
Nur zur Regenzeit wird der Boden zur grünen Flur; aber diese Lebensperiode ist keineswegs überall eine regelmäßig eintretende
und sichere, selbst im glücklichen Jemen bleibt sie oft mehrere Jahre nacheinander aus. Regen fällt an der
Westküste vom Juni bis September, an der Ostküste vom Dezember bis zum März, eine Folge der Monsune, welche den südlichen
Teil Arabiens beherrschen. Im ganzen ist aber das Klima
[* 33] Arabiens gesund, und wenige Völker der Welt leiden so wenig an Krankheiten
wie die Araber, was indes auch Folge ihrer Mäßigkeit sein mag.
An den Küsten erscheint die Pest; Augenübel sind häufig, wohl infolge des feinen Sandstaubs. Der Samum, welcher vom Juni
bis September zuzeiten auftritt, steigert die Hitze noch um ein Bedeutendes und ist im nördlichen Teil des Landes gefährlich.
Bei solcher Beschaffenheit der Natur und des Bodens kann Arabien nur auf einzelnen günstig gelegenen Strichen
(besonders in den Stufengeländen) eine üppige Vegetation erzeugen und im ganzen keine reiche Tierwelt und keine dichte Bevölkerung
[* 34] ernähren.
Das Kamel ist der unentbehrlichste Begleiter des Wüstenbewohners, sein »Schiff«,
[* 42] mit dem er das Sandmeer durchschneidet, und
oft sein einziger Reichtum. Der Esel und das Maultier sind hier schöner und stärker als bei uns und in
den Gebirgsgegenden Arabiens sehr häufig; Rinder,
[* 43] Ziegen und Schafe
[* 44] nähren die Ackerbauer, die Bergbewohner und vorzüglich
die Beduinen der Oasen, deren einziger Reichtum die Herden sind. Affenarten finden sich in Jemen. Gazellen und Gemsen
bewohnen die Randgebirge und die innere Hochebene.
Bei einem Flächeninhalt, welcher den von Deutschland
[* 52] viermal übertrifft, hat Arabien nach den neuesten Schätzungen
nur 4-5 Mill. Einw., während die Bevölkerung früher auf 11-12 Mill. angegeben wurde. Am stärksten
ist dieselbe noch in Hidschas, Jemen, Omân und El Ahsa, also auf der Ost- und Westküste, unverhältnismäßig dünner in Nedschd
und auf der Sinaihalbinsel, während die Wüsten ganz unbewohnt sind. Im Innern von Arabien
¶