Alpen (richtiger St. Galler und Appenzeller Alpen), zwischen Zürich- und Bodensee, Limmat- und Rheinthal verzweigte
Gruppe der schweizer. Voralpen, welche von ihrem Zentralstock Säntis (s. d.) das ganze Appenzeller Land teils einrahmen, teils
erfüllen. Ein andrer großer Bau ist der Zug
der Churfirsten (s. d.), die einerseits mit dem Gonzen, anderseits
mit der aussichtsreichen, schlanken Nagelfluhpyramide des Speer (1956 m) abschließen. Die Paßlücke des Hummelwalds (797
m), die schon der St. Gallische Abt Gallus II. (1700) zur Verbindung des Toggenburg und des Linthgebiets bahnen ließ, bezeichnet
den Anfang einer neuen, mehr vorpostenartigen Abteilung, die im Schnebelhorn 1295 m, im Hörnli 1135 m
erreicht und zwischen beiden die Paßstraße des Hulftegg (997 m) trägt, zur Verbindung zwischen Toggenburg und Tößthal.
Auf der Westseite des letztern erhebt sich der Zug
des Allmann, der im vielbesuchten Bachtel 1119 m hoch ist.
(spr. appähr), 1) Benjamin Nicolas Marie, Philanthrop, geb. 10. Sept. 1797 zu Paris, trat frühzeitig
in die kaiserliche Zeichenschule ein und erhielt im 17. Jahr eine Unterprofessur an derselben, die er jedoch 1815, des Einverständnisses
mit Napoleon I. beschuldigt, wieder verlor. Seine von den günstigsten Erfolgen gekrönte Einführung des gegenseitigen Unterrichts,
zuerst 1816 im Departement du Nord, nachher in den Hospitälern und Regimentsschulen, erregte die Aufmerksamkeit
des Kriegsministers Gouvion Saint-Cyr, der ihn 1818 nach Paris rief, um für die Offiziere und Unteroffiziere einen Normalkursus
zu eröffnen.
Seit 1820 erteilte er Unterricht in dem Militärgefängnis von Montaigu, wurde aber wegen des Entspringens zweier Sträflinge
selbst gefangen gesetzt. Nach dreimonatlicher Haft freigesprochen, widmete sich Appert ganz der Verbesserung
des Loses der Gefangenen, bereiste zu diesem Zweck 1825 ganz Frankreich und legte seine Beobachtungen in einem eigens dazu begründeten
Journal nieder. Zu Némelfing im Moseldepartement unterhielt er 1841-44 eine Kolonie für entlassene Sträflinge und Kinder
von Gefangenen, und seit 1846 bereiste er Belgien und das Ausland.
Die Berichte über seine Studien veröffentlichte er in mehreren durch große Freimütigkeit ausgezeichneten Werken: »Voyage
en Belgique« (Brüss. 1846, 2 Bde.);
»Voyage en Prusse« (Berl. 1846);
»Die Gefängnisse, Spitäler, Schulen, Zivil- und Militäranstalten in Österreich, Bayern, Preußen
etc.« (Wien 1851-52, 3 Bde.);
»Hambourg, ses prisons et hospices« (Hamb. 1850,
auch deutsch).
Außerdem schrieb er: »Dix ans à la cour du roi Louis-Philippe« (Berl. 1847, 3 Bde.;
auch deutsch);
»Conférences contre le système cellulaire« (Brüss.
1846);
»Die Geheimnisse des Verbrechens, der Verbrecher und des Gefängnislebens« (Leipz. 1851, 2 Bde.);
»Ratschläge für Direktoren, Geistliche und Ärzte von Gefängnissen« (Hamb. 1851);
»Über Wohlthätigkeits-
und Strafanstalten« (Leipz. 1853).
2) François, franz. Koch und Konditor, Erfinder des nach ihm benannten Verfahrens zur Konservierung der Speisen, welches er bereits 1804 anwandte.
Er erlernte die Kochkunst am Hof des Herzogs Christian IV. von Zweibrücken, war dann 15 Jahre lang Konditor in Paris und starb 1840 als
Gutsbesitzer zu Wassy unweit Paris. Für Veröffentlichung seines Verfahrens (»L'art de conserver toutes
les substances animales et végétales«, Par. 1810, 5. Aufl. 1834;
deutsch, Prag 1844) erhielt er von der französischen Regierung einen Preis von 12,000 Frank. Vgl. Konservieren.
(lat.), im Gegensatz zu Perzeption, welches die einfache Wahrnehmung bezeichnet, die Wahrnehmung der Wahrnehmung,
d. h. die Aufnahme und Aneignung einer neuentstandenen durch eine schon vorhandene Vorstellung oder ganze Vorstellungsgruppe,
welche dann die apperzipierende, im Gegensatz zu jener, der apperzipierten, genannt wird. Ist die Vorstellung,
von welcher die Aneignung ausgeht, die des eignen Selbst, d. h. die sogen.
Ichvorstellung, so bedeutet Apperzipiert werden einer Vorstellung oder überhaupt eines innern Vorgangs auch soviel wie: dem
Ich zum Bewußtsein kommen.
Sind nun, wie dies bei Geisteskrankheiten der Fall sein kann, zweierlei Ichvorstellungen vorhanden, die des gesunden und
des gestörten Bewußtseins, die in den lichten und kranken Zwischenräumen miteinander abwechseln, so kann es geschehen,
daß jede derselben ihren eignen Kreis von ihr apperzipierter Vorstellungen besitzt, die den Inhalt ihres abgesonderten Selbstbewußtseins
ausmachen und jenem der andern unzugänglich und unbewußt bleiben. Apperzeption wird daher häufig für Selbstbewußtsein gebraucht,
wo dann die Identität der Apperzeption mit jener des Selbstbewußtseins gleichbedeutend ist. Letztere bezeichnet
Kant auch als reine oder transcendentale Apperzeption und setzt sie der empirischen Apperzeption als der einfachen Wahrnehmung des Gegenstands,
welche, wie oben bemerkt, eigentlich bloße Perzeption ist, entgegen. Apperzipieren, mit Bewußtsein wahrnehmen.
(lat., »Begierde«),
s. v. w. Eßlust, insbesondere aber das auf eine bestimmte Speise gerichtete
Verlangen. Von dem Hunger ist der Appetit besonders dadurch unterschieden, daß, während jener ein lästiges Gefühl erregt und
einen schmerzhaften Zustand hervorbringt, wenn er nicht sofortige Befriedigung erhält, der Appetit nur einen angenehmen
Reiz ausmacht, der die Speichelabsonderung erhöht und, selbst wenn er unbefriedigt bleibt, ohne
Nachteil von selber wieder aufhört. Der Appetit gehört zu den sogen. Gemeingefühlen, d. h. zu denjenigen Gefühlen, welche wir
nicht auf ein äußeres Objekt, sondern auf gewisse innere Zustände unsers eignen Körpers beziehen.
Wahrscheinlich sind es sensible Nerven der Magenschleimhaut (des Nervus Vagus), welche die Empfindung des
Appetits vermitteln. Bei gewissen krankhaften Zuständen des Nervensystems, z. B. in dem Rekonvaleszenzstadium des Unterleibstyphus,
kommt zuweilen eine abnorme Steigerung des Appetits, in andern Fällen, z. B. bei Schwangern, eine verkehrte Richtung desselben
auf ungenießbare und selbst ekelhafte Dinge vor. Bei den verschiedensten Krankheiten, auch den leichtern des Magens und Darmkanals,
besteht Mangel oder Störung des Appetits (Anorexie); doch können dieser Störung auch zahlreiche andre,
namentlich fieberhafte, Krankheiten oder Gemütsaffekte zu Grunde liegen. Zuweilen stellt sich lebhafter Appetit auf Brot ein, wenn
Würmer im Darm sind; Appetit auf absorbierende Stoffe, wenn Säurebildung in übermäßigem Grad stattfindet. Unter den Heilmitteln,
welche den Appetit befördern, stehen bei gewissen Fällen die Salzsäure, bei andern im Gegenteil kohlensaure
Alkalien, namentlich das doppeltkohlensaure Natron, in verdientem Ruf. Außerdem sind die Bitterstoffe, Rhabarber, Aloe, Chinarinde,
zu empfehlen.
Andrea, ital. Maler, von seinen Zeitgenossen der »Maler der Grazien« genannt, geb. 23. Mai 1754 zu Mailand. Gestützt
auf genaue Studien der Blüteperiode italienischer Wandmalerei,
mehr
besonders der Raffaelschen, schuf Appiani eine Reihe von Werken in Mailand. Paläste und Kirchen wurden von seiner Hand geschmückt.
Napoleon, dessen Thaten sein Pinsel feierte, zeichnete ihn sehr aus, und sein Sturz wirkte auf Appianis äußere Verhältnisse
sehr nachteilig ein. Zweimal vom Schlage gerührt, geriet er in tiefes Elend. Er starb 8. Nov. 1817 in Mailand.
Seine besten Werke sind die Freskogemälde aus dem Mythus von Amor und Psyche in der königlichen Villa zu Monza, die Kuppelgemälde
in der Kirche Santa Maria di San Celso zu Mailand und Apollo mit den Musen in der Villa Bonaparte.