In der ersten Hälfte hat die
Darstellung
mehr den
Charakter des Wunderbaren und Sagenhaften festgehalten als in der zweiten, wo sie namentlich gegen den
Schluß als
auf Augenzeugenschaft beruhende Berichterstattung erscheint. Dagegen ist es sehr schwer, wenn nicht unmöglich,
zwischen den Angaben über die Wirksamkeit des
Paulus, die sich in den
Briefen desselben finden, und denen der Apostelgeschichte, namentlich
in Bezug auf den sogen.
Apostelkonvent und auf des
PaulusVerhältnis zu
Petrus eine volle Übereinstimmung herzustellen.
Hieran knüpft sich die verschiedene Beurteilung desWerts, den die
Schrift für die Kenntnis des apostolischen
Zeitalters hat. Im
Gegensatz zu der ältern Auffassung als einer streng geschichtlichen
Darstellung wies die sogen. Tendenzkritik
(Schneckenburger,
Baur,
Schwegler,
Zeller,
Overbeck) auf den sichtlich hervortretenden
Parallelismus zwischen
Petrus und
Paulus,
der sich ebenso auf die erduldeten
Leiden
[* 2] wie auf die wunderbaren Kraftwirkungen und göttlichen
Führungen
beziehe, und auf die konsequente Unterdrückung aller
Spuren der
Kämpfe hin, welche der geschichtliche
Paulus mit den pharisäischen
Judenchristen zu bestehen hatte. Jedenfalls will der Verfasser den
Bau der christlichen
Kirche und die Thätigkeit des
ApostelsPaulus schildern nach der Auffassung des spätern, katholisch werdenden Christenheidentums (um den
Anfang des 2. Jahrh.), das für eine unmittelbare
Stiftung des
Apostels gelten wollte und kein
Bewußtsein von einer dazwischenliegenden
Entwickelung hatte.
Vgl. unter andern
De Wette,
Einleitung in die Apostelgeschichte (4. Aufl., hrsg.
von
Overbeck, Leipz. 1870).
[* 1] Deckelkrug aus
Steingut, dessen
Bauch
[* 4] mit den Bildern der zwölf
Apostel in bunt emailliertem, aufgelegtem
Relief verziert ist.
Die Apostelkrüge wurden aus einer dunkelbraunen Thonmasse meist in
Kreußen bei
Baireuth
[* 5] im 16. und 17. Jahrh. verfertigt (s. nebenstehende Abbildung).
(Apostelbrüder, Apostoliker), eine der verweltlichten
Richtung der
Kirche entgegentretende
Sekte gegen Ende
des 13. Jahrh., war gestiftet von
Gerhard Segarelli, einem Gewerbsmann aus
Parma,
[* 7] der als Bußprediger in derKleidung
eines
ApostelsItalien
[* 8] durchzog und die einfache Form der apostolischen Lebensgemeinschaft wiederherzustellen suchte. Segarelli
wurde mehrmals verhaftet und mußte 1300 den
Scheiterhaufen besteigen. Trotzdem breitete sich unter der
FührungDolcinos aus
Mailand
[* 9] die
Sekte weiter aus. In schwärmerischer
Weise verkündigte
sie den Umsturz der
Hierarchie und forderte allgemeine Rückkehr
zur apostolischen
Armut. Gegen das Kreuzheer des
Bischofs von
Vercelli verteidigten sich die
Apostelbrüder zwei Jahre lang tapfer;
endlich wurde
Dolcino 1307 bei
Vercelli geschlagen und verbrannt, seine Anhänger aber verloren sich unter den Fraticellen
und Begharden.
ein nicht mehr gefeiertes
Fest der katholischen
Kirche(15. Juli), welches sich ursprünglich
auf die
Legende bezog, wonach die
Apostel behufs der Ausbreitung der christlichen
Lehre
[* 10] sich in die
Länder der
Erde geteilt haben
sollen.
Kanones, eine Sammlung von 85 kirchlichen Rechtssätzen, die sich meist auf
Leben und Amtsführung des
Klerus beziehen und teils aus der
Heiligen Schrift, teils aus Synodalschlüssen entlehnt sind. Die Entstehung
der Sammlung ist zwischen das Ende des 4. und die Mitte des 5. Jahrh. zu setzen und in
Syrien zu suchen. Die
griechische Kirche
hat (692) die ganze Sammlung anerkannt, die römische dagegen nur die 50
Kanones, welche
Dionysios der
Kleine in seine
Kanonsammlung aufgenommen hatte. Die apostolischen
Kanones sind als Anhang den apostolischen
Konstitutionen (s. d.) angefügt.