In der ersten Hälfte hat die Darstellung
mehr den Charakter des Wunderbaren und Sagenhaften festgehalten als in der zweiten, wo sie namentlich gegen den Schluß als
auf Augenzeugenschaft beruhende Berichterstattung erscheint. Dagegen ist es sehr schwer, wenn nicht unmöglich,
zwischen den Angaben über die Wirksamkeit des Paulus, die sich in den Briefen desselben finden, und denen der Apostelgeschichte, namentlich
in Bezug auf den sogen. Apostelkonvent und auf des Paulus Verhältnis zu Petrus eine volle Übereinstimmung herzustellen.
Hieran knüpft sich die verschiedene Beurteilung des Werts, den die Schrift für die Kenntnis des apostolischen
Zeitalters hat. Im Gegensatz zu der ältern Auffassung als einer streng geschichtlichen Darstellung wies die sogen. Tendenzkritik
(Schneckenburger, Baur, Schwegler, Zeller, Overbeck) auf den sichtlich hervortretenden Parallelismus zwischen Petrus und Paulus,
der sich ebenso auf die erduldeten Leiden wie auf die wunderbaren Kraftwirkungen und göttlichen Führungen
beziehe, und auf die konsequente Unterdrückung aller Spuren der Kämpfe hin, welche der geschichtliche Paulus mit den pharisäischen
Judenchristen zu bestehen hatte. Jedenfalls will der Verfasser den Bau der christlichen Kirche und die Thätigkeit des Apostels
Paulus schildern nach der Auffassung des spätern, katholisch werdenden Christenheidentums (um den
Anfang des 2. Jahrh.), das für eine unmittelbare Stiftung des Apostels gelten wollte und kein Bewußtsein von einer dazwischenliegenden
Entwickelung hatte.
Vgl. unter andern De Wette, Einleitung in die Apostelgeschichte (4. Aufl., hrsg.
von Overbeck, Leipz. 1870).
Bezeichnung der in der katholischen Geschichtschreibung als erstes Konzil geltenden
Konferenz, welche die Urapostel Petrus, Jakobus und Johannes mit den Heidenmissionären Paulus und Barnabas etwa um 52 zu Jerusalem
pflogen. Das Resultat derselben war nach
Gal. 2, 1-10. gegenseitige Anerkennung, Abgrenzung der Missionsgebiete und Freigebung
der gebornen Heiden gegenüber den Ansprüchen des mosaischen Gesetzes, nach
Apostelgesch. 15. überdies noch ein
förmliches Konkordat, durch welches die Heidenchristen im Widerspruch mit
Gal. 2, 10. zur Beobachtung der jüdischen Sitte in
vier besonders wichtigen Punkten verpflichtet wurden.
(Apostelbrüder, Apostoliker), eine der verweltlichten Richtung der Kirche entgegentretende Sekte gegen Ende
des 13. Jahrh., war gestiftet von Gerhard Segarelli, einem Gewerbsmann aus Parma, der als Bußprediger in der Kleidung
eines Apostels
Italien durchzog und die einfache Form der apostolischen Lebensgemeinschaft wiederherzustellen suchte. Segarelli
wurde mehrmals verhaftet und mußte 1300 den Scheiterhaufen besteigen. Trotzdem breitete sich unter der Führung Dolcinos aus
Mailand die Sekte weiter aus. In schwärmerischer Weise verkündigte sie den Umsturz der Hierarchie und forderte allgemeine Rückkehr
zur apostolischen Armut. Gegen das Kreuzheer des Bischofs von Vercelli verteidigten sich die Apostelbrüder zwei Jahre lang tapfer;
endlich wurde Dolcino 1307 bei Vercelli geschlagen und verbrannt, seine Anhänger aber verloren sich unter den Fraticellen
und Begharden.
ein nicht mehr gefeiertes Fest der katholischen Kirche (15. Juli), welches sich ursprünglich
auf die Legende bezog, wonach die Apostel behufs der Ausbreitung der christlichen Lehre sich in die Länder der Erde geteilt haben
sollen.
Briefe, Lehr- und Ermahnungsschreiben im Neuen Testament, von Aposteln an christliche Gemeinden oder an einzelne
Christen gerichtet.
Man teilt sie in die 13 Paulinischen, welchen als 14. der Brief an die Hebräer sich
anreiht, und in die 7 katholischen.
Mehrere von Aposteln verfaßte Briefe sind verloren gegangen, z. B. ein Brief (der erste)
des Paulus an die Korinther
(1. Kor. 5, 9). und ein Brief desselben an die Laodicenser (Kol. 4, 15).
Kanones, eine Sammlung von 85 kirchlichen Rechtssätzen, die sich meist auf Leben und Amtsführung des
Klerus beziehen und teils aus der Heiligen Schrift, teils aus Synodalschlüssen entlehnt sind. Die Entstehung
der Sammlung ist zwischen das Ende des 4. und die Mitte des 5. Jahrh. zu setzen und in Syrien zu suchen. Die griechische Kirche
hat (692) die ganze Sammlung anerkannt, die römische dagegen nur die 50 Kanones, welche Dionysios der Kleine in seine
Kanonsammlung aufgenommen hatte. Die apostolischen Kanones sind als Anhang den apostolischen Konstitutionen (s. d.) angefügt.