Ihr Gedächtnistag ist der 9. Februar. Der
Name bezeichnet bei
Klopstock und andern neuern Dichtern auch
eine musenähnliche Frauengestalt, die als Repräsentantin der
Poesie gedacht wird.
1) der Rhodier, griech.
Epiker und
Grammatiker aus
Alexandria, geboren um 240
v. Chr.,
genoß den
Unterricht des
Kallimachos, überwarf sich aber mit ihm vollständig, indem er es unternahm, ein umfängliches
Epos,
die »Argonautica« (in vier
Büchern), im
SinnHomers zu dichten.
Da er mit demselben infolge des Einflusses des
Kallimachos in
Alexandria keinen Anklang fand, ging er nach Rhodus, wo er mit seiner Thätigkeit als
Rhetor und mit seinem umgearbeiteten
Gedicht große
Anerkennung und sogar das
Bürgerrecht gewann. In späterm
Alter nach
Alexandria zurückgekehrt, fand er mit seinem
Werk allgemeinen Beifall und wurde zum Nachfolger des
Eratosthenes im Bibliothekariat ernannt.
Sein erhaltenes
Epos zeugt von mehr
Verstand, Fleiß und
Gelehrsamkeit als Dichtergenie, ward aber bei den
Römern viel gelesen und nachgeahmt, wie von
Terentius Varro Atacinus und
Valerius Flaccus (s. d.). Von der Beachtung der alten
Gelehrten zeugt eine wertvolle Scholiensammlung.
Ausgaben von
Brunck (Straßb. 1780; neue Ausg., Leipz.
1810-13, 2 Bde.), Wellauer (das.
1828, 2 Bde.), am besten von
Merkel (nebst den
Scholien von
Keil, das. 1854). Übersetzungen von
Willmann
(Köln
[* 2] 1832) und
Osiander
(Stuttg. 1838).
Vgl. Weichert, Über das
Leben und Gedicht des Apollonios
(Meiß. 1821);
2) von Pergä,Geometer, geboren zu Pergä in
Pamphylien während der
Regierung des
PtolemäosEuergetes (247-221
v. Chr.), empfing in
Alexandria von den Nachfolgern des Euklides seine mathematische
Bildung und blühte unter
Ptolemäos Philopator
(221-205). Er lebte eine Zeitlang in
Pergamon,
[* 4] wo er mit Eudemos befreundet war,
dem er sein Hauptwerk, die
»AchtBücher der
Kegelschnitte«,
[* 5] gewidmet hat. Von diesem Werk, in welchem Apollonios nicht nur alle
bis zu seiner Zeit gefundenen
Sätze über die
Kegelschnitte zusammengestellt, sondern auch die
Theorie dieser
Kurven mit zahlreichen
wertvollen
Entdeckungen bereichert hat, und das unter anderm auch die
Keime der später so berühmten
Theorie der
Evoluten enthält,
sind uns nur die vier ersten
Bücher in griechischer
Sprache,
[* 6] die drei folgenden aber in arabischer Übersetzung
erhalten; das achte fehlt ganz und ist von
Halley nach den bei
Pappos sich findenden
Lehnsätzen restituiert worden. Eine griechische
Ausgabe besorgte
Halley (Oxf. 1710), eine deutsche
Balsam (Berl. 1861). Außer diesem Hauptwerk sind uns noch
»Zwei
Bücher vom Verhältnisschnitt« in arabischer Übersetzung erhalten, welche
Richter
(Elbing
[* 7] 1846) deutsch herausgegeben
hat. Eine
Reihe andrer
Schriften, deren
Titel von
Pappos, Hypsikles und
Proklos aufgeführt werden, sind verloren gegangen.
5) von
Tyana, neupythagoreischer
Philosoph, Theurg und
Magier, ward von den Feinden des
Christentums nicht nur mit
Jesus verglichen,
sondern selbst über diesen gestellt.
Schonvor derGeburt des Apollonios hatte die
Mutter eine
Erscheinung des ägyptischen
GottesProteus, der in ihrem
Kind selbst
Mensch zu werden verhieß. Bei der Niederkunft (um die Zeit
Christi) fuhr ein Blitzstrahl
neben dem Neugebornen nieder und stieg, ohne
Schaden gethan zu haben, wieder in die
Höhe.
griech.
Grammatiker aus
Alexandria, lehrte um 140
n. Chr. in
Rom unter
AntoninusPius und begründete die wissenschaftliche
Grammatik,
deren
Stoff er zuerst systematisch gliederte. Von seinen Werken sind erhalten die
Schriften über
Pronomen (hrsg. von
Bekker,
Berl. 1813), Adverbien und
Konjunktionen (von demselben in »Anecdota graeca«, Bd.
2, das. 1814) und die
Syntax der
Redeteile in vier
Büchern (von demselben, das. 1817). Gesamtausgabe von
Schneider
(»Gramm. graeci«, Bd. 1, Leipz.
1878); Übersetzung von
Buttmann (Berl. 1878). An ihn schlossen sich besonders die lateinischen
Grammatiker an, namentlich
Priscian.
Noch bedeutender war sein Sohn
Herodianos.
vonTyrus, der
Held eines griech.
Romans, welcher im
Mittelalter viel gelesen wurde und in fast alle
Sprachen
des
Abendlandes übersetzt worden ist. Es werden darin die
Schicksale und
Abenteuer erzählt, welche der syrische
Fürstensohn Apollonius vor seiner Vermählung mit der Tochter des
Königs Archistrates von
Kyrene zu bestehen hatte; dazu die
¶
mehr
Erlebnisse seiner durch Scheintod von ihm getrennten Gattin sowie die seiner keuschen Tochter Tarsia, die von Seeräubern entführt
und an einen Kuppler nach Mytilene verkauft wird. Der Roman schließt mit dem gegenseitigen Wiederfinden aller Familienglieder.
Das griechische Original ist nicht mehr vorhanden, wohl aber eine sehr alte lateinische Übersetzung in
drei Bearbeitungen, von denen eine unter andern von Welser (Augsb. 1595) herausgegeben ward, die andre in den »Gesta Romanorum«,
die dritte im »Pantheon« des Gottfried von Viterbo enthalten ist.
Aus diesen Quellen flossen die verschiedenen poetischen und prosaischen Übersetzungen und Bearbeitungen: eine angelsächsische
aus dem 11. Jahrh. (hrsg. von Thorpe, Lond. 1834), eine spanische Bearbeitung aus dem 13. Jahrh.
(abgedruckt in Sanchez' »Coleccion de poesias castellanas«, 2. Ausg.,
Par. 1842),
mehrere französische und italienische in Versen und Prosa aus dem 14. und 15. Jahrh., ebenso verschiedene englische.
Shakespeare behandelte den Stoff in seinem »Perikles« und benutzte dabei die DarstellungGowers in der »Confessio
amantis«, welcher seinerseits aus dem »Pantheon« Gottfrieds vonViterbo schöpfte. Deutsch bearbeitete ihn, wahrscheinlich nach
den »Gesta Romanorum«, ein WienerArzt, Heinrich von der Neuenstadt, um 1300, in einem etwa 20,000 Verse langen Gedicht (im Auszug
hrsg. von Strobl, Wien
[* 17] 1875). Eine bisher unbekannte mitteldeutsche Prosabearbeitung gab Schröter heraus
in den »Mitteilungen der DeutschenGesellschaft«, Bd. 5 (Leipz.
1872). Über das niederländische Volksbuch »Van Apollonius van Thyro«, das auf den »Gesta Romanorum« beruht, handelt Penon
in seinen »Bydragen tot de geschiedenis der nederlandsche letterkunde«
(Groning. 1881). Spätern Ursprungs ist eine »History des Küniges Appolonii«
von Heinr. Steinhöwel, welche sich hauptsächlich an die »Gesta Romanorum« anschließt (Augsb. 1471 u.
öfter). Ebenfalls nach den »Gesta Romanorum« erzählt Simrock den Stoff hochdeutsch in den »Quellen des Shakespeare«, Bd. 2 (2.
Aufl., Bonn
[* 18] 1872),
während ihn Bülow in seinem »Novellenbuch«, Bd. 4 (Leipz.
1836), nach der Welserschen Ausgabe mitteilt.
Vgl. Hagen,
[* 19] Der Roman vom König in seinen verschiedenen Bearbeitungen
(Berl. 1878).