ging nach den Äolischen Inseln; er war fromm, gerecht und gastfrei, lehrte Segel gebrauchen und Wetter aus dem Feuer vorhersagen.
Auch bei Homer ist Äolos Beherrscher der Äolischen Inseln. Dieser Äolos ist den Göttern befreundet und von Zeus zum Schaffner der
Winde bestellt. Freundlich nimmt er Odysseus auf und gibt ihm zur Fahrt günstigen Westwind und einen Zauberschlauch,
worin die übrigen Winde verschlossen sind. Da aber des Odysseus Gefährten den Schlauch, worin sie Schätze zu finden hoffen,
öffnen, so wird das Schiff von den entfesselten Winden wieder zur Äolischen Insel zurückgetrieben, von wo Äolos die mit der
Götter Haß Belasteten verjagt. Nach Vergil wohnt Äolos auf Lipara oder Strongyle als König der
Winde, die er in einer Berghöhle verschlossen hält, während er selbst, das Zepter führend, auf hoher Burg thront. Bei spätern
Dichtern wurde er mehr und mehr zum Gott, als solcher auch wohl von den Künstlern dargestellt, wiewohl sich
kein Bild von ihm erhalten hat.
(Windharfe, Wetterharfe, Geisterharfe), ein langer, schmaler Resonanzkasten mit oder ohne Schallloch, auf
dem eine (beliebig große) Anzahl im Einklang abgestimmter Darmsaiten über zwei niedrige Stege aufgespannt ist. Die Saiten müssen
von verschiedener Dicke sein, so daß für jede ein andrer Spannungsgrad zur Erreichung derselben Tonhöhe
erforderlich ist; doch darf keine sehr stark angespannt sein. Streift ein Luftzug die Saiten, so fangen dieselben an zu tönen,
und zwar machen sie zufolge der verschiedenen Spannung neben den totalen verschiedenartige Partialschwingungen, jedoch natürlich
immer nur Töne gebend, die der Obertonreihe des gemeinschaftlichen Grundtons angehören. Der Klang ist
von zauberischer Wirkung, da je nach der Stärke des Windes die Akkorde vom zartesten Pianissimo zum rauschenden Forte anschwellen
und wieder verhallen. Die Äolsharfe ist alt; als Erfinder, resp. Verbesserer werden
genannt der heil. Dunstan (10. Jahrh.), Athanasius Kircher (gest. 1680) und Pope (1792). In neuerer Zeit hat sie
besonders durch H. Ch. Koch wesentliche Verbesserungen erfahren. Vgl. Anemochord.
ein von Mesterns in Berlin konstruierter Apparat zum Kühlen und Reinigen der Luft, welcher aus einem zu einem
Teil seiner Höhe doppelwandigen Hohlcylinder aus Thon oder Metall besteht, worin ein Rohr aufragt, dessen unteres Ende mit
einer Druckwasserleitung in Verbindung gesetzt wird. Das Wasser tritt am obern Ende des Rohrs unter einer kleinen Glocke aus,
wodurch sich ein zu regulierender schmaler Spalt zwischen der Rohrwand und dem untern Rande der Glocke bildet.
Der Spalt ist so geformt, daß das austretende Wasser in einem konoidischen Strahlenschleier auf den Boden
des Cylinders fällt, von wo es durch ein Ableitungsrohr entfernt wird. Dieser Wasserschleier wirkt aspirierend auf die Zimmerluft,
welche, bis zum Boden des Cylinders mitgerissen und mit Feuchtigkeit gesättigt wie auch gewaschen, durch den Hohlraum zwischen
den beiden Wänden des Cylinders wieder in die Höhe steigt und ins Zimmer zurückströmt. Der Apparat kann
durch ganz geringe Änderungen auch zu einem Ventilationsapparat umgestaltet und vermittelst Schläuche an jeder Stelle des
Zimmers aufgestellt werden, während er leicht und exakt zu regulieren ist.
griech. Wort, welches eigentlich Zeitraum, Welt-, Menschenalter, auch wohl Ewigkeit bedeutet,
in einem besondern
Sinn aber von den Gnostikern (s. d.) gebraucht wurde.
Bei diesen sind die Äonen göttliche Kräfte, die vor dem Anfang der
Zeiten von Gott ausgeströmt (emaniert, s. Emanation) sind und als selbständige Geister Existenz, an dem ewigen Sein Gottes aber
Anteil haben und den verschiedenen Weltaltern oder Weltordnungen vorstehen.
Daher Äonenlehre, die gnostische
Lehre von der Emanation der Äonen aus Gott.
ein Tempus des griech. Verbums, das sich der Form nach auch im Indischen, Slawischen und
Iranischen findet.
Der griechische Aorist hat namentlich entweder eine ingressive Bedeutung, etwa wie die
Silbe "er« in erwachen, oder eine effektive, etwa wie die Silbe »ge" in gesehen;
im Indikativ drückt er die reine Vergangenheit
aus und wird daher vorherrschend bei Erzählungen gebraucht. S. Verbum.
die stärkste Arterie (Schlagader) des Wirbeltierkörpers, führt das Blut aus dem Herzen
durch ihre Äste und Zweige nach allen Organen des Körpers hin (s. Tafel »Blutgefäße des
[* ] Menschen«). Beim Menschen entspringt
sie als ein beim Erwachsenen reichlich daumendickes Rohr aus der linken Herzkammer, steigt ein kurzes Stück in der Brusthöhle
aufwärts (Aorta ascendens), biegt dann bogenartig (Aortenbogen) nach links und hinten um und
läuft dicht vor der Wirbelsäule bis zum letzten Lendenwirbel herab (Aorta descendens), wo sie scheinbar sich gabelig spaltet
und ein Ende findet (s. Blutgefäße).
Beim erwachsenen Menschen ist die in ihrem Anfangsteil unsymmetrisch, indem ihr Bogen nach links verläuft; dies ist beim menschlichen
Fötus und bei vielen andern Wirbeltieren nicht der Fall, vielmehr existieren stets mehrere (gewöhnlich
fünf) Paare von Aortenbogen, in welche sich die Aorta gleich an ihrem Anfang teilt, die aber auch wieder zu einer einheitlichen
absteigenden Aorta zusammentreten. Diese Bogen bleiben entweder (Fische) zeitlebens als Kiemenarterien bestehen, oder wandeln
sich zum Teil in andre Adern um (z. B. in Lungenarterien), oder gehen ganz ein. So ist bei den Reptilien
stets noch ein rechter und linker Aortenbogen vorhanden, dagegen bei Vögeln und Säugetieren nur während des Eilebens; die
erwachsenen Vögel besitzen nur noch den rechten, die Säugetiere den linken Bogen. - Krankheiten der Aorta sind häufig, abgesehen
von angebornen Anomalien der Aorta vorzugsweise Arterienentzündung und Aneurysma.
Kreishauptstadt in der ital. Provinz Turin, an der Dora Baltea und am Vereinigungspunkt der Straßen vom Großen
und Kleinen St. Bernhard, inmitten von Obsthainen, Rebenhügeln und Mandelbaumpflanzungen gelegen, ein düsterer, winkeliger
Ort, hat eine Kathedrale mit reichgeschmückter Fassade und dem Grabmal des savoyischen Fürsten Thomas, ein
ansehnliches Rathaus und (1881) 5672 Einw., welche Nägelerzeugung, Handel mit Vieh, Butter und Wein betreiben. Die Stadt besitzt
ein Lyceum, ein Gymnasium und eine technische Schule und ist Sitz eines Bischofs und eines Unterpräfekten. Das nach der Stadt
benannte reizende Thal von Aosta liegt zwischen den Grajischen und Penninischen Alpen, enthält den Oberlauf
der Dora Baltea, hat schönes Wiesen- und Weideland, Waldungen, Bergwerke und Mineralquellen, darunter die von Courmayeur (s. d.),
und wegen seiner strategischen
mehr
Wichtigkeit mehrere Befestigungen, so am Ausgang das Fort von Bard. Die ärmlichen Bewohner, ca. 80,000, welche meist französisch
sprechen, liefern ein starkes Kontingent zum Kretinismus und zur Auswanderung. - Aosta wurde 25 v. Chr. vom Kaiser Augustus nach Besiegung
der Landeseinwohner (Salasser) als Militärkolonie gegründet und erhielt den Namen Civitas Augusta oder Augusta
praetoria. Von der Wichtigkeit des Orts zu jener Zeit geben die noch vorhandenen Altertümer in und bei Aosta Zeugnis, unter denen
ein gut erhaltener Triumphbogen mit 16 korinthischen Marmorsäulen, ein Festungsthor mit drei Durchgängen, die Ruinen eines
Amphitheaters mit mächtigen Strebepfeilern, die Brücke über die Dora, die Stadtmauern mit festen Türmen
u. a. die beachtenswertesten sind. In den Stürmen der Völkerwanderung ward Aosta eine Beute der Goten, dann der Langobarden, die
Land und Stadt zu einem Herzogtum erhoben. Nach der Auflösung des burgundischen Reichs herrschten hier die Markgrafen von Ivrea
und Susa, denen 1030 das Haus Savoyen folgte.