Körperschaft begangen
werden (§ 197). Diese
Verbrechen sind aber von den eigentlichen Antragsverbrechen insofern verschieden, als das
Verbrechen
hier immerhin von
Amts wegen zu verfolgen ist, nur daß die strafrechtliche Verfolgung sistiert wird und die Bestrafung unterbleibt,
wenn die einzuholende Ermächtigung dazu nicht erteilt wird. Eine
Zurücknahme des einmal gestellten
Antrags
ist nur ausnahmsweise in den im
Gesetz ausdrücklich bezeichneten
Fällen zulässig. Diese letztern finden sich im
Strafgesetzbuch
in den § 102-104 (feindliche
Handlungen gegen befreundete
Staaten), 194
(Beleidigung), 232 (leichte vorsätzliche und fahrlässige
Körperverletzungen, gegen
Angehörige verübt), 247
(Haus- und Verwandtendiebstahl oder
Unterschlagung dieser Art), 263
(Betrug
dieser Art), 292
(Wilddiebstahl, verübt von einem
Angehörigen des Jagdberechtigten), 303
(Sachbeschädigung,
einem
Angehörigen gegenüber begangen) und 370
(Entwendung von
Nahrungsmitteln zum alsbaldigen Verbrauch oder Wegnahme von
Viehfutter, um das eigne Vieh des Bestohlenen damit zu füttern). Aber auch in diesen
Fällen ist die
Zurücknahme des
Antrags
nur bis zur Verkündung eines auf
Strafe lautenden
Urteils zulässig.
Vgl. Hergenhahn, Das Antragsrecht
im deutschen
Strafrecht (Berl. 1878).
(spr. angträhg),Flecken im franz.
DepartementArdèche,
ArrondissementPrivas, liegt äußerst malerisch auf
einem Basaltplateau am Eingang eines schönen
Thals und hat (1876) 1430 Einw. In der
Nähe ein ausgebrannter
Vulkan (la coupe
d'Aysac) und der 560 m lange, von Basaltsäulen gebildete Riesenweg
(Pavé des géants).
Einer öffentlichen
Anklage glücklich entgangen, ward er durch diplomatische Sendungen nach
Petersburg
[* 2] und
Wien
[* 3] entfernt. Hier
vertrat er die
Interessen des bourbonischen Königshauses. Auf einer diplomatischen
Mission nach
Italien
[* 4] ließ ihn
Bonaparte
(1798) aufheben; doch entkam er mit
Hilfe seiner Gemahlin, der berühmten OpernsängerinSaint-Huberty.
Später wurde er zum russischen
Staatsrat ernannt und in diplomatischen Angelegenheiten nach
Dresden
[* 5] gesendet.
Dort schrieb er
seine bekannte
Invektive gegen
Napoleon:
»Fragment du XVIII. livre de Polybe, trouvé sur le mont
Athos«. Eingeweiht in die geheimen
Artikel des
TilsiterFriedens, verließ er Rußland, um sich durch Mitteilung derselben dem englischen
Ministerium
unentbehrlich zu machen. Er ward in einem Dorf bei
London
[* 6] nebst seiner Gemahlin von seinem Bedienten, einem
Italiener,
ermordet, welcher sich gleich nachher selbst erschoß.
1)
Grafschaft der irländ.
ProvinzUlster, grenzt im N. und O. an den Nordkanal und den Atlantischen
Ozean, erstreckt
sich westlich bis zum
LoughNeagh und dem aus demselben abfließenden
Bann und hat ein
Areal von 3084 qkm (55,97 QM.). Ein vulkanisches
Tafelland bedeckt den größten Teil der
Grafschaft, steigt im Trostan 554
m an und fällt rings in steilen, teilweise aus Basaltsäulen
bestehenden Felsenwänden (s.
Giant's Causeway) ins
Meer und die fruchtbare
Ebene des
FlussesBann ab. Die
vorwiegend protestantische
Bevölkerung
[* 7] ist 1871-81 von 404,015 auf 421,943
Seelen gestiegen, aber dieser
Zuwachs wurde gänzlich
von
Belfast absorbiert.
Von der Gesamtoberfläche sind (1881) 32,6 Proz.
unter dem
Pflug,
[* 8] 44,6 Proz. bestehen aus Weideland, 1,0
Proz. aus
Wald, 4,8 Proz. aus
Moor und
Sümpfen, 6,5 Proz. aus wüstem Bergland, 3,7
Proz. sind von
Straßen etc. und 6,8 Proz. von
Wasser bedeckt. An Vieh zählte man 29,674
Pferde,
[* 9] 138,519
Rinder,
[* 10] 56,849
Schafe
[* 11] und 46,821
Schweine.
[* 12] Der
Bergbau
[* 13] liefert
Salz
[* 14] und wenig
Eisen.
[* 15] Sehr wichtig ist die
Industrie; die Textilfabrikation allein beschäftigte
1881: 24,171
Menschen (davon 21,247 in
Baumwoll- und Leinwandfabriken, 498 in Wollfabriken). Hauptstadt, zugleich wichtigste
Fabrik- und Handelsstadt ist
Belfast. -
2) Stadt in der irischen
Grafschaft Antrim, nahe beim
LoughNeagh, vormals bedeutender, 1881 mit nur 1647 Einw., hat einen 28 m
hohen Rundturm. Dabei Antrim
Castle und Shane's
Castle, letzteres in
Ruinen.
(Antustriōnes), fränk. Dienstmannen unter den
Merowingern, entweder s. v. w.
Leudes (Leute) oder von
diesen unterschieden als höhere
Vasallen mit freien Leuten in ihrem
Gefolge.
(mittellat. machinae), im
MittelalterName der technischen Hilfsmittel, deren man sich
bei Belagerungen bediente. Es gab drei
Arten:
1) Stoßzeug (machinae oppugnatoriae), wozu der
Sturmbock oder
Widder, der Tarant (Mauerbohrer), der
Fuchs
[* 16] und der
Krebs
[* 17] gehörten;
2)
Schuß- und Wurfzeug (machinae jaculatoriae), wie die Standarmbrust oder der Spannwagen und die
Rutten
(Katapulten); ferner
die
Bleide, der Tribock, der Schleuderkasten, die
Mange etc. (die letztern zum Bogenwurf);
3) Deckzeug (machinae tectoriae), bestehend in fahrbaren Holzbrustwehren, bedeckten
Ständern oder
Hallen (auch
Katze
[* 18] und
Sau
genannt),
Türmen etc.
[* 19] (franz.
Anvers, span. Amberes), belg.
Provinz und ehemalige Markgrafschaft, grenzt im N. an die holländische
ProvinzNordbrabant, im SO. an
Limburg,
[* 20] imS. an
Südbrabant und im
W. an
Ostflandern und hat ein
Areal von 2831,73
qkm (51,4 QM.). Sie ist durchaus eben und wird durch Flußdämme
gegen
Überschwemmungen geschützt; in den
Niederungen sind viele fruchtbare
Polders. Der
Boden ist ein leichter, feiner
Sand,
mit
Thon vermischt, über dem eine fruchtbare vegetabilischeErde lagert. Am ergiebigsten ist derselbe
um
Mecheln
[* 21] und an den Marschstrecken der
Schelde, am magersten im N. und O., wo die
Campine (s. d.) nur teilweise dem
Ackerbau
gewonnen ist.
Die gleichnamige Hauptstadt der Provinz, zugleich Hauptfestung und bedeutendster (auch für Deutschland
[* 29] wichtiger) Seehafen
des Königreichs, liegt halbkreisförmig am rechten Ufer der über 600 m breiten Schelde, die bis oberhalb der Stadt am Wechsel derEbbe und Flut teilnimmt, 44 km nördlich von Brüssel und 5 km vom Meer. Das Äußere derselben hat sich
in neuester Zeit merklich verändert. An Stelle der alten, nunmehr abgetragenen Festungswälle mit ihren Gräben, welche ausgefüllt
und in ansehnliche Boulevards und neue Stadtteile umgewandelt sind, umzieht ein einziger Wall mit breitem Wassergraben im Umfang
von 18 km das fast um das Sechsfache des frühern vergrößerte Weichbild der Stadt, mit beiden Enden auf
die Schelde sich stützend und an der Nordseite in die Nordcitadelle auslaufend.
Vor dieser Umfassungslinie sind seit 1859 nach den Grundsätzen der modernen Befestigungskunst eine Anzahl detachierte Forts
und vorgeschobene Hornwerke errichtet, während die alte Citadelle (Citadelle du Sud, 1567 von HerzogAlba
[* 30] angelegt) seit 1874 geschleift und der dadurch gewonnene Raum teils zu maritimen Bauwerken (Werften, Bassins, Entrepots etc.),
teils zur Herstellung eines neuen Bahnhofs verwendet worden ist. Die Stadt wird von 11 Kanälen durchschnitten, über welche
mehr als 40 Brücken
[* 31] führen.
Die Straßen der neuen Stadtteile sind breit und regelmäßig (namentlich bilden die prächtigen Avenuen
des QuartiersLeopold im S. gegenwärtig den fashionabeln Glanzpunkt der Stadt), die der innern Stadt dagegen meist eng, besonders
in der Nähe des Flusses, an dem sich ein wahres Labyrinth von Gassen hinzieht, in welchen Matrosen und Schenkwirte ihr Wesen treiben.
Die freiesten Stellen im Innern sind: der Markt, der Grünplatz (Gemüsemarkt, seit 1840 mit der ehernen
4½ m hohen StatueRubens' von Geefs auf 5,8 m hohem Sockel) und der sogen. Meir, eine breite Straße mit modernen Häusern und
Palästen, unter welcher ein Kanal
[* 32] hinfließt.
Das ausgezeichnetste Gebäude der Stadt ist die prachtvolle Kathedrale (Notre Dame), 117 m lang, 65 m breit, 40 m
hoch, die schönste und größte gotische KircheBelgiens (nur etwa ein Sechstel an Flächeninhalt kleiner als der Kölner
[* 33] Dom).
Sie wurde 1322 begonnen und im 15. Jahrh. vollendet. Unter den zahlreichen Kunstwerken der
Malerei und Plastik, welche die Kirche schmücken, befinden sich drei Hauptgemälde von Rubens (die Kreuzabnahme,
Kreuzeserhöhung und Mariä Himmelfahrt) sowie reiche Glasmalereien.
Der zierlich durchbrochene Turm,
[* 34] von Jean Amel aus Boulogne 1422 entworfen, im 16. Jahrh. in einer Höhe von 123 m abgeschlossen,
steigt als schlanke Pyramide empor und enthält eins der bedeutendsten GlockenspieleBelgiens (99 Glocken,
die größte 80 metr. Ztr. schwer); der andre Turm ist nur zum dritten Teil vollendet. Das Chor wurde 1521-1523 erweitert.
Durch die Bilderstürmer erlitt die Kirche 1566 arge Beschädigungen, nicht minder durch die französischer Republikaner 1794. Unter
den fünf Pfarrkirchen
zeichnen sich besonders aus: die Kirche St. Jakob im spätgotischen Stil (1491 gegründet,
mit prachtvollen Skulpturen, Marmorzieraten, Gemälden von Rubens, van Dyck etc. und der Grabkapelle der FamilieRubens);
die
Dominikanerkirche (St. Paul), ebenfalls im spätgotischen Stil (1540-71 erbaut, mit einer GeißelungChristi von Rubens), und
die Andreaskirche (1514-33 erbaut, mit großer, kunstvoll geschnitzter Kanzel).
Das im Renaissancestil
nach Zeichnungen von Cornelis de Vriendt (1561-65) erbaute Stadthaus steht den prächtigen gotischen zu Gent,
[* 35] Brüssel und Löwen
nach. Die neue Börse, welche an Stelle der 1858 niedergebrannten alten Börse, eines prächtigen spätgotischen Baues von 1531,
neuerdings (1869-72) nach Plänen von J. ^[Joseph] Schade ^[richtig: Schadde] ganz im Stil des alten Gebäudes
aufgeführt wurde, ferner das französische Theater
[* 36] (1834 erbaut), das vlämische Schauspielhaus (im Renaissancestil 1869-1872
erbaut), das große Hospital und das alte malerische Gildehaus der Schützen sowie das ehrwürdige Hansahaus (auch Osterlingshaus)
sind gleichfalls ansehnliche Gebäude.
endlich die berühmten,
stets von großen Seeschiffen aller Völker belebten Hafenbassins am Nordende der Stadt (s. unten).
Die Bevölkerung Antwerpens (1846 nur 88,487 Seelen) betrug 169,112 Seelen und wurde 1883 auf 180,447 berechnet.
Die jährliche Zunahme betrug 1846-82 im Durchschnitt 2,9 Proz. Im J. 1882 war die
Zahl der Lebendiggebornen 7217, der Totgebornen 316, außerdem starben 4544 Personen; 1654 Ehen wurden geschlossen. Die Zahl
der bewohnten Gebäude ist von (1846) 11,756 auf (1880) 22,010 gestiegen, und ihre Vermehrung hat mit der Zunahme der Bevölkerung
fast gleichen Schritt gehalten. Es gab 1880: 34,880 Haushaltungen. Die obern Klassen sprechen überwiegend
französisch, die untern meist vlämisch.
Die Industrie Antwerpens ist von nicht geringer Bedeutung. Es bestehen 15 Diamantenschleifereien, in denen jährlich für 15 Mill.
Frank rohe Diamanten verarbeitet werden, 2 Schwefelraffinerien, 2 Wollwäschereien, 1 Wachsteppich- und 1 große Stearinkerzenfabrik, 2 Schiffswerften,
bedeutende Branntweinbrennereien und Brauereien, 6 Reismühlen; die früher zahlreichen Zuckerfabriken
können aber die deutsche Konkurrenz nicht bestehen. Außerdem gibt es Fabriken für Bleiweiß,
[* 38] Lackmus, Baumwollstoffe, Spitzen
(ein altes, neuerdings durch die Mode wieder belebtes Gewerbe), Zwirn (berühmt ist die schwarze Nähseide), Tapeten, Tabak,
[* 39] Gold-
und Silbertressen, Hüte etc.